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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Physiologische Bedeutung der Diffusionen.
sigkeit umgewandelt werden, und dass sie aus diesem sich wieder fest
niederschlagen um die sogenannten Gewebe zu bilden; diese Gewebe
werden aber schliesslich wieder in Harn, Schweiss, Lungen- und Haut-
dunst verwandelt, was wiederum nur durch einen Lösungsprozess
geschehen kann. Die Quellung und die Endosmose sind aber nicht
minder allgemeine Vorgänge als diejenigen der Lösung; denn mit ganz
untergeordneter Ausnahme verharren alle festen thierischen Theile
während der ganzen Dauer ihres Bestehens in gequollenem Zustand,
und in diesem gequollenen Zustand dienen sie als Scheidewände zur
Trennung der verschiedenartigsten Flüssigkeiten. So wurde es mög-
lich, im thierischen Körper ein Röhrensystem darzustellen, in welchem
eine Flüsigkeit kreisst, die trotzdem dass sie einen beträchtlichen Druck
gegen die Wandungen von innen nach aussen übt, dennoch unter Um-
ständen mehr von einer das Röhrensystem umspülenden Flüssigkeit auf-
nimmt, als sie in letztere ausströmt. Hiedurch wurde es ferner möglich,
aus ein und demselben Lösungsgemenge bald diesen und bald jenen
gelösten Stoff mit Ausschliessung aller übrigen austreten zu lassen,
ohne Anwendung anderer Hilfsmittel als der Gegenwart verschiedent-
lich quellungsfähiger Scheidewände, indem diese bald dem einen und
bald dem andern der gelösten Stoffe den Durchtritt durch sich erlauben
oder verwehren. Offenbar liegt also in dieser wichtigen Einrichtung
der Schlüssel zur Erklärung der verschiedenartigsten Ausscheidungen
aus dem überall nahezu gleichartigen Blute. Bei dieser hohen Bedeu-
tung der Hydrodiffusion ist es um so mehr zu bedauern, dass gerade
die dem Leben wichtigsten Flüssigkeiten und Membranen noch nicht
auf ihre Diffusionseigenschaften untersucht sind.


Physiologische Bedeutung der Diffusionen.
sigkeit umgewandelt werden, und dass sie aus diesem sich wieder fest
niederschlagen um die sogenannten Gewebe zu bilden; diese Gewebe
werden aber schliesslich wieder in Harn, Schweiss, Lungen- und Haut-
dunst verwandelt, was wiederum nur durch einen Lösungsprozess
geschehen kann. Die Quellung und die Endosmose sind aber nicht
minder allgemeine Vorgänge als diejenigen der Lösung; denn mit ganz
untergeordneter Ausnahme verharren alle festen thierischen Theile
während der ganzen Dauer ihres Bestehens in gequollenem Zustand,
und in diesem gequollenen Zustand dienen sie als Scheidewände zur
Trennung der verschiedenartigsten Flüssigkeiten. So wurde es mög-
lich, im thierischen Körper ein Röhrensystem darzustellen, in welchem
eine Flüsigkeit kreisst, die trotzdem dass sie einen beträchtlichen Druck
gegen die Wandungen von innen nach aussen übt, dennoch unter Um-
ständen mehr von einer das Röhrensystem umspülenden Flüssigkeit auf-
nimmt, als sie in letztere ausströmt. Hiedurch wurde es ferner möglich,
aus ein und demselben Lösungsgemenge bald diesen und bald jenen
gelösten Stoff mit Ausschliessung aller übrigen austreten zu lassen,
ohne Anwendung anderer Hilfsmittel als der Gegenwart verschiedent-
lich quellungsfähiger Scheidewände, indem diese bald dem einen und
bald dem andern der gelösten Stoffe den Durchtritt durch sich erlauben
oder verwehren. Offenbar liegt also in dieser wichtigen Einrichtung
der Schlüssel zur Erklärung der verschiedenartigsten Ausscheidungen
aus dem überall nahezu gleichartigen Blute. Bei dieser hohen Bedeu-
tung der Hydrodiffusion ist es um so mehr zu bedauern, dass gerade
die dem Leben wichtigsten Flüssigkeiten und Membranen noch nicht
auf ihre Diffusionseigenschaften untersucht sind.


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[70/0084] Physiologische Bedeutung der Diffusionen. sigkeit umgewandelt werden, und dass sie aus diesem sich wieder fest niederschlagen um die sogenannten Gewebe zu bilden; diese Gewebe werden aber schliesslich wieder in Harn, Schweiss, Lungen- und Haut- dunst verwandelt, was wiederum nur durch einen Lösungsprozess geschehen kann. Die Quellung und die Endosmose sind aber nicht minder allgemeine Vorgänge als diejenigen der Lösung; denn mit ganz untergeordneter Ausnahme verharren alle festen thierischen Theile während der ganzen Dauer ihres Bestehens in gequollenem Zustand, und in diesem gequollenen Zustand dienen sie als Scheidewände zur Trennung der verschiedenartigsten Flüssigkeiten. So wurde es mög- lich, im thierischen Körper ein Röhrensystem darzustellen, in welchem eine Flüsigkeit kreisst, die trotzdem dass sie einen beträchtlichen Druck gegen die Wandungen von innen nach aussen übt, dennoch unter Um- ständen mehr von einer das Röhrensystem umspülenden Flüssigkeit auf- nimmt, als sie in letztere ausströmt. Hiedurch wurde es ferner möglich, aus ein und demselben Lösungsgemenge bald diesen und bald jenen gelösten Stoff mit Ausschliessung aller übrigen austreten zu lassen, ohne Anwendung anderer Hilfsmittel als der Gegenwart verschiedent- lich quellungsfähiger Scheidewände, indem diese bald dem einen und bald dem andern der gelösten Stoffe den Durchtritt durch sich erlauben oder verwehren. Offenbar liegt also in dieser wichtigen Einrichtung der Schlüssel zur Erklärung der verschiedenartigsten Ausscheidungen aus dem überall nahezu gleichartigen Blute. Bei dieser hohen Bedeu- tung der Hydrodiffusion ist es um so mehr zu bedauern, dass gerade die dem Leben wichtigsten Flüssigkeiten und Membranen noch nicht auf ihre Diffusionseigenschaften untersucht sind.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/84>, abgerufen am 23.11.2024.