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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Labdrüsen; Labsaft.
und theils nach der Querrichtung der Drüsenschläuche verlaufen und,
unmittelbar an die strukturlose Haut derselben sich anschliessend, sie
bis in die Schleimhaut hinein verfolgen (E. Brücke). -- Die Blutgefässe
beziehen ihr Blut aus den Arterien, welche in die Zellhaut des Magens
eindringen; aus dieser treten feine Aestchen empor mit der allgemeinen
Richtung gegen die Magenoberfläche, indem sie sich an die Drüsen an-
schmiegen, zerfallen sie in feine Capillaren, welche, netzförmig sich ver-
bindend, die Drüsenschläuche umspinnen. Diese Netze schicken darauf
stärkere Zweige gegen die Schleimhautoberfläche, wo sich dieselben von
neuem zu grössern Maschen anordnen, aus denen endlich die Venen her-
vorgehen (H. Frey).

2. Labsaft*). Obwohl die Gewinnung des reinen Labsaftes in grös-
serem Maassstab bis dahin nicht gelungen ist, so hat man doch vermocht,
einige chemische Eigenthümlichkeiten desselben nachzuweisen.

Den Labsaft fängt man auf zwei verschiedene Weisen auf. 1) Man schneidet
die Stellen der Magenschleimhaut, in welche die Labdrüsen eingebettet sind, aus,
spült sie mit Wasser ab und presst dann entweder die Flüssigkeit aus, oder man
zieht die Stücke mit Wasser aus. -- 2) Man legte bei Thieren Magenfisteln an (Blond-
lot
), oder benutzte die seltenen Fälle, in denen bei Menschen Magentisteln vorkommen
(Beaumont, Schmidt). Da nun aber in den Magen enthalten sind: Speisereste,
Speichel, Schleim aus den Drüsen des Oesophagus und des Magens selbst, so gewinnt
man auch auf diesem Wege den Labsaft nicht rein. Um ihm aber wenigstens das
Uebergewicht über die andern Gemengtheile zu verschaffen, hat man den Inhalt des
Magens bei hungernden Thieren aufgefangen, nachdem man vorgängig von der Fistel-
öffnung aus den Magen mit Wasser ausgespült hatte. Dadurch sicherte man sich vor
der Verunreinigung mit Speisen (Bidder und Schmidt, Heintz). -- Um den
Speichel ganz oder theilweise zu eliminiren, legt Bardeleben neben der Magen-
fistel auch noch eine Speiseröhrenfistel an, durch welche der verschlungene Speichel
nach aussen abfloss, oder es wurden die Ausführungsgänge der wesentlichen Speichel-
drüsen unterbunden (Bidder und Schmidt). -- Eine Befreiung des Labsaftes von
dem Schleim ist also noch nicht versucht worden. In keinem Fall genügt also die
gewonnene Saftart, um alle Eigenschaften der Labflüssigkeit festzustellen, aber sie
reicht hin, um diejenigen derselben aufzudecken, welche ihm vor dem Schleim und
Speichel zukommen, und zwar darum, weil uns die Zusammensetzung dieser letztern
bekannt ist.

Dem Labsaft kommen als eigenthümliche Stoffe zu: ein besonderer
Fermentkörper (Pepsin) (Eberle, Schwann), Salmiak, Chlorcalcium
und eine freie Säure. Diese letztere ist bald als Salz- (Gmelin, Prout,
Schmidt
) und bald als Milch- oder Buttersäure (Lehmann, Schmidt,
Heintz
) bestimmt worden. Will man sich nun nicht zu der Annahme
bequemen, dass in den Labdrüsen bald die eine und bald die andere
Säure abgesondert werde, so bleibt nur ein Ausweg übrig. Man muss
nemlich behaupten, dass die in den Labdrüsen frei gemachte Salzsäure

*) Berzelius, Lehrbuch der Chemie. IX. Bd. 1840. 205. -- Frerichs, Artikel Verdauung in
Wagner's Handwörterbuch. III. Bd. -- Lehmann, Physiol. Chemie. II. Bd. p. 39. -- Bid-
der
und Schmidt, Verdauungssäfte. p. 29. -- Schmidt, Liebig's Annalen. 92. Bd. 42. --
Grünewaldt, Succi gastrici humani indoles. Dorp. 1853. p. 42. -- Schröder, Succi gastrici
humani vis digestiva. Dorp. 1853. p. 34.

Labdrüsen; Labsaft.
und theils nach der Querrichtung der Drüsenschläuche verlaufen und,
unmittelbar an die strukturlose Haut derselben sich anschliessend, sie
bis in die Schleimhaut hinein verfolgen (E. Brücke). — Die Blutgefässe
beziehen ihr Blut aus den Arterien, welche in die Zellhaut des Magens
eindringen; aus dieser treten feine Aestchen empor mit der allgemeinen
Richtung gegen die Magenoberfläche, indem sie sich an die Drüsen an-
schmiegen, zerfallen sie in feine Capillaren, welche, netzförmig sich ver-
bindend, die Drüsenschläuche umspinnen. Diese Netze schicken darauf
stärkere Zweige gegen die Schleimhautoberfläche, wo sich dieselben von
neuem zu grössern Maschen anordnen, aus denen endlich die Venen her-
vorgehen (H. Frey).

2. Labsaft*). Obwohl die Gewinnung des reinen Labsaftes in grös-
serem Maassstab bis dahin nicht gelungen ist, so hat man doch vermocht,
einige chemische Eigenthümlichkeiten desselben nachzuweisen.

Den Labsaft fängt man auf zwei verschiedene Weisen auf. 1) Man schneidet
die Stellen der Magenschleimhaut, in welche die Labdrüsen eingebettet sind, aus,
spült sie mit Wasser ab und presst dann entweder die Flüssigkeit aus, oder man
zieht die Stücke mit Wasser aus. — 2) Man legte bei Thieren Magenfisteln an (Blond-
lot
), oder benutzte die seltenen Fälle, in denen bei Menschen Magentisteln vorkommen
(Beaumont, Schmidt). Da nun aber in den Magen enthalten sind: Speisereste,
Speichel, Schleim aus den Drüsen des Oesophagus und des Magens selbst, so gewinnt
man auch auf diesem Wege den Labsaft nicht rein. Um ihm aber wenigstens das
Uebergewicht über die andern Gemengtheile zu verschaffen, hat man den Inhalt des
Magens bei hungernden Thieren aufgefangen, nachdem man vorgängig von der Fistel-
öffnung aus den Magen mit Wasser ausgespült hatte. Dadurch sicherte man sich vor
der Verunreinigung mit Speisen (Bidder und Schmidt, Heintz). — Um den
Speichel ganz oder theilweise zu eliminiren, legt Bardeleben neben der Magen-
fistel auch noch eine Speiseröhrenfistel an, durch welche der verschlungene Speichel
nach aussen abfloss, oder es wurden die Ausführungsgänge der wesentlichen Speichel-
drüsen unterbunden (Bidder und Schmidt). — Eine Befreiung des Labsaftes von
dem Schleim ist also noch nicht versucht worden. In keinem Fall genügt also die
gewonnene Saftart, um alle Eigenschaften der Labflüssigkeit festzustellen, aber sie
reicht hin, um diejenigen derselben aufzudecken, welche ihm vor dem Schleim und
Speichel zukommen, und zwar darum, weil uns die Zusammensetzung dieser letztern
bekannt ist.

Dem Labsaft kommen als eigenthümliche Stoffe zu: ein besonderer
Fermentkörper (Pepsin) (Eberle, Schwann), Salmiak, Chlorcalcium
und eine freie Säure. Diese letztere ist bald als Salz- (Gmelin, Prout,
Schmidt
) und bald als Milch- oder Buttersäure (Lehmann, Schmidt,
Heintz
) bestimmt worden. Will man sich nun nicht zu der Annahme
bequemen, dass in den Labdrüsen bald die eine und bald die andere
Säure abgesondert werde, so bleibt nur ein Ausweg übrig. Man muss
nemlich behaupten, dass die in den Labdrüsen frei gemachte Salzsäure

*) Berzelius, Lehrbuch der Chemie. IX. Bd. 1840. 205. — Frerichs, Artikel Verdauung in
Wagner’s Handwörterbuch. III. Bd. — Lehmann, Physiol. Chemie. II. Bd. p. 39. — Bid-
der
und Schmidt, Verdauungssäfte. p. 29. — Schmidt, Liebig’s Annalen. 92. Bd. 42. —
Grünewaldt, Succi gastrici humani indoles. Dorp. 1853. p. 42. — Schröder, Succi gastrici
humani vis digestiva. Dorp. 1853. p. 34.
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[246/0262] Labdrüsen; Labsaft. und theils nach der Querrichtung der Drüsenschläuche verlaufen und, unmittelbar an die strukturlose Haut derselben sich anschliessend, sie bis in die Schleimhaut hinein verfolgen (E. Brücke). — Die Blutgefässe beziehen ihr Blut aus den Arterien, welche in die Zellhaut des Magens eindringen; aus dieser treten feine Aestchen empor mit der allgemeinen Richtung gegen die Magenoberfläche, indem sie sich an die Drüsen an- schmiegen, zerfallen sie in feine Capillaren, welche, netzförmig sich ver- bindend, die Drüsenschläuche umspinnen. Diese Netze schicken darauf stärkere Zweige gegen die Schleimhautoberfläche, wo sich dieselben von neuem zu grössern Maschen anordnen, aus denen endlich die Venen her- vorgehen (H. Frey). 2. Labsaft *). Obwohl die Gewinnung des reinen Labsaftes in grös- serem Maassstab bis dahin nicht gelungen ist, so hat man doch vermocht, einige chemische Eigenthümlichkeiten desselben nachzuweisen. Den Labsaft fängt man auf zwei verschiedene Weisen auf. 1) Man schneidet die Stellen der Magenschleimhaut, in welche die Labdrüsen eingebettet sind, aus, spült sie mit Wasser ab und presst dann entweder die Flüssigkeit aus, oder man zieht die Stücke mit Wasser aus. — 2) Man legte bei Thieren Magenfisteln an (Blond- lot), oder benutzte die seltenen Fälle, in denen bei Menschen Magentisteln vorkommen (Beaumont, Schmidt). Da nun aber in den Magen enthalten sind: Speisereste, Speichel, Schleim aus den Drüsen des Oesophagus und des Magens selbst, so gewinnt man auch auf diesem Wege den Labsaft nicht rein. Um ihm aber wenigstens das Uebergewicht über die andern Gemengtheile zu verschaffen, hat man den Inhalt des Magens bei hungernden Thieren aufgefangen, nachdem man vorgängig von der Fistel- öffnung aus den Magen mit Wasser ausgespült hatte. Dadurch sicherte man sich vor der Verunreinigung mit Speisen (Bidder und Schmidt, Heintz). — Um den Speichel ganz oder theilweise zu eliminiren, legt Bardeleben neben der Magen- fistel auch noch eine Speiseröhrenfistel an, durch welche der verschlungene Speichel nach aussen abfloss, oder es wurden die Ausführungsgänge der wesentlichen Speichel- drüsen unterbunden (Bidder und Schmidt). — Eine Befreiung des Labsaftes von dem Schleim ist also noch nicht versucht worden. In keinem Fall genügt also die gewonnene Saftart, um alle Eigenschaften der Labflüssigkeit festzustellen, aber sie reicht hin, um diejenigen derselben aufzudecken, welche ihm vor dem Schleim und Speichel zukommen, und zwar darum, weil uns die Zusammensetzung dieser letztern bekannt ist. Dem Labsaft kommen als eigenthümliche Stoffe zu: ein besonderer Fermentkörper (Pepsin) (Eberle, Schwann), Salmiak, Chlorcalcium und eine freie Säure. Diese letztere ist bald als Salz- (Gmelin, Prout, Schmidt) und bald als Milch- oder Buttersäure (Lehmann, Schmidt, Heintz) bestimmt worden. Will man sich nun nicht zu der Annahme bequemen, dass in den Labdrüsen bald die eine und bald die andere Säure abgesondert werde, so bleibt nur ein Ausweg übrig. Man muss nemlich behaupten, dass die in den Labdrüsen frei gemachte Salzsäure *) Berzelius, Lehrbuch der Chemie. IX. Bd. 1840. 205. — Frerichs, Artikel Verdauung in Wagner’s Handwörterbuch. III. Bd. — Lehmann, Physiol. Chemie. II. Bd. p. 39. — Bid- der und Schmidt, Verdauungssäfte. p. 29. — Schmidt, Liebig’s Annalen. 92. Bd. 42. — Grünewaldt, Succi gastrici humani indoles. Dorp. 1853. p. 42. — Schröder, Succi gastrici humani vis digestiva. Dorp. 1853. p. 34.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/262>, abgerufen am 22.11.2024.