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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Spirometrie.
Rohr, durch welches die Luft aus der Lunge in das Gasometer überge-
führt werden soll, mündet mit der Oeffnung H unter demselben; bei K
ist ein Manometer in dasselbe eingefügt, von L an wandelt sich das
bis dahin steife in ein bewegliches Rohr um, und bei M endlich trägt
es an einem Mundstück einen Hahn, so dass es geschlossen werden kann.
Durch das Manometer ist der Druck der Luft in dem Gasometer bestimmbar.
Will man das Spirometer in Anwendung bringen, so füllt man B bis
nahe an den Rand mit Wasser, zieht dann den Conus C aus dem Boden
von A, drückt dieses letztere unter Wasser, bis das Null der Skala an
eine beliebige Marke oder an den Wasserspiegel zu stehen kommt; dar-
auf athmet man durch das Mundstück M aus; die Luft, welche in das
Gasometer steigt, hebt dieses über Wasser. Nach Beendigung des Athem-
zugs schliesst man den Hahn bei M und liest die Zahl der Skala ab,
welche nun über Wasser oder an der fixirten Marke steht. Aus dem
bekannten Cubikinhalt des aufgestiegenen Cylinderstückes kann mit Berück-
sichtigung der Angabe des Thermometers und Manometers die ausgeath-
mete Luftmenge berechnet werden. -- Sehr zahlreiche Versuche, welche
Hutchinson, J. Vogel, Simon, Fabius, Haeser u. s. w. mit
diesem Instrument angestellt haben, ergaben, dass das Maximum des
Raumwechsels verschiedener Menschen steigt 1) wie das Produkt aus der
Länge der Wirbelsäule in den Umfang der Brust, über die Brustdrüse
gemessen (Fabius). Diese Erfahrung erklärt sich daraus, weil das Pro-
dukt proportional dem Umfang des Brustraums ist. Denn ein Mensch mit
langer Wirbelsäule wird auch im Allgemeinen eine lange Brustwirbelsäule
haben. Warum wurde aber diese nicht gemessen? -- 2) Sie steigt mit
der Beweglichkeit der Brust, resp. mit dem Unterschiede ihres Umfangs
bei tiefster In- und Exspiration (Simon, Hutchinson). -- 3) Vom
15. bis zum 35. Jahr steigt das Maximum des Raumwechsels und nimmt
von da an ab (Hutchinson). -- 4) Mit der Muskelstärke des ganzen
Körpers ist das Maximum des Volums gestiegen (Albert). Fabius,
der den Satz im Allgemeinen bestätigt, fand, dass dagegen Ringer von
Profession, eifrige Turner u. s. w. ein geringes Maass des Maximums dar-
bieten. -- 5) Starke Fettleibigkeit mindert dasselbe (Hutchinson). --
6) Phthisische Anlage ebenfalls. -- 7) Während der Schwangerschaft ist
es grösser, als nach der Geburt; entweder müssen also die Rippen be-
weglicher sein, oder es treibt der ausgedehnte Uterus die Rippen ausein-
ander, so dass die Ausdehnung nach der Quere dem Zwergfell den Ver-
lust ersetzt, welchen es durch die Hemmung seines Absteigens erfahren
hatte (Küchenmeister, Fabius). -- 8) Unmittelbar nach dem Mit-
tagsessen ist der Wechsel des Brustraums geringer, als nach Kothent-
leerung (Hutchinson, Albert, Fabius). -- Je nach diesen Umstän-
den wechselte bei Erwachsenen das Volum der ausgeathmeten Luft von
1200 bis 4500 CC.

Spirometrie.
Rohr, durch welches die Luft aus der Lunge in das Gasometer überge-
führt werden soll, mündet mit der Oeffnung H unter demselben; bei K
ist ein Manometer in dasselbe eingefügt, von L an wandelt sich das
bis dahin steife in ein bewegliches Rohr um, und bei M endlich trägt
es an einem Mundstück einen Hahn, so dass es geschlossen werden kann.
Durch das Manometer ist der Druck der Luft in dem Gasometer bestimmbar.
Will man das Spirometer in Anwendung bringen, so füllt man B bis
nahe an den Rand mit Wasser, zieht dann den Conus C aus dem Boden
von A, drückt dieses letztere unter Wasser, bis das Null der Skala an
eine beliebige Marke oder an den Wasserspiegel zu stehen kommt; dar-
auf athmet man durch das Mundstück M aus; die Luft, welche in das
Gasometer steigt, hebt dieses über Wasser. Nach Beendigung des Athem-
zugs schliesst man den Hahn bei M und liest die Zahl der Skala ab,
welche nun über Wasser oder an der fixirten Marke steht. Aus dem
bekannten Cubikinhalt des aufgestiegenen Cylinderstückes kann mit Berück-
sichtigung der Angabe des Thermometers und Manometers die ausgeath-
mete Luftmenge berechnet werden. — Sehr zahlreiche Versuche, welche
Hutchinson, J. Vogel, Simon, Fabius, Haeser u. s. w. mit
diesem Instrument angestellt haben, ergaben, dass das Maximum des
Raumwechsels verschiedener Menschen steigt 1) wie das Produkt aus der
Länge der Wirbelsäule in den Umfang der Brust, über die Brustdrüse
gemessen (Fabius). Diese Erfahrung erklärt sich daraus, weil das Pro-
dukt proportional dem Umfang des Brustraums ist. Denn ein Mensch mit
langer Wirbelsäule wird auch im Allgemeinen eine lange Brustwirbelsäule
haben. Warum wurde aber diese nicht gemessen? — 2) Sie steigt mit
der Beweglichkeit der Brust, resp. mit dem Unterschiede ihres Umfangs
bei tiefster In- und Exspiration (Simon, Hutchinson). — 3) Vom
15. bis zum 35. Jahr steigt das Maximum des Raumwechsels und nimmt
von da an ab (Hutchinson). — 4) Mit der Muskelstärke des ganzen
Körpers ist das Maximum des Volums gestiegen (Albert). Fabius,
der den Satz im Allgemeinen bestätigt, fand, dass dagegen Ringer von
Profession, eifrige Turner u. s. w. ein geringes Maass des Maximums dar-
bieten. — 5) Starke Fettleibigkeit mindert dasselbe (Hutchinson). —
6) Phthisische Anlage ebenfalls. — 7) Während der Schwangerschaft ist
es grösser, als nach der Geburt; entweder müssen also die Rippen be-
weglicher sein, oder es treibt der ausgedehnte Uterus die Rippen ausein-
ander, so dass die Ausdehnung nach der Quere dem Zwergfell den Ver-
lust ersetzt, welchen es durch die Hemmung seines Absteigens erfahren
hatte (Küchenmeister, Fabius). — 8) Unmittelbar nach dem Mit-
tagsessen ist der Wechsel des Brustraums geringer, als nach Kothent-
leerung (Hutchinson, Albert, Fabius). — Je nach diesen Umstän-
den wechselte bei Erwachsenen das Volum der ausgeathmeten Luft von
1200 bis 4500 CC.

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[317/0333] Spirometrie. Rohr, durch welches die Luft aus der Lunge in das Gasometer überge- führt werden soll, mündet mit der Oeffnung H unter demselben; bei K ist ein Manometer in dasselbe eingefügt, von L an wandelt sich das bis dahin steife in ein bewegliches Rohr um, und bei M endlich trägt es an einem Mundstück einen Hahn, so dass es geschlossen werden kann. Durch das Manometer ist der Druck der Luft in dem Gasometer bestimmbar. Will man das Spirometer in Anwendung bringen, so füllt man B bis nahe an den Rand mit Wasser, zieht dann den Conus C aus dem Boden von A, drückt dieses letztere unter Wasser, bis das Null der Skala an eine beliebige Marke oder an den Wasserspiegel zu stehen kommt; dar- auf athmet man durch das Mundstück M aus; die Luft, welche in das Gasometer steigt, hebt dieses über Wasser. Nach Beendigung des Athem- zugs schliesst man den Hahn bei M und liest die Zahl der Skala ab, welche nun über Wasser oder an der fixirten Marke steht. Aus dem bekannten Cubikinhalt des aufgestiegenen Cylinderstückes kann mit Berück- sichtigung der Angabe des Thermometers und Manometers die ausgeath- mete Luftmenge berechnet werden. — Sehr zahlreiche Versuche, welche Hutchinson, J. Vogel, Simon, Fabius, Haeser u. s. w. mit diesem Instrument angestellt haben, ergaben, dass das Maximum des Raumwechsels verschiedener Menschen steigt 1) wie das Produkt aus der Länge der Wirbelsäule in den Umfang der Brust, über die Brustdrüse gemessen (Fabius). Diese Erfahrung erklärt sich daraus, weil das Pro- dukt proportional dem Umfang des Brustraums ist. Denn ein Mensch mit langer Wirbelsäule wird auch im Allgemeinen eine lange Brustwirbelsäule haben. Warum wurde aber diese nicht gemessen? — 2) Sie steigt mit der Beweglichkeit der Brust, resp. mit dem Unterschiede ihres Umfangs bei tiefster In- und Exspiration (Simon, Hutchinson). — 3) Vom 15. bis zum 35. Jahr steigt das Maximum des Raumwechsels und nimmt von da an ab (Hutchinson). — 4) Mit der Muskelstärke des ganzen Körpers ist das Maximum des Volums gestiegen (Albert). Fabius, der den Satz im Allgemeinen bestätigt, fand, dass dagegen Ringer von Profession, eifrige Turner u. s. w. ein geringes Maass des Maximums dar- bieten. — 5) Starke Fettleibigkeit mindert dasselbe (Hutchinson). — 6) Phthisische Anlage ebenfalls. — 7) Während der Schwangerschaft ist es grösser, als nach der Geburt; entweder müssen also die Rippen be- weglicher sein, oder es treibt der ausgedehnte Uterus die Rippen ausein- ander, so dass die Ausdehnung nach der Quere dem Zwergfell den Ver- lust ersetzt, welchen es durch die Hemmung seines Absteigens erfahren hatte (Küchenmeister, Fabius). — 8) Unmittelbar nach dem Mit- tagsessen ist der Wechsel des Brustraums geringer, als nach Kothent- leerung (Hutchinson, Albert, Fabius). — Je nach diesen Umstän- den wechselte bei Erwachsenen das Volum der ausgeathmeten Luft von 1200 bis 4500 CC.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/333>, abgerufen am 24.11.2024.