Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Zinn
tes Zinn hat 2 Stempel, und ist
eben das obgedachte dreypfündige
aus zwey Theilen Zinn und einem
Theile Bley bestehende Zinn, welches
das schlechteste ist, das den Zinn-
gießern zu verarbeiten erlaubt ist;
b) dreystemplichtes Zinn besteht
aus 84 Theilen Zinn und 17 Theilen
Bley, welches bey nahe sechspfün-
dig ist; und c) vierstämplichtes
Zinn,
besteht aus 97 Theilen Zinn
gegen 3 Theile Bley und wird ins-
gemein, wenn es auch gleich in
Deutschland gemacht ist, englisches
Zinn
genennet. Was die (14) Län-
der, woher das Zinn kömmt,
an-
betrifft; so wird das beste und am
wenigsten mit Eisen vermischte Zinn
in (a) England gegraben, und un-
ter den englischen (a) Zinnsorten
wird das aus den Provinzen Corn-
wall, und sodann Devons hire
wieder für das feinste gehalten;
wenigstens haben diese Provinzen
die reichsten Zinnbergwerke, die so er-
giebig sind, daß insgemein der Cent-
ner Zinnerzt die Hälfte reines Zinn
giebt; und selbsten die schon ausge-
schmelzten Zinnschlacken, die man
sonst weggeworfen hat, halten noch so
vieles und so gutes Zinn, daß sol-
ches das beste Zinn übertrifft, das
man aus Deutschland und andern
Ländern bekömmt. Jtziger Zeit
werden diese Schlacken nicht mehr
auf die Halten gestürzet, sondern
noch einmal ausgeschmelzet. Man
(b) versetzet aber in England das
Zinn allezeit, ehe es ausgeführet
oder verarbeitet wird, indem es
daselbst scharf verboten ist, solches
nach| fremden Ländern zu verführen,
bis es nicht seine durch die Gesetze
verordnete Legirung erhalten hat.
Diese Legirung geschieht entweder
mit Zink, dessen ein Theil zu 100
Theilen Zinn genommen wird; oder
mit Zink und dem Spießglaskö-
nige,
oder mit Wismuth, oder
auch mit Kupfer, welches nun am
[Spaltenumbruch]
Zinn
gewöhnlichsten ist; oder endlich mit
Bley. Geoffroy berichtet in den
Gedenkschriften der pariser Akademie
der Wissenschaften vom Jahre 1738,
und in seiner Mat. Med. T. I. daß in
England das aus dem Zinnerzte ge-
schmolzene u. nachher raffinirte Zinn-
brodt, oder Zinnkuchen, in 3 Theile ge-
theilet werde. Das oberste, als das
weichste Stück, würde mit 3 bis
5 Theilen Kupfer zu 100 Theilen
Zinn versetzet, weil es, wenn sol-
ches nicht geschähe, gar zu weich
und biegsam sey; daß es nicht könne
verarbeitet werden; das mittelste
von dem Kuchen, so schon härter,
versetzte man mit 2 Theilen Kupfer
zu 100 Theilen Zinn; und zu dem
untersten Stücke setze man 18 Theile
Bley zu 100 Theilen Kupfer, indem
dieses unterste Zinn so hart und
spröde sey, daß man es ohne einen
solchen Zusatz von Bley nicht ver-
arbeiten könne. Diese Vermischun-
gen, so schon in England selbst ge-
macht werden, sind der Grund,
warum das englische Zinn (c) un-
terschieden
wird in das rechte pure
Zinn, wie es aus den Zinngruben
kömmt, und glattes Zinn genennet
wird; in das klingende Zinn,
welches schon mit Zink oder Wis-
muth vermischet ist, wovon es den
Klang bekömmt; und in das mit
Bley versetzte oder gemeine Zinn.
Von allen dreyen macht man die
(d) Probe durch Gießung einer Ku-
gel von jeder Sorte, wie oben schon
umständlicher gedacht worden.
Uebrigens hat in England nur eine
einzige Compagnie das (e) aus-
schließende Privilegium der Aus-
fuhr
des Zinns in fremde Länder.
Diese Compagnie hat ein besonderes
(f) Zeichen, welches sie auf das
nach andern Ländern gehende Zinn
schlägt. Das englische Zinn,
das zu Rouen in Frankreich an-
kömmt, ist mit der Rose, dem
Ringe, dem Lämmgen und andern

Zeichen

[Spaltenumbruch]

Zinn
tes Zinn hat 2 Stempel, und iſt
eben das obgedachte dreypfuͤndige
aus zwey Theilen Zinn und einem
Theile Bley beſtehende Zinn, welches
das ſchlechteſte iſt, das den Zinn-
gießern zu verarbeiten erlaubt iſt;
b) dreyſtemplichtes Zinn beſteht
aus 84 Theilen Zinn und 17 Theilen
Bley, welches bey nahe ſechspfuͤn-
dig iſt; und c) vierſtaͤmplichtes
Zinn,
beſteht aus 97 Theilen Zinn
gegen 3 Theile Bley und wird ins-
gemein, wenn es auch gleich in
Deutſchland gemacht iſt, engliſches
Zinn
genennet. Was die (14) Laͤn-
der, woher das Zinn koͤmmt,
an-
betrifft; ſo wird das beſte und am
wenigſten mit Eiſen vermiſchte Zinn
in (a) England gegraben, und un-
ter den engliſchen (a) Zinnſorten
wird das aus den Provinzen Corn-
wall, und ſodann Devonſ hire
wieder fuͤr das feinſte gehalten;
wenigſtens haben dieſe Provinzen
die reichſten Zinnbergwerke, die ſo er-
giebig ſind, daß insgemein der Cent-
ner Zinnerzt die Haͤlfte reines Zinn
giebt; und ſelbſten die ſchon ausge-
ſchmelzten Zinnſchlacken, die man
ſonſt weggeworfen hat, halten noch ſo
vieles und ſo gutes Zinn, daß ſol-
ches das beſte Zinn uͤbertrifft, das
man aus Deutſchland und andern
Laͤndern bekoͤmmt. Jtziger Zeit
werden dieſe Schlacken nicht mehr
auf die Halten geſtuͤrzet, ſondern
noch einmal ausgeſchmelzet. Man
(b) verſetzet aber in England das
Zinn allezeit, ehe es ausgefuͤhret
oder verarbeitet wird, indem es
daſelbſt ſcharf verboten iſt, ſolches
nach| fremden Laͤndern zu verfuͤhren,
bis es nicht ſeine durch die Geſetze
verordnete Legirung erhalten hat.
Dieſe Legirung geſchieht entweder
mit Zink, deſſen ein Theil zu 100
Theilen Zinn genommen wird; oder
mit Zink und dem Spießglaskoͤ-
nige,
oder mit Wismuth, oder
auch mit Kupfer, welches nun am
[Spaltenumbruch]
Zinn
gewoͤhnlichſten iſt; oder endlich mit
Bley. Geoffroy berichtet in den
Gedenkſchriften der pariſer Akademie
der Wiſſenſchaften vom Jahre 1738,
und in ſeiner Mat. Med. T. I. daß in
England das aus dem Zinnerzte ge-
ſchmolzene u. nachher raffinirte Zinn-
brodt, oder Zinnkuchen, in 3 Theile ge-
theilet werde. Das oberſte, als das
weichſte Stuͤck, wuͤrde mit 3 bis
5 Theilen Kupfer zu 100 Theilen
Zinn verſetzet, weil es, wenn ſol-
ches nicht geſchaͤhe, gar zu weich
und biegſam ſey; daß es nicht koͤnne
verarbeitet werden; das mittelſte
von dem Kuchen, ſo ſchon haͤrter,
verſetzte man mit 2 Theilen Kupfer
zu 100 Theilen Zinn; und zu dem
unterſten Stuͤcke ſetze man 18 Theile
Bley zu 100 Theilen Kupfer, indem
dieſes unterſte Zinn ſo hart und
ſproͤde ſey, daß man es ohne einen
ſolchen Zuſatz von Bley nicht ver-
arbeiten koͤnne. Dieſe Vermiſchun-
gen, ſo ſchon in England ſelbſt ge-
macht werden, ſind der Grund,
warum das engliſche Zinn (c) un-
terſchieden
wird in das rechte pure
Zinn, wie es aus den Zinngruben
koͤmmt, und glattes Zinn genennet
wird; in das klingende Zinn,
welches ſchon mit Zink oder Wis-
muth vermiſchet iſt, wovon es den
Klang bekoͤmmt; und in das mit
Bley verſetzte oder gemeine Zinn.
Von allen dreyen macht man die
(d) Probe durch Gießung einer Ku-
gel von jeder Sorte, wie oben ſchon
umſtaͤndlicher gedacht worden.
Uebrigens hat in England nur eine
einzige Compagnie das (e) aus-
ſchließende Privilegium der Aus-
fuhr
des Zinns in fremde Laͤnder.
Dieſe Compagnie hat ein beſonderes
(f) Zeichen, welches ſie auf das
nach andern Laͤndern gehende Zinn
ſchlaͤgt. Das engliſche Zinn,
das zu Rouen in Frankreich an-
koͤmmt, iſt mit der Roſe, dem
Ringe, dem Laͤmmgen und andern

Zeichen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0549" n="[543]"/><cb n="1085"/><fw place="top" type="header">Zinn</fw><lb/><hi rendition="#fr">tes Zinn</hi> hat 2 Stempel, und i&#x017F;t<lb/>
eben das obgedachte dreypfu&#x0364;ndige<lb/>
aus zwey Theilen Zinn und einem<lb/>
Theile Bley be&#x017F;tehende Zinn, welches<lb/>
das &#x017F;chlechte&#x017F;te i&#x017F;t, das den Zinn-<lb/>
gießern zu verarbeiten erlaubt i&#x017F;t;<lb/><hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">drey&#x017F;templichtes Zinn</hi> be&#x017F;teht<lb/>
aus 84 Theilen Zinn und 17 Theilen<lb/>
Bley, welches bey nahe &#x017F;echspfu&#x0364;n-<lb/>
dig i&#x017F;t; und <hi rendition="#aq">c</hi>) <hi rendition="#fr">vier&#x017F;ta&#x0364;mplichtes<lb/>
Zinn,</hi> be&#x017F;teht aus 97 Theilen Zinn<lb/>
gegen 3 Theile Bley und wird ins-<lb/>
gemein, wenn es auch gleich in<lb/>
Deut&#x017F;chland gemacht i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">engli&#x017F;ches<lb/>
Zinn</hi> genennet. Was die (14) <hi rendition="#fr">La&#x0364;n-<lb/>
der, woher das Zinn ko&#x0364;mmt,</hi> an-<lb/>
betrifft; &#x017F;o wird das be&#x017F;te und am<lb/>
wenig&#x017F;ten mit Ei&#x017F;en vermi&#x017F;chte Zinn<lb/>
in (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">England</hi> gegraben, und un-<lb/>
ter den engli&#x017F;chen (a) <hi rendition="#fr">Zinn&#x017F;orten</hi><lb/>
wird das aus den Provinzen Corn-<lb/>
wall, und &#x017F;odann Devon&#x017F; hire<lb/>
wieder fu&#x0364;r das fein&#x017F;te gehalten;<lb/>
wenig&#x017F;tens haben die&#x017F;e Provinzen<lb/>
die reich&#x017F;ten Zinnbergwerke, die &#x017F;o er-<lb/>
giebig &#x017F;ind, daß insgemein der Cent-<lb/>
ner Zinnerzt die Ha&#x0364;lfte reines Zinn<lb/>
giebt; und &#x017F;elb&#x017F;ten die &#x017F;chon ausge-<lb/>
&#x017F;chmelzten Zinn&#x017F;chlacken, die man<lb/>
&#x017F;on&#x017F;t weggeworfen hat, halten noch &#x017F;o<lb/>
vieles und &#x017F;o gutes Zinn, daß &#x017F;ol-<lb/>
ches das be&#x017F;te Zinn u&#x0364;bertrifft, das<lb/>
man aus Deut&#x017F;chland und andern<lb/>
La&#x0364;ndern beko&#x0364;mmt. Jtziger Zeit<lb/>
werden die&#x017F;e Schlacken nicht mehr<lb/>
auf die Halten ge&#x017F;tu&#x0364;rzet, &#x017F;ondern<lb/>
noch einmal ausge&#x017F;chmelzet. Man<lb/>
(b) <hi rendition="#fr">ver&#x017F;etzet</hi> aber in England das<lb/>
Zinn allezeit, ehe es ausgefu&#x0364;hret<lb/>
oder verarbeitet wird, indem es<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;charf verboten i&#x017F;t, &#x017F;olches<lb/>
nach| fremden La&#x0364;ndern zu verfu&#x0364;hren,<lb/>
bis es nicht &#x017F;eine durch die Ge&#x017F;etze<lb/>
verordnete <hi rendition="#fr">Legirung</hi> erhalten hat.<lb/>
Die&#x017F;e Legirung ge&#x017F;chieht entweder<lb/><hi rendition="#fr">mit Zink,</hi> de&#x017F;&#x017F;en ein Theil zu 100<lb/>
Theilen Zinn genommen wird; oder<lb/><hi rendition="#fr">mit Zink und dem Spießglasko&#x0364;-<lb/>
nige,</hi> oder <hi rendition="#fr">mit Wismuth,</hi> oder<lb/>
auch <hi rendition="#fr">mit Kupfer,</hi> welches nun am<lb/><cb n="1086"/>
<fw place="top" type="header">Zinn</fw><lb/>
gewo&#x0364;hnlich&#x017F;ten i&#x017F;t; oder endlich mit<lb/><hi rendition="#fr">Bley.</hi> Geoffroy berichtet in den<lb/>
Gedenk&#x017F;chriften der pari&#x017F;er Akademie<lb/>
der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften vom Jahre 1738,<lb/>
und in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Mat. Med. T. I.</hi> daß in<lb/>
England das aus dem Zinnerzte ge-<lb/>
&#x017F;chmolzene u. nachher raffinirte Zinn-<lb/>
brodt, oder Zinnkuchen, in 3 Theile ge-<lb/>
theilet werde. Das ober&#x017F;te, als das<lb/>
weich&#x017F;te Stu&#x0364;ck, wu&#x0364;rde mit 3 bis<lb/>
5 Theilen Kupfer zu 100 Theilen<lb/>
Zinn ver&#x017F;etzet, weil es, wenn &#x017F;ol-<lb/>
ches nicht ge&#x017F;cha&#x0364;he, gar zu weich<lb/>
und bieg&#x017F;am &#x017F;ey; daß es nicht ko&#x0364;nne<lb/>
verarbeitet werden; das mittel&#x017F;te<lb/>
von dem Kuchen, &#x017F;o &#x017F;chon ha&#x0364;rter,<lb/>
ver&#x017F;etzte man mit 2 Theilen Kupfer<lb/>
zu 100 Theilen Zinn; und zu dem<lb/>
unter&#x017F;ten Stu&#x0364;cke &#x017F;etze man 18 Theile<lb/>
Bley zu 100 Theilen Kupfer, indem<lb/>
die&#x017F;es unter&#x017F;te Zinn &#x017F;o hart und<lb/>
&#x017F;pro&#x0364;de &#x017F;ey, daß man es ohne einen<lb/>
&#x017F;olchen Zu&#x017F;atz von Bley nicht ver-<lb/>
arbeiten ko&#x0364;nne. Die&#x017F;e Vermi&#x017F;chun-<lb/>
gen, &#x017F;o &#x017F;chon in England &#x017F;elb&#x017F;t ge-<lb/>
macht werden, &#x017F;ind der Grund,<lb/>
warum das engli&#x017F;che Zinn (c) <hi rendition="#fr">un-<lb/>
ter&#x017F;chieden</hi> wird in das rechte pure<lb/>
Zinn, wie es aus den Zinngruben<lb/>
ko&#x0364;mmt, und <hi rendition="#fr">glattes Zinn</hi> genennet<lb/>
wird; in das <hi rendition="#fr">klingende Zinn,</hi><lb/>
welches &#x017F;chon mit Zink oder Wis-<lb/>
muth vermi&#x017F;chet i&#x017F;t, wovon es den<lb/>
Klang beko&#x0364;mmt; und in das mit<lb/>
Bley ver&#x017F;etzte oder <hi rendition="#fr">gemeine Zinn.</hi><lb/>
Von allen dreyen macht man die<lb/>
(d) <hi rendition="#fr">Probe</hi> durch Gießung einer Ku-<lb/>
gel von jeder Sorte, wie oben &#x017F;chon<lb/>
um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher gedacht worden.<lb/>
Uebrigens hat in England nur eine<lb/>
einzige Compagnie das (e) <hi rendition="#fr">aus-<lb/>
&#x017F;chließende Privilegium der Aus-<lb/>
fuhr</hi> des Zinns in fremde La&#x0364;nder.<lb/>
Die&#x017F;e Compagnie hat ein be&#x017F;onderes<lb/>
(f) <hi rendition="#fr">Zeichen,</hi> welches &#x017F;ie auf das<lb/>
nach andern La&#x0364;ndern gehende Zinn<lb/>
&#x017F;chla&#x0364;gt. Das engli&#x017F;che Zinn,<lb/>
das zu Rouen in Frankreich an-<lb/>
ko&#x0364;mmt, i&#x017F;t mit der Ro&#x017F;e, dem<lb/>
Ringe, dem La&#x0364;mmgen und andern<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zeichen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[543]/0549] Zinn Zinn tes Zinn hat 2 Stempel, und iſt eben das obgedachte dreypfuͤndige aus zwey Theilen Zinn und einem Theile Bley beſtehende Zinn, welches das ſchlechteſte iſt, das den Zinn- gießern zu verarbeiten erlaubt iſt; b) dreyſtemplichtes Zinn beſteht aus 84 Theilen Zinn und 17 Theilen Bley, welches bey nahe ſechspfuͤn- dig iſt; und c) vierſtaͤmplichtes Zinn, beſteht aus 97 Theilen Zinn gegen 3 Theile Bley und wird ins- gemein, wenn es auch gleich in Deutſchland gemacht iſt, engliſches Zinn genennet. Was die (14) Laͤn- der, woher das Zinn koͤmmt, an- betrifft; ſo wird das beſte und am wenigſten mit Eiſen vermiſchte Zinn in (a) England gegraben, und un- ter den engliſchen (a) Zinnſorten wird das aus den Provinzen Corn- wall, und ſodann Devonſ hire wieder fuͤr das feinſte gehalten; wenigſtens haben dieſe Provinzen die reichſten Zinnbergwerke, die ſo er- giebig ſind, daß insgemein der Cent- ner Zinnerzt die Haͤlfte reines Zinn giebt; und ſelbſten die ſchon ausge- ſchmelzten Zinnſchlacken, die man ſonſt weggeworfen hat, halten noch ſo vieles und ſo gutes Zinn, daß ſol- ches das beſte Zinn uͤbertrifft, das man aus Deutſchland und andern Laͤndern bekoͤmmt. Jtziger Zeit werden dieſe Schlacken nicht mehr auf die Halten geſtuͤrzet, ſondern noch einmal ausgeſchmelzet. Man (b) verſetzet aber in England das Zinn allezeit, ehe es ausgefuͤhret oder verarbeitet wird, indem es daſelbſt ſcharf verboten iſt, ſolches nach| fremden Laͤndern zu verfuͤhren, bis es nicht ſeine durch die Geſetze verordnete Legirung erhalten hat. Dieſe Legirung geſchieht entweder mit Zink, deſſen ein Theil zu 100 Theilen Zinn genommen wird; oder mit Zink und dem Spießglaskoͤ- nige, oder mit Wismuth, oder auch mit Kupfer, welches nun am gewoͤhnlichſten iſt; oder endlich mit Bley. Geoffroy berichtet in den Gedenkſchriften der pariſer Akademie der Wiſſenſchaften vom Jahre 1738, und in ſeiner Mat. Med. T. I. daß in England das aus dem Zinnerzte ge- ſchmolzene u. nachher raffinirte Zinn- brodt, oder Zinnkuchen, in 3 Theile ge- theilet werde. Das oberſte, als das weichſte Stuͤck, wuͤrde mit 3 bis 5 Theilen Kupfer zu 100 Theilen Zinn verſetzet, weil es, wenn ſol- ches nicht geſchaͤhe, gar zu weich und biegſam ſey; daß es nicht koͤnne verarbeitet werden; das mittelſte von dem Kuchen, ſo ſchon haͤrter, verſetzte man mit 2 Theilen Kupfer zu 100 Theilen Zinn; und zu dem unterſten Stuͤcke ſetze man 18 Theile Bley zu 100 Theilen Kupfer, indem dieſes unterſte Zinn ſo hart und ſproͤde ſey, daß man es ohne einen ſolchen Zuſatz von Bley nicht ver- arbeiten koͤnne. Dieſe Vermiſchun- gen, ſo ſchon in England ſelbſt ge- macht werden, ſind der Grund, warum das engliſche Zinn (c) un- terſchieden wird in das rechte pure Zinn, wie es aus den Zinngruben koͤmmt, und glattes Zinn genennet wird; in das klingende Zinn, welches ſchon mit Zink oder Wis- muth vermiſchet iſt, wovon es den Klang bekoͤmmt; und in das mit Bley verſetzte oder gemeine Zinn. Von allen dreyen macht man die (d) Probe durch Gießung einer Ku- gel von jeder Sorte, wie oben ſchon umſtaͤndlicher gedacht worden. Uebrigens hat in England nur eine einzige Compagnie das (e) aus- ſchließende Privilegium der Aus- fuhr des Zinns in fremde Laͤnder. Dieſe Compagnie hat ein beſonderes (f) Zeichen, welches ſie auf das nach andern Laͤndern gehende Zinn ſchlaͤgt. Das engliſche Zinn, das zu Rouen in Frankreich an- koͤmmt, iſt mit der Roſe, dem Ringe, dem Laͤmmgen und andern Zeichen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/549
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [543]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/549>, abgerufen am 25.11.2024.