die verfertigte Waare dagegen wieder in Bezahlung nehmen muß. Ob nun wol hier der Name eines Manufacturiers nicht statt hat, sondern solches nur ein bloßes Verlegen der Hand- werksleute mag genennet werden: so erfordert doch selbiges auch seine Aufmerksamkeit, nicht nur wegen der Waaren und Materialien, die den Handwerksleuten geliefert werden, son- 3) auslän- discher Briefwech- sel, 4) gutes Vernehmen mit den Kaufleuten des Hand- kaufes, 5) mit an- dern in Compagnie treten.dern auch wegen desjenigen, was er hinwieder empfängt. 3) Muß er zur Absetzung seiner Waaren guten ausländischen Brief- wechsel haben. 4) Jn eben der Absicht, und auch wegen des Einkaufs, muß er mit den Kaufleuten des Handkaufes seiner Stadt in gutem Vernehmen stehen: und um dieses zu erreichen, muß er nicht nur sie fleißig besuchen (§. 158 und 193.), sondern auch keinen Handel im Kleinen treiben (§. 191.). 5) Endlich pflegen diejenigen Kaufleute, die einen Grossohandel anzufan- gen gesonnen sind, gemeiniglich mit andern in Compagnie zu treten, und zwar nicht nur wegen der großen Gefahr, wel- cher der Grossohandel ausgesetzet ist (§. 247.), und wegen des zu eben diesem Handel erforderlichen großen Capitals (§. 250.); sondern auch und vorzüglich deswegen, weil es einem Handels- manne sehr schwer fällt, allein den Grossohandel zu treiben, indem die Gegenwart eines Großirers, sowol im Ein-als Ver- kaufe der Waaren nöthig ist, damit er jenen nicht auf die Com- mißionärs ankommen lassen dürfe, und diesen nicht verabsäu- me. Weswegen es denn von einem Großirer allemal vernünf- tig gehandelt ist, wenn er mit einem andern in Compagnie tritt, indem auf solche Art sowol der Einkauf der Waaren, und das damit verknüpfte Reisen, als auch der Verkauf der- selben, sowol zu Hause, als an auswärtigen Orten, sonder- lich auf Messen und Jahrmärkten; ingleichen die Correspon- denz, und der Empfang der Waaren von den Manufacturiers, Handwerkern und andern Lieferanten; ferner die Scripturen, das Comptoir, und andere bey einer solchen Handlung vor- fallende Geschäffte mehr, gehörig besorget werden können.
§. 252.
II. Kramer- handlung, was sie sey?
II. Die Kramerhandlung (§. 120.), Kramhandlung, Kramerey, Handlung im Kleinen, Handlung im Einzeln, Handlung des Handkaufs, Detailhandel, und, bey schnei- denden Waaren die Handlung im Ausschnitte, gleichwie bey zählenden Waaren, der Stückverkauf, ist diejenige Handlungs- art, da man die Waaren nicht nur im Ganzen, sondern auch nach der Elle, nach dem Pfunde, nach der Metze, oder nach der Kanne, und deren kleinern Abtheilungen, oder nach einzel- nen Stücken verkaufet.
§. 253.
Kramwaa- ren, was sie sind?
Diejenigen Waaren, welche die Kramhandlung führen, oder zu führen und zu vereinzeln berechtiget ist, werden daher Kramwaaren genennet. Denn obgleich Kramwaaren, in weitläuftiger Bedeutung genommen, fast alle Waaren sind,
mit
1 Th. 13 Cap. Vom Groſſo- und Kramhandel,
die verfertigte Waare dagegen wieder in Bezahlung nehmen muß. Ob nun wol hier der Name eines Manufacturiers nicht ſtatt hat, ſondern ſolches nur ein bloßes Verlegen der Hand- werksleute mag genennet werden: ſo erfordert doch ſelbiges auch ſeine Aufmerkſamkeit, nicht nur wegen der Waaren und Materialien, die den Handwerksleuten geliefert werden, ſon- 3) auslaͤn- diſcher Briefwech- ſel, 4) gutes Vernehmen mit den Kaufleuten des Hand- kaufes, 5) mit an- dern in Compagnie treten.dern auch wegen desjenigen, was er hinwieder empfaͤngt. 3) Muß er zur Abſetzung ſeiner Waaren guten auslaͤndiſchen Brief- wechſel haben. 4) Jn eben der Abſicht, und auch wegen des Einkaufs, muß er mit den Kaufleuten des Handkaufes ſeiner Stadt in gutem Vernehmen ſtehen: und um dieſes zu erreichen, muß er nicht nur ſie fleißig beſuchen (§. 158 und 193.), ſondern auch keinen Handel im Kleinen treiben (§. 191.). 5) Endlich pflegen diejenigen Kaufleute, die einen Groſſohandel anzufan- gen geſonnen ſind, gemeiniglich mit andern in Compagnie zu treten, und zwar nicht nur wegen der großen Gefahr, wel- cher der Groſſohandel ausgeſetzet iſt (§. 247.), und wegen des zu eben dieſem Handel erforderlichen großen Capitals (§. 250.); ſondern auch und vorzuͤglich deswegen, weil es einem Handels- manne ſehr ſchwer faͤllt, allein den Groſſohandel zu treiben, indem die Gegenwart eines Großirers, ſowol im Ein-als Ver- kaufe der Waaren noͤthig iſt, damit er jenen nicht auf die Com- mißionaͤrs ankommen laſſen duͤrfe, und dieſen nicht verabſaͤu- me. Weswegen es denn von einem Großirer allemal vernuͤnf- tig gehandelt iſt, wenn er mit einem andern in Compagnie tritt, indem auf ſolche Art ſowol der Einkauf der Waaren, und das damit verknuͤpfte Reiſen, als auch der Verkauf der- ſelben, ſowol zu Hauſe, als an auswaͤrtigen Orten, ſonder- lich auf Meſſen und Jahrmaͤrkten; ingleichen die Correſpon- denz, und der Empfang der Waaren von den Manufacturiers, Handwerkern und andern Lieferanten; ferner die Scripturen, das Comptoir, und andere bey einer ſolchen Handlung vor- fallende Geſchaͤffte mehr, gehoͤrig beſorget werden koͤnnen.
§. 252.
II. Kramer- handlung, was ſie ſey?
II. Die Kramerhandlung (§. 120.), Kramhandlung, Kramerey, Handlung im Kleinen, Handlung im Einzeln, Handlung des Handkaufs, Detailhandel, und, bey ſchnei- denden Waaren die Handlung im Ausſchnitte, gleichwie bey zaͤhlenden Waaren, der Stuͤckverkauf, iſt diejenige Handlungs- art, da man die Waaren nicht nur im Ganzen, ſondern auch nach der Elle, nach dem Pfunde, nach der Metze, oder nach der Kanne, und deren kleinern Abtheilungen, oder nach einzel- nen Stuͤcken verkaufet.
§. 253.
Kramwaa- ren, was ſie ſind?
Diejenigen Waaren, welche die Kramhandlung fuͤhren, oder zu fuͤhren und zu vereinzeln berechtiget iſt, werden daher Kramwaaren genennet. Denn obgleich Kramwaaren, in weitlaͤuftiger Bedeutung genommen, faſt alle Waaren ſind,
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1 Th. 13 Cap. Vom Groſſo- und Kramhandel,
die verfertigte Waare dagegen wieder in Bezahlung nehmen
muß. Ob nun wol hier der Name eines Manufacturiers nicht
ſtatt hat, ſondern ſolches nur ein bloßes Verlegen der Hand-
werksleute mag genennet werden: ſo erfordert doch ſelbiges
auch ſeine Aufmerkſamkeit, nicht nur wegen der Waaren und
Materialien, die den Handwerksleuten geliefert werden, ſon-
dern auch wegen desjenigen, was er hinwieder empfaͤngt. 3)
Muß er zur Abſetzung ſeiner Waaren guten auslaͤndiſchen Brief-
wechſel haben. 4) Jn eben der Abſicht, und auch wegen des
Einkaufs, muß er mit den Kaufleuten des Handkaufes ſeiner
Stadt in gutem Vernehmen ſtehen: und um dieſes zu erreichen,
muß er nicht nur ſie fleißig beſuchen (§. 158 und 193.), ſondern
auch keinen Handel im Kleinen treiben (§. 191.). 5) Endlich
pflegen diejenigen Kaufleute, die einen Groſſohandel anzufan-
gen geſonnen ſind, gemeiniglich mit andern in Compagnie zu
treten, und zwar nicht nur wegen der großen Gefahr, wel-
cher der Groſſohandel ausgeſetzet iſt (§. 247.), und wegen des
zu eben dieſem Handel erforderlichen großen Capitals (§. 250.);
ſondern auch und vorzuͤglich deswegen, weil es einem Handels-
manne ſehr ſchwer faͤllt, allein den Groſſohandel zu treiben,
indem die Gegenwart eines Großirers, ſowol im Ein-als Ver-
kaufe der Waaren noͤthig iſt, damit er jenen nicht auf die Com-
mißionaͤrs ankommen laſſen duͤrfe, und dieſen nicht verabſaͤu-
me. Weswegen es denn von einem Großirer allemal vernuͤnf-
tig gehandelt iſt, wenn er mit einem andern in Compagnie
tritt, indem auf ſolche Art ſowol der Einkauf der Waaren,
und das damit verknuͤpfte Reiſen, als auch der Verkauf der-
ſelben, ſowol zu Hauſe, als an auswaͤrtigen Orten, ſonder-
lich auf Meſſen und Jahrmaͤrkten; ingleichen die Correſpon-
denz, und der Empfang der Waaren von den Manufacturiers,
Handwerkern und andern Lieferanten; ferner die Scripturen,
das Comptoir, und andere bey einer ſolchen Handlung vor-
fallende Geſchaͤffte mehr, gehoͤrig beſorget werden koͤnnen.
3) auslaͤn-
diſcher
Briefwech-
ſel,
4) gutes
Vernehmen
mit den
Kaufleuten
des Hand-
kaufes,
5) mit an-
dern in
Compagnie
treten.
§. 252.
II. Die Kramerhandlung (§. 120.), Kramhandlung,
Kramerey, Handlung im Kleinen, Handlung im Einzeln,
Handlung des Handkaufs, Detailhandel, und, bey ſchnei-
denden Waaren die Handlung im Ausſchnitte, gleichwie bey
zaͤhlenden Waaren, der Stuͤckverkauf, iſt diejenige Handlungs-
art, da man die Waaren nicht nur im Ganzen, ſondern auch
nach der Elle, nach dem Pfunde, nach der Metze, oder nach
der Kanne, und deren kleinern Abtheilungen, oder nach einzel-
nen Stuͤcken verkaufet.
§. 253.
Diejenigen Waaren, welche die Kramhandlung fuͤhren,
oder zu fuͤhren und zu vereinzeln berechtiget iſt, werden daher
Kramwaaren genennet. Denn obgleich Kramwaaren, in
weitlaͤuftiger Bedeutung genommen, faſt alle Waaren ſind,
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/744>, abgerufen am 21.11.2024.
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