Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Erbförster.
das andere hält und trägt. So hält's alle Gewalt aus,
aber brecht nur ein Dutzend Steine mitten heraus, so
holt's der und jener.
Wilhelm.
Dazu zuckt' er nur die Achseln.
Förster (immer eifriger).
Und das Meine, was ich hineingewendet hab'? Und
daß ich die Bäume alle selber gepflanzt hab'? Was? Die
der Wind nun um nichts und wieder nichts zusammen-
knicken soll?
Wilhelm.
Dazu hat er nur gelächelt. Du möchtest ein recht
braver Mann sein, aber vor Gericht gält' das nicht.
Förster (steht auf).
Wenn einer brav ist, das gilt nichts? So muß einer
ein Schelm sein, wenn's was gelten soll vor Gericht? --
Aber der Rupert von Erdmannsgrün! Was? Wilhelm?
Wilhelm.
Der wär' eben ein Staatsdiener gewesen. Nachher
ging ich noch zu einem andern Advokaten; der lachte
mir geradezu in's Gesicht. Aber dem hab' ich's gesagt,
wie ein Jägerjunge.
Förster.
Gut. Aber der Andres? Was?
Wilhelm.
Wie der Andres in den Wald gegangen wär', hat er
gesagt, wärst Du schon abgesetzt gewesen. Das müßtest
Der Erbförſter.
das andere hält und trägt. So hält’s alle Gewalt aus,
aber brecht nur ein Dutzend Steine mitten heraus, ſo
holt’s der und jener.
Wilhelm.
Dazu zuckt’ er nur die Achſeln.
Förſter (immer eifriger).
Und das Meine, was ich hineingewendet hab’? Und
daß ich die Bäume alle ſelber gepflanzt hab’? Was? Die
der Wind nun um nichts und wieder nichts zuſammen-
knicken ſoll?
Wilhelm.
Dazu hat er nur gelächelt. Du möchteſt ein recht
braver Mann ſein, aber vor Gericht gält’ das nicht.
Förſter (ſteht auf).
Wenn einer brav iſt, das gilt nichts? So muß einer
ein Schelm ſein, wenn’s was gelten ſoll vor Gericht? —
Aber der Rupert von Erdmannsgrün! Was? Wilhelm?
Wilhelm.
Der wär’ eben ein Staatsdiener geweſen. Nachher
ging ich noch zu einem andern Advokaten; der lachte
mir geradezu in’s Geſicht. Aber dem hab’ ich’s geſagt,
wie ein Jägerjunge.
Förſter.
Gut. Aber der Andres? Was?
Wilhelm.
Wie der Andres in den Wald gegangen wär’, hat er
geſagt, wärſt Du ſchon abgeſetzt geweſen. Das müßteſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CHR">
            <p><pb facs="#f0137" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbför&#x017F;ter</hi>.</fw><lb/>
das andere hält und trägt. So hält&#x2019;s alle Gewalt aus,<lb/>
aber brecht nur ein Dutzend Steine mitten heraus, &#x017F;o<lb/>
holt&#x2019;s der und jener.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wilhelm.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Dazu zuckt&#x2019; er nur die Ach&#x017F;eln.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter</hi> </speaker>
            <stage>(immer eifriger).</stage><lb/>
            <p>Und das Meine, was ich hineingewendet hab&#x2019;? Und<lb/>
daß ich die Bäume alle &#x017F;elber gepflanzt hab&#x2019;? Was? Die<lb/>
der Wind nun um nichts und wieder nichts zu&#x017F;ammen-<lb/>
knicken &#x017F;oll?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wilhelm.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Dazu hat er nur gelächelt. Du möchte&#x017F;t ein recht<lb/>
braver Mann &#x017F;ein, aber vor Gericht gält&#x2019; das nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;teht auf).</stage><lb/>
            <p>Wenn einer brav i&#x017F;t, das gilt nichts? So muß einer<lb/>
ein Schelm &#x017F;ein, wenn&#x2019;s was gelten &#x017F;oll vor Gericht? &#x2014;<lb/>
Aber der Rupert von Erdmannsgrün! Was? Wilhelm?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wilhelm.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Der wär&#x2019; eben ein Staatsdiener gewe&#x017F;en. Nachher<lb/>
ging ich noch zu einem andern Advokaten; der lachte<lb/>
mir geradezu in&#x2019;s Ge&#x017F;icht. Aber dem hab&#x2019; ich&#x2019;s ge&#x017F;agt,<lb/><hi rendition="#g">wie</hi> ein Jägerjunge.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#CHR">
            <speaker> <hi rendition="#b">För&#x017F;ter.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Gut. Aber der Andres? Was?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#WIL">
            <speaker> <hi rendition="#b">Wilhelm.</hi> </speaker><lb/>
            <p>Wie der Andres in den Wald gegangen wär&#x2019;, hat er<lb/>
ge&#x017F;agt, wär&#x017F;t Du &#x017F;chon abge&#x017F;etzt gewe&#x017F;en. Das müßte&#x017F;t<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[123/0137] Der Erbförſter. das andere hält und trägt. So hält’s alle Gewalt aus, aber brecht nur ein Dutzend Steine mitten heraus, ſo holt’s der und jener. Wilhelm. Dazu zuckt’ er nur die Achſeln. Förſter (immer eifriger). Und das Meine, was ich hineingewendet hab’? Und daß ich die Bäume alle ſelber gepflanzt hab’? Was? Die der Wind nun um nichts und wieder nichts zuſammen- knicken ſoll? Wilhelm. Dazu hat er nur gelächelt. Du möchteſt ein recht braver Mann ſein, aber vor Gericht gält’ das nicht. Förſter (ſteht auf). Wenn einer brav iſt, das gilt nichts? So muß einer ein Schelm ſein, wenn’s was gelten ſoll vor Gericht? — Aber der Rupert von Erdmannsgrün! Was? Wilhelm? Wilhelm. Der wär’ eben ein Staatsdiener geweſen. Nachher ging ich noch zu einem andern Advokaten; der lachte mir geradezu in’s Geſicht. Aber dem hab’ ich’s geſagt, wie ein Jägerjunge. Förſter. Gut. Aber der Andres? Was? Wilhelm. Wie der Andres in den Wald gegangen wär’, hat er geſagt, wärſt Du ſchon abgeſetzt geweſen. Das müßteſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/137
Zitationshilfe: Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/137>, abgerufen am 04.12.2024.