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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Harnwerkzeuge; Niere.
holen sich nun öfter, so dass schliesslich eine grosse Anzahl von Röh-
ren in eine einzige zusammen mündet, um auf der Papille sich zu öffnen.
Das Gesammtlumen der Harnröhren nimmt auf dem Wege von der Rinde
zur Papille zuerst sehr rasch und dann allmähliger ab, da die aus den ersten
Zusammenflüssen entstandenen Röhren von demselben die durch die spätern
Vereinigungen entstandenen von nicht sehr bedeutend grösseren Durchmes-
ser sind, als jede der einzelnen vor der Vereinigung. -- Die Wandung des
Harnkanälchens ist aus einer strukturlosen, sehr feinen, aber festen Haut
gebildet, auf deren Innenfläche eine einfache Lage von Kernzellen auf-
sitzt, die mit Flüssigkeit mässig gefüllt sind. -- Die Papille, auf welche
das bis dahin beschriebene Harnkanälchen zugleich mit vielen andern
aus der Niere in den Kelch tritt, ist eine kegelförmige Warze, die mit
der Base an den Nieren festsitzt und mit der Spitze frei in den Kelch-
raum ragt. -- Zwischen die Harnkanälchen zertheilt sich die art. renalis,
die alle diejenigen ihrer Zweige, welche für die Niere selbst bestimmt
sind, zuerst durch die Rinde sendet. Aus diesen Zweigen, welche meistens
auf dem kürzesten Wege von der Grenze des Markes und der Rinde gegen
die freie Oberfläche gelangen, treten in ziemlich regelmässigen Abständen
schon mikroskopische und kurze Zweige aus, welche die Wand des sack-
artigen Anfangs der Harnröhrchen durchbrechen (vas afferens), und dann
innerhalb ihres Lumens in ein Bündel von feinsten Gefässen zerfallen
(glomerulus), die sich wieder zu einem grössern (vas efferens) sammeln,
das die Wand des Haarsäckchens abermals durchbricht, so dass der
Blutstrom in dem Hohlraum des Harnkanälchens ein- und ausbiegt
(Bowmann). Man giebt an, dass der Theil des Glomerulus, welcher
gegen die Höhle (im Gegensatz zur Wand) des Harnkanälchens gerich-
tet sei, noch mit einer Epitheliallage bedeckt werde. -- Wenn das aus-
führende Blutgefäss wieder zwischen die Harnkanälchen getreten ist, so
zerspaltet es sich noch einmal zu einem weitmaschigen Netze, das in
Verbindung mit den Verästelungen der umliegenden vasa efferentia die
Harnkanälchen auf ihren gewundenen und geraden Wegen umspinnt und
aus dem die Wurzeln der Nierenvenen ihren Ursprung nehmen. Dieser
Beschreibung entsprechend würde das für die Niere bestimmte Blut der
a. renalis durch ein doppeltes Capillarensystem laufen, von denen das
erste in das Lumen des Gefässkanälchens ragt und das zweite ausser-
halb auf der Wandung desselben liegt. In der That gilt dieses aber
nicht für alles Nierenblut. Ein Rest der kleinsten Arterienzweige nem-
lich, welche, von dem Mark zur Rinde aufsteigend, die vasa afferentia
abgegeben haben, gelangt schliesslich auf die Oberfläche der Niere, wo
sich keine kugeligen Anschwellungen der Harnkanälchen mehr vorfinden;
an diesem Orte zerfallen darum sogleich die arteriellen Endästchen in
ein Netz, dem ähnlich, das aus den ausführenden Gefässen des Glome-
rulus hervorgeht.

Harnwerkzeuge; Niere.
holen sich nun öfter, so dass schliesslich eine grosse Anzahl von Röh-
ren in eine einzige zusammen mündet, um auf der Papille sich zu öffnen.
Das Gesammtlumen der Harnröhren nimmt auf dem Wege von der Rinde
zur Papille zuerst sehr rasch und dann allmähliger ab, da die aus den ersten
Zusammenflüssen entstandenen Röhren von demselben die durch die spätern
Vereinigungen entstandenen von nicht sehr bedeutend grösseren Durchmes-
ser sind, als jede der einzelnen vor der Vereinigung. — Die Wandung des
Harnkanälchens ist aus einer strukturlosen, sehr feinen, aber festen Haut
gebildet, auf deren Innenfläche eine einfache Lage von Kernzellen auf-
sitzt, die mit Flüssigkeit mässig gefüllt sind. — Die Papille, auf welche
das bis dahin beschriebene Harnkanälchen zugleich mit vielen andern
aus der Niere in den Kelch tritt, ist eine kegelförmige Warze, die mit
der Base an den Nieren festsitzt und mit der Spitze frei in den Kelch-
raum ragt. — Zwischen die Harnkanälchen zertheilt sich die art. renalis,
die alle diejenigen ihrer Zweige, welche für die Niere selbst bestimmt
sind, zuerst durch die Rinde sendet. Aus diesen Zweigen, welche meistens
auf dem kürzesten Wege von der Grenze des Markes und der Rinde gegen
die freie Oberfläche gelangen, treten in ziemlich regelmässigen Abständen
schon mikroskopische und kurze Zweige aus, welche die Wand des sack-
artigen Anfangs der Harnröhrchen durchbrechen (vas afferens), und dann
innerhalb ihres Lumens in ein Bündel von feinsten Gefässen zerfallen
(glomerulus), die sich wieder zu einem grössern (vas efferens) sammeln,
das die Wand des Haarsäckchens abermals durchbricht, so dass der
Blutstrom in dem Hohlraum des Harnkanälchens ein- und ausbiegt
(Bowmann). Man giebt an, dass der Theil des Glomerulus, welcher
gegen die Höhle (im Gegensatz zur Wand) des Harnkanälchens gerich-
tet sei, noch mit einer Epitheliallage bedeckt werde. — Wenn das aus-
führende Blutgefäss wieder zwischen die Harnkanälchen getreten ist, so
zerspaltet es sich noch einmal zu einem weitmaschigen Netze, das in
Verbindung mit den Verästelungen der umliegenden vasa efferentia die
Harnkanälchen auf ihren gewundenen und geraden Wegen umspinnt und
aus dem die Wurzeln der Nierenvenen ihren Ursprung nehmen. Dieser
Beschreibung entsprechend würde das für die Niere bestimmte Blut der
a. renalis durch ein doppeltes Capillarensystem laufen, von denen das
erste in das Lumen des Gefässkanälchens ragt und das zweite ausser-
halb auf der Wandung desselben liegt. In der That gilt dieses aber
nicht für alles Nierenblut. Ein Rest der kleinsten Arterienzweige nem-
lich, welche, von dem Mark zur Rinde aufsteigend, die vasa afferentia
abgegeben haben, gelangt schliesslich auf die Oberfläche der Niere, wo
sich keine kugeligen Anschwellungen der Harnkanälchen mehr vorfinden;
an diesem Orte zerfallen darum sogleich die arteriellen Endästchen in
ein Netz, dem ähnlich, das aus den ausführenden Gefässen des Glome-
rulus hervorgeht.

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[255/0271] Harnwerkzeuge; Niere. holen sich nun öfter, so dass schliesslich eine grosse Anzahl von Röh- ren in eine einzige zusammen mündet, um auf der Papille sich zu öffnen. Das Gesammtlumen der Harnröhren nimmt auf dem Wege von der Rinde zur Papille zuerst sehr rasch und dann allmähliger ab, da die aus den ersten Zusammenflüssen entstandenen Röhren von demselben die durch die spätern Vereinigungen entstandenen von nicht sehr bedeutend grösseren Durchmes- ser sind, als jede der einzelnen vor der Vereinigung. — Die Wandung des Harnkanälchens ist aus einer strukturlosen, sehr feinen, aber festen Haut gebildet, auf deren Innenfläche eine einfache Lage von Kernzellen auf- sitzt, die mit Flüssigkeit mässig gefüllt sind. — Die Papille, auf welche das bis dahin beschriebene Harnkanälchen zugleich mit vielen andern aus der Niere in den Kelch tritt, ist eine kegelförmige Warze, die mit der Base an den Nieren festsitzt und mit der Spitze frei in den Kelch- raum ragt. — Zwischen die Harnkanälchen zertheilt sich die art. renalis, die alle diejenigen ihrer Zweige, welche für die Niere selbst bestimmt sind, zuerst durch die Rinde sendet. Aus diesen Zweigen, welche meistens auf dem kürzesten Wege von der Grenze des Markes und der Rinde gegen die freie Oberfläche gelangen, treten in ziemlich regelmässigen Abständen schon mikroskopische und kurze Zweige aus, welche die Wand des sack- artigen Anfangs der Harnröhrchen durchbrechen (vas afferens), und dann innerhalb ihres Lumens in ein Bündel von feinsten Gefässen zerfallen (glomerulus), die sich wieder zu einem grössern (vas efferens) sammeln, das die Wand des Haarsäckchens abermals durchbricht, so dass der Blutstrom in dem Hohlraum des Harnkanälchens ein- und ausbiegt (Bowmann). Man giebt an, dass der Theil des Glomerulus, welcher gegen die Höhle (im Gegensatz zur Wand) des Harnkanälchens gerich- tet sei, noch mit einer Epitheliallage bedeckt werde. — Wenn das aus- führende Blutgefäss wieder zwischen die Harnkanälchen getreten ist, so zerspaltet es sich noch einmal zu einem weitmaschigen Netze, das in Verbindung mit den Verästelungen der umliegenden vasa efferentia die Harnkanälchen auf ihren gewundenen und geraden Wegen umspinnt und aus dem die Wurzeln der Nierenvenen ihren Ursprung nehmen. Dieser Beschreibung entsprechend würde das für die Niere bestimmte Blut der a. renalis durch ein doppeltes Capillarensystem laufen, von denen das erste in das Lumen des Gefässkanälchens ragt und das zweite ausser- halb auf der Wandung desselben liegt. In der That gilt dieses aber nicht für alles Nierenblut. Ein Rest der kleinsten Arterienzweige nem- lich, welche, von dem Mark zur Rinde aufsteigend, die vasa afferentia abgegeben haben, gelangt schliesslich auf die Oberfläche der Niere, wo sich keine kugeligen Anschwellungen der Harnkanälchen mehr vorfinden; an diesem Orte zerfallen darum sogleich die arteriellen Endästchen in ein Netz, dem ähnlich, das aus den ausführenden Gefässen des Glome- rulus hervorgeht.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/271>, abgerufen am 22.11.2024.