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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Kohlensäureausscheidung abhängig von der Luftwärme.

In einem Widerspruch mit den theoretischen Ableitungen scheinen sich die Er-
gebnisse der Untersuchung von Allen und Pepys zu befinden. Denn als der von
ihnen beobachtete Mann in 5,3 Athemzügen, die er während der Minute ausführte,
5332 CC. atmosphärische Luft aufgenommen, entleerte er eine Luft, welche 8 *) pCt.
CO2 enthielt; als derselbe Mensch auf dieselbe Weise 5800 CC. eines Gasgemisches
aus 98 pCt. Sauerstoff und 2 pCt. CO2 einathmete und den Versuch 9,5 Minu-
ten fortsetzte, athmete er eine Luft mit 11 pCt. Kohlensäure aus. In der zweiten
Beobachtungszeit war im Gegensatz zur ersten der Zustand des Menschen aber nicht
derselbe geblieben; die Zahl der Pulsschläge war von 72 auf 88 in der Minute em-
porgegangen, und es hatte sich ein Gefühl von Wärme und zugleich eine gelinde
Hautausdünstung eingestellt; die Vermuthung liegt damit nahe, dass sich schon in den
ersten Minuten nach der Sauerstoffathmung die Zusammensetzung des Bluts änderte;
diese Annahme gewinnt eine Bestätigung durch den 17. Versuch der erwähnten Auto-
ren, in welchem von demselben Manne 56099 CC. eines Gemenges von 98 pCt. 0
und 2 pCt. N während 7,55 Minuten (7480 CC. in der Minute) eingeathmet wurden.
Die während dieser Zeit ausgeathmeten Luftmassen wurden von halber zu halber
Minute gesondert aufgefangen und untersucht. Hierbei ergab sich, dass die in den
ersten 30 Sekunden gelieferte Luft 9 pCt. CO2, die in den darauf folgenden 60 Se-
kunden entleerte 10,5 pCt. CO2, die in den letzten 30 Sekunden ausgeathmete end-
lich 12,5 pCt. CO2 enthielt. Auch bei diesem Versuch war schliesslich die Zahl der
Pulsschläge von 86 auf 102 gestiegen und gegen Ende desselben eine Schweissbil-
dung eingetreten. Auf eine ähnliche Versuchsreihe an Thieren, die von Reiset
und Regnault
ausgeführt ist, werden wir bei dem Gesammtgaswechsel zurückkommen.

Ein Zusatz von CO2 zur Athmungsluft wird jedesmal die Aus-
scheidung dieses Gases aus dem Blute hemmen; der Werth, den die
Hemmung erreicht, wird steigen mit dem CO2gehalte der Luft und zwar
so, dass schliesslich eine Stromumkehr statt findet. So wie nemlich
dieses Gas in der Luft höher gespannt ist, als im Blut, so muss es
nun aus dem erstern in das letztere dringen. Dieses hat in der That
Legallois**) beobachtet, als er Katzen und Kaninchen in eine Atmos-
phäre brachte, welche mehr als 21 pCt. CO2 enthielt. Die prozentige
CO2menge, welche die Luft enthalten muss, um dieses Gas an das Blut
abzugeben, statt es von ihm zu empfangen, wird aber begreiflich va-
riabel sein, da dieses auch mit der Spannung der CO2 im Blute der
Fall ist.

Wenn der Wasserdunst in der atmosphärischen Luft zunimmt, soll auch das
Gewicht der ausgeathmeten CO2 steigen (Lehmann)***).

b. Physikalische Luftveränderung. Mit der Erniedrigung
der Temperatur steigt die ausgeschiedene Kohlensäure (Lavoisier,
Letellier, Vierordt
); dieser Einfluss der erniedrigten Lufttemperatur
macht sich ebenso rasch als dauernd geltend. So giebt z. B. der letztere
Beobachter aus einer grossen Versuchsreihe an sich selbst folgende Mittel-
zahlen.

*) Wir erlauben, uns die Beobachtungen von Allen und Pepys noch zu benutzen, obwohl die
CO2bestimmungen sicher mit einem Fehler behaftet sind. Dieser Fehler ist aber in allen Beob-
achtungen derselbe geblieben und somit geben die Zahlen immer noch ein vergleichbares Maass ab.
**) Annales du chimie et physique. IV. Bd. (1817). p. 126.
***) Valentin's Jahresbericht für 1846. p. 160.
Kohlensäureausscheidung abhängig von der Luftwärme.

In einem Widerspruch mit den theoretischen Ableitungen scheinen sich die Er-
gebnisse der Untersuchung von Allen und Pepys zu befinden. Denn als der von
ihnen beobachtete Mann in 5,3 Athemzügen, die er während der Minute ausführte,
5332 CC. atmosphärische Luft aufgenommen, entleerte er eine Luft, welche 8 *) pCt.
CO2 enthielt; als derselbe Mensch auf dieselbe Weise 5800 CC. eines Gasgemisches
aus 98 pCt. Sauerstoff und 2 pCt. CO2 einathmete und den Versuch 9,5 Minu-
ten fortsetzte, athmete er eine Luft mit 11 pCt. Kohlensäure aus. In der zweiten
Beobachtungszeit war im Gegensatz zur ersten der Zustand des Menschen aber nicht
derselbe geblieben; die Zahl der Pulsschläge war von 72 auf 88 in der Minute em-
porgegangen, und es hatte sich ein Gefühl von Wärme und zugleich eine gelinde
Hautausdünstung eingestellt; die Vermuthung liegt damit nahe, dass sich schon in den
ersten Minuten nach der Sauerstoffathmung die Zusammensetzung des Bluts änderte;
diese Annahme gewinnt eine Bestätigung durch den 17. Versuch der erwähnten Auto-
ren, in welchem von demselben Manne 56099 CC. eines Gemenges von 98 pCt. 0
und 2 pCt. N während 7,55 Minuten (7480 CC. in der Minute) eingeathmet wurden.
Die während dieser Zeit ausgeathmeten Luftmassen wurden von halber zu halber
Minute gesondert aufgefangen und untersucht. Hierbei ergab sich, dass die in den
ersten 30 Sekunden gelieferte Luft 9 pCt. CO2, die in den darauf folgenden 60 Se-
kunden entleerte 10,5 pCt. CO2, die in den letzten 30 Sekunden ausgeathmete end-
lich 12,5 pCt. CO2 enthielt. Auch bei diesem Versuch war schliesslich die Zahl der
Pulsschläge von 86 auf 102 gestiegen und gegen Ende desselben eine Schweissbil-
dung eingetreten. Auf eine ähnliche Versuchsreihe an Thieren, die von Reiset
und Regnault
ausgeführt ist, werden wir bei dem Gesammtgaswechsel zurückkommen.

Ein Zusatz von CO2 zur Athmungsluft wird jedesmal die Aus-
scheidung dieses Gases aus dem Blute hemmen; der Werth, den die
Hemmung erreicht, wird steigen mit dem CO2gehalte der Luft und zwar
so, dass schliesslich eine Stromumkehr statt findet. So wie nemlich
dieses Gas in der Luft höher gespannt ist, als im Blut, so muss es
nun aus dem erstern in das letztere dringen. Dieses hat in der That
Legallois**) beobachtet, als er Katzen und Kaninchen in eine Atmos-
phäre brachte, welche mehr als 21 pCt. CO2 enthielt. Die prozentige
CO2menge, welche die Luft enthalten muss, um dieses Gas an das Blut
abzugeben, statt es von ihm zu empfangen, wird aber begreiflich va-
riabel sein, da dieses auch mit der Spannung der CO2 im Blute der
Fall ist.

Wenn der Wasserdunst in der atmosphärischen Luft zunimmt, soll auch das
Gewicht der ausgeathmeten CO2 steigen (Lehmann)***).

b. Physikalische Luftveränderung. Mit der Erniedrigung
der Temperatur steigt die ausgeschiedene Kohlensäure (Lavoisier,
Letellier, Vierordt
); dieser Einfluss der erniedrigten Lufttemperatur
macht sich ebenso rasch als dauernd geltend. So giebt z. B. der letztere
Beobachter aus einer grossen Versuchsreihe an sich selbst folgende Mittel-
zahlen.

*) Wir erlauben, uns die Beobachtungen von Allen und Pepys noch zu benutzen, obwohl die
CO2bestimmungen sicher mit einem Fehler behaftet sind. Dieser Fehler ist aber in allen Beob-
achtungen derselbe geblieben und somit geben die Zahlen immer noch ein vergleichbares Maass ab.
**) Annales du chimie et physique. IV. Bd. (1817). p. 126.
***) Valentin’s Jahresbericht für 1846. p. 160.
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[334/0350] Kohlensäureausscheidung abhängig von der Luftwärme. In einem Widerspruch mit den theoretischen Ableitungen scheinen sich die Er- gebnisse der Untersuchung von Allen und Pepys zu befinden. Denn als der von ihnen beobachtete Mann in 5,3 Athemzügen, die er während der Minute ausführte, 5332 CC. atmosphärische Luft aufgenommen, entleerte er eine Luft, welche 8 *) pCt. CO2 enthielt; als derselbe Mensch auf dieselbe Weise 5800 CC. eines Gasgemisches aus 98 pCt. Sauerstoff und 2 pCt. CO2 einathmete und den Versuch 9,5 Minu- ten fortsetzte, athmete er eine Luft mit 11 pCt. Kohlensäure aus. In der zweiten Beobachtungszeit war im Gegensatz zur ersten der Zustand des Menschen aber nicht derselbe geblieben; die Zahl der Pulsschläge war von 72 auf 88 in der Minute em- porgegangen, und es hatte sich ein Gefühl von Wärme und zugleich eine gelinde Hautausdünstung eingestellt; die Vermuthung liegt damit nahe, dass sich schon in den ersten Minuten nach der Sauerstoffathmung die Zusammensetzung des Bluts änderte; diese Annahme gewinnt eine Bestätigung durch den 17. Versuch der erwähnten Auto- ren, in welchem von demselben Manne 56099 CC. eines Gemenges von 98 pCt. 0 und 2 pCt. N während 7,55 Minuten (7480 CC. in der Minute) eingeathmet wurden. Die während dieser Zeit ausgeathmeten Luftmassen wurden von halber zu halber Minute gesondert aufgefangen und untersucht. Hierbei ergab sich, dass die in den ersten 30 Sekunden gelieferte Luft 9 pCt. CO2, die in den darauf folgenden 60 Se- kunden entleerte 10,5 pCt. CO2, die in den letzten 30 Sekunden ausgeathmete end- lich 12,5 pCt. CO2 enthielt. Auch bei diesem Versuch war schliesslich die Zahl der Pulsschläge von 86 auf 102 gestiegen und gegen Ende desselben eine Schweissbil- dung eingetreten. Auf eine ähnliche Versuchsreihe an Thieren, die von Reiset und Regnault ausgeführt ist, werden wir bei dem Gesammtgaswechsel zurückkommen. Ein Zusatz von CO2 zur Athmungsluft wird jedesmal die Aus- scheidung dieses Gases aus dem Blute hemmen; der Werth, den die Hemmung erreicht, wird steigen mit dem CO2gehalte der Luft und zwar so, dass schliesslich eine Stromumkehr statt findet. So wie nemlich dieses Gas in der Luft höher gespannt ist, als im Blut, so muss es nun aus dem erstern in das letztere dringen. Dieses hat in der That Legallois **) beobachtet, als er Katzen und Kaninchen in eine Atmos- phäre brachte, welche mehr als 21 pCt. CO2 enthielt. Die prozentige CO2menge, welche die Luft enthalten muss, um dieses Gas an das Blut abzugeben, statt es von ihm zu empfangen, wird aber begreiflich va- riabel sein, da dieses auch mit der Spannung der CO2 im Blute der Fall ist. Wenn der Wasserdunst in der atmosphärischen Luft zunimmt, soll auch das Gewicht der ausgeathmeten CO2 steigen (Lehmann) ***). b. Physikalische Luftveränderung. Mit der Erniedrigung der Temperatur steigt die ausgeschiedene Kohlensäure (Lavoisier, Letellier, Vierordt); dieser Einfluss der erniedrigten Lufttemperatur macht sich ebenso rasch als dauernd geltend. So giebt z. B. der letztere Beobachter aus einer grossen Versuchsreihe an sich selbst folgende Mittel- zahlen. *) Wir erlauben, uns die Beobachtungen von Allen und Pepys noch zu benutzen, obwohl die CO2bestimmungen sicher mit einem Fehler behaftet sind. Dieser Fehler ist aber in allen Beob- achtungen derselbe geblieben und somit geben die Zahlen immer noch ein vergleichbares Maass ab. **) Annales du chimie et physique. IV. Bd. (1817). p. 126. ***) Valentin’s Jahresbericht für 1846. p. 160.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/350>, abgerufen am 25.11.2024.