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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Milzaderblut.
Blutes geht somit hervor, dass das letztere im Verhältniss zu den übri-
gen Gasarten mehr O enthält, als das erstere, und das erstere mehr CO2
im Verhältniss zum Sauerstoff enthält, als das letztere.

Die von den Autoren angegebenen Differenzen zwischen dem Gehalt des venösen
und arteriellen Blutes an Blutkörperchen sind thatsächlich nicht festgestellt.

Die Farbe der venösen Blutkörperchen ist bei durchfallendem
Lichte grün, bei auffallendem dunkelroth, die der arteriellen dagegen
immer hellroth. Die Veranlassung dieser Farbenumänderung giebt un-
bezweifelt die grössere Menge Sauerstoff (Bruch) *) und die geringere
Menge von Kohlensäure (Brücke), welche das arterielle Blut im Ver-
gleich zu dem venösen enthält. Durch die Beobachtungen von Bruch
und durch die noch schlagenderen von Brücke, welche diese Farben-
veränderungen auch an wässerigen und weingeistigen Lösungen des Blut-
roths mittelst der erwähnten Gase hervorbringen konnten, ist die alte
Meinung, welche die Farbenveränderung von einer Verdichtung und Ver-
dünnung der Blutkörperchenhüllen abhängig machen wollte, beseitigt.
Welche innere Veränderung das Blutroth unter dem Einfluss der er-
wähnten Gasarten erfährt, ist zur Zeit noch unbekannt.

Die Beweissätze, auf welche sich die obigen Behauptungen gründen, sind einfach
die, dass das dunkle Blut hellroth wird, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt
und von diesem einen Antheil aufnimmt. Dieser Vorgang geht nun auch in der That
bei der Umwandlung des venösen in arterielles Blut vor sich, indem es in der Lunge
der eingeathmeten Luft dargeboten wird. -- Das helle Bluth oder die Blutrothlösung
wird aber dunkel oder dichroitisch, wenn ihm der Sauerstoff wieder entzogen wird,
oder wenn es mit CO2 in Berührung kommt. -- Man hat öfter darüber gestritten, ob
die Verbindung des Blutroths mit dem Sauerstoff eine chemische oder physikalische
sei; dieser Streit hat keinen Sinn, so lange man nicht definirt, worin der Gegensatz
beider Verbindungsweisen ruht. Ausser den erwähnten wirken auch noch andere
Gase, und die Lösungen vieler Salze verändernd auf die Blutfarbe. Die weitere Unter-
suchung dieser Veränderung hat vorerst keinen physiologischen Belang.

Blut der Milzader **).

Beim Pferde ist nach Funcke das Blut der Milzvene reicher an
Faserstoff, als das der Milzarterie; in der erstern schwankte es zwischen
0,5 bis 0,4, in der letzteren zwischen 0,2 bis 0,17. Eine vergleichende
Untersuchung des Serums ergab:

[Tabelle]
*) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. IV. 373.
**) Funcke, Henle und Pfeuffers Zeitschrift. N. F. I. 172. -- Beclard, Annales de ehim. et phys.
3. ser. XXI. 506.

Milzaderblut.
Blutes geht somit hervor, dass das letztere im Verhältniss zu den übri-
gen Gasarten mehr O enthält, als das erstere, und das erstere mehr CO2
im Verhältniss zum Sauerstoff enthält, als das letztere.

Die von den Autoren angegebenen Differenzen zwischen dem Gehalt des venösen
und arteriellen Blutes an Blutkörperchen sind thatsächlich nicht festgestellt.

Die Farbe der venösen Blutkörperchen ist bei durchfallendem
Lichte grün, bei auffallendem dunkelroth, die der arteriellen dagegen
immer hellroth. Die Veranlassung dieser Farbenumänderung giebt un-
bezweifelt die grössere Menge Sauerstoff (Bruch) *) und die geringere
Menge von Kohlensäure (Brücke), welche das arterielle Blut im Ver-
gleich zu dem venösen enthält. Durch die Beobachtungen von Bruch
und durch die noch schlagenderen von Brücke, welche diese Farben-
veränderungen auch an wässerigen und weingeistigen Lösungen des Blut-
roths mittelst der erwähnten Gase hervorbringen konnten, ist die alte
Meinung, welche die Farbenveränderung von einer Verdichtung und Ver-
dünnung der Blutkörperchenhüllen abhängig machen wollte, beseitigt.
Welche innere Veränderung das Blutroth unter dem Einfluss der er-
wähnten Gasarten erfährt, ist zur Zeit noch unbekannt.

Die Beweissätze, auf welche sich die obigen Behauptungen gründen, sind einfach
die, dass das dunkle Blut hellroth wird, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt
und von diesem einen Antheil aufnimmt. Dieser Vorgang geht nun auch in der That
bei der Umwandlung des venösen in arterielles Blut vor sich, indem es in der Lunge
der eingeathmeten Luft dargeboten wird. — Das helle Bluth oder die Blutrothlösung
wird aber dunkel oder dichroitisch, wenn ihm der Sauerstoff wieder entzogen wird,
oder wenn es mit CO2 in Berührung kommt. — Man hat öfter darüber gestritten, ob
die Verbindung des Blutroths mit dem Sauerstoff eine chemische oder physikalische
sei; dieser Streit hat keinen Sinn, so lange man nicht definirt, worin der Gegensatz
beider Verbindungsweisen ruht. Ausser den erwähnten wirken auch noch andere
Gase, und die Lösungen vieler Salze verändernd auf die Blutfarbe. Die weitere Unter-
suchung dieser Veränderung hat vorerst keinen physiologischen Belang.

Blut der Milzader **).

Beim Pferde ist nach Funcke das Blut der Milzvene reicher an
Faserstoff, als das der Milzarterie; in der erstern schwankte es zwischen
0,5 bis 0,4, in der letzteren zwischen 0,2 bis 0,17. Eine vergleichende
Untersuchung des Serums ergab:

[Tabelle]
*) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. IV. 373.
**) Funcke, Henle und Pfeuffers Zeitschrift. N. F. I. 172. — Beclard, Annales de ehim. et phys.
3. ser. XXI. 506.
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[22/0038] Milzaderblut. Blutes geht somit hervor, dass das letztere im Verhältniss zu den übri- gen Gasarten mehr O enthält, als das erstere, und das erstere mehr CO2 im Verhältniss zum Sauerstoff enthält, als das letztere. Die von den Autoren angegebenen Differenzen zwischen dem Gehalt des venösen und arteriellen Blutes an Blutkörperchen sind thatsächlich nicht festgestellt. Die Farbe der venösen Blutkörperchen ist bei durchfallendem Lichte grün, bei auffallendem dunkelroth, die der arteriellen dagegen immer hellroth. Die Veranlassung dieser Farbenumänderung giebt un- bezweifelt die grössere Menge Sauerstoff (Bruch) *) und die geringere Menge von Kohlensäure (Brücke), welche das arterielle Blut im Ver- gleich zu dem venösen enthält. Durch die Beobachtungen von Bruch und durch die noch schlagenderen von Brücke, welche diese Farben- veränderungen auch an wässerigen und weingeistigen Lösungen des Blut- roths mittelst der erwähnten Gase hervorbringen konnten, ist die alte Meinung, welche die Farbenveränderung von einer Verdichtung und Ver- dünnung der Blutkörperchenhüllen abhängig machen wollte, beseitigt. Welche innere Veränderung das Blutroth unter dem Einfluss der er- wähnten Gasarten erfährt, ist zur Zeit noch unbekannt. Die Beweissätze, auf welche sich die obigen Behauptungen gründen, sind einfach die, dass das dunkle Blut hellroth wird, wenn es mit Sauerstoff in Berührung kommt und von diesem einen Antheil aufnimmt. Dieser Vorgang geht nun auch in der That bei der Umwandlung des venösen in arterielles Blut vor sich, indem es in der Lunge der eingeathmeten Luft dargeboten wird. — Das helle Bluth oder die Blutrothlösung wird aber dunkel oder dichroitisch, wenn ihm der Sauerstoff wieder entzogen wird, oder wenn es mit CO2 in Berührung kommt. — Man hat öfter darüber gestritten, ob die Verbindung des Blutroths mit dem Sauerstoff eine chemische oder physikalische sei; dieser Streit hat keinen Sinn, so lange man nicht definirt, worin der Gegensatz beider Verbindungsweisen ruht. Ausser den erwähnten wirken auch noch andere Gase, und die Lösungen vieler Salze verändernd auf die Blutfarbe. Die weitere Unter- suchung dieser Veränderung hat vorerst keinen physiologischen Belang. Blut der Milzader **). Beim Pferde ist nach Funcke das Blut der Milzvene reicher an Faserstoff, als das der Milzarterie; in der erstern schwankte es zwischen 0,5 bis 0,4, in der letzteren zwischen 0,2 bis 0,17. Eine vergleichende Untersuchung des Serums ergab: *) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. IV. 373. **) Funcke, Henle und Pfeuffers Zeitschrift. N. F. I. 172. — Beclard, Annales de ehim. et phys. 3. ser. XXI. 506.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/38>, abgerufen am 28.03.2024.