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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856.

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Frühjahre wieder abnimmt, mit der Barriere zu einer
undurchdringlichen Bretterwand zusammen, deren licht¬
einlassende Lucken über dem Bereiche, den eine gewöhn¬
liche Menschenlänge beherrscht, angebracht erscheinen.

Ist die Zier der Baulichkeiten nicht überall die
gleiche und stechen Emporlaube, Stall und Schuppen
bedeutend gegen das Wohnhaus ab, so vermißt man
doch nirgends, was noch mehr ziert als Schönheit der
Gestalt und glänzender Putz. Die äußerste Sauberkeit
lächelt dem Beschauer aus dem verstecktesten Winkel
entgegen. Im Gärtchen ist sie fast zu ängstlich, um
lächeln zu können. Das Gärtchen scheint nicht mit
Hacke und Besen gereinigt, sondern gebürstet. Dazu
haben die kleinen Beetchen, die so scharf von dem gel¬
ben Kies der Wege abstechen, das Anseh'n, als wären
sie nicht mit der Schnur, als wären sie mit Lineal und
Zirkel auf den Boden hingezeichnet, die Buchsbaumein¬
fassung, als würde sie von Tag zu Tag von dem
accuratesten Barbier der Stadt mit Kamm und Scheer¬
messer bedient. Und doch ist der blaue Rock, den man
täglich zweimal in das Gärtchen treten seh'n kann,
wenn man auf der Emporlaube steht, und zwar einen
Tag wie den andern zu derselben Minute, noch sau¬
berer gehalten als das Gärtchen. Der weiße Schurz
darüber glänzt, verläßt der alte Herr nach mannigfa¬
cher Arbeit das Gärtchen wieder -- und das geschieht
täglich so pünktlich um dieselbe Zeit wie sein Kommen

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Frühjahre wieder abnimmt, mit der Barriere zu einer
undurchdringlichen Bretterwand zuſammen, deren licht¬
einlaſſende Lucken über dem Bereiche, den eine gewöhn¬
liche Menſchenlänge beherrſcht, angebracht erſcheinen.

Iſt die Zier der Baulichkeiten nicht überall die
gleiche und ſtechen Emporlaube, Stall und Schuppen
bedeutend gegen das Wohnhaus ab, ſo vermißt man
doch nirgends, was noch mehr ziert als Schönheit der
Geſtalt und glänzender Putz. Die äußerſte Sauberkeit
lächelt dem Beſchauer aus dem verſteckteſten Winkel
entgegen. Im Gärtchen iſt ſie faſt zu ängſtlich, um
lächeln zu können. Das Gärtchen ſcheint nicht mit
Hacke und Beſen gereinigt, ſondern gebürſtet. Dazu
haben die kleinen Beetchen, die ſo ſcharf von dem gel¬
ben Kies der Wege abſtechen, das Anſeh'n, als wären
ſie nicht mit der Schnur, als wären ſie mit Lineal und
Zirkel auf den Boden hingezeichnet, die Buchsbaumein¬
faſſung, als würde ſie von Tag zu Tag von dem
accurateſten Barbier der Stadt mit Kamm und Scheer¬
meſſer bedient. Und doch iſt der blaue Rock, den man
täglich zweimal in das Gärtchen treten ſeh'n kann,
wenn man auf der Emporlaube ſteht, und zwar einen
Tag wie den andern zu derſelben Minute, noch ſau¬
berer gehalten als das Gärtchen. Der weiße Schurz
darüber glänzt, verläßt der alte Herr nach mannigfa¬
cher Arbeit das Gärtchen wieder — und das geſchieht
täglich ſo pünktlich um dieſelbe Zeit wie ſein Kommen

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[3/0012] Frühjahre wieder abnimmt, mit der Barriere zu einer undurchdringlichen Bretterwand zuſammen, deren licht¬ einlaſſende Lucken über dem Bereiche, den eine gewöhn¬ liche Menſchenlänge beherrſcht, angebracht erſcheinen. Iſt die Zier der Baulichkeiten nicht überall die gleiche und ſtechen Emporlaube, Stall und Schuppen bedeutend gegen das Wohnhaus ab, ſo vermißt man doch nirgends, was noch mehr ziert als Schönheit der Geſtalt und glänzender Putz. Die äußerſte Sauberkeit lächelt dem Beſchauer aus dem verſteckteſten Winkel entgegen. Im Gärtchen iſt ſie faſt zu ängſtlich, um lächeln zu können. Das Gärtchen ſcheint nicht mit Hacke und Beſen gereinigt, ſondern gebürſtet. Dazu haben die kleinen Beetchen, die ſo ſcharf von dem gel¬ ben Kies der Wege abſtechen, das Anſeh'n, als wären ſie nicht mit der Schnur, als wären ſie mit Lineal und Zirkel auf den Boden hingezeichnet, die Buchsbaumein¬ faſſung, als würde ſie von Tag zu Tag von dem accurateſten Barbier der Stadt mit Kamm und Scheer¬ meſſer bedient. Und doch iſt der blaue Rock, den man täglich zweimal in das Gärtchen treten ſeh'n kann, wenn man auf der Emporlaube ſteht, und zwar einen Tag wie den andern zu derſelben Minute, noch ſau¬ berer gehalten als das Gärtchen. Der weiße Schurz darüber glänzt, verläßt der alte Herr nach mannigfa¬ cher Arbeit das Gärtchen wieder — und das geſchieht täglich ſo pünktlich um dieſelbe Zeit wie ſein Kommen 1*

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Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/12>, abgerufen am 24.11.2024.