Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lünig, Johann Christian: Die Teutsche Reichs-Cantzley. Achter Theil. nebst zwey vollständigen Registern. Leipzig, 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterthanen von thren löblichen Vorfahren bis anhero daselbsten geduldet, und ihnen ihr Religions-Exercitium auf gewisse Maaß verstattet worden, gleichwohl, solchem Herkommen zuwider von Euer Liebden, Bedienten ein und andere Veränderungen darunter vorgenommen, und obgedachten Evangelischen Glaubens-Genossen dergestalt hart zugesetzt werden wollen, daß sie in starcker Anzahl, mit ihren Weib und Kindern, das Ihrige verlassen, und ins Elend gehen müssen. Allermassen denn eine grosse Menge dieser armen Leute zu Augspurg, Nürnberg, Ulm und andern der Endes belegenen Orten würcklich angekommen seyn, zum Theil aber auch ihre Kinder aufgefangen, auf Euer Liebden Kosten in Römisch-Catholischen Orten vertheilet, und daselbst in solcher Religion, dem Berichte nach, auferzogen werden sollen. Nun ist uns zwar nicht wissend, ob und wie weit ermeldte dero Bedienten zu dergleichen Proceduren etwa Befehl erhalten haben mögen: Wir zweifeln aber nicht, es werden dieselbe, ihrem hocherleuchteten Verstande nach, von selbsten genugsam ermessen, daß nicht allein der dabey etwan abgezielte Zweck, obermeldt Euer Liebden Unterthanen zu dem Römischen Catholischen Glauben zu bringen, durch dergleichen harte und scharffe Mittel schwerlich dürffte erreichet werden, sondern daß auch dieselbige mit demjenigen, was die Verfassung und Fundamental-Gesetze des Reichs, und absonderlich des letztern Westphälischen Friedens-Schlusses, wegen mutueller Toleranz beyderseits Religionen mit sich bringen, sich schwerlich conciliiren lassen; Zu geschweigen, daß es auch Euer Liebden selbst eigenen Religions-Verwandten schlech-

Unterthanen von thren löblichen Vorfahren bis anhero daselbsten geduldet, und ihnen ihr Religions-Exercitium auf gewisse Maaß verstattet worden, gleichwohl, solchem Herkommen zuwider von Euer Liebden, Bedienten ein und andere Veränderungen darunter vorgenommen, und obgedachten Evangelischen Glaubens-Genossen dergestalt hart zugesetzt werden wollen, daß sie in starcker Anzahl, mit ihren Weib und Kindern, das Ihrige verlassen, und ins Elend gehen müssen. Allermassen denn eine grosse Menge dieser armen Leute zu Augspurg, Nürnberg, Ulm und andern der Endes belegenen Orten würcklich angekommen seyn, zum Theil aber auch ihre Kinder aufgefangen, auf Euer Liebden Kosten in Römisch-Catholischen Orten vertheilet, und daselbst in solcher Religion, dem Berichte nach, auferzogen werden sollen. Nun ist uns zwar nicht wissend, ob und wie weit ermeldte dero Bedienten zu dergleichen Proceduren etwa Befehl erhalten haben mögen: Wir zweifeln aber nicht, es werden dieselbe, ihrem hocherleuchteten Verstande nach, von selbsten genugsam ermessen, daß nicht allein der dabey etwan abgezielte Zweck, obermeldt Euer Liebden Unterthanen zu dem Römischen Catholischen Glauben zu bringen, durch dergleichen harte und scharffe Mittel schwerlich dürffte erreichet werden, sondern daß auch dieselbige mit demjenigen, was die Verfassung und Fundamental-Gesetze des Reichs, und absonderlich des letztern Westphälischen Friedens-Schlusses, wegen mutueller Toleranz beyderseits Religionen mit sich bringen, sich schwerlich conciliiren lassen; Zu geschweigen, daß es auch Euer Liebden selbst eigenen Religions-Verwandten schlech-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0222" n="186"/>
Unterthanen
                     von thren löblichen Vorfahren bis anhero daselbsten geduldet, und ihnen ihr
                     Religions-Exercitium auf gewisse Maaß verstattet worden, gleichwohl, solchem
                     Herkommen zuwider von Euer Liebden, Bedienten ein und andere Veränderungen
                     darunter vorgenommen, und obgedachten Evangelischen Glaubens-Genossen dergestalt
                     hart zugesetzt werden wollen, daß sie in starcker Anzahl, mit ihren Weib und
                     Kindern, das Ihrige verlassen, und ins Elend gehen müssen. Allermassen denn eine
                     grosse Menge dieser armen Leute zu Augspurg, Nürnberg, Ulm und andern der Endes
                     belegenen Orten würcklich angekommen seyn, zum Theil aber auch ihre Kinder
                     aufgefangen, auf Euer Liebden Kosten in Römisch-Catholischen Orten vertheilet,
                     und daselbst in solcher Religion, dem Berichte nach, auferzogen werden sollen.
                     Nun ist uns zwar nicht wissend, ob und wie weit ermeldte dero Bedienten zu
                     dergleichen Proceduren etwa Befehl erhalten haben mögen: Wir zweifeln aber
                     nicht, es werden dieselbe, ihrem hocherleuchteten Verstande nach, von selbsten
                     genugsam ermessen, daß nicht allein der dabey etwan abgezielte Zweck, obermeldt
                     Euer Liebden Unterthanen zu dem Römischen Catholischen Glauben zu bringen, durch
                     dergleichen harte und scharffe Mittel schwerlich dürffte erreichet werden,
                     sondern daß auch dieselbige mit demjenigen, was die Verfassung und
                     Fundamental-Gesetze des Reichs, und absonderlich des letztern Westphälischen
                     Friedens-Schlusses, wegen mutueller Toleranz beyderseits Religionen mit sich
                     bringen, sich schwerlich conciliiren lassen; Zu geschweigen, daß es auch Euer
                     Liebden selbst eigenen Religions-Verwandten schlech-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0222] Unterthanen von thren löblichen Vorfahren bis anhero daselbsten geduldet, und ihnen ihr Religions-Exercitium auf gewisse Maaß verstattet worden, gleichwohl, solchem Herkommen zuwider von Euer Liebden, Bedienten ein und andere Veränderungen darunter vorgenommen, und obgedachten Evangelischen Glaubens-Genossen dergestalt hart zugesetzt werden wollen, daß sie in starcker Anzahl, mit ihren Weib und Kindern, das Ihrige verlassen, und ins Elend gehen müssen. Allermassen denn eine grosse Menge dieser armen Leute zu Augspurg, Nürnberg, Ulm und andern der Endes belegenen Orten würcklich angekommen seyn, zum Theil aber auch ihre Kinder aufgefangen, auf Euer Liebden Kosten in Römisch-Catholischen Orten vertheilet, und daselbst in solcher Religion, dem Berichte nach, auferzogen werden sollen. Nun ist uns zwar nicht wissend, ob und wie weit ermeldte dero Bedienten zu dergleichen Proceduren etwa Befehl erhalten haben mögen: Wir zweifeln aber nicht, es werden dieselbe, ihrem hocherleuchteten Verstande nach, von selbsten genugsam ermessen, daß nicht allein der dabey etwan abgezielte Zweck, obermeldt Euer Liebden Unterthanen zu dem Römischen Catholischen Glauben zu bringen, durch dergleichen harte und scharffe Mittel schwerlich dürffte erreichet werden, sondern daß auch dieselbige mit demjenigen, was die Verfassung und Fundamental-Gesetze des Reichs, und absonderlich des letztern Westphälischen Friedens-Schlusses, wegen mutueller Toleranz beyderseits Religionen mit sich bringen, sich schwerlich conciliiren lassen; Zu geschweigen, daß es auch Euer Liebden selbst eigenen Religions-Verwandten schlech-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luenig_reichscantzley_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luenig_reichscantzley_1714/222
Zitationshilfe: Lünig, Johann Christian: Die Teutsche Reichs-Cantzley. Achter Theil. nebst zwey vollständigen Registern. Leipzig, 1714, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luenig_reichscantzley_1714/222>, abgerufen am 24.11.2024.