2.Bewegungen des Brustkastens und seiner Einge- weide*). Da das Herz und die grossen Gefässe von den Lungen und demnächst von den Brustwandungen umschlossen werden, so müssen deren Spannungen und Bewegungen von einem wesentlichen Einfluss auf den Blutlauf sein. --
a. Die Beziehung der elastischen Kräfte der Lungensubstanz auf den Blutstrom erläuterten wir zunächst für den Zustand des Brustkastens, in welchem er sich findet, nach der Ex- und vor der Inspiration, in welchem er also die Stellung eingenommen hat, die ihm vermöge der elastischen Kräfte seiner Bestandtheile zukommt. In dieser Zeit wird auf die Lungen- oberfläche von Seiten der Brustwand kein Druck ausgeübt; denn es fehlt jede selbstständige Bewegung des Brustkastens, und es ist ausserdem die Wandung desselben steif genug, um nicht bewegt zu werden von einem mässigen Unterschied des Luftdrucks, der auf der innern und äussern Fläche der Brustwand etwa vorhanden wäre. Die Lungenoberfläche, welche an der Brustwand anruht, ist darum nur zwei Kräften aus- gesetzt: dem Luftdruck und den elastischen Spannungen der Lungensubstanz. Diese beiden Kräfte wirken aber in entgegenge- setzter Richtung. Die Luft nemlich, die nur durch die Trachea, nicht aber von Seiten der innern Brustfläche drückt, entfernt die Ober- fläche von der Wurzel der Lunge, indem er die Lunge entfaltet. Die elastischen Kräfte der Lungensubstanz wirken dagegen von der Ober- fläche der Lunge gegen die Wurzel hin; sie suchen die entfaltete Lunge zusammenzudrücken. Der Beweis dafür, dass diese Kraft, und zwar in der angegebenen Richtung, wirkt, liegt darin, dass eine möglichst gesunde Lunge, welche man aus der Brusthöhle herausgenommen und zu dem Volum ausgeblasen hat, das sie in der Brusthöhle einnimmt, augenblick- lich zusammenfällt, sowie man die Trachea öffnet, d. h. den Luftdruck aller Orten gleich macht. Die Lunge kann in ihrer natürlichen Lage also nur darum ausgespannt erhalten werden, weil der Luftdruck das Uebergewicht besitzt über die elastischen Kräfte der Lunge. Dieses Uebergewicht ist nun auch noch durch Messungen nachgewiesen, indem Donders durch ein besonderes Verfahren ermittelte, dass, im hydrostatischen Maasse aus- gedrückt, die elastischen Kräfte der Lunge im Maximum 30 MM. Quecksilber betragen, während der Luftdruck in den bewohnten Gegenden sich meist über 500 MM. hält. -- Aus allem diesen folgt nun, dass die Theile, welche innerhalb des Brustkastens an der von der Pleura umkleideten Lungenfläche anliegen, einen geringern Druck, als den der Luft zu er- tragen haben, und zwar einen um das Maass der elastischen Lungenkräfte verminderter Luftdruck. Diese Verminderung des Druckes wird sich an
*)Donders, Henle's und Pfeufer's Zeitschrift. N. F. III. 287. und dessen wichtige Abhand- lung. ibid. IV. Bd. 241. -- Handleiding. II. Bd. a. 396. -- C. Ludwig, Müllers Archiv. 1847. p. 242. -- Ed. Weber, Leipziger Berichte; mathemat. physik. Classe. 1850. p. 29.
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Einfluss der Brustbewegung auf den Blutstrom.
2.Bewegungen des Brustkastens und seiner Einge- weide*). Da das Herz und die grossen Gefässe von den Lungen und demnächst von den Brustwandungen umschlossen werden, so müssen deren Spannungen und Bewegungen von einem wesentlichen Einfluss auf den Blutlauf sein. —
a. Die Beziehung der elastischen Kräfte der Lungensubstanz auf den Blutstrom erläuterten wir zunächst für den Zustand des Brustkastens, in welchem er sich findet, nach der Ex- und vor der Inspiration, in welchem er also die Stellung eingenommen hat, die ihm vermöge der elastischen Kräfte seiner Bestandtheile zukommt. In dieser Zeit wird auf die Lungen- oberfläche von Seiten der Brustwand kein Druck ausgeübt; denn es fehlt jede selbstständige Bewegung des Brustkastens, und es ist ausserdem die Wandung desselben steif genug, um nicht bewegt zu werden von einem mässigen Unterschied des Luftdrucks, der auf der innern und äussern Fläche der Brustwand etwa vorhanden wäre. Die Lungenoberfläche, welche an der Brustwand anruht, ist darum nur zwei Kräften aus- gesetzt: dem Luftdruck und den elastischen Spannungen der Lungensubstanz. Diese beiden Kräfte wirken aber in entgegenge- setzter Richtung. Die Luft nemlich, die nur durch die Trachea, nicht aber von Seiten der innern Brustfläche drückt, entfernt die Ober- fläche von der Wurzel der Lunge, indem er die Lunge entfaltet. Die elastischen Kräfte der Lungensubstanz wirken dagegen von der Ober- fläche der Lunge gegen die Wurzel hin; sie suchen die entfaltete Lunge zusammenzudrücken. Der Beweis dafür, dass diese Kraft, und zwar in der angegebenen Richtung, wirkt, liegt darin, dass eine möglichst gesunde Lunge, welche man aus der Brusthöhle herausgenommen und zu dem Volum ausgeblasen hat, das sie in der Brusthöhle einnimmt, augenblick- lich zusammenfällt, sowie man die Trachea öffnet, d. h. den Luftdruck aller Orten gleich macht. Die Lunge kann in ihrer natürlichen Lage also nur darum ausgespannt erhalten werden, weil der Luftdruck das Uebergewicht besitzt über die elastischen Kräfte der Lunge. Dieses Uebergewicht ist nun auch noch durch Messungen nachgewiesen, indem Donders durch ein besonderes Verfahren ermittelte, dass, im hydrostatischen Maasse aus- gedrückt, die elastischen Kräfte der Lunge im Maximum 30 MM. Quecksilber betragen, während der Luftdruck in den bewohnten Gegenden sich meist über 500 MM. hält. — Aus allem diesen folgt nun, dass die Theile, welche innerhalb des Brustkastens an der von der Pleura umkleideten Lungenfläche anliegen, einen geringern Druck, als den der Luft zu er- tragen haben, und zwar einen um das Maass der elastischen Lungenkräfte verminderter Luftdruck. Diese Verminderung des Druckes wird sich an
*)Donders, Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. III. 287. und dessen wichtige Abhand- lung. ibid. IV. Bd. 241. — Handleiding. II. Bd. a. 396. — C. Ludwig, Müllers Archiv. 1847. p. 242. — Ed. Weber, Leipziger Berichte; mathemat. physik. Classe. 1850. p. 29.
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Einfluss der Brustbewegung auf den Blutstrom.
2. Bewegungen des Brustkastens und seiner Einge-
weide *). Da das Herz und die grossen Gefässe von den Lungen und
demnächst von den Brustwandungen umschlossen werden, so müssen
deren Spannungen und Bewegungen von einem wesentlichen Einfluss auf
den Blutlauf sein. —
a. Die Beziehung der elastischen Kräfte der Lungensubstanz auf den
Blutstrom erläuterten wir zunächst für den Zustand des Brustkastens, in
welchem er sich findet, nach der Ex- und vor der Inspiration, in welchem
er also die Stellung eingenommen hat, die ihm vermöge der elastischen
Kräfte seiner Bestandtheile zukommt. In dieser Zeit wird auf die Lungen-
oberfläche von Seiten der Brustwand kein Druck ausgeübt; denn es fehlt
jede selbstständige Bewegung des Brustkastens, und es ist ausserdem die
Wandung desselben steif genug, um nicht bewegt zu werden von einem
mässigen Unterschied des Luftdrucks, der auf der innern und äussern
Fläche der Brustwand etwa vorhanden wäre. Die Lungenoberfläche,
welche an der Brustwand anruht, ist darum nur zwei Kräften aus-
gesetzt: dem Luftdruck und den elastischen Spannungen der
Lungensubstanz. Diese beiden Kräfte wirken aber in entgegenge-
setzter Richtung. Die Luft nemlich, die nur durch die Trachea,
nicht aber von Seiten der innern Brustfläche drückt, entfernt die Ober-
fläche von der Wurzel der Lunge, indem er die Lunge entfaltet. Die
elastischen Kräfte der Lungensubstanz wirken dagegen von der Ober-
fläche der Lunge gegen die Wurzel hin; sie suchen die entfaltete Lunge
zusammenzudrücken. Der Beweis dafür, dass diese Kraft, und zwar in
der angegebenen Richtung, wirkt, liegt darin, dass eine möglichst gesunde
Lunge, welche man aus der Brusthöhle herausgenommen und zu dem
Volum ausgeblasen hat, das sie in der Brusthöhle einnimmt, augenblick-
lich zusammenfällt, sowie man die Trachea öffnet, d. h. den Luftdruck
aller Orten gleich macht. Die Lunge kann in ihrer natürlichen Lage also nur
darum ausgespannt erhalten werden, weil der Luftdruck das Uebergewicht
besitzt über die elastischen Kräfte der Lunge. Dieses Uebergewicht ist
nun auch noch durch Messungen nachgewiesen, indem Donders durch
ein besonderes Verfahren ermittelte, dass, im hydrostatischen Maasse aus-
gedrückt, die elastischen Kräfte der Lunge im Maximum 30 MM. Quecksilber
betragen, während der Luftdruck in den bewohnten Gegenden sich meist
über 500 MM. hält. — Aus allem diesen folgt nun, dass die Theile,
welche innerhalb des Brustkastens an der von der Pleura umkleideten
Lungenfläche anliegen, einen geringern Druck, als den der Luft zu er-
tragen haben, und zwar einen um das Maass der elastischen Lungenkräfte
verminderter Luftdruck. Diese Verminderung des Druckes wird sich an
*) Donders, Henle’s und Pfeufer’s Zeitschrift. N. F. III. 287. und dessen wichtige Abhand-
lung. ibid. IV. Bd. 241. — Handleiding. II. Bd. a. 396. — C. Ludwig, Müllers Archiv.
1847. p. 242. — Ed. Weber, Leipziger Berichte; mathemat. physik. Classe. 1850. p. 29.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/115>, abgerufen am 24.11.2024.
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