währt, liegen jedoch auf der Hand. Denn einmal sind darum all- mälige Uebergänge zweier Bewegungen in einander möglich (Ed. Weber) und zugleich wirken die Muskeln in Bezug auf das erste Gelenk, das sie überspringen, an Krafthebeln, indem sie sich möglichst entfernt vom Drehpunkt desselben ansetzen, und auf das zweite Gelenk an Geschwindigkeitshebeln, indem sie sich möglichst nahe an den Drehpunkt desselben anheften.
e. Bauchglied. Das ganze Glied zeigt in verschiedenen Stel- lungen eine sehr verschiedene Beweglichkeit. In der Streckung des Ober- und Unterschenkels und der mittleren Beugung des Fusses wie sie bei dem Stehen auf horizontalem Boden vorkommt ist es am unbeweg- lichsten; denn es verhindern in diesem Fall im Hüftgelenk das lig. superius eine weitere Streckung, das lig. teres und der durch den m. glu- taeus maximus gespannte äussere Streifen der fascia lata Adduction. Das Kniegelenk wird steifer, weil die ligamenta lateralia in Spannung kommen und zugleich die mit einem grossen Krümmungshalbmesser begabten vordern Abschnitte der Kniegelenksfortsätze am Oberschen- kel auf der ebenen Pfanne der tibia in ausgedehnterer Weise aufru- hen. Im ersten Fussgelenk klemmt sich aber der astragalus ein.
Mit dieser Einrichtung und zugleich mit dem Tragen und Fort- schieben der Rumpflast steht im Zusammenhang die Eigenthümlich- keit der Muskelvertheilung am Bauchglied, dass die Strecker der Hüfte, des Knies und des Fusses und ebenso die auf der Plantarseite des Fus- ses befindlichen Muskeln das Uebergewicht über die entgegengesetzt liegenden behaupten, und dass nur die Beuger des Kniegelenks zu- gleich Rotatoren desselben sind.
Die Einrichtung der ein- und zweigelenkigen Muskeln kehrt wie am Arm wieder und in dieser Einrichtung ist abermals die Bestim- mung, dass die eingelenkigen alle einem Gelenke möglichen Bewe- gungsrichtungen enthalten. Am Hüftgelenk überwiegen die eingelen- kigen an Querschnitt die zweigelenkigen weit aus, am Knie umge- kehrt die zweigelenkigen die eingelenkigen.
Aufrechtes Stehen; Gehen.
Obwohl es streng genommen ausserhalb der Grenzen eines Lehr- buchs der reinen Physiologie fällt, auch noch die komplizirten Bewe- gungen des Skelets und seiner Muskeln zu besprechen, so werden wir doch noch ganz übersichtlich die in der Ueberschrift bezeichneten mühsam erworbenen Kunstfertigkeiten behandeln, und zwar darum, weil dabei einige wesentlichen Eigenschaften der Bauchglieder be- sonders hervortreten. Das Sitzen, Laufen, Schwimmen, Reiten, Tanzen u. s. w. schliessen wir dagegen vollkommen aus.
A. Aufrechtes Stehen. Die allgemeinsten Bedingungen dessel- ben sind erfüllt, wenn der Schwerpunkt unseres Körpers in den Raum
Muskeln des Bauchgliedes.
währt, liegen jedoch auf der Hand. Denn einmal sind darum all- mälige Uebergänge zweier Bewegungen in einander möglich (Ed. Weber) und zugleich wirken die Muskeln in Bezug auf das erste Gelenk, das sie überspringen, an Krafthebeln, indem sie sich möglichst entfernt vom Drehpunkt desselben ansetzen, und auf das zweite Gelenk an Geschwindigkeitshebeln, indem sie sich möglichst nahe an den Drehpunkt desselben anheften.
e. Bauchglied. Das ganze Glied zeigt in verschiedenen Stel- lungen eine sehr verschiedene Beweglichkeit. In der Streckung des Ober- und Unterschenkels und der mittleren Beugung des Fusses wie sie bei dem Stehen auf horizontalem Boden vorkommt ist es am unbeweg- lichsten; denn es verhindern in diesem Fall im Hüftgelenk das lig. superius eine weitere Streckung, das lig. teres und der durch den m. glu- taeus maximus gespannte äussere Streifen der fascia lata Adduction. Das Kniegelenk wird steifer, weil die ligamenta lateralia in Spannung kommen und zugleich die mit einem grossen Krümmungshalbmesser begabten vordern Abschnitte der Kniegelenksfortsätze am Oberschen- kel auf der ebenen Pfanne der tibia in ausgedehnterer Weise aufru- hen. Im ersten Fussgelenk klemmt sich aber der astragalus ein.
Mit dieser Einrichtung und zugleich mit dem Tragen und Fort- schieben der Rumpflast steht im Zusammenhang die Eigenthümlich- keit der Muskelvertheilung am Bauchglied, dass die Strecker der Hüfte, des Knies und des Fusses und ebenso die auf der Plantarseite des Fus- ses befindlichen Muskeln das Uebergewicht über die entgegengesetzt liegenden behaupten, und dass nur die Beuger des Kniegelenks zu- gleich Rotatoren desselben sind.
Die Einrichtung der ein- und zweigelenkigen Muskeln kehrt wie am Arm wieder und in dieser Einrichtung ist abermals die Bestim- mung, dass die eingelenkigen alle einem Gelenke möglichen Bewe- gungsrichtungen enthalten. Am Hüftgelenk überwiegen die eingelen- kigen an Querschnitt die zweigelenkigen weit aus, am Knie umge- kehrt die zweigelenkigen die eingelenkigen.
Aufrechtes Stehen; Gehen.
Obwohl es streng genommen ausserhalb der Grenzen eines Lehr- buchs der reinen Physiologie fällt, auch noch die komplizirten Bewe- gungen des Skelets und seiner Muskeln zu besprechen, so werden wir doch noch ganz übersichtlich die in der Ueberschrift bezeichneten mühsam erworbenen Kunstfertigkeiten behandeln, und zwar darum, weil dabei einige wesentlichen Eigenschaften der Bauchglieder be- sonders hervortreten. Das Sitzen, Laufen, Schwimmen, Reiten, Tanzen u. s. w. schliessen wir dagegen vollkommen aus.
A. Aufrechtes Stehen. Die allgemeinsten Bedingungen dessel- ben sind erfüllt, wenn der Schwerpunkt unseres Körpers in den Raum
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[404/0418]
Muskeln des Bauchgliedes.
währt, liegen jedoch auf der Hand. Denn einmal sind darum all-
mälige Uebergänge zweier Bewegungen in einander möglich (Ed.
Weber) und zugleich wirken die Muskeln in Bezug auf das
erste Gelenk, das sie überspringen, an Krafthebeln, indem sie sich
möglichst entfernt vom Drehpunkt desselben ansetzen, und auf das
zweite Gelenk an Geschwindigkeitshebeln, indem sie sich möglichst
nahe an den Drehpunkt desselben anheften.
e. Bauchglied. Das ganze Glied zeigt in verschiedenen Stel-
lungen eine sehr verschiedene Beweglichkeit. In der Streckung des
Ober- und Unterschenkels und der mittleren Beugung des Fusses wie sie
bei dem Stehen auf horizontalem Boden vorkommt ist es am unbeweg-
lichsten; denn es verhindern in diesem Fall im Hüftgelenk das lig.
superius eine weitere Streckung, das lig. teres und der durch den m. glu-
taeus maximus gespannte äussere Streifen der fascia lata Adduction.
Das Kniegelenk wird steifer, weil die ligamenta lateralia in Spannung
kommen und zugleich die mit einem grossen Krümmungshalbmesser
begabten vordern Abschnitte der Kniegelenksfortsätze am Oberschen-
kel auf der ebenen Pfanne der tibia in ausgedehnterer Weise aufru-
hen. Im ersten Fussgelenk klemmt sich aber der astragalus ein.
Mit dieser Einrichtung und zugleich mit dem Tragen und Fort-
schieben der Rumpflast steht im Zusammenhang die Eigenthümlich-
keit der Muskelvertheilung am Bauchglied, dass die Strecker der Hüfte,
des Knies und des Fusses und ebenso die auf der Plantarseite des Fus-
ses befindlichen Muskeln das Uebergewicht über die entgegengesetzt
liegenden behaupten, und dass nur die Beuger des Kniegelenks zu-
gleich Rotatoren desselben sind.
Die Einrichtung der ein- und zweigelenkigen Muskeln kehrt wie
am Arm wieder und in dieser Einrichtung ist abermals die Bestim-
mung, dass die eingelenkigen alle einem Gelenke möglichen Bewe-
gungsrichtungen enthalten. Am Hüftgelenk überwiegen die eingelen-
kigen an Querschnitt die zweigelenkigen weit aus, am Knie umge-
kehrt die zweigelenkigen die eingelenkigen.
Aufrechtes Stehen; Gehen.
Obwohl es streng genommen ausserhalb der Grenzen eines Lehr-
buchs der reinen Physiologie fällt, auch noch die komplizirten Bewe-
gungen des Skelets und seiner Muskeln zu besprechen, so werden
wir doch noch ganz übersichtlich die in der Ueberschrift bezeichneten
mühsam erworbenen Kunstfertigkeiten behandeln, und zwar darum,
weil dabei einige wesentlichen Eigenschaften der Bauchglieder be-
sonders hervortreten. Das Sitzen, Laufen, Schwimmen, Reiten, Tanzen
u. s. w. schliessen wir dagegen vollkommen aus.
A. Aufrechtes Stehen. Die allgemeinsten Bedingungen dessel-
ben sind erfüllt, wenn der Schwerpunkt unseres Körpers in den Raum
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/418>, abgerufen am 23.07.2024.
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