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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Palmitin- Capryl- Capron- Buttersäure.
erst, wenn sie im Uebermaass vorhanden, störend eingreifen, und sich
so leicht aus dem thierischen Körper entfernen lassen, 3) durch ihre
Eigenschaft, ein schlechter Wärmeleiter zu sein.

Der besondere Gang der Zersetzung den die im thierischen Körper vorhandene
Margarinsäure einschlägt, um schliesslich zu CO2 und HO zu werden, ist nicht be-
kannt; wir wissen nur, dass diese Oxydation geschehen muss, weil wir trotz der
grossen Mengen von Margarinsäure, die wir täglich mit unserer Nahrung geniessen,
und aus dieser in das Blut aufnehmen, keine Spuren als solche (Speichel?) der
Aussenwelt zurückgeben, und dennoch die Fettmenge im thierischen Körper nicht
zunimmt. -- Die Vermuthung, dass die Magarinsäure durch eine besondere Art von
Gährung allmälig durch immer wiederholte Entziehung von C2 H2 bis auf HC2 O3;
HO zurückgeführt werde, wird erst dann bewiesen sein, wenn noch die bisher vermiss-
ten Zwischenstufen von der Palmitinsäure bis zur Caprylsäure nachgewiesen wären.
Die Beobachtung von Heintz*), dass im thierischen Organismus Bernsteinsäure
C4H2O3; HO vorkomme, erlaubt die Hypothese, dass die Margarinsäure auch noch
durch eine andere Reihe von Zersetzungsprodukten in CO2 und HO übergehen könne,
nämlich durch die Reihe der Oxydationsprodukte, welche mit Fettsäure beginnen
und mit Bernsteinsäure schliessen. -- Die bei der Verbrennung unserer Säure ent-
wickelte Wärme ist noch nicht untersucht. -- Die grosse Verbreitung der Margarin-
säure und ihre Theilnahme an der Bildung selbst der wichtigsten Organbestandtheile
wie jener des Nervenmarks lassen vermuthen, dass sie mit den im Text gemachten
Angaben nur in sehr lückenhafter Weise gewürdigt sei.

Sie wird in den Organismus als solche eingeführt, und wahrschein-
lich auch aus der mit der Nahrung genossenen Stearin- und Stearophan-
säure gebildet. Wir vermuthen dieses, weil erstens Stearinsäure so
leicht in Margarinsäure übergeht, und dann weil wir die genossene
Stearinsäure nirgends im menschlichen Körper antreffen.

Zur Erläuterung des Uebergangs der Stearinsäure in Margarinsäure, gibt es
zwei Hypothesen. Nach der einen derselben, welche die Stearinsäure identisch in der
Zusammensetzung mit Margarinsäure sein lässt, **) erfolgt der Uebergang durch
einfache Umlagerung; nach der andern dagegen, welche die Stearinsäure als aus
C68 H66 O5 2 HO (Bromeis) bestehen lässt, zerfällt 1 Atom. dieser Säure unter
Aufnahme von 1 Atom Sauerstoff in 2 Atom Margarinsäure.

C. Palmitinsäure im Palmitin des Menschenfettes. (Heintz.)

D. E. Capryl- und Capronsäure (Redtenbacher); beide
Säuren vermuthet man in den Fetten der Milch, im Schweiss (wegen
des Geruchs). -- Ueber ihre Bedeutung ist nichts bekannt. -- Ihr Ur-
sprung kann nach bekannten chemischen Thatsachen möglicher Weise
ein sehr vielfacher sein; denn sie entstehen beim Faulen der Fette, na-
mentlich der Margarin- und Oelsäure, bei rascher Oxydation der letz-
teren, ferner durch Oxydation der eiweissartigen Stoffe.

F. Buttersäure. Im Harn, wahrscheinlich in den Fetten der
Milch, im Schweiss (?), Magensaft (?), Fette des Bluts (?). Ihrer Ge-
genwart verdankt die flüssige Absonderung mancher Hautstellen (Ge-
schlechtstheile, Füsse etc.) einen eigenthümlichen Geruch.

*) Poggendorf Annalen LXXX. 114.
**) Laurent u. Gerhardt. Liebigs Annal. LXXII.

Palmitin- Capryl- Capron- Buttersäure.
erst, wenn sie im Uebermaass vorhanden, störend eingreifen, und sich
so leicht aus dem thierischen Körper entfernen lassen, 3) durch ihre
Eigenschaft, ein schlechter Wärmeleiter zu sein.

Der besondere Gang der Zersetzung den die im thierischen Körper vorhandene
Margarinsäure einschlägt, um schliesslich zu CO2 und HO zu werden, ist nicht be-
kannt; wir wissen nur, dass diese Oxydation geschehen muss, weil wir trotz der
grossen Mengen von Margarinsäure, die wir täglich mit unserer Nahrung geniessen,
und aus dieser in das Blut aufnehmen, keine Spuren als solche (Speichel?) der
Aussenwelt zurückgeben, und dennoch die Fettmenge im thierischen Körper nicht
zunimmt. — Die Vermuthung, dass die Magarinsäure durch eine besondere Art von
Gährung allmälig durch immer wiederholte Entziehung von C2 H2 bis auf HC2 O3;
HO zurückgeführt werde, wird erst dann bewiesen sein, wenn noch die bisher vermiss-
ten Zwischenstufen von der Palmitinsäure bis zur Caprylsäure nachgewiesen wären.
Die Beobachtung von Heintz*), dass im thierischen Organismus Bernsteinsäure
C4H2O3; HO vorkomme, erlaubt die Hypothese, dass die Margarinsäure auch noch
durch eine andere Reihe von Zersetzungsprodukten in CO2 und HO übergehen könne,
nämlich durch die Reihe der Oxydationsprodukte, welche mit Fettsäure beginnen
und mit Bernsteinsäure schliessen. — Die bei der Verbrennung unserer Säure ent-
wickelte Wärme ist noch nicht untersucht. — Die grosse Verbreitung der Margarin-
säure und ihre Theilnahme an der Bildung selbst der wichtigsten Organbestandtheile
wie jener des Nervenmarks lassen vermuthen, dass sie mit den im Text gemachten
Angaben nur in sehr lückenhafter Weise gewürdigt sei.

Sie wird in den Organismus als solche eingeführt, und wahrschein-
lich auch aus der mit der Nahrung genossenen Stearin- und Stearophan-
säure gebildet. Wir vermuthen dieses, weil erstens Stearinsäure so
leicht in Margarinsäure übergeht, und dann weil wir die genossene
Stearinsäure nirgends im menschlichen Körper antreffen.

Zur Erläuterung des Uebergangs der Stearinsäure in Margarinsäure, gibt es
zwei Hypothesen. Nach der einen derselben, welche die Stearinsäure identisch in der
Zusammensetzung mit Margarinsäure sein lässt, **) erfolgt der Uebergang durch
einfache Umlagerung; nach der andern dagegen, welche die Stearinsäure als aus
C68 H66 O5 2 HO (Bromeis) bestehen lässt, zerfällt 1 Atom. dieser Säure unter
Aufnahme von 1 Atom Sauerstoff in 2 Atom Margarinsäure.

C. Palmitinsäure im Palmitin des Menschenfettes. (Heintz.)

D. E. Capryl- und Capronsäure (Redtenbacher); beide
Säuren vermuthet man in den Fetten der Milch, im Schweiss (wegen
des Geruchs). — Ueber ihre Bedeutung ist nichts bekannt. — Ihr Ur-
sprung kann nach bekannten chemischen Thatsachen möglicher Weise
ein sehr vielfacher sein; denn sie entstehen beim Faulen der Fette, na-
mentlich der Margarin- und Oelsäure, bei rascher Oxydation der letz-
teren, ferner durch Oxydation der eiweissartigen Stoffe.

F. Buttersäure. Im Harn, wahrscheinlich in den Fetten der
Milch, im Schweiss (?), Magensaft (?), Fette des Bluts (?). Ihrer Ge-
genwart verdankt die flüssige Absonderung mancher Hautstellen (Ge-
schlechtstheile, Füsse etc.) einen eigenthümlichen Geruch.

*) Poggendorf Annalen LXXX. 114.
**) Laurent u. Gerhardt. Liebigs Annal. LXXII.
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[25/0039] Palmitin- Capryl- Capron- Buttersäure. erst, wenn sie im Uebermaass vorhanden, störend eingreifen, und sich so leicht aus dem thierischen Körper entfernen lassen, 3) durch ihre Eigenschaft, ein schlechter Wärmeleiter zu sein. Der besondere Gang der Zersetzung den die im thierischen Körper vorhandene Margarinsäure einschlägt, um schliesslich zu CO2 und HO zu werden, ist nicht be- kannt; wir wissen nur, dass diese Oxydation geschehen muss, weil wir trotz der grossen Mengen von Margarinsäure, die wir täglich mit unserer Nahrung geniessen, und aus dieser in das Blut aufnehmen, keine Spuren als solche (Speichel?) der Aussenwelt zurückgeben, und dennoch die Fettmenge im thierischen Körper nicht zunimmt. — Die Vermuthung, dass die Magarinsäure durch eine besondere Art von Gährung allmälig durch immer wiederholte Entziehung von C2 H2 bis auf HC2 O3; HO zurückgeführt werde, wird erst dann bewiesen sein, wenn noch die bisher vermiss- ten Zwischenstufen von der Palmitinsäure bis zur Caprylsäure nachgewiesen wären. Die Beobachtung von Heintz *), dass im thierischen Organismus Bernsteinsäure C4H2O3; HO vorkomme, erlaubt die Hypothese, dass die Margarinsäure auch noch durch eine andere Reihe von Zersetzungsprodukten in CO2 und HO übergehen könne, nämlich durch die Reihe der Oxydationsprodukte, welche mit Fettsäure beginnen und mit Bernsteinsäure schliessen. — Die bei der Verbrennung unserer Säure ent- wickelte Wärme ist noch nicht untersucht. — Die grosse Verbreitung der Margarin- säure und ihre Theilnahme an der Bildung selbst der wichtigsten Organbestandtheile wie jener des Nervenmarks lassen vermuthen, dass sie mit den im Text gemachten Angaben nur in sehr lückenhafter Weise gewürdigt sei. Sie wird in den Organismus als solche eingeführt, und wahrschein- lich auch aus der mit der Nahrung genossenen Stearin- und Stearophan- säure gebildet. Wir vermuthen dieses, weil erstens Stearinsäure so leicht in Margarinsäure übergeht, und dann weil wir die genossene Stearinsäure nirgends im menschlichen Körper antreffen. Zur Erläuterung des Uebergangs der Stearinsäure in Margarinsäure, gibt es zwei Hypothesen. Nach der einen derselben, welche die Stearinsäure identisch in der Zusammensetzung mit Margarinsäure sein lässt, **) erfolgt der Uebergang durch einfache Umlagerung; nach der andern dagegen, welche die Stearinsäure als aus C68 H66 O5 2 HO (Bromeis) bestehen lässt, zerfällt 1 Atom. dieser Säure unter Aufnahme von 1 Atom Sauerstoff in 2 Atom Margarinsäure. C. Palmitinsäure im Palmitin des Menschenfettes. (Heintz.) D. E. Capryl- und Capronsäure (Redtenbacher); beide Säuren vermuthet man in den Fetten der Milch, im Schweiss (wegen des Geruchs). — Ueber ihre Bedeutung ist nichts bekannt. — Ihr Ur- sprung kann nach bekannten chemischen Thatsachen möglicher Weise ein sehr vielfacher sein; denn sie entstehen beim Faulen der Fette, na- mentlich der Margarin- und Oelsäure, bei rascher Oxydation der letz- teren, ferner durch Oxydation der eiweissartigen Stoffe. F. Buttersäure. Im Harn, wahrscheinlich in den Fetten der Milch, im Schweiss (?), Magensaft (?), Fette des Bluts (?). Ihrer Ge- genwart verdankt die flüssige Absonderung mancher Hautstellen (Ge- schlechtstheile, Füsse etc.) einen eigenthümlichen Geruch. *) Poggendorf Annalen LXXX. 114. **) Laurent u. Gerhardt. Liebigs Annal. LXXII.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/39>, abgerufen am 23.11.2024.