In hergebrachter Weise umspannt die besondere Muskel- lehre die Verbindung der Muskelelemente zu Muskelmassen, und deren Verknüpfung mit Sehnen und Scheiden; dieser erste Theil der Aufgabe wird jedoch, da sich nur weniges im allgemeinen dar- über mittheilen lässt, bei den zusammengesetzten Bewegungswerk- zeugen beiläufig Erwähnung finden; ferner die Beziehungen zwischen Muskel und Nerv und zugleich das Eingreifen der Muskelnerven in- einander, und in die Seelenthätigkeiten; endlich die besondere Art der Verwendung des Muskels zum Bewegen der aus Knochen, Knor- pel und Bändern zusammengesetzten Maschinen, insbesondere aber derjenigen, welche als das Rumpf-, Gliedmaassen- und Kehlkopfskelet beschrieben werden.
A. Verknüpfung der Muskeln mit den Nerven.
1. Verbreitung der Nervenröhren in den Muskeln*). In allen Muskeln, die einer genauen Untersuchung unterworfen wur- den, hat man Nerven gefunden. Diese letztern treten in die kürzern quergestreiften Muskeln an einer, in die längern an mehreren Stellen ein; an diesen Orten des Eintritts bilden die Nervenröhren zahlreiche Plexus und zerstreuen sich dann auf zweierlei Art durch den Muskel. Die weitaus grösste Zahl derselben und namentlich alle breitern Röh- ren beginnen sogleich sich vielfach zu theilen; E. Brücke, Joh. Müller, R. Wagner; diese Aeste endigen schliesslich auf der Scheide des Muskelrohrs stumpf; Reichert. Nach einer genauen Beschreibung von Reichert, der einzigen die wir besitzen, geschieht die Nervenvertheilung in einem Hautmuskel des Frosches so häufig, dass 7 bis 10 in den Muskel eintretende Nervenröhren innerhalb des- selben in mindestens 290 bis 340 Aeste zerfallen. Das Lagenver- hältniss dieser Aeste zu den Muskelröhren ist weder in ihrem Ver- lauf noch in ihrem Ende ein regelmässig wiederkehrendes, jedoch scheint es, dass mindestens einmal ein Ast mit einer Muskelröhre in Berührung kommt und dass die Längendurchmesser der Nervenäste und Muskelröhren im allgemeinen sich häufiger kreuzen als parallel laufen. -- Eine geringe Zahl der in die Muskeln eintretenden Nerven- röhren, nach Bidder und Volkmann 10 bis 12 pCt., gehört zu den feinern; auch sie sollen (jedoch in eine geringere Zahl) von Aesten zerfallen und diese Theilung soll nur sehr allmälig geschehen; Köl- liker; man ist geneigt die letzteren für sensible zu halten.
2. Zahlenverhältniss zwischen Muskel- und Nerven- röhren. Ausser dem Mengenverhältniss zwischen den Muskelelemen- ten und den Aesten der Nervenröhren ist auch das zwischen den in einen
*)Kölliker, Lehrbuch der mikrosk. Anatomie II. a. 238. -- Reichert, Ueber das Verhalten der Nervenfaser u. s. w. Müllers Archiv 1851.
Ludwig, Physiologie I. 23
Verknüpfung der Muskeln und Nerven.
II. Besondere Muskelphysiologie.
In hergebrachter Weise umspannt die besondere Muskel- lehre die Verbindung der Muskelelemente zu Muskelmassen, und deren Verknüpfung mit Sehnen und Scheiden; dieser erste Theil der Aufgabe wird jedoch, da sich nur weniges im allgemeinen dar- über mittheilen lässt, bei den zusammengesetzten Bewegungswerk- zeugen beiläufig Erwähnung finden; ferner die Beziehungen zwischen Muskel und Nerv und zugleich das Eingreifen der Muskelnerven in- einander, und in die Seelenthätigkeiten; endlich die besondere Art der Verwendung des Muskels zum Bewegen der aus Knochen, Knor- pel und Bändern zusammengesetzten Maschinen, insbesondere aber derjenigen, welche als das Rumpf-, Gliedmaassen- und Kehlkopfskelet beschrieben werden.
A. Verknüpfung der Muskeln mit den Nerven.
1. Verbreitung der Nervenröhren in den Muskeln*). In allen Muskeln, die einer genauen Untersuchung unterworfen wur- den, hat man Nerven gefunden. Diese letztern treten in die kürzern quergestreiften Muskeln an einer, in die längern an mehreren Stellen ein; an diesen Orten des Eintritts bilden die Nervenröhren zahlreiche Plexus und zerstreuen sich dann auf zweierlei Art durch den Muskel. Die weitaus grösste Zahl derselben und namentlich alle breitern Röh- ren beginnen sogleich sich vielfach zu theilen; E. Brücke, Joh. Müller, R. Wagner; diese Aeste endigen schliesslich auf der Scheide des Muskelrohrs stumpf; Reichert. Nach einer genauen Beschreibung von Reichert, der einzigen die wir besitzen, geschieht die Nervenvertheilung in einem Hautmuskel des Frosches so häufig, dass 7 bis 10 in den Muskel eintretende Nervenröhren innerhalb des- selben in mindestens 290 bis 340 Aeste zerfallen. Das Lagenver- hältniss dieser Aeste zu den Muskelröhren ist weder in ihrem Ver- lauf noch in ihrem Ende ein regelmässig wiederkehrendes, jedoch scheint es, dass mindestens einmal ein Ast mit einer Muskelröhre in Berührung kommt und dass die Längendurchmesser der Nervenäste und Muskelröhren im allgemeinen sich häufiger kreuzen als parallel laufen. — Eine geringe Zahl der in die Muskeln eintretenden Nerven- röhren, nach Bidder und Volkmann 10 bis 12 pCt., gehört zu den feinern; auch sie sollen (jedoch in eine geringere Zahl) von Aesten zerfallen und diese Theilung soll nur sehr allmälig geschehen; Köl- liker; man ist geneigt die letzteren für sensible zu halten.
2. Zahlenverhältniss zwischen Muskel- und Nerven- röhren. Ausser dem Mengenverhältniss zwischen den Muskelelemen- ten und den Aesten der Nervenröhren ist auch das zwischen den in einen
*)Kölliker, Lehrbuch der mikrosk. Anatomie II. a. 238. — Reichert, Ueber das Verhalten der Nervenfaser u. s. w. Müllers Archiv 1851.
Ludwig, Physiologie I. 23
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Verknüpfung der Muskeln und Nerven.
II. Besondere Muskelphysiologie.
In hergebrachter Weise umspannt die besondere Muskel-
lehre die Verbindung der Muskelelemente zu Muskelmassen, und
deren Verknüpfung mit Sehnen und Scheiden; dieser erste Theil
der Aufgabe wird jedoch, da sich nur weniges im allgemeinen dar-
über mittheilen lässt, bei den zusammengesetzten Bewegungswerk-
zeugen beiläufig Erwähnung finden; ferner die Beziehungen zwischen
Muskel und Nerv und zugleich das Eingreifen der Muskelnerven in-
einander, und in die Seelenthätigkeiten; endlich die besondere Art
der Verwendung des Muskels zum Bewegen der aus Knochen, Knor-
pel und Bändern zusammengesetzten Maschinen, insbesondere aber
derjenigen, welche als das Rumpf-, Gliedmaassen- und Kehlkopfskelet
beschrieben werden.
A. Verknüpfung der Muskeln mit den Nerven.
1. Verbreitung der Nervenröhren in den Muskeln *).
In allen Muskeln, die einer genauen Untersuchung unterworfen wur-
den, hat man Nerven gefunden. Diese letztern treten in die kürzern
quergestreiften Muskeln an einer, in die längern an mehreren Stellen
ein; an diesen Orten des Eintritts bilden die Nervenröhren zahlreiche
Plexus und zerstreuen sich dann auf zweierlei Art durch den Muskel.
Die weitaus grösste Zahl derselben und namentlich alle breitern Röh-
ren beginnen sogleich sich vielfach zu theilen; E. Brücke, Joh.
Müller, R. Wagner; diese Aeste endigen schliesslich auf der
Scheide des Muskelrohrs stumpf; Reichert. Nach einer genauen
Beschreibung von Reichert, der einzigen die wir besitzen, geschieht
die Nervenvertheilung in einem Hautmuskel des Frosches so häufig,
dass 7 bis 10 in den Muskel eintretende Nervenröhren innerhalb des-
selben in mindestens 290 bis 340 Aeste zerfallen. Das Lagenver-
hältniss dieser Aeste zu den Muskelröhren ist weder in ihrem Ver-
lauf noch in ihrem Ende ein regelmässig wiederkehrendes, jedoch
scheint es, dass mindestens einmal ein Ast mit einer Muskelröhre in
Berührung kommt und dass die Längendurchmesser der Nervenäste
und Muskelröhren im allgemeinen sich häufiger kreuzen als parallel
laufen. — Eine geringe Zahl der in die Muskeln eintretenden Nerven-
röhren, nach Bidder und Volkmann 10 bis 12 pCt., gehört zu den
feinern; auch sie sollen (jedoch in eine geringere Zahl) von Aesten
zerfallen und diese Theilung soll nur sehr allmälig geschehen; Köl-
liker; man ist geneigt die letzteren für sensible zu halten.
2. Zahlenverhältniss zwischen Muskel- und Nerven-
röhren. Ausser dem Mengenverhältniss zwischen den Muskelelemen-
ten und den Aesten der Nervenröhren ist auch das zwischen den in einen
*) Kölliker, Lehrbuch der mikrosk. Anatomie II. a. 238. — Reichert, Ueber das Verhalten
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/367>, abgerufen am 23.11.2024.
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