Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Occasio textus. IM 9. 10. vnd 11. Cap. an die Römer handelt Paulus von Verwerffung der Juden / als eines Volcks / das GOtt vorhin vor aller Welt zu eim Eigenthumb erwehlet / vnd darinnen er grosse Wunder geübet hatte; vnd bey solcher Verwerffung gibt er vns zu bedencken dreyerley. 1. Seine freye Macht / sich über jemand zu erbarmen / oder jemand zu verstocken / sintemal er niemand etwas schuldig ist / auch niemand mit jhm rechten darff / vnd sagen: GOtt / was machstu. 2. Die Vrsach der Verwerffung. Ob er zwar Macht hat / sich zu erbarmen vnd zu verwerffen / wenn vnd wie er will / so verwirfft er doch niemand schlechter dinge / auß freyem Willen / ohn Vrsach / sondern vmb deß Vnglaubens willen / welcher Vnglaub bey den Juden auß der Ergernüß deß Creutzes hergesprossen / alldieweil sie jhnen viel ernen andern Messiam vnd Heyland hatten eingebildet / als der geereutzigte JESVS war. 3. Gibt Paulus auch zu bedencken / die Art der Verwerffung / wie die Juden nicht schlecht in gemein überall verworffen seyn / sondern viele auß denselben erwehlet seyn / auch noch künfftig eine grosse menge auß denselben soll herzu gebracht werden. Propositio.Bey solcher Betrachtung der wunderbaren Regierung Gottes in dem Werck / das vnsere ewige Seligkeit betrifft / fällt der hocherleuchte Apostel in solche Bestürtzung / daß er auffschreyet: V. 33.O welch eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd seine Gerichte / vnd vnerforschlich seine Wege! Zweyerley wird hie geredet / die Meynung aber ist nur eine. Denn das zu erst der Apostel mit tunckeln Worten außredet: O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes; das erkläret er stracks mit klaren Occasio textus. IM 9. 10. vnd 11. Cap. an die Römer handelt Paulus von Verwerffung der Juden / als eines Volcks / das GOtt vorhin vor aller Welt zu eim Eigenthumb erwehlet / vnd darinnen er grosse Wunder geübet hatte; vnd bey solcher Verwerffung gibt er vns zu bedencken dreyerley. 1. Seine freye Macht / sich über jemand zu erbarmen / oder jemand zu verstocken / sintemal er niemand etwas schuldig ist / auch niemand mit jhm rechten darff / vnd sagen: GOtt / was machstu. 2. Die Vrsach der Verwerffung. Ob er zwar Macht hat / sich zu erbarmen vnd zu verwerffen / wenn vnd wie er will / so verwirfft er doch niemand schlechter dinge / auß freyem Willen / ohn Vrsach / sondern vmb deß Vnglaubens willen / welcher Vnglaub bey den Juden auß der Ergernüß deß Creutzes hergesprossen / alldieweil sie jhnen viel ernen andern Messiam vnd Heyland hatten eingebildet / als der geereutzigte JESVS war. 3. Gibt Paulus auch zu bedencken / die Art der Verwerffung / wie die Juden nicht schlecht in gemein überall verworffen seyn / sondern viele auß denselben erwehlet seyn / auch noch künfftig eine grosse menge auß denselben soll herzu gebracht werden. Propositio.Bey solcher Betrachtung der wunderbaren Regierung Gottes in dem Werck / das vnsere ewige Seligkeit betrifft / fällt der hocherleuchte Apostel in solche Bestürtzung / daß er auffschreyet: V. 33.O welch eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd seine Gerichte / vnd vnerforschlich seine Wege! Zweyerley wird hie geredet / die Meynung aber ist nur eine. Denn das zu erst der Apostel mit tunckeln Worten außredet: O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes; das erkläret er stracks mit klaren <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0020" n="4"/> <note place="left">Occasio textus.</note> <p>IM 9. 10. vnd 11. Cap. an die Römer handelt Paulus von Verwerffung der Juden / als eines Volcks / das GOtt vorhin vor aller Welt zu eim Eigenthumb erwehlet / vnd darinnen er grosse Wunder geübet hatte; vnd bey solcher Verwerffung gibt er vns zu bedencken dreyerley. 1. Seine freye Macht / sich über jemand zu erbarmen / oder jemand zu verstocken / sintemal er niemand etwas schuldig ist / auch niemand mit jhm rechten darff / vnd sagen: GOtt / was machstu. 2. Die Vrsach der Verwerffung. Ob er zwar Macht hat / sich zu erbarmen vnd zu verwerffen / wenn vnd wie er will / so verwirfft er doch niemand schlechter dinge / auß freyem Willen / ohn Vrsach / sondern vmb deß Vnglaubens willen / welcher Vnglaub bey den Juden auß der Ergernüß deß Creutzes hergesprossen / alldieweil sie jhnen viel ernen andern Messiam vnd Heyland hatten eingebildet / als der geereutzigte JESVS war. 3. Gibt Paulus auch zu bedencken / die Art der Verwerffung / wie die Juden nicht schlecht in gemein überall verworffen seyn / sondern viele auß denselben erwehlet seyn / auch noch künfftig eine grosse menge auß denselben soll herzu gebracht werden.</p> <note place="left">Propositio.</note> <p>Bey solcher Betrachtung der wunderbaren Regierung Gottes in dem Werck / das vnsere ewige Seligkeit betrifft / fällt der hocherleuchte Apostel in solche Bestürtzung / daß er auffschreyet: <note place="left">V. 33.</note>O welch eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd seine Gerichte / vnd vnerforschlich seine Wege!</p> <p>Zweyerley wird hie geredet / die Meynung aber ist nur eine. Denn das zu erst der Apostel mit tunckeln Worten außredet: O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes; das erkläret er stracks mit klaren </p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0020]
IM 9. 10. vnd 11. Cap. an die Römer handelt Paulus von Verwerffung der Juden / als eines Volcks / das GOtt vorhin vor aller Welt zu eim Eigenthumb erwehlet / vnd darinnen er grosse Wunder geübet hatte; vnd bey solcher Verwerffung gibt er vns zu bedencken dreyerley. 1. Seine freye Macht / sich über jemand zu erbarmen / oder jemand zu verstocken / sintemal er niemand etwas schuldig ist / auch niemand mit jhm rechten darff / vnd sagen: GOtt / was machstu. 2. Die Vrsach der Verwerffung. Ob er zwar Macht hat / sich zu erbarmen vnd zu verwerffen / wenn vnd wie er will / so verwirfft er doch niemand schlechter dinge / auß freyem Willen / ohn Vrsach / sondern vmb deß Vnglaubens willen / welcher Vnglaub bey den Juden auß der Ergernüß deß Creutzes hergesprossen / alldieweil sie jhnen viel ernen andern Messiam vnd Heyland hatten eingebildet / als der geereutzigte JESVS war. 3. Gibt Paulus auch zu bedencken / die Art der Verwerffung / wie die Juden nicht schlecht in gemein überall verworffen seyn / sondern viele auß denselben erwehlet seyn / auch noch künfftig eine grosse menge auß denselben soll herzu gebracht werden.
Bey solcher Betrachtung der wunderbaren Regierung Gottes in dem Werck / das vnsere ewige Seligkeit betrifft / fällt der hocherleuchte Apostel in solche Bestürtzung / daß er auffschreyet: O welch eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes! Wie gar vnbegreifflich seynd seine Gerichte / vnd vnerforschlich seine Wege!
V. 33. Zweyerley wird hie geredet / die Meynung aber ist nur eine. Denn das zu erst der Apostel mit tunckeln Worten außredet: O eine Tieffe deß Reichthumbs / beyde der Weißheit vnd Erkäntnüß Gottes; das erkläret er stracks mit klaren
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |