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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Speicheldrüsen; Speichel der gl. submaxillaris.
das meist sehr sparsame und nur in den Unterkieferdrüsengängen häu-
figere Muskelzellen eingestreut sind (Kölliker). -- Die Arterien der
Speicheldrüsen verästeln sich auf den Bläschen zur Bildung eines weit-
maschigen Netzes. Die kleinsten zuführenden Arterien sind mit sehr
kräftigen Muskelhaufen versehen. -- Nervenfaden erhalten die Speichel-
drüsen aus den nn. trigeminus, facialis, sympathicus; in ihrem Verlauf
durch dieselben schlingen und verästeln sich die Primitivröhren wie in
den Muskeln (Donders).

Eine chemische Untersuchung der Speicheldrüsen fehlt.

2. Speichel. Die qualitative chemische Zusammensetzung des
Speichels aus den verschiedenen Speicheldrüsen stimmt allerdings zwar in
den meisten, aber nicht in allen Stücken überein.

a. Der Speichel der Unterkieferdrüse *) enthält unter allen Um-
ständen Wasser, Mucin, einen weissartigen Extraktivstoff, dessen Eigen-
schaften von der Darstellungsart (nach Berzelius, Gmelin oder
G. Mitscherlich) abhängig sind **), einen in Alkohol löslichen Extrak-
tivstoff, eine Kaliseife, Chlorkalium, Kochsalz, phosphorsaure Salze und
Wasser, zuweilen führt er auch Rhodankalium und schwefelsaures Kali. --
Die quantitative Mischung ***) dieser Stoffe ist veränderlich: 1) Mit der
Zeitdauer der Speichelabsonderung. Zum Verständniss dieses Ausdrucks
ist zu bemerken, dass nicht stetig, sondern durch längere oder kürzere
Zeiten unterbrochen aus den Speichelgängen der Saft abfliesst, so
dass die absondernde Thätigkeit der Drüse nur unter bestimmten, im
Organismus nicht immer vorhandenen Umständen besteht. Beginnt nun
nach einer längern Unterbrechung die Speichelabsonderung wieder und
hält dann einige Zeit hindurch an, so ist der im Beginn einer solchen
Speichelungsperiode austretende Saft reicher an festen Bestandtheilen, als
der später erscheinende; es nimmt also mit der Dauer der Speichelungs-
periode der prozentische Gehalt an festen Bestandtheilen ab. Diese Ver-
dünnung unseres Saftes ist vorzugsweise bedingt durch die Verminderung
der organischen Bestandtheile; denn diese werden in einer langen Spei-
chelungszeit bis zur Hälfte oder zum Viertel des ursprünglichen Gehal-
tes herabgedrückt, während der Salzgehalt sich entweder gar nicht,
oder jedenfalls um viel weniger als die Hälfte, verändert. -- 2) Mit
einer bedeutenden Steigerung des Kochsalzgehaltes im Blut mehrt sich
der Salzgehalt des Speichels um ein Geringes; die organischen Bestand-
theile erhalten sich unverändert. -- Auffallender Weise erleidet dagegen
die Zusammensetzung des Speichels keine merkliche Veränderung durch
eine beträchtliche Vermehrung der prozentischen Menge des Blutwassers,

*) Bidder und Schmidt, Verdauungssäfte. p. 7.
**) Lehmann, physiolog. Chemie. II. Bd. 17.
***) Heintz, Zoochemie. p. 827. -- E. Becher u. C. Ludwig, Henle's und Peufer's Zeit-
schrift. N. F. I. Bd. 278.

Speicheldrüsen; Speichel der gl. submaxillaris.
das meist sehr sparsame und nur in den Unterkieferdrüsengängen häu-
figere Muskelzellen eingestreut sind (Kölliker). — Die Arterien der
Speicheldrüsen verästeln sich auf den Bläschen zur Bildung eines weit-
maschigen Netzes. Die kleinsten zuführenden Arterien sind mit sehr
kräftigen Muskelhaufen versehen. — Nervenfaden erhalten die Speichel-
drüsen aus den nn. trigeminus, facialis, sympathicus; in ihrem Verlauf
durch dieselben schlingen und verästeln sich die Primitivröhren wie in
den Muskeln (Donders).

Eine chemische Untersuchung der Speicheldrüsen fehlt.

2. Speichel. Die qualitative chemische Zusammensetzung des
Speichels aus den verschiedenen Speicheldrüsen stimmt allerdings zwar in
den meisten, aber nicht in allen Stücken überein.

a. Der Speichel der Unterkieferdrüse *) enthält unter allen Um-
ständen Wasser, Mucin, einen weissartigen Extraktivstoff, dessen Eigen-
schaften von der Darstellungsart (nach Berzelius, Gmelin oder
G. Mitscherlich) abhängig sind **), einen in Alkohol löslichen Extrak-
tivstoff, eine Kaliseife, Chlorkalium, Kochsalz, phosphorsaure Salze und
Wasser, zuweilen führt er auch Rhodankalium und schwefelsaures Kali. —
Die quantitative Mischung ***) dieser Stoffe ist veränderlich: 1) Mit der
Zeitdauer der Speichelabsonderung. Zum Verständniss dieses Ausdrucks
ist zu bemerken, dass nicht stetig, sondern durch längere oder kürzere
Zeiten unterbrochen aus den Speichelgängen der Saft abfliesst, so
dass die absondernde Thätigkeit der Drüse nur unter bestimmten, im
Organismus nicht immer vorhandenen Umständen besteht. Beginnt nun
nach einer längern Unterbrechung die Speichelabsonderung wieder und
hält dann einige Zeit hindurch an, so ist der im Beginn einer solchen
Speichelungsperiode austretende Saft reicher an festen Bestandtheilen, als
der später erscheinende; es nimmt also mit der Dauer der Speichelungs-
periode der prozentische Gehalt an festen Bestandtheilen ab. Diese Ver-
dünnung unseres Saftes ist vorzugsweise bedingt durch die Verminderung
der organischen Bestandtheile; denn diese werden in einer langen Spei-
chelungszeit bis zur Hälfte oder zum Viertel des ursprünglichen Gehal-
tes herabgedrückt, während der Salzgehalt sich entweder gar nicht,
oder jedenfalls um viel weniger als die Hälfte, verändert. — 2) Mit
einer bedeutenden Steigerung des Kochsalzgehaltes im Blut mehrt sich
der Salzgehalt des Speichels um ein Geringes; die organischen Bestand-
theile erhalten sich unverändert. — Auffallender Weise erleidet dagegen
die Zusammensetzung des Speichels keine merkliche Veränderung durch
eine beträchtliche Vermehrung der prozentischen Menge des Blutwassers,

*) Bidder und Schmidt, Verdauungssäfte. p. 7.
**) Lehmann, physiolog. Chemie. II. Bd. 17.
***) Heintz, Zoochemie. p. 827. — E. Becher u. C. Ludwig, Henle’s und Peufer’s Zeit-
schrift. N. F. I. Bd. 278.
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[235/0251] Speicheldrüsen; Speichel der gl. submaxillaris. das meist sehr sparsame und nur in den Unterkieferdrüsengängen häu- figere Muskelzellen eingestreut sind (Kölliker). — Die Arterien der Speicheldrüsen verästeln sich auf den Bläschen zur Bildung eines weit- maschigen Netzes. Die kleinsten zuführenden Arterien sind mit sehr kräftigen Muskelhaufen versehen. — Nervenfaden erhalten die Speichel- drüsen aus den nn. trigeminus, facialis, sympathicus; in ihrem Verlauf durch dieselben schlingen und verästeln sich die Primitivröhren wie in den Muskeln (Donders). Eine chemische Untersuchung der Speicheldrüsen fehlt. 2. Speichel. Die qualitative chemische Zusammensetzung des Speichels aus den verschiedenen Speicheldrüsen stimmt allerdings zwar in den meisten, aber nicht in allen Stücken überein. a. Der Speichel der Unterkieferdrüse *) enthält unter allen Um- ständen Wasser, Mucin, einen weissartigen Extraktivstoff, dessen Eigen- schaften von der Darstellungsart (nach Berzelius, Gmelin oder G. Mitscherlich) abhängig sind **), einen in Alkohol löslichen Extrak- tivstoff, eine Kaliseife, Chlorkalium, Kochsalz, phosphorsaure Salze und Wasser, zuweilen führt er auch Rhodankalium und schwefelsaures Kali. — Die quantitative Mischung ***) dieser Stoffe ist veränderlich: 1) Mit der Zeitdauer der Speichelabsonderung. Zum Verständniss dieses Ausdrucks ist zu bemerken, dass nicht stetig, sondern durch längere oder kürzere Zeiten unterbrochen aus den Speichelgängen der Saft abfliesst, so dass die absondernde Thätigkeit der Drüse nur unter bestimmten, im Organismus nicht immer vorhandenen Umständen besteht. Beginnt nun nach einer längern Unterbrechung die Speichelabsonderung wieder und hält dann einige Zeit hindurch an, so ist der im Beginn einer solchen Speichelungsperiode austretende Saft reicher an festen Bestandtheilen, als der später erscheinende; es nimmt also mit der Dauer der Speichelungs- periode der prozentische Gehalt an festen Bestandtheilen ab. Diese Ver- dünnung unseres Saftes ist vorzugsweise bedingt durch die Verminderung der organischen Bestandtheile; denn diese werden in einer langen Spei- chelungszeit bis zur Hälfte oder zum Viertel des ursprünglichen Gehal- tes herabgedrückt, während der Salzgehalt sich entweder gar nicht, oder jedenfalls um viel weniger als die Hälfte, verändert. — 2) Mit einer bedeutenden Steigerung des Kochsalzgehaltes im Blut mehrt sich der Salzgehalt des Speichels um ein Geringes; die organischen Bestand- theile erhalten sich unverändert. — Auffallender Weise erleidet dagegen die Zusammensetzung des Speichels keine merkliche Veränderung durch eine beträchtliche Vermehrung der prozentischen Menge des Blutwassers, *) Bidder und Schmidt, Verdauungssäfte. p. 7. **) Lehmann, physiolog. Chemie. II. Bd. 17. ***) Heintz, Zoochemie. p. 827. — E. Becher u. C. Ludwig, Henle’s und Peufer’s Zeit- schrift. N. F. I. Bd. 278.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/251>, abgerufen am 25.11.2024.