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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Minerale.
und des Phosphors der fettartigen Körper. Die überschüssige Schwefelsäure wird
aber Cl austreiben, was auch schon durch die überschüssige Kohlen- und die bei der
Verbrennung sich bildende Cyansäure geschehen kann. In höheren Temperaturen ver-
flüchtigen sich die Chloralkalien. Die vorhandenen phosphorsauren Salze, mit zwei
Atom fixer Basis, werden durch die neugebildete Schwefelsäure zum Theil in saure
verwandelt, aus denen die Phosphorsäure durch die Kohle zu Phosphor reduzirt
und dann verflüchtigt wird; oder es kann auch in höheren Temperaturen das er-
wähnte phosphorsaure Salz sich in ein solches mit 3 Atom fixer Basis umwandeln,
wenn nämlich gleichzeitig ein kohlensaures vorhanden ist.

Verfahrungsarten, die Salze ganz oder theilweise ohne Einäscherung zu bestim-
men, geben Millon*) und Heintz**) an.

Aus der grossen Anzahl bekannt gewordener Aschenanalysen von
Denis, Lecanu, Marcet, Marchand, Nasse, Weber, Verdeil
und Schmidt***) wählen wir die des letztern Beobachters aus; sie
kann, wie die übrigen, nur als eine Annäherung an die Wahrheit ange-
sehen werden; denn die ihr zu Grunde liegende Asche ist nach einem
Verfahren gewonnen, welches dem älteren Rose'schen+) sehr ähnlich
sieht. Immerhin scheint sie aber doch die zuverlässigste.

Nach Schmidt gewinnt man aus 100 Theilen Blutflüssigkeit 0,85
Theile Asche; diese bestehen aus: Cl = 0,533, SO3 = 0,013, PhO5 = 0,032,
CaO = 0,016, MgO = 0,010, Ka = 0,031, Na = 0,341, O = 0,045.

Diese Asche zählt nicht zu denjenigen, welche alle die mineralischen
Bestandtheile enthält, die schon von andern Chemikern in der Blutflüs-
sigkeit gefunden sind. Namentlich fehlen die häufig vorgefundenen CO2
und Eisenoxyd und die seltener vorhandenen Kieselsäure++), Mangan,
Kupfer, Blei, und endlich das von Marchand angegebene Ammoniak.

Diese Bestandtheile werden nun nach bekannten Prinzipien zu Sal-
zen zusammengeordnet; man gibt nämlich der stärksten Säure die
stärkste Base bei, und berechnet ausserdem die phosphorsauren Salze
als solche mit 3 Atomen fixer Basis. So erhält man
KO SO3 = 0,028; KCl = 0,036; Na Cl = 0,554; 3NaO PhO5 = 0,032;
3 CaO PhO5 = 0,030; 3 MgO PhO5 = 0,022; NaO = 0,093

Da diese Berechnung namentlich in Beziehung auf die Verbindun-
gen der Phosphorsäure mit Alkalien ganz willkührlich ist, so kann sie
nicht in der Absicht angestellt worden sein, um den wahren Ausdruck
des Salzgemenges in der Blutasche zu geben. Aber dennoch ist sie von
Wichtigkeit, denn sie zeigt 1) dass die fixen Säuren SO3, PhO5, ClH
nicht hinreichen, um alle Basen zu sättigen. Dieses Resultat ist nicht
in Uebereinstimmung mit den Angaben andrer Aschenanalytiker; denn
wenn man auch niemals saure Blutaschen beobachtete, so fand man aber

*) Annales de chimie et de physique 3ieme ser. XIX. (de la presence normale etc.)
**) l. c. 858.
***) l. c. p. 19. p. 31.
+) Poggendorf, Annalen 76. Bd. u. 81. Bd. 410.
++) Kieselsäure fand Weber im Ochsen-, Henneberg, Enderlin u. Gorup im Vogelblut. Da
unter die Bestandtheile des Menschenhaars Kieselsäure gehört (v. Laer), so muss sie auch im
Menschenblut vorkommen.

Minerale.
und des Phosphors der fettartigen Körper. Die überschüssige Schwefelsäure wird
aber Cl austreiben, was auch schon durch die überschüssige Kohlen- und die bei der
Verbrennung sich bildende Cyansäure geschehen kann. In höheren Temperaturen ver-
flüchtigen sich die Chloralkalien. Die vorhandenen phosphorsauren Salze, mit zwei
Atom fixer Basis, werden durch die neugebildete Schwefelsäure zum Theil in saure
verwandelt, aus denen die Phosphorsäure durch die Kohle zu Phosphor reduzirt
und dann verflüchtigt wird; oder es kann auch in höheren Temperaturen das er-
wähnte phosphorsaure Salz sich in ein solches mit 3 Atom fixer Basis umwandeln,
wenn nämlich gleichzeitig ein kohlensaures vorhanden ist.

Verfahrungsarten, die Salze ganz oder theilweise ohne Einäscherung zu bestim-
men, geben Millon*) und Heintz**) an.

Aus der grossen Anzahl bekannt gewordener Aschenanalysen von
Denis, Lecanu, Marcet, Marchand, Nasse, Weber, Verdeil
und Schmidt***) wählen wir die des letztern Beobachters aus; sie
kann, wie die übrigen, nur als eine Annäherung an die Wahrheit ange-
sehen werden; denn die ihr zu Grunde liegende Asche ist nach einem
Verfahren gewonnen, welches dem älteren Rose’schen†) sehr ähnlich
sieht. Immerhin scheint sie aber doch die zuverlässigste.

Nach Schmidt gewinnt man aus 100 Theilen Blutflüssigkeit 0,85
Theile Asche; diese bestehen aus: Cl = 0,533, SO3 = 0,013, PhO5 = 0,032,
CaO = 0,016, MgO = 0,010, Ka = 0,031, Na = 0,341, O = 0,045.

Diese Asche zählt nicht zu denjenigen, welche alle die mineralischen
Bestandtheile enthält, die schon von andern Chemikern in der Blutflüs-
sigkeit gefunden sind. Namentlich fehlen die häufig vorgefundenen CO2
und Eisenoxyd und die seltener vorhandenen Kieselsäure††), Mangan,
Kupfer, Blei, und endlich das von Marchand angegebene Ammoniak.

Diese Bestandtheile werden nun nach bekannten Prinzipien zu Sal-
zen zusammengeordnet; man gibt nämlich der stärksten Säure die
stärkste Base bei, und berechnet ausserdem die phosphorsauren Salze
als solche mit 3 Atomen fixer Basis. So erhält man
KO SO3 = 0,028; KCl = 0,036; Na Cl = 0,554; 3NaO PhO5 = 0,032;
3 CaO PhO5 = 0,030; 3 MgO PhO5 = 0,022; NaO = 0,093

Da diese Berechnung namentlich in Beziehung auf die Verbindun-
gen der Phosphorsäure mit Alkalien ganz willkührlich ist, so kann sie
nicht in der Absicht angestellt worden sein, um den wahren Ausdruck
des Salzgemenges in der Blutasche zu geben. Aber dennoch ist sie von
Wichtigkeit, denn sie zeigt 1) dass die fixen Säuren SO3, PhO5, ClH
nicht hinreichen, um alle Basen zu sättigen. Dieses Resultat ist nicht
in Uebereinstimmung mit den Angaben andrer Aschenanalytiker; denn
wenn man auch niemals saure Blutaschen beobachtete, so fand man aber

*) Annales de chimie et de physique 3iême ser. XIX. (de la présence normale etc.)
**) l. c. 858.
***) l. c. p. 19. p. 31.
†) Poggendorf, Annalen 76. Bd. u. 81. Bd. 410.
††) Kieselsäure fand Weber im Ochsen-, Henneberg, Enderlin u. Gorup im Vogelblut. Da
unter die Bestandtheile des Menschenhaars Kieselsäure gehört (v. Laer), so muss sie auch im
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[6/0022] Minerale. und des Phosphors der fettartigen Körper. Die überschüssige Schwefelsäure wird aber Cl austreiben, was auch schon durch die überschüssige Kohlen- und die bei der Verbrennung sich bildende Cyansäure geschehen kann. In höheren Temperaturen ver- flüchtigen sich die Chloralkalien. Die vorhandenen phosphorsauren Salze, mit zwei Atom fixer Basis, werden durch die neugebildete Schwefelsäure zum Theil in saure verwandelt, aus denen die Phosphorsäure durch die Kohle zu Phosphor reduzirt und dann verflüchtigt wird; oder es kann auch in höheren Temperaturen das er- wähnte phosphorsaure Salz sich in ein solches mit 3 Atom fixer Basis umwandeln, wenn nämlich gleichzeitig ein kohlensaures vorhanden ist. Verfahrungsarten, die Salze ganz oder theilweise ohne Einäscherung zu bestim- men, geben Millon *) und Heintz **) an. Aus der grossen Anzahl bekannt gewordener Aschenanalysen von Denis, Lecanu, Marcet, Marchand, Nasse, Weber, Verdeil und Schmidt ***) wählen wir die des letztern Beobachters aus; sie kann, wie die übrigen, nur als eine Annäherung an die Wahrheit ange- sehen werden; denn die ihr zu Grunde liegende Asche ist nach einem Verfahren gewonnen, welches dem älteren Rose’schen †) sehr ähnlich sieht. Immerhin scheint sie aber doch die zuverlässigste. Nach Schmidt gewinnt man aus 100 Theilen Blutflüssigkeit 0,85 Theile Asche; diese bestehen aus: Cl = 0,533, SO3 = 0,013, PhO5 = 0,032, CaO = 0,016, MgO = 0,010, Ka = 0,031, Na = 0,341, O = 0,045. Diese Asche zählt nicht zu denjenigen, welche alle die mineralischen Bestandtheile enthält, die schon von andern Chemikern in der Blutflüs- sigkeit gefunden sind. Namentlich fehlen die häufig vorgefundenen CO2 und Eisenoxyd und die seltener vorhandenen Kieselsäure ††), Mangan, Kupfer, Blei, und endlich das von Marchand angegebene Ammoniak. Diese Bestandtheile werden nun nach bekannten Prinzipien zu Sal- zen zusammengeordnet; man gibt nämlich der stärksten Säure die stärkste Base bei, und berechnet ausserdem die phosphorsauren Salze als solche mit 3 Atomen fixer Basis. So erhält man KO SO3 = 0,028; KCl = 0,036; Na Cl = 0,554; 3NaO PhO5 = 0,032; 3 CaO PhO5 = 0,030; 3 MgO PhO5 = 0,022; NaO = 0,093 Da diese Berechnung namentlich in Beziehung auf die Verbindun- gen der Phosphorsäure mit Alkalien ganz willkührlich ist, so kann sie nicht in der Absicht angestellt worden sein, um den wahren Ausdruck des Salzgemenges in der Blutasche zu geben. Aber dennoch ist sie von Wichtigkeit, denn sie zeigt 1) dass die fixen Säuren SO3, PhO5, ClH nicht hinreichen, um alle Basen zu sättigen. Dieses Resultat ist nicht in Uebereinstimmung mit den Angaben andrer Aschenanalytiker; denn wenn man auch niemals saure Blutaschen beobachtete, so fand man aber *) Annales de chimie et de physique 3iême ser. XIX. (de la présence normale etc.) **) l. c. 858. ***) l. c. p. 19. p. 31. †) Poggendorf, Annalen 76. Bd. u. 81. Bd. 410. ††) Kieselsäure fand Weber im Ochsen-, Henneberg, Enderlin u. Gorup im Vogelblut. Da unter die Bestandtheile des Menschenhaars Kieselsäure gehört (v. Laer), so muss sie auch im Menschenblut vorkommen.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/22>, abgerufen am 24.11.2024.