Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.dem Sathan gelernet / der ist ein Lügner von Anfang / das muß aber für der Weltherrlich Ding seyn. Dann niemand will ein Lügner seyn / sintemal auch der Sathan selbst sein Betrug übet vnter dem Schein der Warheit: Also wer mit Betrug seinen Vortheyl gesuchet / achtet es für Klugheit vnd Fürsichtigkeit / damit betreugt sich dann der elende Mensch / vnd wird je mehr vnd mehr durch die betrügliche Lüste verderbet. Hingegen / Warheit ist ein Stuck eines newen Menschen / dann das finden wir in GOtt / vnd kompt vberein mit seinem heyligen Willen. Dann GOTT handelt auffrichtig in allem seinem Thun. Darumb muß ein ernewerter Christ alle Lügen / alle Verleumbdungen in Worten / allen Betrug im Handel meiden / vnnd dargegen sich der Auffrichtigkeit vnd Warheit befleissigen. In Sprüchwörtern am 12. Cap. spricht der weise König: FalscheProv. 12, 22. Mäuler sind dem HErrn ein Grewel / die aber trewlich handeln gefallen jhm wol. Es setzet auch der Apostel diese Vrsach hinzu / warumb wirRatio. die Warheit vntereinander lieben sollen / dieweil wir vntereinander Glieder seyn. Kein Glied soll mit dem andern betrüglich vmbgehen. Gleich wie ein Politisch Regiment durch Trew vnd Glaub erbawet / durch Falschheit vnd Lügen aber sehr verunruhiget wird: Also wird vielmehr die Einigkeit der Liebe / die vnter Christen seyn soll / durch Vntrew sehr verletzet. Das ander Exempel ist genommen vom Zorn: Zürnet vnd2. De fugienda ira. sündiget nicht / laßt die Sonne nicht vber ewern Zorn vntergehen. Diß ist genommen auß dem 4. Psalm: Da auchPsalm. 4, 5. stehet: Zürnet jhr so sündiget nicht. Zürnen an jhm selbst ist nicht böß. Dann GOtt zürnet auch. Derwegen / wie mehr ein Mensch GOtt liebet / wie mehr er vber das böse zürnet. Aber der dem Sathan gelernet / der ist ein Lügner von Anfang / das muß aber für der Weltherrlich Ding seyn. Dann niemand will ein Lügner seyn / sintemal auch der Sathan selbst sein Betrug übet vnter dem Schein der Warheit: Also wer mit Betrug seinen Vortheyl gesuchet / achtet es für Klugheit vnd Fürsichtigkeit / damit betreugt sich dann der elende Mensch / vnd wird je mehr vnd mehr durch die betrügliche Lüste verderbet. Hingegen / Warheit ist ein Stuck eines newen Menschen / dann das finden wir in GOtt / vnd kompt vberein mit seinem heyligen Willen. Dann GOTT handelt auffrichtig in allem seinem Thun. Darumb muß ein ernewerter Christ alle Lügen / alle Verleumbdungen in Worten / allen Betrug im Handel meiden / vnnd dargegen sich der Auffrichtigkeit vnd Warheit befleissigen. In Sprüchwörtern am 12. Cap. spricht der weise König: FalscheProv. 12, 22. Mäuler sind dem HErrn ein Grewel / die aber trewlich handeln gefallen jhm wol. Es setzet auch der Apostel diese Vrsach hinzu / warumb wirRatio. die Warheit vntereinander lieben sollen / dieweil wir vntereinander Glieder seyn. Kein Glied soll mit dem andern betrüglich vmbgehen. Gleich wie ein Politisch Regiment durch Trew vnd Glaub erbawet / durch Falschheit vnd Lügen aber sehr verunruhiget wird: Also wird vielmehr die Einigkeit der Liebe / die vnter Christen seyn soll / durch Vntrew sehr verletzet. Das ander Exempel ist genom̃en vom Zorn: Zürnet vnd2. De fugiẽdâ irâ. sündiget nicht / laßt die Sonne nicht vber ewern Zorn vntergehen. Diß ist genommen auß dem 4. Psalm: Da auchPsalm. 4, 5. stehet: Zürnet jhr so sündiget nicht. Zürnen an jhm selbst ist nicht böß. Dann GOtt zürnet auch. Derwegen / wie mehr ein Mensch GOtt liebet / wie mehr er vber das böse zürnet. Aber der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0413" n="397"/> dem Sathan gelernet / der ist ein Lügner von Anfang / das muß aber für der Weltherrlich Ding seyn. Dann niemand will ein Lügner seyn / sintemal auch der Sathan selbst sein Betrug übet vnter dem Schein der Warheit: Also wer mit Betrug seinen Vortheyl gesuchet / achtet es für Klugheit vnd Fürsichtigkeit / damit betreugt sich dann der elende Mensch / vnd wird je mehr vnd mehr durch die betrügliche Lüste verderbet.</p> <p>Hingegen / Warheit ist ein Stuck eines newen Menschen / dann das finden wir in GOtt / vnd kompt vberein mit seinem heyligen Willen. Dann GOTT handelt auffrichtig in allem seinem Thun.</p> <p>Darumb muß ein ernewerter Christ alle Lügen / alle Verleumbdungen in Worten / allen Betrug im Handel meiden / vnnd dargegen sich der Auffrichtigkeit vnd Warheit befleissigen. In Sprüchwörtern am 12. 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dem Sathan gelernet / der ist ein Lügner von Anfang / das muß aber für der Weltherrlich Ding seyn. Dann niemand will ein Lügner seyn / sintemal auch der Sathan selbst sein Betrug übet vnter dem Schein der Warheit: Also wer mit Betrug seinen Vortheyl gesuchet / achtet es für Klugheit vnd Fürsichtigkeit / damit betreugt sich dann der elende Mensch / vnd wird je mehr vnd mehr durch die betrügliche Lüste verderbet.
Hingegen / Warheit ist ein Stuck eines newen Menschen / dann das finden wir in GOtt / vnd kompt vberein mit seinem heyligen Willen. Dann GOTT handelt auffrichtig in allem seinem Thun.
Darumb muß ein ernewerter Christ alle Lügen / alle Verleumbdungen in Worten / allen Betrug im Handel meiden / vnnd dargegen sich der Auffrichtigkeit vnd Warheit befleissigen. In Sprüchwörtern am 12. Cap. spricht der weise König: Falsche Mäuler sind dem HErrn ein Grewel / die aber trewlich handeln gefallen jhm wol.
Prov. 12, 22. Es setzet auch der Apostel diese Vrsach hinzu / warumb wir die Warheit vntereinander lieben sollen / dieweil wir vntereinander Glieder seyn. Kein Glied soll mit dem andern betrüglich vmbgehen. Gleich wie ein Politisch Regiment durch Trew vnd Glaub erbawet / durch Falschheit vnd Lügen aber sehr verunruhiget wird: Also wird vielmehr die Einigkeit der Liebe / die vnter Christen seyn soll / durch Vntrew sehr verletzet.
Ratio. Das ander Exempel ist genom̃en vom Zorn: Zürnet vnd sündiget nicht / laßt die Sonne nicht vber ewern Zorn vntergehen. Diß ist genommen auß dem 4. Psalm: Da auch stehet: Zürnet jhr so sündiget nicht. Zürnen an jhm selbst ist nicht böß. Dann GOtt zürnet auch. Derwegen / wie mehr ein Mensch GOtt liebet / wie mehr er vber das böse zürnet. Aber der
2. De fugiẽdâ irâ.
Psalm. 4, 5.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/413>, abgerufen am 16.02.2025. |