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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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3 Th. 1 Cap. Von Hülfsmitteln zur
und solches wird die Schreibestube, gewöhnlicher aber das
Contor, Contoir, Comtoir, oder Comptoir genennet. Es
haben nur Kaufleute, die starke Handlung |treiben, besondere
Schreibestuben. Eine dergleichen Schreibestube liegt gemei-
niglich an einem bequemen Orte des Hauses, da alle Contoir-
oder Kaufmannschaftsbediente, Mäckler, Käufer und Verkäu-
fer bequemlich hinein kommen können; und ist insgemein nahe
an dem Gewölbe gelegen. Beym ersten Eintritte erblicket man
1) den alle Morgen ausgekehrten Boden sehr reinlich und sau-
ber; und 2) die vornehmsten Meublen, welche darinn noth-
wendig anzutreffen sind, sind alle von der höchsten Bequemlich-
(a) Schrei-
betisch,
keit. Nämlich an dem (a) großen Tische sitzt der Patron der
Handlung, daß er das Contoir übersehen, und das Gesicht
nach der Thüre wenden kann. Dieser Schreibetisch ist mit et-
lichen großen (a) Pulpeten besetzet, die man verschließen, und
in solche die geheimsten Schriften, auch andere Kleinigkeiten
verwahren kann. Zuweilen ist des Principals sein Platz mit
einem hölzernen Gitterwerke in Form eines Cabinets, das man
verschließen kann, und also auch des Buchhalters seiner ver-
sehen. Vor demselben stehen wieder der Diener und Jungen
Pulpete, auf welchen sie copiren müssen. Alle diese, samt dem
Tische, sind etwann mit Leder, oder Leinwand überzogen. An
dem Tische ist ein (b) Auf- und Niederschlag, um mit solchem
den Tisch zu vergrößern und zu verkleinern, oder aber um dar-
auf, wenn kein besonderer steinerner Geldzähltisch im Contoi-
re vorhanden ist, Geld zu zählen: wozu einige, ein oder meh-
rere sonderbare Zählbreter mit Leisten zur Hand haben, daß
das Geld nicht abfalle. Es ist auch wol an der Ecke des
Aufschlagtisches, der gleichfalls mit Leisten gemacht ist, ein
rundes Loch eingeschnitten, und unter demselben ein leinener
Sack angenagelt, welcher unten offen, und welchen man nur
in einen andern Geldkasten einstecket, um das gezählte Geld
augenblicklich durch das Loch einzufüllen. Nach dem Schrei-
(b) Casse,betische gehöret die (b) Casse in die Schreibestube. Solche ist
eigentlich nichts anders, als ein Geldstock, oder eine Art von
einem starken Kuffer, der entweder ganz von Eisen, oder von
eichenem Holze gemacht, und sowol mit eisernen Stangen, als
mit einem oder mit mehr Schlössern verwahret ist, welche ge-
meiniglich Federn haben, die nur demjenigen bekannt sind, wel-
chem die Casse gehöret. Es verschließen aber die Kaufleute und
Banquiers in die Casse a) ihr baares Geld, und b) ihre vor-
nehmsten Effecten, die nicht viel Platz einnehmen, als Wech-
selbriefe, Schuld- und andere Verschreibungen, Goldstücken,
Silberstangen, Edelgesteine etc. Das baare Geld ist in Beu-
tel eingezählet, die in der Cassa ordentlich mit ihren aufgebun-
denen Zeddeln, wie viel Geld in jedem Sacke vorhanden, lie-
gen (§. 56.), welches denn mit dem Cassabuche übereinkommen
muß. Der zu kleinen Ausgaben bestellte Diener, hat in seinem
Pulpete die ihm anvertrauten Unkostengelder. Entweder in
des Herrn Cabinete, oder öffentlich an der Wand, befinden sich

gewisse

3 Th. 1 Cap. Von Huͤlfsmitteln zur
und ſolches wird die Schreibeſtube, gewoͤhnlicher aber das
Contor, Contoir, Comtoir, oder Comptoir genennet. Es
haben nur Kaufleute, die ſtarke Handlung |treiben, beſondere
Schreibeſtuben. Eine dergleichen Schreibeſtube liegt gemei-
niglich an einem bequemen Orte des Hauſes, da alle Contoir-
oder Kaufmannſchaftsbediente, Maͤckler, Kaͤufer und Verkaͤu-
fer bequemlich hinein kommen koͤnnen; und iſt insgemein nahe
an dem Gewoͤlbe gelegen. Beym erſten Eintritte erblicket man
1) den alle Morgen ausgekehrten Boden ſehr reinlich und ſau-
ber; und 2) die vornehmſten Meublen, welche darinn noth-
wendig anzutreffen ſind, ſind alle von der hoͤchſten Bequemlich-
(a) Schrei-
betiſch,
keit. Naͤmlich an dem (a) großen Tiſche ſitzt der Patron der
Handlung, daß er das Contoir uͤberſehen, und das Geſicht
nach der Thuͤre wenden kann. Dieſer Schreibetiſch iſt mit et-
lichen großen (a) Pulpeten beſetzet, die man verſchließen, und
in ſolche die geheimſten Schriften, auch andere Kleinigkeiten
verwahren kann. Zuweilen iſt des Principals ſein Platz mit
einem hoͤlzernen Gitterwerke in Form eines Cabinets, das man
verſchließen kann, und alſo auch des Buchhalters ſeiner ver-
ſehen. Vor demſelben ſtehen wieder der Diener und Jungen
Pulpete, auf welchen ſie copiren muͤſſen. Alle dieſe, ſamt dem
Tiſche, ſind etwann mit Leder, oder Leinwand uͤberzogen. An
dem Tiſche iſt ein (b) Auf- und Niederſchlag, um mit ſolchem
den Tiſch zu vergroͤßern und zu verkleinern, oder aber um dar-
auf, wenn kein beſonderer ſteinerner Geldzaͤhltiſch im Contoi-
re vorhanden iſt, Geld zu zaͤhlen: wozu einige, ein oder meh-
rere ſonderbare Zaͤhlbreter mit Leiſten zur Hand haben, daß
das Geld nicht abfalle. Es iſt auch wol an der Ecke des
Aufſchlagtiſches, der gleichfalls mit Leiſten gemacht iſt, ein
rundes Loch eingeſchnitten, und unter demſelben ein leinener
Sack angenagelt, welcher unten offen, und welchen man nur
in einen andern Geldkaſten einſtecket, um das gezaͤhlte Geld
augenblicklich durch das Loch einzufuͤllen. Nach dem Schrei-
(b) Caſſe,betiſche gehoͤret die (b) Caſſe in die Schreibeſtube. Solche iſt
eigentlich nichts anders, als ein Geldſtock, oder eine Art von
einem ſtarken Kuffer, der entweder ganz von Eiſen, oder von
eichenem Holze gemacht, und ſowol mit eiſernen Stangen, als
mit einem oder mit mehr Schloͤſſern verwahret iſt, welche ge-
meiniglich Federn haben, die nur demjenigen bekannt ſind, wel-
chem die Caſſe gehoͤret. Es verſchließen aber die Kaufleute und
Banquiers in die Caſſe a) ihr baares Geld, und b) ihre vor-
nehmſten Effecten, die nicht viel Platz einnehmen, als Wech-
ſelbriefe, Schuld- und andere Verſchreibungen, Goldſtuͤcken,
Silberſtangen, Edelgeſteine ꝛc. Das baare Geld iſt in Beu-
tel eingezaͤhlet, die in der Caſſa ordentlich mit ihren aufgebun-
denen Zeddeln, wie viel Geld in jedem Sacke vorhanden, lie-
gen (§. 56.), welches denn mit dem Caſſabuche uͤbereinkommen
muß. Der zu kleinen Ausgaben beſtellte Diener, hat in ſeinem
Pulpete die ihm anvertrauten Unkoſtengelder. Entweder in
des Herrn Cabinete, oder oͤffentlich an der Wand, befinden ſich

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[292/0896] 3 Th. 1 Cap. Von Huͤlfsmitteln zur und ſolches wird die Schreibeſtube, gewoͤhnlicher aber das Contor, Contoir, Comtoir, oder Comptoir genennet. Es haben nur Kaufleute, die ſtarke Handlung |treiben, beſondere Schreibeſtuben. Eine dergleichen Schreibeſtube liegt gemei- niglich an einem bequemen Orte des Hauſes, da alle Contoir- oder Kaufmannſchaftsbediente, Maͤckler, Kaͤufer und Verkaͤu- fer bequemlich hinein kommen koͤnnen; und iſt insgemein nahe an dem Gewoͤlbe gelegen. Beym erſten Eintritte erblicket man 1) den alle Morgen ausgekehrten Boden ſehr reinlich und ſau- ber; und 2) die vornehmſten Meublen, welche darinn noth- wendig anzutreffen ſind, ſind alle von der hoͤchſten Bequemlich- keit. Naͤmlich an dem (a) großen Tiſche ſitzt der Patron der Handlung, daß er das Contoir uͤberſehen, und das Geſicht nach der Thuͤre wenden kann. Dieſer Schreibetiſch iſt mit et- lichen großen (a) Pulpeten beſetzet, die man verſchließen, und in ſolche die geheimſten Schriften, auch andere Kleinigkeiten verwahren kann. Zuweilen iſt des Principals ſein Platz mit einem hoͤlzernen Gitterwerke in Form eines Cabinets, das man verſchließen kann, und alſo auch des Buchhalters ſeiner ver- ſehen. Vor demſelben ſtehen wieder der Diener und Jungen Pulpete, auf welchen ſie copiren muͤſſen. Alle dieſe, ſamt dem Tiſche, ſind etwann mit Leder, oder Leinwand uͤberzogen. An dem Tiſche iſt ein (b) Auf- und Niederſchlag, um mit ſolchem den Tiſch zu vergroͤßern und zu verkleinern, oder aber um dar- auf, wenn kein beſonderer ſteinerner Geldzaͤhltiſch im Contoi- re vorhanden iſt, Geld zu zaͤhlen: wozu einige, ein oder meh- rere ſonderbare Zaͤhlbreter mit Leiſten zur Hand haben, daß das Geld nicht abfalle. Es iſt auch wol an der Ecke des Aufſchlagtiſches, der gleichfalls mit Leiſten gemacht iſt, ein rundes Loch eingeſchnitten, und unter demſelben ein leinener Sack angenagelt, welcher unten offen, und welchen man nur in einen andern Geldkaſten einſtecket, um das gezaͤhlte Geld augenblicklich durch das Loch einzufuͤllen. Nach dem Schrei- betiſche gehoͤret die (b) Caſſe in die Schreibeſtube. Solche iſt eigentlich nichts anders, als ein Geldſtock, oder eine Art von einem ſtarken Kuffer, der entweder ganz von Eiſen, oder von eichenem Holze gemacht, und ſowol mit eiſernen Stangen, als mit einem oder mit mehr Schloͤſſern verwahret iſt, welche ge- meiniglich Federn haben, die nur demjenigen bekannt ſind, wel- chem die Caſſe gehoͤret. Es verſchließen aber die Kaufleute und Banquiers in die Caſſe a) ihr baares Geld, und b) ihre vor- nehmſten Effecten, die nicht viel Platz einnehmen, als Wech- ſelbriefe, Schuld- und andere Verſchreibungen, Goldſtuͤcken, Silberſtangen, Edelgeſteine ꝛc. Das baare Geld iſt in Beu- tel eingezaͤhlet, die in der Caſſa ordentlich mit ihren aufgebun- denen Zeddeln, wie viel Geld in jedem Sacke vorhanden, lie- gen (§. 56.), welches denn mit dem Caſſabuche uͤbereinkommen muß. Der zu kleinen Ausgaben beſtellte Diener, hat in ſeinem Pulpete die ihm anvertrauten Unkoſtengelder. Entweder in des Herrn Cabinete, oder oͤffentlich an der Wand, befinden ſich gewiſſe (a) Schrei- betiſch, (b) Caſſe,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/896>, abgerufen am 18.12.2024.