Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.Diffuse Spiegelung der Retina. eine Reihe sehr kleiner Prismen, welche aufrecht gegen die Retinagestellt sind und da sie aus einem stark brechenden Stoffe bestehen, der in einen weniger stark brechenden eingebettet ist, so müssen, wie Brücke darthat, die unter den erwähnten Bedingungen in sie eingetretenen Strahlen eine totale Reflexion erleiden, so dass das in einen Stab eingedrungene Licht wieder auf demselben Wege aus ihm tritt, auf welchem es in ihn gelangte. Der Beweiss für die Richtigkeit der Annahme von Brücke ergibt sich aus [Abbildung]
Fig. 56. sich kreuzen; F F ist das Mit-tel von geringer Brechkraft, welches das Prisma begrenzt. Der grössern Einfachheit we- gen werden wir in dieser Figur den Gang nur eines von beiden Strahlen betrachten. Dringt nach der Kreuzung der Strahl A1 in das Prisma, so wird er auf der Fläche D D1 einen Ein- fallswinkel A1 B E1 bilden, welcher sich einem rechten sehr annähert; beim Uebertritt in das neue schwächer bre- chende Mittel F wird der Bre- chungswinkel grösser als der Einfallswinkel werden müssen. Geschieht diese Ver- grösserung um ein Merkliches, so dass der Brechungswinkel einen rechten über- steigt und etwa den Werth C B E2 erreicht, so wird er gar nicht in das zweite Mittel eintreten, mit andern Worten er wird von seinen Flächen zurück- geworfen werden. Diese Einrichtung zur Regelung der Spiegelung hinter der 2. Spiegelung des zerstreut in die Augen eintretenden Lichtes *) E. Brücke, über die leuchtenden Augen der Wirbelthiere. Müllers Arch. 1845. -- Ders.,
über Leuchten der menschlichen Augen ibid. 1847. -- Helmholtz, der Augenspiegel. p. 9. Diffuse Spiegelung der Retina. eine Reihe sehr kleiner Prismen, welche aufrecht gegen die Retinagestellt sind und da sie aus einem stark brechenden Stoffe bestehen, der in einen weniger stark brechenden eingebettet ist, so müssen, wie Brücke darthat, die unter den erwähnten Bedingungen in sie eingetretenen Strahlen eine totale Reflexion erleiden, so dass das in einen Stab eingedrungene Licht wieder auf demselben Wege aus ihm tritt, auf welchem es in ihn gelangte. Der Beweiss für die Richtigkeit der Annahme von Brücke ergibt sich aus [Abbildung]
Fig. 56. sich kreuzen; F F ist das Mit-tel von geringer Brechkraft, welches das Prisma begrenzt. Der grössern Einfachheit we- gen werden wir in dieser Figur den Gang nur eines von beiden Strahlen betrachten. Dringt nach der Kreuzung der Strahl A1 in das Prisma, so wird er auf der Fläche D D1 einen Ein- fallswinkel A1 B E1 bilden, welcher sich einem rechten sehr annähert; beim Uebertritt in das neue schwächer bre- chende Mittel F wird der Bre- chungswinkel grösser als der Einfallswinkel werden müssen. Geschieht diese Ver- grösserung um ein Merkliches, so dass der Brechungswinkel einen rechten über- steigt und etwa den Werth C B E2 erreicht, so wird er gar nicht in das zweite Mittel eintreten, mit andern Worten er wird von seinen Flächen zurück- geworfen werden. Diese Einrichtung zur Regelung der Spiegelung hinter der 2. Spiegelung des zerstreut in die Augen eintretenden Lichtes *) E. Brücke, über die leuchtenden Augen der Wirbelthiere. Müllers Arch. 1845. — Ders.,
über Leuchten der menschlichen Augen ibid. 1847. — Helmholtz, der Augenspiegel. p. 9. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0235" n="221"/><fw place="top" type="header">Diffuse Spiegelung der Retina.</fw><lb/> eine Reihe sehr kleiner Prismen, welche aufrecht gegen die Retina<lb/> gestellt sind und da sie aus einem stark brechenden Stoffe bestehen,<lb/> der in einen weniger stark brechenden eingebettet ist, so müssen,<lb/> wie <hi rendition="#g">Brücke</hi> darthat, die unter den erwähnten Bedingungen in sie<lb/> eingetretenen Strahlen eine totale Reflexion erleiden, so dass das in<lb/> einen Stab eingedrungene Licht wieder auf demselben Wege aus ihm<lb/> tritt, auf welchem es in ihn gelangte.</p><lb/> <p>Der Beweiss für die Richtigkeit der Annahme von <hi rendition="#g">Brücke</hi> ergibt sich aus<lb/> Fig. 56. In ihr bedeuten <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sup">1</hi> <hi rendition="#i">A</hi> zwei Strahlen, welche in <hi rendition="#i">P</hi> nahe vor dem Prisma <hi rendition="#i">D D</hi><lb/><figure><head>Fig. 56.</head></figure><lb/> sich kreuzen; <hi rendition="#i">F F</hi> ist das Mit-<lb/> tel von geringer Brechkraft,<lb/> welches das Prisma begrenzt.<lb/> Der grössern Einfachheit we-<lb/> gen werden wir in dieser Figur<lb/> den Gang nur eines von beiden<lb/> Strahlen betrachten. Dringt<lb/> nach der Kreuzung der Strahl<lb/><hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sup">1</hi> in das Prisma, so wird er<lb/> auf der Fläche <hi rendition="#i">D D</hi><hi rendition="#sup">1</hi> einen Ein-<lb/> fallswinkel <hi rendition="#i">A</hi><hi rendition="#sup">1</hi> <hi rendition="#i">B E</hi><hi rendition="#sup">1</hi> bilden,<lb/> welcher sich einem rechten<lb/> sehr annähert; beim Uebertritt<lb/> in das neue schwächer bre-<lb/> chende Mittel <hi rendition="#i">F</hi> wird der Bre-<lb/> chungswinkel grösser als der Einfallswinkel werden müssen. Geschieht diese Ver-<lb/> grösserung um ein Merkliches, so dass der Brechungswinkel einen rechten über-<lb/> steigt und etwa den Werth <hi rendition="#i">C B E</hi><hi rendition="#sup">2</hi> erreicht, so wird er gar nicht in das zweite<lb/> Mittel eintreten, mit andern Worten er wird von seinen Flächen zurück-<lb/> geworfen werden.</p><lb/> <p>Diese Einrichtung zur Regelung der Spiegelung hinter der<lb/> empfindenden Fläche ist eine nothwendige Ergänzung zu der vor-<lb/> sorglichen Anordnung der brechenden Flächen; indem nur durch die<lb/> Gemeinschaft beider die Aufgabe: eine genau beschränkte Lichtwir-<lb/> kung zu erzeugen, lösbar war. — Denn in der That würden die ord-<lb/> nungslos hinter der Retina gespiegelten Strahlen die Nerven an andern<lb/> Orten rückwärts durchdrungen haben als die, in welche sie vorwärts<lb/> eingingen; damit wäre aber wieder dieselbe empfindende Stelle von<lb/> verschiedenen Lichtern getroffen worden, die sich gegenseitig ge-<lb/> stört haben würden.</p><lb/> <p>2. Spiegelung des zerstreut in die Augen eintretenden Lichtes<lb/> von der Retina <note place="foot" n="*)">E. <hi rendition="#g">Brücke,</hi> über die leuchtenden Augen der Wirbelthiere. <hi rendition="#g">Müllers</hi> Arch. 1845. — Ders.,<lb/> über Leuchten der menschlichen Augen ibid. 1847. — <hi rendition="#g">Helmholtz,</hi> der Augenspiegel. p. 9.</note>. Neben dem Licht, welches durch die Linsensy-<lb/> steme gebrochen seinen Brennpunkt auf der Retina findet, dringt noch<lb/> Licht in das Auge, welches aus andern Entfernungen als denjenigen<lb/> kommt, für welche dasselbe accommodirt ist, und anderes, welches durch<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [221/0235]
Diffuse Spiegelung der Retina.
eine Reihe sehr kleiner Prismen, welche aufrecht gegen die Retina
gestellt sind und da sie aus einem stark brechenden Stoffe bestehen,
der in einen weniger stark brechenden eingebettet ist, so müssen,
wie Brücke darthat, die unter den erwähnten Bedingungen in sie
eingetretenen Strahlen eine totale Reflexion erleiden, so dass das in
einen Stab eingedrungene Licht wieder auf demselben Wege aus ihm
tritt, auf welchem es in ihn gelangte.
Der Beweiss für die Richtigkeit der Annahme von Brücke ergibt sich aus
Fig. 56. In ihr bedeuten A1 A zwei Strahlen, welche in P nahe vor dem Prisma D D
[Abbildung Fig. 56.]
sich kreuzen; F F ist das Mit-
tel von geringer Brechkraft,
welches das Prisma begrenzt.
Der grössern Einfachheit we-
gen werden wir in dieser Figur
den Gang nur eines von beiden
Strahlen betrachten. Dringt
nach der Kreuzung der Strahl
A1 in das Prisma, so wird er
auf der Fläche D D1 einen Ein-
fallswinkel A1 B E1 bilden,
welcher sich einem rechten
sehr annähert; beim Uebertritt
in das neue schwächer bre-
chende Mittel F wird der Bre-
chungswinkel grösser als der Einfallswinkel werden müssen. Geschieht diese Ver-
grösserung um ein Merkliches, so dass der Brechungswinkel einen rechten über-
steigt und etwa den Werth C B E2 erreicht, so wird er gar nicht in das zweite
Mittel eintreten, mit andern Worten er wird von seinen Flächen zurück-
geworfen werden.
Diese Einrichtung zur Regelung der Spiegelung hinter der
empfindenden Fläche ist eine nothwendige Ergänzung zu der vor-
sorglichen Anordnung der brechenden Flächen; indem nur durch die
Gemeinschaft beider die Aufgabe: eine genau beschränkte Lichtwir-
kung zu erzeugen, lösbar war. — Denn in der That würden die ord-
nungslos hinter der Retina gespiegelten Strahlen die Nerven an andern
Orten rückwärts durchdrungen haben als die, in welche sie vorwärts
eingingen; damit wäre aber wieder dieselbe empfindende Stelle von
verschiedenen Lichtern getroffen worden, die sich gegenseitig ge-
stört haben würden.
2. Spiegelung des zerstreut in die Augen eintretenden Lichtes
von der Retina *). Neben dem Licht, welches durch die Linsensy-
steme gebrochen seinen Brennpunkt auf der Retina findet, dringt noch
Licht in das Auge, welches aus andern Entfernungen als denjenigen
kommt, für welche dasselbe accommodirt ist, und anderes, welches durch
*) E. Brücke, über die leuchtenden Augen der Wirbelthiere. Müllers Arch. 1845. — Ders.,
über Leuchten der menschlichen Augen ibid. 1847. — Helmholtz, der Augenspiegel. p. 9.
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