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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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weiter gegangen / vnd mehr auß gerichtet habe / als die andern alle. Denn er hat das Evangelium weit vnd breit durch die Heydenschafft auß gebreitet / deßgleichen keiner vnter den andern gethan: vnd eben dazu ist er von Christo von allen außgesondert. Diß hat er nicht läugnen können / doch aber eignet er jhm selbst nichts zu / sondern alles bloß allein der Gnaden Gottes. Was ich bin / das bin ich durch die Gnade Gottes / was ich thue / das thue ich nicht / sondern Gottes Gnade / die in mir ist.

Er erinnert aber solches / daß man jhm deß zu mehr Glauben gebe / wann er von Christo vnd seiner Aufferstehung zeuget. Will man jhm nicht glauben / weil er ein Apostel ist / so soll man jhm doch glauben / weil er vorhin selbst ein Feind vnd Verfolger Christi gewesen ist.

Wir erinnern vns aber dabey / wie ein Christ Person vnd Ampt vnterscheiden soll. Paulus hält sich für eine geringe Person / vnd seiner Person nach / nichts gegen die andere; nach seinem Ampt aber vnd der Gnaden Gottes / macht er sich jhnen gleich. Du kanst / frommer Christ / deine Gaben erkennen / vnd bedencken / was du mit deinen Gaben für Früchte schaffest; denn so du nicht außrichtest / was dein Ampt fodert / so ist die Gnade an dir vergeblich; richtestu abes was gutes auß / so hast deine Gabe nicht vergeblich empfangen. Das magstu erkennen; doch aber vergiß deiner Vnwürdigkeit nicht / gedenck auff die Boßheit vnd Vnart deines Hertzens; gedenck auff dein Vnvermögen / denn wir seynd nicht tüchtig etwas gutes zu gedencken / ich geschweige etwas grössers zu thun. Wann wir vns schon setzen über das Wort Gottes / vnd demselben nachdencken / werden wir doch nichts tüchtiges oder fruchtbares erreichen / ohn allein was der H. Geist in vns wircket. Also sollen wir bey vnsern Gaben die gründliche Demuth erhalten / damit GOTT ja allein alle Ehre bekomme. Wir seynd doch gar nichts / vnwürdige stinckende Würme / seynd wir aber was / das seynd wir / OGOtt / allein durch deine Gnade. Wir thun nichts gutes / böses können wir mehr denn zu viel thun.

weiter gegangen / vnd mehr auß gerichtet habe / als die andern alle. Denn er hat das Evangelium weit vnd breit durch die Heydenschafft auß gebreitet / deßgleichen keiner vnter den andern gethan: vnd eben dazu ist er von Christo von allen außgesondert. Diß hat er nicht läugnen können / doch aber eignet er jhm selbst nichts zu / sondern alles bloß allein der Gnaden Gottes. Was ich bin / das bin ich durch die Gnade Gottes / was ich thue / das thue ich nicht / sondern Gottes Gnade / die in mir ist.

Er erinnert aber solches / daß man jhm deß zu mehr Glauben gebe / wann er von Christo vnd seiner Aufferstehung zeuget. Will man jhm nicht glauben / weil er ein Apostel ist / so soll man jhm doch glauben / weil er vorhin selbst ein Feind vnd Verfolger Christi gewesen ist.

Wir erinnern vns aber dabey / wie ein Christ Person vnd Ampt vnterscheiden soll. Paulus hält sich für eine geringe Person / vnd seiner Person nach / nichts gegen die andere; nach seinem Ampt aber vnd der Gnaden Gottes / macht er sich jhnen gleich. Du kanst / frommer Christ / deine Gaben erkennen / vnd bedencken / was du mit deinen Gaben für Früchte schaffest; denn so du nicht außrichtest / was dein Ampt fodert / so ist die Gnade an dir vergeblich; richtestu abes was gutes auß / so hast deine Gabe nicht vergeblich empfangen. Das magstu erkennen; doch aber vergiß deiner Vnwürdigkeit nicht / gedenck auff die Boßheit vnd Vnart deines Hertzens; gedenck auff dein Vnvermögen / denn wir seynd nicht tüchtig etwas gutes zu gedencken / ich geschweige etwas grössers zu thun. Wann wir vns schon setzen über das Wort Gottes / vnd demselben nachdencken / werden wir doch nichts tüchtiges oder fruchtbares erreichen / ohn allein was der H. Geist in vns wircket. Also sollen wir bey vnsern Gaben die gründliche Demuth erhalten / damit GOTT ja allein alle Ehre bekomme. Wir seynd doch gar nichts / vnwürdige stinckende Würme / seynd wir aber was / das seynd wir / OGOtt / allein durch deine Gnade. Wir thun nichts gutes / böses können wir mehr denn zu viel thun.

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weiter                      gegangen / vnd mehr auß gerichtet habe / als die andern alle. Denn er hat das                      Evangelium weit vnd breit durch die Heydenschafft auß gebreitet / deßgleichen                      keiner vnter den andern gethan: vnd eben dazu ist er von Christo von allen                      außgesondert. Diß hat er nicht läugnen können / doch aber eignet er jhm selbst                      nichts zu / sondern alles bloß allein der Gnaden Gottes. Was ich bin / das bin                      ich durch die Gnade Gottes / was ich thue / das thue ich nicht / sondern Gottes                      Gnade / die in mir ist.</p>
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[233/0249] weiter gegangen / vnd mehr auß gerichtet habe / als die andern alle. Denn er hat das Evangelium weit vnd breit durch die Heydenschafft auß gebreitet / deßgleichen keiner vnter den andern gethan: vnd eben dazu ist er von Christo von allen außgesondert. Diß hat er nicht läugnen können / doch aber eignet er jhm selbst nichts zu / sondern alles bloß allein der Gnaden Gottes. Was ich bin / das bin ich durch die Gnade Gottes / was ich thue / das thue ich nicht / sondern Gottes Gnade / die in mir ist. Er erinnert aber solches / daß man jhm deß zu mehr Glauben gebe / wann er von Christo vnd seiner Aufferstehung zeuget. Will man jhm nicht glauben / weil er ein Apostel ist / so soll man jhm doch glauben / weil er vorhin selbst ein Feind vnd Verfolger Christi gewesen ist. Wir erinnern vns aber dabey / wie ein Christ Person vnd Ampt vnterscheiden soll. Paulus hält sich für eine geringe Person / vnd seiner Person nach / nichts gegen die andere; nach seinem Ampt aber vnd der Gnaden Gottes / macht er sich jhnen gleich. Du kanst / frommer Christ / deine Gaben erkennen / vnd bedencken / was du mit deinen Gaben für Früchte schaffest; denn so du nicht außrichtest / was dein Ampt fodert / so ist die Gnade an dir vergeblich; richtestu abes was gutes auß / so hast deine Gabe nicht vergeblich empfangen. Das magstu erkennen; doch aber vergiß deiner Vnwürdigkeit nicht / gedenck auff die Boßheit vnd Vnart deines Hertzens; gedenck auff dein Vnvermögen / denn wir seynd nicht tüchtig etwas gutes zu gedencken / ich geschweige etwas grössers zu thun. Wann wir vns schon setzen über das Wort Gottes / vnd demselben nachdencken / werden wir doch nichts tüchtiges oder fruchtbares erreichen / ohn allein was der H. Geist in vns wircket. Also sollen wir bey vnsern Gaben die gründliche Demuth erhalten / damit GOTT ja allein alle Ehre bekomme. Wir seynd doch gar nichts / vnwürdige stinckende Würme / seynd wir aber was / das seynd wir / OGOtt / allein durch deine Gnade. Wir thun nichts gutes / böses können wir mehr denn zu viel thun.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/249>, abgerufen am 24.04.2024.