kreuze nach der Ausfahrthür hin bildete. Er stand sinnend. Es war ihm, als hätte er irgendwo Nägel einzuschlagen vergessen. Er sah in die Schiefer- und Nagelkasten seines Fahrzeugs, das neben ihm über einem Balken hing. Ein heimlicher, hastiger Schritt kam unter ihm die Thurmtreppe heran. Er achtete nicht darauf; denn eben sah er im Schieferkasten eine Bleiplatte zurückgeblieben liegen. Er hatte nur soviel Bleibleche mit sich heraufgenommen, als er brauchte; eine war also von ihm vergessen worden; in der Zer¬ streuung hatte er eine Befestigungsstelle übergangen. Aus der Ausfahrthür sah er an der Thurmdachfläche hinab und hinauf. War der Fehler auf dieser Thurm¬ seite geschehn, so ließ er sich vielleicht ohne Fahrzeug bessern. Er brauchte vielleicht nur die Leiter, um zu der Stelle zu kommen. Und so war es auch. Etwa sechs Fuß hoch über ihm, nahe dem Dachhaken, hatte er die Schieferplatte herausgenommen, aber vergessen, sie durch die Bleiplatte zu ersetzen und die Blechguir¬ lande mit Nägeln darauf zu befestigen. Unterdeß wa¬ ren die heimlichen Schritte immer näher gekommen; jetzt hatte der eilende Fuß, dem sie gehörten, das Ende der Steintreppen erreicht und stieg die Leitertreppe nach dem Dachgebälke herauf. Die Uhr unter ihm hob aus. Es war auf zwei. Apollonius hatte noch nicht Mittag gemacht; aber, war er in seiner Arbeit einem Fehler auf die Spur gekommen, dann ließ es ihm
kreuze nach der Ausfahrthür hin bildete. Er ſtand ſinnend. Es war ihm, als hätte er irgendwo Nägel einzuſchlagen vergeſſen. Er ſah in die Schiefer- und Nagelkaſten ſeines Fahrzeugs, das neben ihm über einem Balken hing. Ein heimlicher, haſtiger Schritt kam unter ihm die Thurmtreppe heran. Er achtete nicht darauf; denn eben ſah er im Schieferkaſten eine Bleiplatte zurückgeblieben liegen. Er hatte nur ſoviel Bleibleche mit ſich heraufgenommen, als er brauchte; eine war alſo von ihm vergeſſen worden; in der Zer¬ ſtreuung hatte er eine Befeſtigungsſtelle übergangen. Aus der Ausfahrthür ſah er an der Thurmdachfläche hinab und hinauf. War der Fehler auf dieſer Thurm¬ ſeite geſchehn, ſo ließ er ſich vielleicht ohne Fahrzeug beſſern. Er brauchte vielleicht nur die Leiter, um zu der Stelle zu kommen. Und ſo war es auch. Etwa ſechs Fuß hoch über ihm, nahe dem Dachhaken, hatte er die Schieferplatte herausgenommen, aber vergeſſen, ſie durch die Bleiplatte zu erſetzen und die Blechguir¬ lande mit Nägeln darauf zu befeſtigen. Unterdeß wa¬ ren die heimlichen Schritte immer näher gekommen; jetzt hatte der eilende Fuß, dem ſie gehörten, das Ende der Steintreppen erreicht und ſtieg die Leitertreppe nach dem Dachgebälke herauf. Die Uhr unter ihm hob aus. Es war auf zwei. Apollonius hatte noch nicht Mittag gemacht; aber, war er in ſeiner Arbeit einem Fehler auf die Spur gekommen, dann ließ es ihm
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kreuze nach der Ausfahrthür hin bildete. Er ſtand
ſinnend. Es war ihm, als hätte er irgendwo Nägel
einzuſchlagen vergeſſen. Er ſah in die Schiefer- und
Nagelkaſten ſeines Fahrzeugs, das neben ihm über
einem Balken hing. Ein heimlicher, haſtiger Schritt
kam unter ihm die Thurmtreppe heran. Er achtete
nicht darauf; denn eben ſah er im Schieferkaſten eine
Bleiplatte zurückgeblieben liegen. Er hatte nur ſoviel
Bleibleche mit ſich heraufgenommen, als er brauchte;
eine war alſo von ihm vergeſſen worden; in der Zer¬
ſtreuung hatte er eine Befeſtigungsſtelle übergangen.
Aus der Ausfahrthür ſah er an der Thurmdachfläche
hinab und hinauf. War der Fehler auf dieſer Thurm¬
ſeite geſchehn, ſo ließ er ſich vielleicht ohne Fahrzeug
beſſern. Er brauchte vielleicht nur die Leiter, um zu
der Stelle zu kommen. Und ſo war es auch. Etwa
ſechs Fuß hoch über ihm, nahe dem Dachhaken, hatte
er die Schieferplatte herausgenommen, aber vergeſſen,
ſie durch die Bleiplatte zu erſetzen und die Blechguir¬
lande mit Nägeln darauf zu befeſtigen. Unterdeß wa¬
ren die heimlichen Schritte immer näher gekommen;
jetzt hatte der eilende Fuß, dem ſie gehörten, das Ende
der Steintreppen erreicht und ſtieg die Leitertreppe nach
dem Dachgebälke herauf. Die Uhr unter ihm hob
aus. Es war auf zwei. Apollonius hatte noch nicht
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/265>, abgerufen am 27.11.2024.
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