Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853.Der Erbförster. hatt' ich den Hut mechanisch in der Hand; so reißt michdie alte Gewohnheit des Zusammenlebens mit dem Förster in Händen und Füßen, schlimmer als das Podagra. Unterdeß hatt' ich einen Gedanken -- aber erst: wie ist's mit dem alten Eigensinn? Pastor. Ich kam eben nicht zum besten bei ihm an mit Ihrem Anerbieten. Und doch, wer weiß, ob er sich nicht noch dazu verstanden hätte, wenn nicht unglücklicherweise die Geschichte mit dem Andres -- Stein. Mit dem Andres? welche Geschichte? (Springt auf). Er ist doch nicht mit dem Robert zusammen gerannt? Pastor. Dasmal nur mit dem Buchjäger -- Stein (setzt sich wieder). Sie seh'n, ich zitt're vor Ungeduld -- Pastor. Der Buchjäger, betrunken wie gewöhnlich, hat ihn wie einen Holzdieb behandelt, ihn schlagen lassen -- Stein (springt wieder auf). Pastor. Da war's denn kein Wunder, daß der Alte auf nichts mehr hörte und Jeden, der außer Ihnen mit dem Ge- wehre in den Forst kommt, als einen Wilddieb behandeln lassen will. Der Erbförſter. hatt’ ich den Hut mechaniſch in der Hand; ſo reißt michdie alte Gewohnheit des Zuſammenlebens mit dem Förſter in Händen und Füßen, ſchlimmer als das Podagra. Unterdeß hatt’ ich einen Gedanken — aber erſt: wie iſt’s mit dem alten Eigenſinn? Paſtor. Ich kam eben nicht zum beſten bei ihm an mit Ihrem Anerbieten. Und doch, wer weiß, ob er ſich nicht noch dazu verſtanden hätte, wenn nicht unglücklicherweiſe die Geſchichte mit dem Andres — Stein. Mit dem Andres? welche Geſchichte? (Springt auf). Er iſt doch nicht mit dem Robert zuſammen gerannt? Paſtor. Dasmal nur mit dem Buchjäger — Stein (ſetzt ſich wieder). Sie ſeh’n, ich zitt’re vor Ungeduld — Paſtor. Der Buchjäger, betrunken wie gewöhnlich, hat ihn wie einen Holzdieb behandelt, ihn ſchlagen laſſen — Stein (ſpringt wieder auf). Paſtor. Da war’s denn kein Wunder, daß der Alte auf nichts mehr hörte und Jeden, der außer Ihnen mit dem Ge- wehre in den Forſt kommt, als einen Wilddieb behandeln laſſen will. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#STE"> <p><pb facs="#f0120" n="106"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der Erbförſter</hi>.</fw><lb/> hatt’ ich den Hut mechaniſch in der Hand; ſo reißt mich<lb/> die alte Gewohnheit des Zuſammenlebens mit dem Förſter<lb/> in Händen und Füßen, ſchlimmer als das Podagra.<lb/> Unterdeß hatt’ ich einen Gedanken — aber erſt: wie iſt’s<lb/> mit dem alten Eigenſinn?</p> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Ich kam eben nicht zum beſten bei ihm an mit Ihrem<lb/> Anerbieten. Und doch, wer weiß, ob er ſich nicht noch<lb/> dazu verſtanden hätte, wenn nicht unglücklicherweiſe die<lb/> Geſchichte mit dem Andres —</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein.</hi> </speaker><lb/> <p>Mit dem Andres? welche Geſchichte?</p> <stage>(Springt auf).</stage><lb/> <p>Er iſt doch nicht mit dem Robert zuſammen gerannt?</p> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Dasmal nur mit dem Buchjäger —</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein</hi> </speaker> <stage>(ſetzt ſich wieder).</stage><lb/> <p>Sie ſeh’n, ich zitt’re vor Ungeduld —</p> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Der Buchjäger, betrunken wie gewöhnlich, hat ihn<lb/> wie einen Holzdieb behandelt, ihn ſchlagen laſſen —</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#b">Stein</hi> </speaker> <stage>(ſpringt wieder auf).</stage> </sp><lb/> <sp who="#PAST"> <speaker> <hi rendition="#b">Paſtor.</hi> </speaker><lb/> <p>Da war’s denn kein Wunder, daß der Alte auf nichts<lb/> mehr hörte und Jeden, der außer Ihnen mit dem Ge-<lb/> wehre in den Forſt kommt, als einen Wilddieb behandeln<lb/> laſſen will.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [106/0120]
Der Erbförſter.
hatt’ ich den Hut mechaniſch in der Hand; ſo reißt mich
die alte Gewohnheit des Zuſammenlebens mit dem Förſter
in Händen und Füßen, ſchlimmer als das Podagra.
Unterdeß hatt’ ich einen Gedanken — aber erſt: wie iſt’s
mit dem alten Eigenſinn?
Paſtor.
Ich kam eben nicht zum beſten bei ihm an mit Ihrem
Anerbieten. Und doch, wer weiß, ob er ſich nicht noch
dazu verſtanden hätte, wenn nicht unglücklicherweiſe die
Geſchichte mit dem Andres —
Stein.
Mit dem Andres? welche Geſchichte? (Springt auf).
Er iſt doch nicht mit dem Robert zuſammen gerannt?
Paſtor.
Dasmal nur mit dem Buchjäger —
Stein (ſetzt ſich wieder).
Sie ſeh’n, ich zitt’re vor Ungeduld —
Paſtor.
Der Buchjäger, betrunken wie gewöhnlich, hat ihn
wie einen Holzdieb behandelt, ihn ſchlagen laſſen —
Stein (ſpringt wieder auf).
Paſtor.
Da war’s denn kein Wunder, daß der Alte auf nichts
mehr hörte und Jeden, der außer Ihnen mit dem Ge-
wehre in den Forſt kommt, als einen Wilddieb behandeln
laſſen will.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/120 |
Zitationshilfe: | Ludwig, Otto: Der Erbförster. Band 1: Dramatische Werke. Leipzig, 1853, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_erbfoerster_1853/120>, abgerufen am 16.07.2024. |