nung vom Drehpunkte des Gelenkes. Einer von ihnen (digastricus öff- net den Kiefer allein, ein anderer (latissimus colli) Kiefer und Lippen gleichzeitig.
Im direkten Gegensatz zu ihnen stehen die Kieferschliesser. Ihr Querschnitt ist möglichst gross; darum ist für die oberen Ursprungs- punkte noch der proc. zygomaticus über die Schläfenfläche gespannt und die fossa pterygoidea interna gebildet und für die untern der Kieferast emporgeschoben; die Schliessmuskeln sind ferner möglichst kurz und setzen sich darum an einen kurzen Hebelarm aber unter einem für die Wirkung auf die Zähne sehr günstigen Winkel an.
Die Vorwärtszieher endlich sind zum Theil Schliessmuskeln (pte- rygoideus internus und masseter) zum Theil stellen sie eine eigne kräftige Masse den m. pterygoideus externus dar, welche durch seinen Ansatz an den Kopf und den meniscus beide gleichzeitig nach vorn auf das tuberculum zieht.
Rückwärtszieher beim Eröffnen des Kiefers sind mm. geniohyoi- deus und digastricus, und beim Schliessen m. temporalis.
b. Kopfmuskeln. Bei der Stellung des Kopfes über dem Rumpf war es, unter Voraussetzung einer allseitigen Beweglichkeit, nothwen- dig, dass er auf ein schmales Statif, den Hals aufgestellt wurde. Die Länge dieses letzten wird ungefähr bestimmt durch die Grösse des Neigungswinkels, welchen die kleine Kopfgelenke zulassen, den Um- fang, welcher der Oeffnungsbewegung des Kiefers zukommt und den Abstand der Kiefer und Hinterhauptspitze von der queren Gelenk- achse des ersten Kopfgelenks. -- Ed. Weber weist darauf hin, dass die Leichtigkeit der Kopfbewegung sehr begünstigt werde durch die Auf- stellung der schweren Masse auf Condylen von geringer Ausdehnung. -- Der Kopf ist beweglich entweder für sich oder zugleich mit der Wirbel- säule, so dass er auch Stellungsveränderungen in seinen Verbindungs- gelenken mit der Wirbelsäule gleichzeitig mit denen der Halswirbel unter sich erfahren kann. -- Die reine Kopfbewegung zwischen Atlas und Hinterhaupt bewirken nach vorn und hinten mm. recti capitis antici und postici; die nach den Seiten mm. rectus capitis lateralis und obliquus superior; beide Muskelmassen sind klein und wirken an kurzen He- belarmen. Die Drehung in der Horizontalebene besorgen mm. obliquus inferior und rectus posticus major.
Die Combination der Hals- und Kopfbewegung wird ausgeführt 1) durch ein System von schieflaufenden sich kreuzenden Fasern. Zu diesen gehören in der einen Richtung m. sternocleidomastoideus, die obere Partie des m. cucullaris, mm. complexus und biventer, welche von den vordern und seitlichen Theilen des Rumpfsrespektive der Wirbel- säule nach hinten und innen zum Kopf laufen; in entgegengesetzter Richtung durch m. splenius, welcher von der hintern Mittellinie des Hal- ses kreuzend mit den vorigen gegen den Seitentheil des Kopfes dringt.
Muskeln des Kiefers und Kopfes.
nung vom Drehpunkte des Gelenkes. Einer von ihnen (digastricus öff- net den Kiefer allein, ein anderer (latissimus colli) Kiefer und Lippen gleichzeitig.
Im direkten Gegensatz zu ihnen stehen die Kieferschliesser. Ihr Querschnitt ist möglichst gross; darum ist für die oberen Ursprungs- punkte noch der proc. zygomaticus über die Schläfenfläche gespannt und die fossa pterygoidea interna gebildet und für die untern der Kieferast emporgeschoben; die Schliessmuskeln sind ferner möglichst kurz und setzen sich darum an einen kurzen Hebelarm aber unter einem für die Wirkung auf die Zähne sehr günstigen Winkel an.
Die Vorwärtszieher endlich sind zum Theil Schliessmuskeln (pte- rygoideus internus und masseter) zum Theil stellen sie eine eigne kräftige Masse den m. pterygoideus externus dar, welche durch seinen Ansatz an den Kopf und den meniscus beide gleichzeitig nach vorn auf das tuberculum zieht.
Rückwärtszieher beim Eröffnen des Kiefers sind mm. geniohyoi- deus und digastricus, und beim Schliessen m. temporalis.
b. Kopfmuskeln. Bei der Stellung des Kopfes über dem Rumpf war es, unter Voraussetzung einer allseitigen Beweglichkeit, nothwen- dig, dass er auf ein schmales Statif, den Hals aufgestellt wurde. Die Länge dieses letzten wird ungefähr bestimmt durch die Grösse des Neigungswinkels, welchen die kleine Kopfgelenke zulassen, den Um- fang, welcher der Oeffnungsbewegung des Kiefers zukommt und den Abstand der Kiefer und Hinterhauptspitze von der queren Gelenk- achse des ersten Kopfgelenks. — Ed. Weber weist darauf hin, dass die Leichtigkeit der Kopfbewegung sehr begünstigt werde durch die Auf- stellung der schweren Masse auf Condylen von geringer Ausdehnung. — Der Kopf ist beweglich entweder für sich oder zugleich mit der Wirbel- säule, so dass er auch Stellungsveränderungen in seinen Verbindungs- gelenken mit der Wirbelsäule gleichzeitig mit denen der Halswirbel unter sich erfahren kann. — Die reine Kopfbewegung zwischen Atlas und Hinterhaupt bewirken nach vorn und hinten mm. recti capitis antici und postici; die nach den Seiten mm. rectus capitis lateralis und obliquus superior; beide Muskelmassen sind klein und wirken an kurzen He- belarmen. Die Drehung in der Horizontalebene besorgen mm. obliquus inferior und rectus posticus major.
Die Combination der Hals- und Kopfbewegung wird ausgeführt 1) durch ein System von schieflaufenden sich kreuzenden Fasern. Zu diesen gehören in der einen Richtung m. sternocleidomastoideus, die obere Partie des m. cucullaris, mm. complexus und biventer, welche von den vordern und seitlichen Theilen des Rumpfsrespektive der Wirbel- säule nach hinten und innen zum Kopf laufen; in entgegengesetzter Richtung durch m. splenius, welcher von der hintern Mittellinie des Hal- ses kreuzend mit den vorigen gegen den Seitentheil des Kopfes dringt.
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Muskeln des Kiefers und Kopfes.
nung vom Drehpunkte des Gelenkes. Einer von ihnen (digastricus öff-
net den Kiefer allein, ein anderer (latissimus colli) Kiefer und Lippen
gleichzeitig.
Im direkten Gegensatz zu ihnen stehen die Kieferschliesser. Ihr
Querschnitt ist möglichst gross; darum ist für die oberen Ursprungs-
punkte noch der proc. zygomaticus über die Schläfenfläche gespannt und
die fossa pterygoidea interna gebildet und für die untern der Kieferast
emporgeschoben; die Schliessmuskeln sind ferner möglichst kurz und
setzen sich darum an einen kurzen Hebelarm aber unter einem für die
Wirkung auf die Zähne sehr günstigen Winkel an.
Die Vorwärtszieher endlich sind zum Theil Schliessmuskeln (pte-
rygoideus internus und masseter) zum Theil stellen sie eine eigne
kräftige Masse den m. pterygoideus externus dar, welche durch seinen
Ansatz an den Kopf und den meniscus beide gleichzeitig nach vorn
auf das tuberculum zieht.
Rückwärtszieher beim Eröffnen des Kiefers sind mm. geniohyoi-
deus und digastricus, und beim Schliessen m. temporalis.
b. Kopfmuskeln. Bei der Stellung des Kopfes über dem Rumpf
war es, unter Voraussetzung einer allseitigen Beweglichkeit, nothwen-
dig, dass er auf ein schmales Statif, den Hals aufgestellt wurde. Die
Länge dieses letzten wird ungefähr bestimmt durch die Grösse des
Neigungswinkels, welchen die kleine Kopfgelenke zulassen, den Um-
fang, welcher der Oeffnungsbewegung des Kiefers zukommt und den
Abstand der Kiefer und Hinterhauptspitze von der queren Gelenk-
achse des ersten Kopfgelenks. — Ed. Weber weist darauf hin, dass
die Leichtigkeit der Kopfbewegung sehr begünstigt werde durch die Auf-
stellung der schweren Masse auf Condylen von geringer Ausdehnung. —
Der Kopf ist beweglich entweder für sich oder zugleich mit der Wirbel-
säule, so dass er auch Stellungsveränderungen in seinen Verbindungs-
gelenken mit der Wirbelsäule gleichzeitig mit denen der Halswirbel
unter sich erfahren kann. — Die reine Kopfbewegung zwischen Atlas
und Hinterhaupt bewirken nach vorn und hinten mm. recti capitis antici
und postici; die nach den Seiten mm. rectus capitis lateralis und obliquus
superior; beide Muskelmassen sind klein und wirken an kurzen He-
belarmen. Die Drehung in der Horizontalebene besorgen mm. obliquus
inferior und rectus posticus major.
Die Combination der Hals- und Kopfbewegung wird ausgeführt 1)
durch ein System von schieflaufenden sich kreuzenden Fasern. Zu
diesen gehören in der einen Richtung m. sternocleidomastoideus,
die obere Partie des m. cucullaris, mm. complexus und biventer, welche
von den vordern und seitlichen Theilen des Rumpfsrespektive der Wirbel-
säule nach hinten und innen zum Kopf laufen; in entgegengesetzter
Richtung durch m. splenius, welcher von der hintern Mittellinie des Hal-
ses kreuzend mit den vorigen gegen den Seitentheil des Kopfes dringt.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/414>, abgerufen am 22.11.2024.
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