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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Theorie der peripolaren Anordnung.
weil die ableitenden Platten jetzt in Orten stehen, die von gleich intensiven aber ent-
gegengesetzt gerichteten elektrischen Strömen durchzogen sind.

Begreiflich wird nun eine Umsetzung der ebenen Form des peripolaren Systems
in eine andere z. B. eine cylindrische, die Art des Hergangs nicht wesentlich ändern.
Dennoch lohnt es sich der Mühe, noch den Fall zu betrachten, wenn eine grössere
Zahl peripolarer Systeme zusammengehäuft vorkommen.

Wir wollen auch in dieser Anordnung voraussetzen, dass sie vollkommen regel-
mässig sei, sowohl in Beziehung auf die Vertheilung der elektrischen Massen, als
auch der leitenden Flüssigkeiten. Diesem System geben wir beispielsweise die in
Figur 22 gezeichnete Gestalt.

[Abbildung] Fig. 22.

Die um jedes einzelne peripolare Molekel gehenden Grenzströme sind durch den
Strich mit dem Pfeil angedeutet, deren Verlauf aus dem vorigen Schema ohne
weitere Zusätze klar sein wird. Setzen wir in dieses System bei hinreichender Ent-
fernung der elektromotorischen Theile von einander die ableitenden Platten auf 1 2;
2 3; 3 4; oder auf 1 II; oder a a; oder überhaupt auf die öfter wiederkehrenden
Stellen gleich starker aber entgegengesetzter Strömung, so erhalten wir keine Na-
delablenkung. Wir erhalten dagegen schwache Abweichungen beim Aufsetzen auf
a c, b a u. s. w. Das Maximum der möglichen Ablenkung dagegen beim Aufsetzen
auf die Punkte a A; e A u. s. w. Stellen, welche offenbar den Punkten 1 I u. s. w.
des vorhergehenden Schemas entsprechen.

So mannigfache Analogien dieses eben dargestellte System, das wir schon frü-
her als das Schema der elektrischen Anordnung im Nerven betrachteten, mit dem
Nerven darbietet, so beträchtlich weicht es in einem Punkte ab. Von der ganzen
Oberfläche des Nerven fanden wir nämlich eine Strömung vom Aequator nach dem
Mittelpunkte des Querschnittes, während hier nur zahlreiche Einzelströme um je ein
peripolares System sich darstellen.

Wenn das hier betrachtete Schema also dem Nerven entsprechen sollte, so
müssten die Ströme der einzelnen Glieder unseres Conglomerates sich zu einem Ge-
sammtstrome vereinigen, der in der Richtung der bei 2 und 3 an der Umgrenzung
gelegenen Pfeile um das ganze System verliefe. Es fragt sich also, ob die Nerven
durch einen solchen Umstand von dem hier betrachteten Schema abweichen, der im
Stande wäre, den gefundenen Widerspruch zu lösen; dieses ist nun in der That der
Fall. Am Nerven besteht nämlich die in unserem Schema angenommene gleichmäs-
sige Vertheilung des feuchten Leiters nicht, indem namentlich die Grenzschichten der
Molekeln mit einer leitenden Masse von sehr beträchtlichem Querschnitt überzogen
sind, nämlich den in und auf der Scheide befindlichen Flüssigkeiten. Da nun, wie
bekannt, die Stärke der Ströme bei gleichen elektromotorischen Kräften in dem
Maasse wächst, in welchem der Widerstand abnimmt, und dieser, alles andere gleich

Theorie der peripolaren Anordnung.
weil die ableitenden Platten jetzt in Orten stehen, die von gleich intensiven aber ent-
gegengesetzt gerichteten elektrischen Strömen durchzogen sind.

Begreiflich wird nun eine Umsetzung der ebenen Form des peripolaren Systems
in eine andere z. B. eine cylindrische, die Art des Hergangs nicht wesentlich ändern.
Dennoch lohnt es sich der Mühe, noch den Fall zu betrachten, wenn eine grössere
Zahl peripolarer Systeme zusammengehäuft vorkommen.

Wir wollen auch in dieser Anordnung voraussetzen, dass sie vollkommen regel-
mässig sei, sowohl in Beziehung auf die Vertheilung der elektrischen Massen, als
auch der leitenden Flüssigkeiten. Diesem System geben wir beispielsweise die in
Figur 22 gezeichnete Gestalt.

[Abbildung] Fig. 22.

Die um jedes einzelne peripolare Molekel gehenden Grenzströme sind durch den
Strich mit dem Pfeil angedeutet, deren Verlauf aus dem vorigen Schema ohne
weitere Zusätze klar sein wird. Setzen wir in dieses System bei hinreichender Ent-
fernung der elektromotorischen Theile von einander die ableitenden Platten auf 1 2;
2 3; 3 4; oder auf 1 II; oder α α; oder überhaupt auf die öfter wiederkehrenden
Stellen gleich starker aber entgegengesetzter Strömung, so erhalten wir keine Na-
delablenkung. Wir erhalten dagegen schwache Abweichungen beim Aufsetzen auf
a c, b α u. s. w. Das Maximum der möglichen Ablenkung dagegen beim Aufsetzen
auf die Punkte a A; e A u. s. w. Stellen, welche offenbar den Punkten 1 I u. s. w.
des vorhergehenden Schemas entsprechen.

So mannigfache Analogien dieses eben dargestellte System, das wir schon frü-
her als das Schema der elektrischen Anordnung im Nerven betrachteten, mit dem
Nerven darbietet, so beträchtlich weicht es in einem Punkte ab. Von der ganzen
Oberfläche des Nerven fanden wir nämlich eine Strömung vom Aequator nach dem
Mittelpunkte des Querschnittes, während hier nur zahlreiche Einzelströme um je ein
peripolares System sich darstellen.

Wenn das hier betrachtete Schema also dem Nerven entsprechen sollte, so
müssten die Ströme der einzelnen Glieder unseres Conglomerates sich zu einem Ge-
sammtstrome vereinigen, der in der Richtung der bei 2 und 3 an der Umgrenzung
gelegenen Pfeile um das ganze System verliefe. Es fragt sich also, ob die Nerven
durch einen solchen Umstand von dem hier betrachteten Schema abweichen, der im
Stande wäre, den gefundenen Widerspruch zu lösen; dieses ist nun in der That der
Fall. Am Nerven besteht nämlich die in unserem Schema angenommene gleichmäs-
sige Vertheilung des feuchten Leiters nicht, indem namentlich die Grenzschichten der
Molekeln mit einer leitenden Masse von sehr beträchtlichem Querschnitt überzogen
sind, nämlich den in und auf der Scheide befindlichen Flüssigkeiten. Da nun, wie
bekannt, die Stärke der Ströme bei gleichen elektromotorischen Kräften in dem
Maasse wächst, in welchem der Widerstand abnimmt, und dieser, alles andere gleich

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[89/0103] Theorie der peripolaren Anordnung. weil die ableitenden Platten jetzt in Orten stehen, die von gleich intensiven aber ent- gegengesetzt gerichteten elektrischen Strömen durchzogen sind. Begreiflich wird nun eine Umsetzung der ebenen Form des peripolaren Systems in eine andere z. B. eine cylindrische, die Art des Hergangs nicht wesentlich ändern. Dennoch lohnt es sich der Mühe, noch den Fall zu betrachten, wenn eine grössere Zahl peripolarer Systeme zusammengehäuft vorkommen. Wir wollen auch in dieser Anordnung voraussetzen, dass sie vollkommen regel- mässig sei, sowohl in Beziehung auf die Vertheilung der elektrischen Massen, als auch der leitenden Flüssigkeiten. Diesem System geben wir beispielsweise die in Figur 22 gezeichnete Gestalt. [Abbildung Fig. 22.] Die um jedes einzelne peripolare Molekel gehenden Grenzströme sind durch den Strich mit dem Pfeil angedeutet, deren Verlauf aus dem vorigen Schema ohne weitere Zusätze klar sein wird. Setzen wir in dieses System bei hinreichender Ent- fernung der elektromotorischen Theile von einander die ableitenden Platten auf 1 2; 2 3; 3 4; oder auf 1 II; oder α α; oder überhaupt auf die öfter wiederkehrenden Stellen gleich starker aber entgegengesetzter Strömung, so erhalten wir keine Na- delablenkung. Wir erhalten dagegen schwache Abweichungen beim Aufsetzen auf a c, b α u. s. w. Das Maximum der möglichen Ablenkung dagegen beim Aufsetzen auf die Punkte a A; e A u. s. w. Stellen, welche offenbar den Punkten 1 I u. s. w. des vorhergehenden Schemas entsprechen. So mannigfache Analogien dieses eben dargestellte System, das wir schon frü- her als das Schema der elektrischen Anordnung im Nerven betrachteten, mit dem Nerven darbietet, so beträchtlich weicht es in einem Punkte ab. Von der ganzen Oberfläche des Nerven fanden wir nämlich eine Strömung vom Aequator nach dem Mittelpunkte des Querschnittes, während hier nur zahlreiche Einzelströme um je ein peripolares System sich darstellen. Wenn das hier betrachtete Schema also dem Nerven entsprechen sollte, so müssten die Ströme der einzelnen Glieder unseres Conglomerates sich zu einem Ge- sammtstrome vereinigen, der in der Richtung der bei 2 und 3 an der Umgrenzung gelegenen Pfeile um das ganze System verliefe. Es fragt sich also, ob die Nerven durch einen solchen Umstand von dem hier betrachteten Schema abweichen, der im Stande wäre, den gefundenen Widerspruch zu lösen; dieses ist nun in der That der Fall. Am Nerven besteht nämlich die in unserem Schema angenommene gleichmäs- sige Vertheilung des feuchten Leiters nicht, indem namentlich die Grenzschichten der Molekeln mit einer leitenden Masse von sehr beträchtlichem Querschnitt überzogen sind, nämlich den in und auf der Scheide befindlichen Flüssigkeiten. Da nun, wie bekannt, die Stärke der Ströme bei gleichen elektromotorischen Kräften in dem Maasse wächst, in welchem der Widerstand abnimmt, und dieser, alles andere gleich

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/103>, abgerufen am 23.11.2024.