den Bruder auf, ihn vor dem ungemüthlichen Gesellen zu warnen. Er hatte manches Bedenkliche über ihn gehört, und wußte, der Bruder vertraute ihm unbedingt. "Und da befiehlst du, ich soll ihn fortschicken?" fragte Fritz, und konnte nicht verhindern, daß sein Groll ein¬ mal durchschimmerte durch seine Verstellung. Apollo¬ nius mußte aus dem Ton, mit dem er sprach, seine wahre Meinung herauslesen. Sie hieß: "du möchtest auch in den Schuppen dich eindrängen, und mich von da vertreiben. Versuch's, wenn du's magst!" Apollo¬ nius sah dem Bruder mit unverhehltem Schmerz in's Auge. Er fuhr mit der Hand über des Bruders Rock¬ klappe, als wollt' er wegwischen, was sein Verhältniß zu dem Bruder trübte, und sagte: ""Hab' ich dir was zu leid gethan?"" "Mir?" lachte der Bruder. Das Lachen sollte klingen, wie: "ich wüßte nicht, was?" aber es klang: "Thust du was anders, willst du was anders thun, als wovon du weißt, daß es mir leid ist?" ""Ich wollte schon lang dir etwas sagen,"" fuhr Apollonius fort, ""ich will's morgen; du bist heute nicht gelaunt. Das mit dem Gesellen mußtest du erfahren, und es war nicht so gemeint, wie du's aufnahmst."" "Freilich! Frei¬ lich!" lachte Fritz. "Ich bin überzeugt. Es war nicht so gemeint." Apollonius ging, und Fritz ergänzte seine Rede: "Es war nicht so gemeint, wie du, Federchen¬ sucher mich glauben machen willst. Und anders ge¬ meint, wie ich's aufnahm? Du meinst, ich hab' --
den Bruder auf, ihn vor dem ungemüthlichen Geſellen zu warnen. Er hatte manches Bedenkliche über ihn gehört, und wußte, der Bruder vertraute ihm unbedingt. „Und da befiehlſt du, ich ſoll ihn fortſchicken?“ fragte Fritz, und konnte nicht verhindern, daß ſein Groll ein¬ mal durchſchimmerte durch ſeine Verſtellung. Apollo¬ nius mußte aus dem Ton, mit dem er ſprach, ſeine wahre Meinung herausleſen. Sie hieß: „du möchteſt auch in den Schuppen dich eindrängen, und mich von da vertreiben. Verſuch's, wenn du's magſt!“ Apollo¬ nius ſah dem Bruder mit unverhehltem Schmerz in's Auge. Er fuhr mit der Hand über des Bruders Rock¬ klappe, als wollt' er wegwiſchen, was ſein Verhältniß zu dem Bruder trübte, und ſagte: „„Hab' ich dir was zu leid gethan?““ „Mir?“ lachte der Bruder. Das Lachen ſollte klingen, wie: „ich wüßte nicht, was?“ aber es klang: „Thuſt du was anders, willſt du was anders thun, als wovon du weißt, daß es mir leid iſt?“ „„Ich wollte ſchon lang dir etwas ſagen,““ fuhr Apollonius fort, „„ich will's morgen; du biſt heute nicht gelaunt. Das mit dem Geſellen mußteſt du erfahren, und es war nicht ſo gemeint, wie du's aufnahmſt.““ „Freilich! Frei¬ lich!“ lachte Fritz. „Ich bin überzeugt. Es war nicht ſo gemeint.“ Apollonius ging, und Fritz ergänzte ſeine Rede: „Es war nicht ſo gemeint, wie du, Federchen¬ ſucher mich glauben machen willſt. Und anders ge¬ meint, wie ich's aufnahm? Du meinſt, ich hab' —
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den Bruder auf, ihn vor dem ungemüthlichen Geſellen
zu warnen. Er hatte manches Bedenkliche über ihn
gehört, und wußte, der Bruder vertraute ihm unbedingt.
„Und da befiehlſt du, ich ſoll ihn fortſchicken?“ fragte
Fritz, und konnte nicht verhindern, daß ſein Groll ein¬
mal durchſchimmerte durch ſeine Verſtellung. Apollo¬
nius mußte aus dem Ton, mit dem er ſprach, ſeine
wahre Meinung herausleſen. Sie hieß: „du möchteſt
auch in den Schuppen dich eindrängen, und mich von
da vertreiben. Verſuch's, wenn du's magſt!“ Apollo¬
nius ſah dem Bruder mit unverhehltem Schmerz in's
Auge. Er fuhr mit der Hand über des Bruders Rock¬
klappe, als wollt' er wegwiſchen, was ſein Verhältniß
zu dem Bruder trübte, und ſagte: „„Hab' ich dir was zu
leid gethan?““ „Mir?“ lachte der Bruder. Das Lachen
ſollte klingen, wie: „ich wüßte nicht, was?“ aber es
klang: „Thuſt du was anders, willſt du was anders
thun, als wovon du weißt, daß es mir leid iſt?“ „„Ich
wollte ſchon lang dir etwas ſagen,““ fuhr Apollonius
fort, „„ich will's morgen; du biſt heute nicht gelaunt.
Das mit dem Geſellen mußteſt du erfahren, und es war
nicht ſo gemeint, wie du's aufnahmſt.““ „Freilich! Frei¬
lich!“ lachte Fritz. „Ich bin überzeugt. Es war nicht
ſo gemeint.“ Apollonius ging, und Fritz ergänzte ſeine
Rede: „Es war nicht ſo gemeint, wie du, Federchen¬
ſucher mich glauben machen willſt. Und anders ge¬
meint, wie ich's aufnahm? Du meinſt, ich hab' —
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Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/102>, abgerufen am 28.11.2024.
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