Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

fallen. Wann bey den Menschen der natürliche Geist schwach wird / so fällt er dahin in Ohnmacht. Wo der Geist Gottes zur Zeit der Versuchung nur ein wenig die Hand abziehet / ists mit vns balde geschehen / daß wir dahin fallen in schwere Sünde. Darumb sollen wir sorgfältig seyn / also / daß wir 1. nicht frech werden / als wann wir allen Versuchungen zu starck wären: sondern daß wir mit Furcht vnd Zittern der Seligkeit nachjagen. 2. Daß wir auch allen müglichen Fleiß anwenden / Sünde zu meiden / welches geschicht durch wachen vnd beten; da muß man mit beten fleissig anhalten: HERR / führ vns nicht in Versuchung / laß vns nicht fallen; ziehe nicht von mir die Hand ab / vnd verlaß mich nicht. Hernach muß man auch bey solchem ernstlichen Gebet den sündlichen Neigungen nicht zu viel raum geben / sondern bald im anfang dieselbe dämpffen.

Damit aber niemand kleinmütig werde / vnd gedencke:Adhortationi ad ditur consolatio contra desperationem. O ich werde den schweren Anfechtungen nicht widerstehen können / ich werde fallen / wie wirds mir denn zuletzt gehen: So hanget der Apostel bey dieser gestrengen Warnung einen Trost hinan: Es hat euch noch keine / dann menschliche VersuchungV. 13. betretten. Aber GOtt ist getrew / der euch nicht lässet versuchen über ewer Vermögen / sondern machet / daß die Versuchung so ein ende gewinne / daß jhrs könnet ertragen. Gedenckstu nun: Ich bin schwach / vnd zur Sünden sehr geneiget / wie bin ich versichert / daß ich nicht fallen werde / vnd in Sünden sterbe; So antwortet Paulus erstlich: Es hat euch noch keine / denn menschliche Versuchung betretten. Die Versuchung ist nicht einerley / auch nicht gleich schwer. Es ist eine hohe fewrige Versuchung / wann der Widersacher mit fewrigen Pfeilen auff vns dringet / vnd vns im Gewissen ängstiget / daß wir zweiffeln müssen an Gottes Gnad vnd Güte / an Christo vnd seinem Verdienst / an der Warheit göttliches Wortes / vnd

fallen. Wann bey den Menschen der natürliche Geist schwach wird / so fällt er dahin in Ohnmacht. Wo der Geist Gottes zur Zeit der Versuchung nur ein wenig die Hand abziehet / ists mit vns balde geschehen / daß wir dahin fallen in schwere Sünde. Darumb sollen wir sorgfältig seyn / also / daß wir 1. nicht frech werden / als wann wir allen Versuchungen zu starck wären: sondern daß wir mit Furcht vnd Zittern der Seligkeit nachjagen. 2. Daß wir auch allen müglichen Fleiß anwenden / Sünde zu meiden / welches geschicht durch wachen vnd beten; da muß man mit beten fleissig anhalten: HERR / führ vns nicht in Versuchung / laß vns nicht fallen; ziehe nicht von mir die Hand ab / vnd verlaß mich nicht. Hernach muß man auch bey solchem ernstlichen Gebet den sündlichen Neigungen nicht zu viel raum geben / sondern bald im anfang dieselbe dämpffen.

Damit aber niemand kleinmütig werde / vnd gedencke:Adhortationi ad ditur consolatio contra desperationem. O ich werde den schweren Anfechtungen nicht widerstehen können / ich werde fallen / wie wirds mir denn zuletzt gehen: So hanget der Apostel bey dieser gestrengen Warnung einen Trost hinan: Es hat euch noch keine / dann menschliche VersuchungV. 13. betretten. Aber GOtt ist getrew / der euch nicht lässet versuchen über ewer Vermögen / sondern machet / daß die Versuchung so ein ende gewinne / daß jhrs könnet ertragen. Gedenckstu nun: Ich bin schwach / vnd zur Sünden sehr geneiget / wie bin ich versichert / daß ich nicht fallen werde / vnd in Sünden sterbe; So antwortet Paulus erstlich: Es hat euch noch keine / denn menschliche Versuchung betretten. Die Versuchung ist nicht einerley / auch nicht gleich schwer. Es ist eine hohe fewrige Versuchung / wann der Widersacher mit fewrigen Pfeilen auff vns dringet / vnd vns im Gewissen ängstiget / daß wir zweiffeln müssen an Gottes Gnad vnd Güte / an Christo vnd seinem Verdienst / an der Warheit göttliches Wortes / vnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0207" n="191"/>
fallen. Wann bey den Menschen der natürliche Geist                      schwach wird / so fällt er dahin in Ohnmacht. Wo der Geist Gottes zur Zeit der                      Versuchung nur ein wenig die Hand abziehet / ists mit vns balde geschehen / daß                      wir dahin fallen in schwere Sünde. Darumb sollen wir sorgfältig seyn / also /                      daß wir 1. nicht frech werden / als wann wir allen Versuchungen zu starck wären:                      sondern daß wir mit Furcht vnd Zittern der Seligkeit nachjagen. 2. Daß wir auch                      allen müglichen Fleiß anwenden / Sünde zu meiden / welches geschicht durch                      wachen vnd beten; da muß man mit beten fleissig anhalten: HERR / führ vns nicht                      in Versuchung / laß vns nicht fallen; ziehe nicht von mir die Hand ab / vnd                      verlaß mich nicht. Hernach muß man auch bey solchem ernstlichen Gebet den                      sündlichen Neigungen nicht zu viel raum geben / sondern bald im anfang dieselbe                      dämpffen.</p>
        <p>Damit aber niemand kleinmütig werde / vnd gedencke:<note place="right">Adhortationi ad ditur consolatio contra desperationem.</note> O ich werde                      den schweren Anfechtungen nicht widerstehen können / ich werde fallen / wie                      wirds mir denn zuletzt gehen: So hanget der Apostel bey dieser gestrengen                      Warnung einen Trost hinan: Es hat euch noch keine / dann menschliche                          Versuchung<note place="right">V. 13.</note> betretten. Aber GOtt ist                      getrew / der euch nicht lässet versuchen über ewer Vermögen / sondern machet /                      daß die Versuchung so ein ende gewinne / daß jhrs könnet ertragen. Gedenckstu                      nun: Ich bin schwach / vnd zur Sünden sehr geneiget / wie bin ich versichert /                      daß ich nicht fallen werde / vnd in Sünden sterbe; So antwortet Paulus erstlich:                      Es hat euch noch keine / denn menschliche Versuchung betretten. Die Versuchung                      ist nicht einerley / auch nicht gleich schwer. Es ist eine hohe fewrige                      Versuchung / wann der Widersacher mit fewrigen Pfeilen auff vns dringet / vnd                      vns im Gewissen ängstiget / daß wir zweiffeln müssen an Gottes Gnad vnd Güte /                      an Christo vnd seinem Verdienst / an der Warheit göttliches Wortes / vnd
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0207] fallen. Wann bey den Menschen der natürliche Geist schwach wird / so fällt er dahin in Ohnmacht. Wo der Geist Gottes zur Zeit der Versuchung nur ein wenig die Hand abziehet / ists mit vns balde geschehen / daß wir dahin fallen in schwere Sünde. Darumb sollen wir sorgfältig seyn / also / daß wir 1. nicht frech werden / als wann wir allen Versuchungen zu starck wären: sondern daß wir mit Furcht vnd Zittern der Seligkeit nachjagen. 2. Daß wir auch allen müglichen Fleiß anwenden / Sünde zu meiden / welches geschicht durch wachen vnd beten; da muß man mit beten fleissig anhalten: HERR / führ vns nicht in Versuchung / laß vns nicht fallen; ziehe nicht von mir die Hand ab / vnd verlaß mich nicht. Hernach muß man auch bey solchem ernstlichen Gebet den sündlichen Neigungen nicht zu viel raum geben / sondern bald im anfang dieselbe dämpffen. Damit aber niemand kleinmütig werde / vnd gedencke: O ich werde den schweren Anfechtungen nicht widerstehen können / ich werde fallen / wie wirds mir denn zuletzt gehen: So hanget der Apostel bey dieser gestrengen Warnung einen Trost hinan: Es hat euch noch keine / dann menschliche Versuchung betretten. Aber GOtt ist getrew / der euch nicht lässet versuchen über ewer Vermögen / sondern machet / daß die Versuchung so ein ende gewinne / daß jhrs könnet ertragen. Gedenckstu nun: Ich bin schwach / vnd zur Sünden sehr geneiget / wie bin ich versichert / daß ich nicht fallen werde / vnd in Sünden sterbe; So antwortet Paulus erstlich: Es hat euch noch keine / denn menschliche Versuchung betretten. Die Versuchung ist nicht einerley / auch nicht gleich schwer. Es ist eine hohe fewrige Versuchung / wann der Widersacher mit fewrigen Pfeilen auff vns dringet / vnd vns im Gewissen ängstiget / daß wir zweiffeln müssen an Gottes Gnad vnd Güte / an Christo vnd seinem Verdienst / an der Warheit göttliches Wortes / vnd Adhortationi ad ditur consolatio contra desperationem. V. 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/207
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/207>, abgerufen am 23.11.2024.