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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Thränendrüse.
über der äussern Seite des bulbus oculi gelegenen Drüsen, welche das
obere Augenlid durchboren und sich auf der Conjunctiva öffnen, und die
Krause'schen Drüsen, welche unter der Conjunctiva und zwar an ihrer
Umbiegungsstelle vom Bulbus auf die Lider liegen. Sie gleichen in
ihrem Bau den Speicheldrüsen vollkommen. Ihre Nerven empfangen sie
aus dem ersten Aste des Trigeminus.

2. Thränen *) Sie bestehen aus einem eiweissartigen Stoff,
Schleim, Spuren von Fett (welches aus den Epithelien der Drüsenröhre
stammt), Na Cl, phosphorsauren Erden, Alkalien und Wasser. Die Reak-
tion der Flüssigkeit ist alkalisch. Ueber eine Variation in der Zusam-
mensetzung ist nichts bekannt. Nach Frerichs enthalten Thränen,
welche in reichlicher Menge abgesondert wurden, zwischen 0,8 und 0,9
feste Bestandtheile in Lösung; die Aschenprozente variirten zwischen
0,42 und 0,54, welche vorzugsweise aus Na Cl und aus sehr geringen
Mengen phosphorsauren Alkalien bestehen (Vauquelin, Fourcroy,
Frerichs
). Die Erdphosphate waren an den eiweissartigen Stoff ge-
bunden.

3. Die Absonderungsgeschwindigkeit der Thränen variirt mit leiden-
schaftlichen Erregungen der Seele und reflektorischer Erregungen, die
von der Oberfläche der Conjunctiva, der innern Nasenfläche und dem
Opticus (?) ausgehen.

Da die Drüse der Speicheldrüse analog gebaut ist, da die Thränen
wesentlich mit dem Parotisspeichel übereinstimmen und die gesteigerte
Absonderung unter denselben Bedingungen wie in der Speicheldrüse auf-
tritt, so kann man nicht anstehen, unsere Drüsen für eine Modifikation
der Speicheldrüsen zu halten.

4. Die aus den Ausführungsgängen getretenen Thränen verbreiten
sich über die Conjunctiva, gelangen in den sog. Thränensee und dringen
dort, eine mässige Absonderung vorausgesetzt, in die Thränenpunkte und
Thränenröhrchen ein, von wo sie durch den Thränenkanal in die Nase
gelangen. An dieser Stelle verdunstet ihr Wasser in dem Luftstrom, der
durch die Athembewegungen in die Lunge geführt wird. Die Bewegung
aus dem Thränensack in die Nase kann ausser der Schwere begünstigt
werden durch die Muskeln des ersten Behälters. Ein Eindringen von
Nasenschleim in den Thränenkanal wird verhütet durch eine Klappe, die
sich an seiner Mündung in der Nase vorfindet.

Bauchspeicheldrüse.

1. Der anatomische Bau des Pankreas gleicht im Wesentlichen dem
der Kopfspeicheldrüsen; unterschieden ist er dadurch, dass die beiden
Ausführungsgänge der Drüsen vor ihrer Ausmündung communiziren

*) Frerichs, Wagner's Handwörterbuch der Physiologie. III. Bd. 1. Abthl. 617.
Ludwig, Physiologie. II. 16

Thränendrüse.
über der äussern Seite des bulbus oculi gelegenen Drüsen, welche das
obere Augenlid durchboren und sich auf der Conjunctiva öffnen, und die
Krause’schen Drüsen, welche unter der Conjunctiva und zwar an ihrer
Umbiegungsstelle vom Bulbus auf die Lider liegen. Sie gleichen in
ihrem Bau den Speicheldrüsen vollkommen. Ihre Nerven empfangen sie
aus dem ersten Aste des Trigeminus.

2. Thränen *) Sie bestehen aus einem eiweissartigen Stoff,
Schleim, Spuren von Fett (welches aus den Epithelien der Drüsenröhre
stammt), Na Cl, phosphorsauren Erden, Alkalien und Wasser. Die Reak-
tion der Flüssigkeit ist alkalisch. Ueber eine Variation in der Zusam-
mensetzung ist nichts bekannt. Nach Frerichs enthalten Thränen,
welche in reichlicher Menge abgesondert wurden, zwischen 0,8 und 0,9
feste Bestandtheile in Lösung; die Aschenprozente variirten zwischen
0,42 und 0,54, welche vorzugsweise aus Na Cl und aus sehr geringen
Mengen phosphorsauren Alkalien bestehen (Vauquelin, Fourcroy,
Frerichs
). Die Erdphosphate waren an den eiweissartigen Stoff ge-
bunden.

3. Die Absonderungsgeschwindigkeit der Thränen variirt mit leiden-
schaftlichen Erregungen der Seele und reflektorischer Erregungen, die
von der Oberfläche der Conjunctiva, der innern Nasenfläche und dem
Opticus (?) ausgehen.

Da die Drüse der Speicheldrüse analog gebaut ist, da die Thränen
wesentlich mit dem Parotisspeichel übereinstimmen und die gesteigerte
Absonderung unter denselben Bedingungen wie in der Speicheldrüse auf-
tritt, so kann man nicht anstehen, unsere Drüsen für eine Modifikation
der Speicheldrüsen zu halten.

4. Die aus den Ausführungsgängen getretenen Thränen verbreiten
sich über die Conjunctiva, gelangen in den sog. Thränensee und dringen
dort, eine mässige Absonderung vorausgesetzt, in die Thränenpunkte und
Thränenröhrchen ein, von wo sie durch den Thränenkanal in die Nase
gelangen. An dieser Stelle verdunstet ihr Wasser in dem Luftstrom, der
durch die Athembewegungen in die Lunge geführt wird. Die Bewegung
aus dem Thränensack in die Nase kann ausser der Schwere begünstigt
werden durch die Muskeln des ersten Behälters. Ein Eindringen von
Nasenschleim in den Thränenkanal wird verhütet durch eine Klappe, die
sich an seiner Mündung in der Nase vorfindet.

Bauchspeicheldrüse.

1. Der anatomische Bau des Pankreas gleicht im Wesentlichen dem
der Kopfspeicheldrüsen; unterschieden ist er dadurch, dass die beiden
Ausführungsgänge der Drüsen vor ihrer Ausmündung communiziren

*) Frerichs, Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie. III. Bd. 1. Abthl. 617.
Ludwig, Physiologie. II. 16
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[241/0257] Thränendrüse. über der äussern Seite des bulbus oculi gelegenen Drüsen, welche das obere Augenlid durchboren und sich auf der Conjunctiva öffnen, und die Krause’schen Drüsen, welche unter der Conjunctiva und zwar an ihrer Umbiegungsstelle vom Bulbus auf die Lider liegen. Sie gleichen in ihrem Bau den Speicheldrüsen vollkommen. Ihre Nerven empfangen sie aus dem ersten Aste des Trigeminus. 2. Thränen *) Sie bestehen aus einem eiweissartigen Stoff, Schleim, Spuren von Fett (welches aus den Epithelien der Drüsenröhre stammt), Na Cl, phosphorsauren Erden, Alkalien und Wasser. Die Reak- tion der Flüssigkeit ist alkalisch. Ueber eine Variation in der Zusam- mensetzung ist nichts bekannt. Nach Frerichs enthalten Thränen, welche in reichlicher Menge abgesondert wurden, zwischen 0,8 und 0,9 feste Bestandtheile in Lösung; die Aschenprozente variirten zwischen 0,42 und 0,54, welche vorzugsweise aus Na Cl und aus sehr geringen Mengen phosphorsauren Alkalien bestehen (Vauquelin, Fourcroy, Frerichs). Die Erdphosphate waren an den eiweissartigen Stoff ge- bunden. 3. Die Absonderungsgeschwindigkeit der Thränen variirt mit leiden- schaftlichen Erregungen der Seele und reflektorischer Erregungen, die von der Oberfläche der Conjunctiva, der innern Nasenfläche und dem Opticus (?) ausgehen. Da die Drüse der Speicheldrüse analog gebaut ist, da die Thränen wesentlich mit dem Parotisspeichel übereinstimmen und die gesteigerte Absonderung unter denselben Bedingungen wie in der Speicheldrüse auf- tritt, so kann man nicht anstehen, unsere Drüsen für eine Modifikation der Speicheldrüsen zu halten. 4. Die aus den Ausführungsgängen getretenen Thränen verbreiten sich über die Conjunctiva, gelangen in den sog. Thränensee und dringen dort, eine mässige Absonderung vorausgesetzt, in die Thränenpunkte und Thränenröhrchen ein, von wo sie durch den Thränenkanal in die Nase gelangen. An dieser Stelle verdunstet ihr Wasser in dem Luftstrom, der durch die Athembewegungen in die Lunge geführt wird. Die Bewegung aus dem Thränensack in die Nase kann ausser der Schwere begünstigt werden durch die Muskeln des ersten Behälters. Ein Eindringen von Nasenschleim in den Thränenkanal wird verhütet durch eine Klappe, die sich an seiner Mündung in der Nase vorfindet. Bauchspeicheldrüse. 1. Der anatomische Bau des Pankreas gleicht im Wesentlichen dem der Kopfspeicheldrüsen; unterschieden ist er dadurch, dass die beiden Ausführungsgänge der Drüsen vor ihrer Ausmündung communiziren *) Frerichs, Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie. III. Bd. 1. Abthl. 617. Ludwig, Physiologie. II. 16

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/257>, abgerufen am 23.11.2024.