Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.die Christi Gestalt in euch gebären. Groß ist die Erndte / aber wenig seynd der Arbeiter / bittet den Vatter der Erndte / daß er trewe Arbeiter in seine Erndte sende; vnd so jhr sie habet / so gedenckt daran / daß euch ein Gnadengeschenck von GOtt geworden sey. Zum andern / wird vns sämptlich hie gezeiget / wozu wir deß2. Scire scopum devotae auscultationis. Ampts deß Geistes gebrauchen sollen / oder worauff wir sehen sollen / wann wir Gottes Wort hören oder lesen. Nemblich / daß wir ein Brieff Christi werden / zubereitet durchs Predigampt / vnd geschrieben nicht mit Dinten / sondern mit dem Geist deß lebendigen Gottes / daß man JEsum Christum in vnsern Hertzen lesen kan; vnd die Klarheit Gottes in vns leuchte / vnd wir verwandelt werden in das Bild Gottes / vnd jmmer zunehmen / vnd geführet werden von einer Klarheit zur andern. Diß sollen wir suchen / dazu ist das Evangelium Christi eingesetzet. Findestu es / hastu kein geringes gefunden. Was ists doch für eine Majestät / daß Christus / als die Klarheit Gottes / will eingeschrieben seyn in die fleischliche Tafeln deines Hertzens? Da mustu freylich wachtsam seyn / daß diese Schrifft nicht außgeleschet werde / sondern daß du täglich verkläret werdest von einer Klarheit zur andern / vnd darin wachsest vnd zunehmest. Wer das nicht begehret / der führet fälschlich den Namen eines Christen. Denn ein rechter Christ heisset hie ein Brieff Christi / geschrieben mit dem Geist deß lebendigen Gottes. Wer nun kein Brieff ist / ist auch kein Christ. Was gewinnet er aber damit? Willstu nicht ein Brieff Christi seyn / mustu ein Brieff deß Satans seyn; willstu nicht / daß Gottes Herrligkeit in dir leuchte / mustu leiden / daß sich der Teuffel in dir spiegele / vnd als denn wirstu verwandelt in desselbigen Bilde / von einer Scheußligkeit zur andern. Wer solt meynen / daß mancher in seinem wolgestalten wolgeschmückten Leibe solche Scheußligkeit trüge? O wie mancher putzet sich so zierlich / vnd frewet sich über seine schöne Gestalt / vnd vergisset der besten Zierat seiner Seelen! Ja schmücke dich / spiegle dich / ergetze dich in deiner Schönheit / vnd schleppe dich mit deß Teuffels Bild in deiner Seelen. Wie wol thätstu / wann du trach- die Christi Gestalt in euch gebären. Groß ist die Erndte / aber wenig seynd der Arbeiter / bittet den Vatter der Erndte / daß er trewe Arbeiter in seine Erndte sende; vnd so jhr sie habet / so gedenckt daran / daß euch ein Gnadengeschenck von GOtt geworden sey. Zum andern / wird vns sämptlich hie gezeiget / wozu wir deß2. Scire scopum devotae auscultationis. Ampts deß Geistes gebrauchen sollen / oder worauff wir sehen sollen / wann wir Gottes Wort hören oder lesen. Nemblich / daß wir ein Brieff Christi werden / zubereitet durchs Predigampt / vnd geschrieben nicht mit Dinten / sondern mit dem Geist deß lebendigen Gottes / daß man JEsum Christum in vnsern Hertzen lesen kan; vnd die Klarheit Gottes in vns leuchte / vnd wir verwandelt werden in das Bild Gottes / vnd jmmer zunehmen / vnd geführet werden von einer Klarheit zur andern. Diß sollen wir suchen / dazu ist das Evangelium Christi eingesetzet. Findestu es / hastu kein geringes gefunden. Was ists doch für eine Majestät / daß Christus / als die Klarheit Gottes / will eingeschrieben seyn in die fleischliche Tafeln deines Hertzens? Da mustu freylich wachtsam seyn / daß diese Schrifft nicht außgeleschet werde / sondern daß du täglich verkläret werdest von einer Klarheit zur andern / vnd darin wachsest vnd zunehmest. Wer das nicht begehret / der führet fälschlich den Namen eines Christen. Denn ein rechter Christ heisset hie ein Brieff Christi / geschrieben mit dem Geist deß lebendigen Gottes. Wer nun kein Brieff ist / ist auch kein Christ. Was gewinnet er aber damit? Willstu nicht ein Brieff Christi seyn / mustu ein Brieff deß Satans seyn; willstu nicht / daß Gottes Herrligkeit in dir leuchte / mustu leiden / daß sich der Teuffel in dir spiegele / vnd als deñ wirstu verwandelt in desselbigen Bilde / von einer Scheußligkeit zur andern. Wer solt meynen / daß mancher in seinem wolgestalten wolgeschmückten Leibe solche Scheußligkeit trüge? O wie mancher putzet sich so zierlich / vnd frewet sich über seine schöne Gestalt / vnd vergisset der besten Zierat seiner Seelen! Ja schmücke dich / spiegle dich / ergetze dich in deiner Schönheit / vnd schleppe dich mit deß Teuffels Bild in deiner Seelen. Wie wol thätstu / wann du trach- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0275" n="259"/> die Christi Gestalt in euch gebären. 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Was ists doch für eine Majestät / daß Christus / als die Klarheit Gottes / will eingeschrieben seyn in die fleischliche Tafeln deines Hertzens? Da mustu freylich wachtsam seyn / daß diese Schrifft nicht außgeleschet werde / sondern daß du täglich verkläret werdest von einer Klarheit zur andern / vnd darin wachsest vnd zunehmest. Wer das nicht begehret / der führet fälschlich den Namen eines Christen. Denn ein rechter Christ heisset hie ein Brieff Christi / geschrieben mit dem Geist deß lebendigen Gottes. Wer nun kein Brieff ist / ist auch kein Christ. Was gewinnet er aber damit? Willstu nicht ein Brieff Christi seyn / mustu ein Brieff deß Satans seyn; willstu nicht / daß Gottes Herrligkeit in dir leuchte / mustu leiden / daß sich der Teuffel in dir spiegele / vnd als deñ wirstu verwandelt in desselbigen Bilde / von einer Scheußligkeit zur andern. Wer solt meynen / daß mancher in seinem wolgestalten wolgeschmückten Leibe solche Scheußligkeit trüge? O wie mancher putzet sich so zierlich / vnd frewet sich über seine schöne Gestalt / vnd vergisset der besten Zierat seiner Seelen! Ja schmücke dich / spiegle dich / ergetze dich in deiner Schönheit / vnd schleppe dich mit deß Teuffels Bild in deiner Seelen. Wie wol thätstu / wann du trach- </p> </div> </body> </text> </TEI> [259/0275]
die Christi Gestalt in euch gebären. Groß ist die Erndte / aber wenig seynd der Arbeiter / bittet den Vatter der Erndte / daß er trewe Arbeiter in seine Erndte sende; vnd so jhr sie habet / so gedenckt daran / daß euch ein Gnadengeschenck von GOtt geworden sey.
Zum andern / wird vns sämptlich hie gezeiget / wozu wir deß Ampts deß Geistes gebrauchen sollen / oder worauff wir sehen sollen / wann wir Gottes Wort hören oder lesen. Nemblich / daß wir ein Brieff Christi werden / zubereitet durchs Predigampt / vnd geschrieben nicht mit Dinten / sondern mit dem Geist deß lebendigen Gottes / daß man JEsum Christum in vnsern Hertzen lesen kan; vnd die Klarheit Gottes in vns leuchte / vnd wir verwandelt werden in das Bild Gottes / vnd jmmer zunehmen / vnd geführet werden von einer Klarheit zur andern. Diß sollen wir suchen / dazu ist das Evangelium Christi eingesetzet. Findestu es / hastu kein geringes gefunden. Was ists doch für eine Majestät / daß Christus / als die Klarheit Gottes / will eingeschrieben seyn in die fleischliche Tafeln deines Hertzens? Da mustu freylich wachtsam seyn / daß diese Schrifft nicht außgeleschet werde / sondern daß du täglich verkläret werdest von einer Klarheit zur andern / vnd darin wachsest vnd zunehmest. Wer das nicht begehret / der führet fälschlich den Namen eines Christen. Denn ein rechter Christ heisset hie ein Brieff Christi / geschrieben mit dem Geist deß lebendigen Gottes. Wer nun kein Brieff ist / ist auch kein Christ. Was gewinnet er aber damit? Willstu nicht ein Brieff Christi seyn / mustu ein Brieff deß Satans seyn; willstu nicht / daß Gottes Herrligkeit in dir leuchte / mustu leiden / daß sich der Teuffel in dir spiegele / vnd als deñ wirstu verwandelt in desselbigen Bilde / von einer Scheußligkeit zur andern. Wer solt meynen / daß mancher in seinem wolgestalten wolgeschmückten Leibe solche Scheußligkeit trüge? O wie mancher putzet sich so zierlich / vnd frewet sich über seine schöne Gestalt / vnd vergisset der besten Zierat seiner Seelen! Ja schmücke dich / spiegle dich / ergetze dich in deiner Schönheit / vnd schleppe dich mit deß Teuffels Bild in deiner Seelen. Wie wol thätstu / wann du trach-
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