Zu dem Rechte der Häfen gehöret: 1) daß alle ankom- mende Schiffer den Hafen mit gehörigen Schüssen begrüßen müssen, aus welchem sodann gewöhnlicher Weise geantwortet wird; 2) daß der Schiffer, so bald er eingelaufen, sich bey der Obrigkeit melden, und die gebührenden Zölle erlegen muß; 3) daß Niemanden erlaubt ist, von einem Matrosen einiges Schiffgeräthe zu kaufen; u. s. w.
§. 610.
Rhede.
Von einem Hafen ist eine Rhede wohl zu unterscheiden, welchen Namen ein Ankerort, nicht weit von dem Ufer, führet, der für den Winden bedecket ist, und wo die Schiffe nicht nur einen guten Grund finden, sondern auch so lange vor Anker lie- gen, bis der Wind gut wird, oder die Fluth oder Ebbe sie in den Stand setzet, daß sie entweder in den Hafen einlaufen, oder unter Seegel gehen, und also ihre Reise fortsetzen können. Die großen Schiffe legen sich insgemein auf die Rhede, wenn sie keinen Hafen finden, der für sie tief genug ist; oder wenn sie zu weit davon entfernet sind. Die Schiffleute heißen eine gute oder gesunde Rhede, wo ein reiner Grund ist, das ist, wo keine Klippen sind, wo ein guter Ankergrund ist, und wo man vor gewissen Winden gesichert ist; eine geschlossene oder beschlossene Rhede, die unter dem Geschütze einer nahe gelegenen Festung liegt, und davon bestrichen werden kann; eine offene Rhede, wo alle Schiffe ungehindert ankern, und nach Belieben liegen mögen. Ein mehrers findet man in unserer Akad. der Kaufl. unter Rhede.
§. 611.
II. Gestade.
II. Ein Gestade (§. 569.) ist ein zum Gebrauche der Schif- fe eingerichteter Strand oder Ufer.
§. 612.
Strand.
Man versteht aber durch den Strand die Fläche des an das Wasser stoßenden festen Landes, welche die Fluth über- Ufer.schwämmet: gleichwie durch das Ufer die erhabene Ecke des festen Landes auf beyden Seiten eines Wassers, wodurch es beschlossen oder aufgehalten wird.
§. 613.
Küste.
Die Ufer eines Landes, so von dem Meere angespielet wer- den, heißen eine Küste, Seekante, oder Seeküste.
§. 614.
Küstenbe- wahrer.
Die Küsten zu bewahren, werden Küstenbewahrer ge- halten, welche das offene Ufer oder die Küsten besetzen, und die, so sich demselben nahen, untersuchen; imgleichen dem Unter- schleife, Schleichhandel, den Räubereyen, und anderem Un- heile wehren müssen. Solches geschieht nun (1) entweder in Schiffen, oder (2) auf dem festen Lande: und zwar in dem ersten Falle |durch Kriegsschiffe, die sodann, außer dem nur erwähnten Namen der Küstenbewahrer, noch insbesondere Aus- Ausleger.leger, oder Auslieger, ingleichen Patachen genennet werden; in dem zweyten Falle aber durch gewisse auf der Küste woh-
nende
3 Th. 3 Cap. Von Haͤfen und Geſtaden.
§. 609.
Recht der Haͤfen.
Zu dem Rechte der Haͤfen gehoͤret: 1) daß alle ankom- mende Schiffer den Hafen mit gehoͤrigen Schuͤſſen begruͤßen muͤſſen, aus welchem ſodann gewoͤhnlicher Weiſe geantwortet wird; 2) daß der Schiffer, ſo bald er eingelaufen, ſich bey der Obrigkeit melden, und die gebuͤhrenden Zoͤlle erlegen muß; 3) daß Niemanden erlaubt iſt, von einem Matroſen einiges Schiffgeraͤthe zu kaufen; u. ſ. w.
§. 610.
Rhede.
Von einem Hafen iſt eine Rhede wohl zu unterſcheiden, welchen Namen ein Ankerort, nicht weit von dem Ufer, fuͤhret, der fuͤr den Winden bedecket iſt, und wo die Schiffe nicht nur einen guten Grund finden, ſondern auch ſo lange vor Anker lie- gen, bis der Wind gut wird, oder die Fluth oder Ebbe ſie in den Stand ſetzet, daß ſie entweder in den Hafen einlaufen, oder unter Seegel gehen, und alſo ihre Reiſe fortſetzen koͤnnen. Die großen Schiffe legen ſich insgemein auf die Rhede, wenn ſie keinen Hafen finden, der fuͤr ſie tief genug iſt; oder wenn ſie zu weit davon entfernet ſind. Die Schiffleute heißen eine gute oder geſunde Rhede, wo ein reiner Grund iſt, das iſt, wo keine Klippen ſind, wo ein guter Ankergrund iſt, und wo man vor gewiſſen Winden geſichert iſt; eine geſchloſſene oder beſchloſſene Rhede, die unter dem Geſchuͤtze einer nahe gelegenen Feſtung liegt, und davon beſtrichen werden kann; eine offene Rhede, wo alle Schiffe ungehindert ankern, und nach Belieben liegen moͤgen. Ein mehrers findet man in unſerer Akad. der Kaufl. unter Rhede.
§. 611.
II. Geſtade.
II. Ein Geſtade (§. 569.) iſt ein zum Gebrauche der Schif- fe eingerichteter Strand oder Ufer.
§. 612.
Strand.
Man verſteht aber durch den Strand die Flaͤche des an das Waſſer ſtoßenden feſten Landes, welche die Fluth uͤber- Ufer.ſchwaͤmmet: gleichwie durch das Ufer die erhabene Ecke des feſten Landes auf beyden Seiten eines Waſſers, wodurch es beſchloſſen oder aufgehalten wird.
§. 613.
Kuͤſte.
Die Ufer eines Landes, ſo von dem Meere angeſpielet wer- den, heißen eine Kuͤſte, Seekante, oder Seekuͤſte.
§. 614.
Kuͤſtenbe- wahrer.
Die Kuͤſten zu bewahren, werden Kuͤſtenbewahrer ge- halten, welche das offene Ufer oder die Kuͤſten beſetzen, und die, ſo ſich demſelben nahen, unterſuchen; imgleichen dem Unter- ſchleife, Schleichhandel, den Raͤubereyen, und anderem Un- heile wehren muͤſſen. Solches geſchieht nun (1) entweder in Schiffen, oder (2) auf dem feſten Lande: und zwar in dem erſten Falle |durch Kriegsſchiffe, die ſodann, außer dem nur erwaͤhnten Namen der Kuͤſtenbewahrer, noch insbeſondere Aus- Ausleger.leger, oder Auslieger, ingleichen Patachen genennet werden; in dem zweyten Falle aber durch gewiſſe auf der Kuͤſte woh-
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3 Th. 3 Cap. Von Haͤfen und Geſtaden.
§. 609.
Zu dem Rechte der Haͤfen gehoͤret: 1) daß alle ankom-
mende Schiffer den Hafen mit gehoͤrigen Schuͤſſen begruͤßen
muͤſſen, aus welchem ſodann gewoͤhnlicher Weiſe geantwortet
wird; 2) daß der Schiffer, ſo bald er eingelaufen, ſich bey der
Obrigkeit melden, und die gebuͤhrenden Zoͤlle erlegen muß;
3) daß Niemanden erlaubt iſt, von einem Matroſen einiges
Schiffgeraͤthe zu kaufen; u. ſ. w.
§. 610.
Von einem Hafen iſt eine Rhede wohl zu unterſcheiden,
welchen Namen ein Ankerort, nicht weit von dem Ufer, fuͤhret,
der fuͤr den Winden bedecket iſt, und wo die Schiffe nicht nur
einen guten Grund finden, ſondern auch ſo lange vor Anker lie-
gen, bis der Wind gut wird, oder die Fluth oder Ebbe ſie in
den Stand ſetzet, daß ſie entweder in den Hafen einlaufen,
oder unter Seegel gehen, und alſo ihre Reiſe fortſetzen koͤnnen.
Die großen Schiffe legen ſich insgemein auf die Rhede, wenn
ſie keinen Hafen finden, der fuͤr ſie tief genug iſt; oder wenn
ſie zu weit davon entfernet ſind. Die Schiffleute heißen eine
gute oder geſunde Rhede, wo ein reiner Grund iſt, das iſt,
wo keine Klippen ſind, wo ein guter Ankergrund iſt, und wo
man vor gewiſſen Winden geſichert iſt; eine geſchloſſene oder
beſchloſſene Rhede, die unter dem Geſchuͤtze einer nahe gelegenen
Feſtung liegt, und davon beſtrichen werden kann; eine offene
Rhede, wo alle Schiffe ungehindert ankern, und nach Belieben
liegen moͤgen. Ein mehrers findet man in unſerer Akad. der
Kaufl. unter Rhede.
§. 611.
II. Ein Geſtade (§. 569.) iſt ein zum Gebrauche der Schif-
fe eingerichteter Strand oder Ufer.
§. 612.
Man verſteht aber durch den Strand die Flaͤche des an
das Waſſer ſtoßenden feſten Landes, welche die Fluth uͤber-
ſchwaͤmmet: gleichwie durch das Ufer die erhabene Ecke des
feſten Landes auf beyden Seiten eines Waſſers, wodurch es
beſchloſſen oder aufgehalten wird.
Ufer.
§. 613.
Die Ufer eines Landes, ſo von dem Meere angeſpielet wer-
den, heißen eine Kuͤſte, Seekante, oder Seekuͤſte.
§. 614.
Die Kuͤſten zu bewahren, werden Kuͤſtenbewahrer ge-
halten, welche das offene Ufer oder die Kuͤſten beſetzen, und die,
ſo ſich demſelben nahen, unterſuchen; imgleichen dem Unter-
ſchleife, Schleichhandel, den Raͤubereyen, und anderem Un-
heile wehren muͤſſen. Solches geſchieht nun (1) entweder in
Schiffen, oder (2) auf dem feſten Lande: und zwar in dem
erſten Falle |durch Kriegsſchiffe, die ſodann, außer dem nur
erwaͤhnten Namen der Kuͤſtenbewahrer, noch insbeſondere Aus-
leger, oder Auslieger, ingleichen Patachen genennet werden;
in dem zweyten Falle aber durch gewiſſe auf der Kuͤſte woh-
nende
Ausleger.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/906>, abgerufen am 21.11.2024.
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