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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Thee
als des Geschmacks weit angeneh-
mer sind, als diejenigen, so unten
an den Aesten oder Reisern sitzen,
und die, weil sie zuerst ausgebro-
chen sind, daher die größten, älte-
sten und härtesten sind, indem sie
ganz allein einen zweymonatlichen
Wuchs haben. Und diese letzten
machen den Thee aus, den das ge-
meine Volk gewöhnlich trinkt. Es
dingen aber die Chineser und Japa-
ner, die an Theesträuchern reich
sind, zu dieser Einsammlung des
Thees, gewisse Tagelöhner, die sich
auf solche Einsammlung sehr gut
verstehen, und darinnen ungemein
geschickt sind, denn es werden die
Theeblätter nicht bey ganzen Hän-
den voll, sondern alle einzeln, und
mit vieler Sorgfalt, jedoch dabey
ziemlich geschwind abgelesen. Je-
der von diesen Arbeitern kann von
denselben täglich 11 bis 12 Pfunde
einsammlen, anstatt, daß ein ande-
rer, der dieser Arbeit nicht gewohnt,
und darinn nicht sehr geschickt ist, in
einem Tage kaum den dritten Theil
davon einzusammlen vermögend ist.
Nachdem der Thee eingesammlet ist;
so schreitet man, so balb möglich,
zu dessen (5) Zubereitung vermit-
telst des Feuers, welche durch ver-
schiedene Handarbeiten, die mit vie-
ler Geschwindigkeit, Reinlichkeit,
und Geschicklichkeit vorgenommen
werden, folgender Gestalt geschie-
het. Die ganz frisch ausgelesenen
und sortirten Theeblätter, werden,
jede Gattung besonders, auf große
runde oder viereckigte eiserne Platten
geschüttet, von denen jede über der
Oeffnung eines ausdrücklich dazu ge-
machten 3 Fuß hohen Ofens liegt,
wobey alle Fugen, zwischen dem Ofen
und dieser Platte, wohl verschmieret
werden, damit aus dem Ofen nicht
der geringste Rauch herauskomme,
weil solcher nicht allein die Blätter
verderben, sondern auch den Arbei-
ter, der solche röstet, an seiner Ar-
[Spaltenumbruch]
Thee
beit hindern würde. Auf dieser
Platte läßt der Arbeiter die frisch
abgebrochenen Blätter Portionswei-
se so heiß, als möglich, rösten, wo-
bey er sie beständig mit saubern
Händen umrühret. Wenn sie warm
und, so viel als nöthig, getrocknet
sind; so nimmt er sie mit einer dün-
nen, und vorne breiten Schaufel,
welche die Gestalt eines Fächers
hat, geschwinde von der Platte weg,
und wirft sie auf eine gewisse Art
auf einen sehr langen, mit einer
schönen rothen Matte bedeckten Tisch,
auf welchem eine ziemliche Anzahl
Leute nach Art der Schneider mit
untergeschlagenen Beinen sitzen, von
denen jeder vor sich diese gerösteten
und noch sehr warmen Blätter, bey
kleinen Portionen, zwischen den Bal-
len der Hände so geschickt und so
hurtig rollet, daß die Blätter, wenn
sie unter währendem Rollen kalt
werden, durchaus gleich gerollet
sind. Je eher sie kalt werden, desto
besser ist es, weil die Krause als-
denn desto besser in dem Stande
bleibt, in welchem man sie haben
will; und eben dieses ist die Ursache,
warum man dieselben beständig mit
ausdrücklich dazu gemachten Fä-
chern wedelt, um sie dadurch abzu-
kühlen. Hierauf giebt man sie dem
Röster wieder, welcher der Dire-
ctor der ganzen Arbeit ist, damit er
sie zum zweytenmale auf der Platte
röste, bis sie alle ihre Feuchtigkeit
verloren haben. Bey diesem zwey-
ten Rösten
aber werden sie gelinder
und mit mehrerer Behutsamkeit ge-
trocknet, wenn sie genug haben, so
giebt sie der Röster wieder zum Rol-
len hin, damit sie vollkommen ge-
rollet und gekräuselt werden. Sind
nun die Blätter durch diese doppelte
Operation vollkommen trocken und
kraus geworden, so werden sie zum
Gebrauche aufgehoben; außerdem
aber die vorher beschriebenen Ope-
rationen noch einmal wiederhohlet,

wel-

[Spaltenumbruch]

Thee
als des Geſchmacks weit angeneh-
mer ſind, als diejenigen, ſo unten
an den Aeſten oder Reiſern ſitzen,
und die, weil ſie zuerſt ausgebro-
chen ſind, daher die groͤßten, aͤlte-
ſten und haͤrteſten ſind, indem ſie
ganz allein einen zweymonatlichen
Wuchs haben. Und dieſe letzten
machen den Thee aus, den das ge-
meine Volk gewoͤhnlich trinkt. Es
dingen aber die Chineſer und Japa-
ner, die an Theeſtraͤuchern reich
ſind, zu dieſer Einſammlung des
Thees, gewiſſe Tageloͤhner, die ſich
auf ſolche Einſammlung ſehr gut
verſtehen, und darinnen ungemein
geſchickt ſind, denn es werden die
Theeblaͤtter nicht bey ganzen Haͤn-
den voll, ſondern alle einzeln, und
mit vieler Sorgfalt, jedoch dabey
ziemlich geſchwind abgeleſen. Je-
der von dieſen Arbeitern kann von
denſelben taͤglich 11 bis 12 Pfunde
einſammlen, anſtatt, daß ein ande-
rer, der dieſer Arbeit nicht gewohnt,
und darinn nicht ſehr geſchickt iſt, in
einem Tage kaum den dritten Theil
davon einzuſammlen vermoͤgend iſt.
Nachdem der Thee eingeſammlet iſt;
ſo ſchreitet man, ſo balb moͤglich,
zu deſſen (5) Zubereitung vermit-
telſt des Feuers, welche durch ver-
ſchiedene Handarbeiten, die mit vie-
ler Geſchwindigkeit, Reinlichkeit,
und Geſchicklichkeit vorgenommen
werden, folgender Geſtalt geſchie-
het. Die ganz friſch ausgeleſenen
und ſortirten Theeblaͤtter, werden,
jede Gattung beſonders, auf große
runde oder viereckigte eiſerne Platten
geſchuͤttet, von denen jede uͤber der
Oeffnung eines ausdruͤcklich dazu ge-
machten 3 Fuß hohen Ofens liegt,
wobey alle Fugen, zwiſchen dem Ofen
und dieſer Platte, wohl verſchmieret
werden, damit aus dem Ofen nicht
der geringſte Rauch herauskomme,
weil ſolcher nicht allein die Blaͤtter
verderben, ſondern auch den Arbei-
ter, der ſolche roͤſtet, an ſeiner Ar-
[Spaltenumbruch]
Thee
beit hindern wuͤrde. Auf dieſer
Platte laͤßt der Arbeiter die friſch
abgebrochenen Blaͤtter Portionswei-
ſe ſo heiß, als moͤglich, roͤſten, wo-
bey er ſie beſtaͤndig mit ſaubern
Haͤnden umruͤhret. Wenn ſie warm
und, ſo viel als noͤthig, getrocknet
ſind; ſo nimmt er ſie mit einer duͤn-
nen, und vorne breiten Schaufel,
welche die Geſtalt eines Faͤchers
hat, geſchwinde von der Platte weg,
und wirft ſie auf eine gewiſſe Art
auf einen ſehr langen, mit einer
ſchoͤnen rothen Matte bedeckten Tiſch,
auf welchem eine ziemliche Anzahl
Leute nach Art der Schneider mit
untergeſchlagenen Beinen ſitzen, von
denen jeder vor ſich dieſe geroͤſteten
und noch ſehr warmen Blaͤtter, bey
kleinen Portionen, zwiſchen den Bal-
len der Haͤnde ſo geſchickt und ſo
hurtig rollet, daß die Blaͤtter, wenn
ſie unter waͤhrendem Rollen kalt
werden, durchaus gleich gerollet
ſind. Je eher ſie kalt werden, deſto
beſſer iſt es, weil die Krauſe als-
denn deſto beſſer in dem Stande
bleibt, in welchem man ſie haben
will; und eben dieſes iſt die Urſache,
warum man dieſelben beſtaͤndig mit
ausdruͤcklich dazu gemachten Faͤ-
chern wedelt, um ſie dadurch abzu-
kuͤhlen. Hierauf giebt man ſie dem
Roͤſter wieder, welcher der Dire-
ctor der ganzen Arbeit iſt, damit er
ſie zum zweytenmale auf der Platte
roͤſte, bis ſie alle ihre Feuchtigkeit
verloren haben. Bey dieſem zwey-
ten Roͤſten
aber werden ſie gelinder
und mit mehrerer Behutſamkeit ge-
trocknet, wenn ſie genug haben, ſo
giebt ſie der Roͤſter wieder zum Rol-
len hin, damit ſie vollkommen ge-
rollet und gekraͤuſelt werden. Sind
nun die Blaͤtter durch dieſe doppelte
Operation vollkommen trocken und
kraus geworden, ſo werden ſie zum
Gebrauche aufgehoben; außerdem
aber die vorher beſchriebenen Ope-
rationen noch einmal wiederhohlet,

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[[66]/0072] Thee Thee als des Geſchmacks weit angeneh- mer ſind, als diejenigen, ſo unten an den Aeſten oder Reiſern ſitzen, und die, weil ſie zuerſt ausgebro- chen ſind, daher die groͤßten, aͤlte- ſten und haͤrteſten ſind, indem ſie ganz allein einen zweymonatlichen Wuchs haben. Und dieſe letzten machen den Thee aus, den das ge- meine Volk gewoͤhnlich trinkt. Es dingen aber die Chineſer und Japa- ner, die an Theeſtraͤuchern reich ſind, zu dieſer Einſammlung des Thees, gewiſſe Tageloͤhner, die ſich auf ſolche Einſammlung ſehr gut verſtehen, und darinnen ungemein geſchickt ſind, denn es werden die Theeblaͤtter nicht bey ganzen Haͤn- den voll, ſondern alle einzeln, und mit vieler Sorgfalt, jedoch dabey ziemlich geſchwind abgeleſen. Je- der von dieſen Arbeitern kann von denſelben taͤglich 11 bis 12 Pfunde einſammlen, anſtatt, daß ein ande- rer, der dieſer Arbeit nicht gewohnt, und darinn nicht ſehr geſchickt iſt, in einem Tage kaum den dritten Theil davon einzuſammlen vermoͤgend iſt. Nachdem der Thee eingeſammlet iſt; ſo ſchreitet man, ſo balb moͤglich, zu deſſen (5) Zubereitung vermit- telſt des Feuers, welche durch ver- ſchiedene Handarbeiten, die mit vie- ler Geſchwindigkeit, Reinlichkeit, und Geſchicklichkeit vorgenommen werden, folgender Geſtalt geſchie- het. Die ganz friſch ausgeleſenen und ſortirten Theeblaͤtter, werden, jede Gattung beſonders, auf große runde oder viereckigte eiſerne Platten geſchuͤttet, von denen jede uͤber der Oeffnung eines ausdruͤcklich dazu ge- machten 3 Fuß hohen Ofens liegt, wobey alle Fugen, zwiſchen dem Ofen und dieſer Platte, wohl verſchmieret werden, damit aus dem Ofen nicht der geringſte Rauch herauskomme, weil ſolcher nicht allein die Blaͤtter verderben, ſondern auch den Arbei- ter, der ſolche roͤſtet, an ſeiner Ar- beit hindern wuͤrde. Auf dieſer Platte laͤßt der Arbeiter die friſch abgebrochenen Blaͤtter Portionswei- ſe ſo heiß, als moͤglich, roͤſten, wo- bey er ſie beſtaͤndig mit ſaubern Haͤnden umruͤhret. Wenn ſie warm und, ſo viel als noͤthig, getrocknet ſind; ſo nimmt er ſie mit einer duͤn- nen, und vorne breiten Schaufel, welche die Geſtalt eines Faͤchers hat, geſchwinde von der Platte weg, und wirft ſie auf eine gewiſſe Art auf einen ſehr langen, mit einer ſchoͤnen rothen Matte bedeckten Tiſch, auf welchem eine ziemliche Anzahl Leute nach Art der Schneider mit untergeſchlagenen Beinen ſitzen, von denen jeder vor ſich dieſe geroͤſteten und noch ſehr warmen Blaͤtter, bey kleinen Portionen, zwiſchen den Bal- len der Haͤnde ſo geſchickt und ſo hurtig rollet, daß die Blaͤtter, wenn ſie unter waͤhrendem Rollen kalt werden, durchaus gleich gerollet ſind. Je eher ſie kalt werden, deſto beſſer iſt es, weil die Krauſe als- denn deſto beſſer in dem Stande bleibt, in welchem man ſie haben will; und eben dieſes iſt die Urſache, warum man dieſelben beſtaͤndig mit ausdruͤcklich dazu gemachten Faͤ- chern wedelt, um ſie dadurch abzu- kuͤhlen. Hierauf giebt man ſie dem Roͤſter wieder, welcher der Dire- ctor der ganzen Arbeit iſt, damit er ſie zum zweytenmale auf der Platte roͤſte, bis ſie alle ihre Feuchtigkeit verloren haben. Bey dieſem zwey- ten Roͤſten aber werden ſie gelinder und mit mehrerer Behutſamkeit ge- trocknet, wenn ſie genug haben, ſo giebt ſie der Roͤſter wieder zum Rol- len hin, damit ſie vollkommen ge- rollet und gekraͤuſelt werden. Sind nun die Blaͤtter durch dieſe doppelte Operation vollkommen trocken und kraus geworden, ſo werden ſie zum Gebrauche aufgehoben; außerdem aber die vorher beſchriebenen Ope- rationen noch einmal wiederhohlet, wel-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/72>, abgerufen am 02.05.2024.