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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Umfang, Klang.
zelstimmen nimmt, unterscheidet man Bass, Tenor, Alt, Sopran. Nach
ganz bekannten Angaben theilen sich diese Einzelstimmen in die
menschliche Tonleiter der folgenden Tafel gemäss.

[Abbildung]

Bass und Tenor sind das Eigenthum der männlichen, Alt- und
Sopran das der weiblichen Stimme, so dass die tiefe weibliche
Stimme ungefähr um eine Oktave höher beginnt als die tiefe männ-
liche, und die hohe weibliche um eine Oktave höher endigt als die
hohe männliche.

Einzelne Bässe gehen noch viel tiefer herunter als hier angegeben; so er-
wähnt man Sänger, welche noch das [Formel 1] mit 43 (ganzen) Schwingungen erzeugen
konnten. Knaben- und Castratenstimmen sollen öfter bis zum [Formel 2] emporsteigen. Ganz
ausgezeichnete individuelle Stimmen gebieten über 3, ja in ganz seltenen Fällen
über 31/2 Oktaven.

b. Klang. Die menschliche Stimme ist zahlloser Klangarten fähig;
man kann geradezu behaupten, dass jedes Individuum sich durch ei-
nen besondern Klang der Stimme auszeichnet. Aber in dieser unbe-
schreiblichen Mannigfaltigkeit des Klanges der menschlichen Stimme
überhaupt charakterisirt sich im Allgemeinen doch wieder die männ-
liche von der weiblichen Stimme durch eine besondere Tonfärbung,
und innerhalb der männlichen und weiblichen ist wiederum der Tenor
vom Bass und der Sopran vom Alt durch einen eigenthümlichen Klang
unterschieden. Nicht minder ist die Stimme eines Individuums sehr
zahlreicher Modifikationen ihres Klanges fähig. Von den verschiede-
nen Stimmarten des Individuums sind aber nur wenige dem musikali-
schen Ohr so wohlgefällig, um in der ausübenden Tonkunst verwen-
det zu werden. Die verwendeten Klangarten (Register) haben die
gemeinsame physiologische Eigenthümlichkeit, dass sie schon von
den wesentlichen Theilen des menschlichen Stimminstruments hervor-
gebracht werden. Man belegt diese einzelnen Register (welche also
den verschiedenen weiblichen Stimmen ebenso gut zukommen als den
männlichen) mit dem Namen der Brust- und Kopf- oder Fistelstimme. --
Die Bruststimme charakterisirt sich durch einen vollen, starken
Klang; ihren Namen hat sie daher erhalten, dass bei ihrer Erzeugung
die Brustwandungen in ein der aufgelegten Hand fühlbares Erzittern
gerathen. Die Fistelstimme zeichnet sich durch eine flötenartige
weiche Tonfärbung aus. Alle Töne, welche ein Individuum hervor-
bringen kann, vermag dasselbe übrigens nicht mit Brust- und Fistel-
stimme nach Belieben zu erzeugen. In das Gebiet der Bruststimme

Umfang, Klang.
zelstimmen nimmt, unterscheidet man Bass, Tenor, Alt, Sopran. Nach
ganz bekannten Angaben theilen sich diese Einzelstimmen in die
menschliche Tonleiter der folgenden Tafel gemäss.

[Abbildung]

Bass und Tenor sind das Eigenthum der männlichen, Alt- und
Sopran das der weiblichen Stimme, so dass die tiefe weibliche
Stimme ungefähr um eine Oktave höher beginnt als die tiefe männ-
liche, und die hohe weibliche um eine Oktave höher endigt als die
hohe männliche.

Einzelne Bässe gehen noch viel tiefer herunter als hier angegeben; so er-
wähnt man Sänger, welche noch das [Formel 1] mit 43 (ganzen) Schwingungen erzeugen
konnten. Knaben- und Castratenstimmen sollen öfter bis zum [Formel 2] emporsteigen. Ganz
ausgezeichnete individuelle Stimmen gebieten über 3, ja in ganz seltenen Fällen
über 3½ Oktaven.

b. Klang. Die menschliche Stimme ist zahlloser Klangarten fähig;
man kann geradezu behaupten, dass jedes Individuum sich durch ei-
nen besondern Klang der Stimme auszeichnet. Aber in dieser unbe-
schreiblichen Mannigfaltigkeit des Klanges der menschlichen Stimme
überhaupt charakterisirt sich im Allgemeinen doch wieder die männ-
liche von der weiblichen Stimme durch eine besondere Tonfärbung,
und innerhalb der männlichen und weiblichen ist wiederum der Tenor
vom Bass und der Sopran vom Alt durch einen eigenthümlichen Klang
unterschieden. Nicht minder ist die Stimme eines Individuums sehr
zahlreicher Modifikationen ihres Klanges fähig. Von den verschiede-
nen Stimmarten des Individuums sind aber nur wenige dem musikali-
schen Ohr so wohlgefällig, um in der ausübenden Tonkunst verwen-
det zu werden. Die verwendeten Klangarten (Register) haben die
gemeinsame physiologische Eigenthümlichkeit, dass sie schon von
den wesentlichen Theilen des menschlichen Stimminstruments hervor-
gebracht werden. Man belegt diese einzelnen Register (welche also
den verschiedenen weiblichen Stimmen ebenso gut zukommen als den
männlichen) mit dem Namen der Brust- und Kopf- oder Fistelstimme. —
Die Bruststimme charakterisirt sich durch einen vollen, starken
Klang; ihren Namen hat sie daher erhalten, dass bei ihrer Erzeugung
die Brustwandungen in ein der aufgelegten Hand fühlbares Erzittern
gerathen. Die Fistelstimme zeichnet sich durch eine flötenartige
weiche Tonfärbung aus. Alle Töne, welche ein Individuum hervor-
bringen kann, vermag dasselbe übrigens nicht mit Brust- und Fistel-
stimme nach Belieben zu erzeugen. In das Gebiet der Bruststimme

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[414/0428] Umfang, Klang. zelstimmen nimmt, unterscheidet man Bass, Tenor, Alt, Sopran. Nach ganz bekannten Angaben theilen sich diese Einzelstimmen in die menschliche Tonleiter der folgenden Tafel gemäss. [Abbildung] Bass und Tenor sind das Eigenthum der männlichen, Alt- und Sopran das der weiblichen Stimme, so dass die tiefe weibliche Stimme ungefähr um eine Oktave höher beginnt als die tiefe männ- liche, und die hohe weibliche um eine Oktave höher endigt als die hohe männliche. Einzelne Bässe gehen noch viel tiefer herunter als hier angegeben; so er- wähnt man Sänger, welche noch das [FORMEL] mit 43 (ganzen) Schwingungen erzeugen konnten. Knaben- und Castratenstimmen sollen öfter bis zum [FORMEL] emporsteigen. Ganz ausgezeichnete individuelle Stimmen gebieten über 3, ja in ganz seltenen Fällen über 3½ Oktaven. b. Klang. Die menschliche Stimme ist zahlloser Klangarten fähig; man kann geradezu behaupten, dass jedes Individuum sich durch ei- nen besondern Klang der Stimme auszeichnet. Aber in dieser unbe- schreiblichen Mannigfaltigkeit des Klanges der menschlichen Stimme überhaupt charakterisirt sich im Allgemeinen doch wieder die männ- liche von der weiblichen Stimme durch eine besondere Tonfärbung, und innerhalb der männlichen und weiblichen ist wiederum der Tenor vom Bass und der Sopran vom Alt durch einen eigenthümlichen Klang unterschieden. Nicht minder ist die Stimme eines Individuums sehr zahlreicher Modifikationen ihres Klanges fähig. Von den verschiede- nen Stimmarten des Individuums sind aber nur wenige dem musikali- schen Ohr so wohlgefällig, um in der ausübenden Tonkunst verwen- det zu werden. Die verwendeten Klangarten (Register) haben die gemeinsame physiologische Eigenthümlichkeit, dass sie schon von den wesentlichen Theilen des menschlichen Stimminstruments hervor- gebracht werden. Man belegt diese einzelnen Register (welche also den verschiedenen weiblichen Stimmen ebenso gut zukommen als den männlichen) mit dem Namen der Brust- und Kopf- oder Fistelstimme. — Die Bruststimme charakterisirt sich durch einen vollen, starken Klang; ihren Namen hat sie daher erhalten, dass bei ihrer Erzeugung die Brustwandungen in ein der aufgelegten Hand fühlbares Erzittern gerathen. Die Fistelstimme zeichnet sich durch eine flötenartige weiche Tonfärbung aus. Alle Töne, welche ein Individuum hervor- bringen kann, vermag dasselbe übrigens nicht mit Brust- und Fistel- stimme nach Belieben zu erzeugen. In das Gebiet der Bruststimme

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/428>, abgerufen am 22.11.2024.