3. Die zweite Forderung zur praktischen Lösung der Frage, ob die aus dem thierischen Verbrennungsprozesse disponibel werdende Wärme übereinstimmt mit der vom Thiere wirklich gebildeten verlangt A gabe über die während der Versuchszeit entwickelte Wärme und die in der- selben umgesetzten Stoffgewichte, mit genauer Bezeichnung der in und aus den oxydirenden Prozessen tretenden Atomgruppen. Von diesen Be- dingungen ist zu erfüllen die erstere ganz und die letztere mindestens theilweise.
Die Wärme, welche die Thiere während der Versuchszeit entwickeln, kann durch ganz dasselbe Verfahren gemessen werden, welches zur Be- stimmung der Verbrennungswärme eines beliebigen Atoms dient. Man sperrt das zu untersuchende Thier, dessen Temperatur zu Anfang und Ende des Versuches übereinstimmen muss, in einen rings von Wasser umgebenen Metallkasten und bestimmte die Temperaturzunahme, welche das bekannte Gewicht des umgebenden Wassers während der Anwesen- heit des Thieres im Kasten erfahren hat.
Den qualitativen und quantitativen Gang der Stoffbewegung des dem Versuche unterworfenen Thieres erschliessen Dulong und Despretz aus der Menge des aufgenommenen Sauerstoffs und der ausgegebenen CO2; nach den in der Respirationslehre entwickelten Grundsätzen genügen be- kanntlich diese Angaben, um daraus auch die Menge des verbrannten Kohlen- und Wasserstoffs zu finden. Vorausgesetzt, es sei die möglichst günstige Annahme zugetroffen, dass während der Versuchszeit die ganze Menge von O, welche in derselben aufgenommen wurde, auch zur Bildung von CO2 und HO verwendet, und es sei auch die ganze Menge der gebilde- ten CO2 wieder ausgeathmet worden, so würden die gelieferten Bedin- gungen immer noch nicht genügen, um daraus die Menge der Wärme zu bestimmen, welche während der Oxydation frei wurde. Dieses folgt unmittelbar aus den vorhin mitgetheilten Erfahrungen, dass die Wärme- menge, welche ein Atom H oder C bei seiner Umwandelung in CO2 und HO liefert, sich richtet nach der Verbindung, aus welcher jene Elemente verbrannt wurden. Demgemäss müssten zu jenen Angaben des erwähnten Versuches auch noch die der complizirten Stoffe kommen, aus welchen die CO2 und das HO herausgebrannt wurden.
4. Aus dieser Besprechung der Methoden und der Voraussetzung der Rechnungen für die Versuche von Despretz und Dulong dürfte der Schluss gezogen werden, dass die aus ihnen gewonnenen Resultate keinesfalls der Ausdruck der vollen Wahrheit sein können, namentlich lässt sich voraussagen, dass die Rechnung für die Thiere, welche über- wiegend Fette umgesetzt haben, zu hoch, und für die, welche vorzugs- weise Amylaceen verzehrten (z. B. Kaninchen, Meerschweinchen) zu nie- drig ausfalle. Als Werthe, welche sich jedoch entfernt der Wahrheit annähern, sind sie nicht ohne Interesse; wir geben darum die Tafel von
Beobachtung der von einem Thiere
3. Die zweite Forderung zur praktischen Lösung der Frage, ob die aus dem thierischen Verbrennungsprozesse disponibel werdende Wärme übereinstimmt mit der vom Thiere wirklich gebildeten verlangt A gabe über die während der Versuchszeit entwickelte Wärme und die in der- selben umgesetzten Stoffgewichte, mit genauer Bezeichnung der in und aus den oxydirenden Prozessen tretenden Atomgruppen. Von diesen Be- dingungen ist zu erfüllen die erstere ganz und die letztere mindestens theilweise.
Die Wärme, welche die Thiere während der Versuchszeit entwickeln, kann durch ganz dasselbe Verfahren gemessen werden, welches zur Be- stimmung der Verbrennungswärme eines beliebigen Atoms dient. Man sperrt das zu untersuchende Thier, dessen Temperatur zu Anfang und Ende des Versuches übereinstimmen muss, in einen rings von Wasser umgebenen Metallkasten und bestimmte die Temperaturzunahme, welche das bekannte Gewicht des umgebenden Wassers während der Anwesen- heit des Thieres im Kasten erfahren hat.
Den qualitativen und quantitativen Gang der Stoffbewegung des dem Versuche unterworfenen Thieres erschliessen Dulong und Despretz aus der Menge des aufgenommenen Sauerstoffs und der ausgegebenen CO2; nach den in der Respirationslehre entwickelten Grundsätzen genügen be- kanntlich diese Angaben, um daraus auch die Menge des verbrannten Kohlen- und Wasserstoffs zu finden. Vorausgesetzt, es sei die möglichst günstige Annahme zugetroffen, dass während der Versuchszeit die ganze Menge von O, welche in derselben aufgenommen wurde, auch zur Bildung von CO2 und HO verwendet, und es sei auch die ganze Menge der gebilde- ten CO2 wieder ausgeathmet worden, so würden die gelieferten Bedin- gungen immer noch nicht genügen, um daraus die Menge der Wärme zu bestimmen, welche während der Oxydation frei wurde. Dieses folgt unmittelbar aus den vorhin mitgetheilten Erfahrungen, dass die Wärme- menge, welche ein Atom H oder C bei seiner Umwandelung in CO2 und HO liefert, sich richtet nach der Verbindung, aus welcher jene Elemente verbrannt wurden. Demgemäss müssten zu jenen Angaben des erwähnten Versuches auch noch die der complizirten Stoffe kommen, aus welchen die CO2 und das HO herausgebrannt wurden.
4. Aus dieser Besprechung der Methoden und der Voraussetzung der Rechnungen für die Versuche von Despretz und Dulong dürfte der Schluss gezogen werden, dass die aus ihnen gewonnenen Resultate keinesfalls der Ausdruck der vollen Wahrheit sein können, namentlich lässt sich voraussagen, dass die Rechnung für die Thiere, welche über- wiegend Fette umgesetzt haben, zu hoch, und für die, welche vorzugs- weise Amylaceen verzehrten (z. B. Kaninchen, Meerschweinchen) zu nie- drig ausfalle. Als Werthe, welche sich jedoch entfernt der Wahrheit annähern, sind sie nicht ohne Interesse; wir geben darum die Tafel von
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Beobachtung der von einem Thiere
3. Die zweite Forderung zur praktischen Lösung der Frage, ob die
aus dem thierischen Verbrennungsprozesse disponibel werdende Wärme
übereinstimmt mit der vom Thiere wirklich gebildeten verlangt A gabe
über die während der Versuchszeit entwickelte Wärme und die in der-
selben umgesetzten Stoffgewichte, mit genauer Bezeichnung der in und
aus den oxydirenden Prozessen tretenden Atomgruppen. Von diesen Be-
dingungen ist zu erfüllen die erstere ganz und die letztere mindestens
theilweise.
Die Wärme, welche die Thiere während der Versuchszeit entwickeln,
kann durch ganz dasselbe Verfahren gemessen werden, welches zur Be-
stimmung der Verbrennungswärme eines beliebigen Atoms dient. Man
sperrt das zu untersuchende Thier, dessen Temperatur zu Anfang und
Ende des Versuches übereinstimmen muss, in einen rings von Wasser
umgebenen Metallkasten und bestimmte die Temperaturzunahme, welche
das bekannte Gewicht des umgebenden Wassers während der Anwesen-
heit des Thieres im Kasten erfahren hat.
Den qualitativen und quantitativen Gang der Stoffbewegung des dem
Versuche unterworfenen Thieres erschliessen Dulong und Despretz
aus der Menge des aufgenommenen Sauerstoffs und der ausgegebenen CO2;
nach den in der Respirationslehre entwickelten Grundsätzen genügen be-
kanntlich diese Angaben, um daraus auch die Menge des verbrannten Kohlen-
und Wasserstoffs zu finden. Vorausgesetzt, es sei die möglichst günstige
Annahme zugetroffen, dass während der Versuchszeit die ganze Menge von
O, welche in derselben aufgenommen wurde, auch zur Bildung von
CO2 und HO verwendet, und es sei auch die ganze Menge der gebilde-
ten CO2 wieder ausgeathmet worden, so würden die gelieferten Bedin-
gungen immer noch nicht genügen, um daraus die Menge der Wärme
zu bestimmen, welche während der Oxydation frei wurde. Dieses folgt
unmittelbar aus den vorhin mitgetheilten Erfahrungen, dass die Wärme-
menge, welche ein Atom H oder C bei seiner Umwandelung in CO2 und
HO liefert, sich richtet nach der Verbindung, aus welcher jene Elemente
verbrannt wurden. Demgemäss müssten zu jenen Angaben des erwähnten
Versuches auch noch die der complizirten Stoffe kommen, aus welchen
die CO2 und das HO herausgebrannt wurden.
4. Aus dieser Besprechung der Methoden und der Voraussetzung
der Rechnungen für die Versuche von Despretz und Dulong dürfte
der Schluss gezogen werden, dass die aus ihnen gewonnenen Resultate
keinesfalls der Ausdruck der vollen Wahrheit sein können, namentlich
lässt sich voraussagen, dass die Rechnung für die Thiere, welche über-
wiegend Fette umgesetzt haben, zu hoch, und für die, welche vorzugs-
weise Amylaceen verzehrten (z. B. Kaninchen, Meerschweinchen) zu nie-
drig ausfalle. Als Werthe, welche sich jedoch entfernt der Wahrheit
annähern, sind sie nicht ohne Interesse; wir geben darum die Tafel von
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/488>, abgerufen am 21.11.2024.
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