aus seinen Zahlen nur folgen, wenn er die Differenz der Procentgehalte im äussern und innern Gefäss constant erhalten hätte, oder wenn sie wenigstens bekannt wäre.
3. Gleichzeitige Lösung mehrerer festen Stoffe und Diffusion eines Lösungsgemenges in Wasser. Ueber gleich- zeitige Lösung solcher Salze, welche sich nicht gegenseitig zersetzen, sind Beobachtungen von Karsten, Kopp*) u. s. w. vorhanden. Wir erfahren aus diesen Beobachtungen vorerst das theoretisch noch nicht verwendbare Resultat, dass die Maxima der Gewichtsmengen beider in Lösung tretenden Stoffe sich gegenseitig modifiziren können. -- Graham hat die Frage in Angriff genommen, wie sich die Diffusion zweier in derselben Flüssigkeit gelösten Salze im Wasser verhalte. Er findet hier, dass die beiden Salze insofern unabhängig von einan- der diffundiren, als das mit einer grössern Diffusionsgeschwindigkeit begabte auch aus dem Gemenge rascher diffundirt als das, welches mit einer geringen Geschwindigkeit diffundirt. Diese Thatsache ist durch eine von mir angestellte Beobachtung dahin erweitert, dass die Ad- häsion der beiden in Lösung befindlichen Salze nicht gross genug ist, um durch das Diffusionsbestreben nicht aufgehoben werden zu können. Aus den Graham'schen Versuchen geht jedoch noch weiter hervor, dass die in dem Gemenge vorhandenen Salze ihre Diffusionsgeschwin- digkeit modifiziren. Denn aus einer Lösung, welche gleichzeitig von Na Cl und Na O2 CO2 je 3,6 pCt (also 7,2 pCt im Ganzen) Salz enthielt, diffundirten in der Zeiteinheit 5,7 Gr. Na O CO2 und 12,4 Gr. Na O SO3, während in derselben Zeit aus einer 3,9 procentigen Na O CO2 Lösung 7,3 Gr. und aus einer 3,9 procentigen Na Cl Lösung 11,0 Gr. austraten.
[Abbildung]
Fig. 5.
Zur Bestimmung der Diffusionserscheinungen der Salzgemenge benutzte ich einen Glascylinder (Fig. 5). G, dessen mit einem Kork verschlossener Boden von einer umgebogenen Glasröhre A A M durchbrochen war; diese Röhre mündet mit capillarer Oeffnung M gerade im obern Niveau des Korkes innerhalb des Cylinders. Aus- serdem liefen durch den Boden noch mehrere Röhren C C, L L u. s. f. Diese Röhren stiegen im Cylinder bis zu einem bekannten Abstand vom Boden auf, und ihr freies, aus- serhalb des Cylinders liegendes Ende war ausgezogen und zugeschmolzen. In den Cylinder wurde von oben Wasser gefüllt und dann in die freie Mündung des Rohres A A aus einer Pipette mit capillärer Mündung eine Lösung, welche gleichviel (wasserfreies) NaO SO3 und Na Cl enthielt, eingelassen. Dieses Lösungsgemenge drang auf den Boden des Gefässes und hob das Wasser, ohne sich mit ihm zu mischen. Hierauf überliess man die Flüssigkeit im ge- schützten Raume von möglichst constanter Temperatur der Diffusion. Nach beliebiger, aber genau gekannter Zeit brach man darauf vorsichtig die Spitze des Rohres L L ab, aus welchem in feinem Strahl die Flüssigkeit von 0 bis 1 auslief, welche man gesondert auffing; dann öffnete
*) Siehe die Literatur mit Auszügen bei Gmelin Handbuch der Chemie IV. Aufl. I. Bd. 525.
Lösung.
aus seinen Zahlen nur folgen, wenn er die Differenz der Procentgehalte im äussern und innern Gefäss constant erhalten hätte, oder wenn sie wenigstens bekannt wäre.
3. Gleichzeitige Lösung mehrerer festen Stoffe und Diffusion eines Lösungsgemenges in Wasser. Ueber gleich- zeitige Lösung solcher Salze, welche sich nicht gegenseitig zersetzen, sind Beobachtungen von Karsten, Kopp*) u. s. w. vorhanden. Wir erfahren aus diesen Beobachtungen vorerst das theoretisch noch nicht verwendbare Resultat, dass die Maxima der Gewichtsmengen beider in Lösung tretenden Stoffe sich gegenseitig modifiziren können. — Graham hat die Frage in Angriff genommen, wie sich die Diffusion zweier in derselben Flüssigkeit gelösten Salze im Wasser verhalte. Er findet hier, dass die beiden Salze insofern unabhängig von einan- der diffundiren, als das mit einer grössern Diffusionsgeschwindigkeit begabte auch aus dem Gemenge rascher diffundirt als das, welches mit einer geringen Geschwindigkeit diffundirt. Diese Thatsache ist durch eine von mir angestellte Beobachtung dahin erweitert, dass die Ad- häsion der beiden in Lösung befindlichen Salze nicht gross genug ist, um durch das Diffusionsbestreben nicht aufgehoben werden zu können. Aus den Graham’schen Versuchen geht jedoch noch weiter hervor, dass die in dem Gemenge vorhandenen Salze ihre Diffusionsgeschwin- digkeit modifiziren. Denn aus einer Lösung, welche gleichzeitig von Na Cl und Na O2 CO2 je 3,6 pCt (also 7,2 pCt im Ganzen) Salz enthielt, diffundirten in der Zeiteinheit 5,7 Gr. Na O CO2 und 12,4 Gr. Na O SO3, während in derselben Zeit aus einer 3,9 procentigen Na O CO2 Lösung 7,3 Gr. und aus einer 3,9 procentigen Na Cl Lösung 11,0 Gr. austraten.
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Fig. 5.
Zur Bestimmung der Diffusionserscheinungen der Salzgemenge benutzte ich einen Glascylinder (Fig. 5). G, dessen mit einem Kork verschlossener Boden von einer umgebogenen Glasröhre A A M durchbrochen war; diese Röhre mündet mit capillarer Oeffnung M gerade im obern Niveau des Korkes innerhalb des Cylinders. Aus- serdem liefen durch den Boden noch mehrere Röhren C C, L L u. s. f. Diese Röhren stiegen im Cylinder bis zu einem bekannten Abstand vom Boden auf, und ihr freies, aus- serhalb des Cylinders liegendes Ende war ausgezogen und zugeschmolzen. In den Cylinder wurde von oben Wasser gefüllt und dann in die freie Mündung des Rohres A A aus einer Pipette mit capillärer Mündung eine Lösung, welche gleichviel (wasserfreies) NaO SO3 und Na Cl enthielt, eingelassen. Dieses Lösungsgemenge drang auf den Boden des Gefässes und hob das Wasser, ohne sich mit ihm zu mischen. Hierauf überliess man die Flüssigkeit im ge- schützten Raume von möglichst constanter Temperatur der Diffusion. Nach beliebiger, aber genau gekannter Zeit brach man darauf vorsichtig die Spitze des Rohres L L ab, aus welchem in feinem Strahl die Flüssigkeit von 0 bis 1 auslief, welche man gesondert auffing; dann öffnete
*) Siehe die Literatur mit Auszügen bei Gmelin Handbuch der Chemie IV. Aufl. I. Bd. 525.
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Lösung.
aus seinen Zahlen nur folgen, wenn er die Differenz der Procentgehalte im äussern
und innern Gefäss constant erhalten hätte, oder wenn sie wenigstens bekannt wäre.
3. Gleichzeitige Lösung mehrerer festen Stoffe und
Diffusion eines Lösungsgemenges in Wasser. Ueber gleich-
zeitige Lösung solcher Salze, welche sich nicht gegenseitig zersetzen,
sind Beobachtungen von Karsten, Kopp *) u. s. w. vorhanden. Wir
erfahren aus diesen Beobachtungen vorerst das theoretisch noch nicht
verwendbare Resultat, dass die Maxima der Gewichtsmengen beider
in Lösung tretenden Stoffe sich gegenseitig modifiziren können. —
Graham hat die Frage in Angriff genommen, wie sich die Diffusion
zweier in derselben Flüssigkeit gelösten Salze im Wasser verhalte.
Er findet hier, dass die beiden Salze insofern unabhängig von einan-
der diffundiren, als das mit einer grössern Diffusionsgeschwindigkeit
begabte auch aus dem Gemenge rascher diffundirt als das, welches
mit einer geringen Geschwindigkeit diffundirt. Diese Thatsache ist
durch eine von mir angestellte Beobachtung dahin erweitert, dass die Ad-
häsion der beiden in Lösung befindlichen Salze nicht gross genug ist,
um durch das Diffusionsbestreben nicht aufgehoben werden zu können.
Aus den Graham’schen Versuchen geht jedoch noch weiter hervor,
dass die in dem Gemenge vorhandenen Salze ihre Diffusionsgeschwin-
digkeit modifiziren. Denn aus einer Lösung, welche gleichzeitig von
Na Cl und Na O2 CO2 je 3,6 pCt (also 7,2 pCt im Ganzen) Salz enthielt,
diffundirten in der Zeiteinheit 5,7 Gr. Na O CO2 und 12,4 Gr. Na O SO3,
während in derselben Zeit aus einer 3,9 procentigen Na O CO2 Lösung
7,3 Gr. und aus einer 3,9 procentigen Na Cl Lösung 11,0 Gr. austraten.
[Abbildung Fig. 5.]
Zur Bestimmung der Diffusionserscheinungen der
Salzgemenge benutzte ich einen Glascylinder (Fig. 5).
G, dessen mit einem Kork verschlossener Boden von
einer umgebogenen Glasröhre A A M durchbrochen war;
diese Röhre mündet mit capillarer Oeffnung M gerade im
obern Niveau des Korkes innerhalb des Cylinders. Aus-
serdem liefen durch den Boden noch mehrere Röhren C C,
L L u. s. f. Diese Röhren stiegen im Cylinder bis zu einem
bekannten Abstand vom Boden auf, und ihr freies, aus-
serhalb des Cylinders liegendes Ende war ausgezogen und
zugeschmolzen. In den Cylinder wurde von oben Wasser
gefüllt und dann in die freie Mündung des Rohres A A aus
einer Pipette mit capillärer Mündung eine Lösung, welche
gleichviel (wasserfreies) NaO SO3 und Na Cl enthielt,
eingelassen. Dieses Lösungsgemenge drang auf den Boden
des Gefässes und hob das Wasser, ohne sich mit ihm zu
mischen. Hierauf überliess man die Flüssigkeit im ge-
schützten Raume von möglichst constanter Temperatur
der Diffusion. Nach beliebiger, aber genau gekannter
Zeit brach man darauf vorsichtig die Spitze des Rohres
L L ab, aus welchem in feinem Strahl die Flüssigkeit von
0 bis 1 auslief, welche man gesondert auffing; dann öffnete
*) Siehe die Literatur mit Auszügen bei Gmelin Handbuch der Chemie IV. Aufl. I. Bd. 525.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/72>, abgerufen am 23.11.2024.
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