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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zinn
wird eine halbe Meile von Töplitz,
in Böhmen, gefunden; (b) Zinn-
granaten
sind röthlich oder lichte,
vielseitig, entweder opak oder
durchsichtig, und geben, wenn man
sie reibt, ein weißes Pulver; e)
Zinnsand, oder Zinnwäsche, lat.
Arena stannea, sind in Erde oder
Sand eingemischte kleine Zinngrau-
pen, meist von schwärzlichter Far-
be. Außer diesen itzt erzählten Zinn-
erzten halten auch noch zuweilen der
Schörl (eine crystallisirte Hornstein-
felsart,) und der Wolfram, (eine
Art von wildem und raubenden Ei-
senerzte,) einiges Zinn; obgleich
sonst das Zinn, eben so wie das
Bley, selten mit andern Erztarten
mineralisirt angetroffen wird. Man
lasse sich durch den Namen nicht ir-
re machen, daß man etwann das
Zinnbette, oder den Zinnschlag, auch
unter die Zinnerzte rechne, unter
die es nicht, sondern unter die Ku-
pfererzte, und zwar als eine Ab-
änderung des Leberschlags, gehöret,
siehe Kupfer. Es hat das Zinn
seine eigene Bergwerke, welche da-
her (5) Zinnbergwerke, oder Zwit-
terwerke
genennet werden; ob sich
gleich dessen auch in den Silber-
und Bleybergwerken befindet. Die
Arbeit in den Zinnbergwerken ist sehr
hart, und sehr schwer, nicht allein
wegen der außerordentlichen Tiefe,
in welche sich die Zinngänge insge-
mein erstrecken; sondern auch weil
das Gestein, durch welches man
hindurch arbeiten muß, oft so hart
ist, daß ein Arbeiter in acht Tagen
kaum einen Fuß davon gewinnen
kann. Hierzu kömmt noch dieses,
daß die weiche und zitternde Erde,
die sich in den Zinnbergwerken be-
findet, den arbeitenden Bergleuten
ebenfalls sehr beschwerlich ist, theils
wegen der stinkenden und schädli-
chen Dämpfe, welche sie ausdun-
stet, und theils wegen der wilden
Wasser, so sich insgemein darinn
[Spaltenumbruch]
Zinn
befinden. Jst aber das Zinnerzt
ausgehauen, und in die Höhe gezo-
gen: so wird es daselbst alsobald
mit großen eisernen Hämmern ge-
schlagen; hernach auf die Mühle
gebracht, um daselbst noch kleiner
gepochet zu werden; hierauf über
dem Feuer in eisernen Pfannen ge-
röstet, und zu einem sehr feinen
Pulver gebrannt; und endlich mit
Wasser gewaschen, um die Erde da-
von abzusondern. So lange sich
nun das Zinnerzt noch in diesem
Stande befindet, nennet man es
schwarzes Zinn. Um es aber in
weißes Zinn zu verwandeln, und
mithin (6) zu Kaufmannsgute zu
zubereiten,
wird das schwarze
Zinn auf die Schmelzhütte gebracht,
worinnen es durch die Gewalt des
Feuers (a) geschmolzen, und so-
dann (b) das also erhaltene reine
oder berglautere Zinn entweder (a)
in große viereckigte Stücke oder so
genannte Blöcke, engl. Blocs, franz.
Saumons, zusammen gegossen wird,
die nach dem Unterschiede der Län-
der, woher das Zinn kömmt, 120.
130. 200. 250. bis 380 Pfunde wie-
gen; oder es wird (b) in kleinere,
die Gestalt der Ziegelsteine habende
Kuchen, oder Stäbe, engl. Stabs,
franz. Lingots, oder Briques, ge-
schmelzet, welche ebenfalls nach dem
Unterschiede der Länder und Orte,
woher sie kommen, 3. 8. 10. bis 35
Pfunde am Gewichte halten; oder
(c) in kleine, zwey Fuß lange,
1. Zoll breite, und 6 Linien dicke
Streifen, franz. Lames, oder Ver-
ges
,
gegossen, so insgemein 1/2 Pfund
schwer sind; oder endlich (d) gegat-
tert,
und in Ballen gebracht.
Solches geschieht, wenn das Zinn
auf einem kupfernen Bleche in brei-
te zusammen hängende Striemen,
die wie ein Zug aussehen, und wel-
che man ein Gatter, franz. Treil-
lis
,
oder Grille, nennet, gegossen,
und dann verschiedene solche Gatter

auf

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Zinn
wird eine halbe Meile von Toͤplitz,
in Boͤhmen, gefunden; (b) Zinn-
granaten
ſind roͤthlich oder lichte,
vielſeitig, entweder opak oder
durchſichtig, und geben, wenn man
ſie reibt, ein weißes Pulver; e)
Zinnſand, oder Zinnwaͤſche, lat.
Arena ſtannea, ſind in Erde oder
Sand eingemiſchte kleine Zinngrau-
pen, meiſt von ſchwaͤrzlichter Far-
be. Außer dieſen itzt erzaͤhlten Zinn-
erzten halten auch noch zuweilen der
Schoͤrl (eine cryſtalliſirte Hornſtein-
felsart,) und der Wolfram, (eine
Art von wildem und raubenden Ei-
ſenerzte,) einiges Zinn; obgleich
ſonſt das Zinn, eben ſo wie das
Bley, ſelten mit andern Erztarten
mineraliſirt angetroffen wird. Man
laſſe ſich durch den Namen nicht ir-
re machen, daß man etwann das
Zinnbette, oder den Zinnſchlag, auch
unter die Zinnerzte rechne, unter
die es nicht, ſondern unter die Ku-
pfererzte, und zwar als eine Ab-
aͤnderung des Leberſchlags, gehoͤret,
ſiehe Kupfer. Es hat das Zinn
ſeine eigene Bergwerke, welche da-
her (5) Zinnbergwerke, oder Zwit-
terwerke
genennet werden; ob ſich
gleich deſſen auch in den Silber-
und Bleybergwerken befindet. Die
Arbeit in den Zinnbergwerken iſt ſehr
hart, und ſehr ſchwer, nicht allein
wegen der außerordentlichen Tiefe,
in welche ſich die Zinngaͤnge insge-
mein erſtrecken; ſondern auch weil
das Geſtein, durch welches man
hindurch arbeiten muß, oft ſo hart
iſt, daß ein Arbeiter in acht Tagen
kaum einen Fuß davon gewinnen
kann. Hierzu koͤmmt noch dieſes,
daß die weiche und zitternde Erde,
die ſich in den Zinnbergwerken be-
findet, den arbeitenden Bergleuten
ebenfalls ſehr beſchwerlich iſt, theils
wegen der ſtinkenden und ſchaͤdli-
chen Daͤmpfe, welche ſie ausdun-
ſtet, und theils wegen der wilden
Waſſer, ſo ſich insgemein darinn
[Spaltenumbruch]
Zinn
befinden. Jſt aber das Zinnerzt
ausgehauen, und in die Hoͤhe gezo-
gen: ſo wird es daſelbſt alſobald
mit großen eiſernen Haͤmmern ge-
ſchlagen; hernach auf die Muͤhle
gebracht, um daſelbſt noch kleiner
gepochet zu werden; hierauf uͤber
dem Feuer in eiſernen Pfannen ge-
roͤſtet, und zu einem ſehr feinen
Pulver gebrannt; und endlich mit
Waſſer gewaſchen, um die Erde da-
von abzuſondern. So lange ſich
nun das Zinnerzt noch in dieſem
Stande befindet, nennet man es
ſchwarzes Zinn. Um es aber in
weißes Zinn zu verwandeln, und
mithin (6) zu Kaufmannsgute zu
zubereiten,
wird das ſchwarze
Zinn auf die Schmelzhuͤtte gebracht,
worinnen es durch die Gewalt des
Feuers (a) geſchmolzen, und ſo-
dann (b) das alſo erhaltene reine
oder berglautere Zinn entweder (a)
in große viereckigte Stuͤcke oder ſo
genannte Bloͤcke, engl. Blocs, franz.
Saumons, zuſammen gegoſſen wird,
die nach dem Unterſchiede der Laͤn-
der, woher das Zinn koͤmmt, 120.
130. 200. 250. bis 380 Pfunde wie-
gen; oder es wird (b) in kleinere,
die Geſtalt der Ziegelſteine habende
Kuchen, oder Staͤbe, engl. Stabs,
franz. Lingots, oder Briques, ge-
ſchmelzet, welche ebenfalls nach dem
Unterſchiede der Laͤnder und Orte,
woher ſie kommen, 3. 8. 10. bis 35
Pfunde am Gewichte halten; oder
(c) in kleine, zwey Fuß lange,
1. Zoll breite, und 6 Linien dicke
Streifen, franz. Lames, oder Ver-
ges
,
gegoſſen, ſo insgemein ½ Pfund
ſchwer ſind; oder endlich (d) gegat-
tert,
und in Ballen gebracht.
Solches geſchieht, wenn das Zinn
auf einem kupfernen Bleche in brei-
te zuſammen haͤngende Striemen,
die wie ein Zug ausſehen, und wel-
che man ein Gatter, franz. Treil-
lis
,
oder Grille, nennet, gegoſſen,
und dann verſchiedene ſolche Gatter

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[[540]/0546] Zinn Zinn wird eine halbe Meile von Toͤplitz, in Boͤhmen, gefunden; (b) Zinn- granaten ſind roͤthlich oder lichte, vielſeitig, entweder opak oder durchſichtig, und geben, wenn man ſie reibt, ein weißes Pulver; e) Zinnſand, oder Zinnwaͤſche, lat. Arena ſtannea, ſind in Erde oder Sand eingemiſchte kleine Zinngrau- pen, meiſt von ſchwaͤrzlichter Far- be. Außer dieſen itzt erzaͤhlten Zinn- erzten halten auch noch zuweilen der Schoͤrl (eine cryſtalliſirte Hornſtein- felsart,) und der Wolfram, (eine Art von wildem und raubenden Ei- ſenerzte,) einiges Zinn; obgleich ſonſt das Zinn, eben ſo wie das Bley, ſelten mit andern Erztarten mineraliſirt angetroffen wird. Man laſſe ſich durch den Namen nicht ir- re machen, daß man etwann das Zinnbette, oder den Zinnſchlag, auch unter die Zinnerzte rechne, unter die es nicht, ſondern unter die Ku- pfererzte, und zwar als eine Ab- aͤnderung des Leberſchlags, gehoͤret, ſiehe Kupfer. Es hat das Zinn ſeine eigene Bergwerke, welche da- her (5) Zinnbergwerke, oder Zwit- terwerke genennet werden; ob ſich gleich deſſen auch in den Silber- und Bleybergwerken befindet. Die Arbeit in den Zinnbergwerken iſt ſehr hart, und ſehr ſchwer, nicht allein wegen der außerordentlichen Tiefe, in welche ſich die Zinngaͤnge insge- mein erſtrecken; ſondern auch weil das Geſtein, durch welches man hindurch arbeiten muß, oft ſo hart iſt, daß ein Arbeiter in acht Tagen kaum einen Fuß davon gewinnen kann. Hierzu koͤmmt noch dieſes, daß die weiche und zitternde Erde, die ſich in den Zinnbergwerken be- findet, den arbeitenden Bergleuten ebenfalls ſehr beſchwerlich iſt, theils wegen der ſtinkenden und ſchaͤdli- chen Daͤmpfe, welche ſie ausdun- ſtet, und theils wegen der wilden Waſſer, ſo ſich insgemein darinn befinden. Jſt aber das Zinnerzt ausgehauen, und in die Hoͤhe gezo- gen: ſo wird es daſelbſt alſobald mit großen eiſernen Haͤmmern ge- ſchlagen; hernach auf die Muͤhle gebracht, um daſelbſt noch kleiner gepochet zu werden; hierauf uͤber dem Feuer in eiſernen Pfannen ge- roͤſtet, und zu einem ſehr feinen Pulver gebrannt; und endlich mit Waſſer gewaſchen, um die Erde da- von abzuſondern. So lange ſich nun das Zinnerzt noch in dieſem Stande befindet, nennet man es ſchwarzes Zinn. Um es aber in weißes Zinn zu verwandeln, und mithin (6) zu Kaufmannsgute zu zubereiten, wird das ſchwarze Zinn auf die Schmelzhuͤtte gebracht, worinnen es durch die Gewalt des Feuers (a) geſchmolzen, und ſo- dann (b) das alſo erhaltene reine oder berglautere Zinn entweder (a) in große viereckigte Stuͤcke oder ſo genannte Bloͤcke, engl. Blocs, franz. Saumons, zuſammen gegoſſen wird, die nach dem Unterſchiede der Laͤn- der, woher das Zinn koͤmmt, 120. 130. 200. 250. bis 380 Pfunde wie- gen; oder es wird (b) in kleinere, die Geſtalt der Ziegelſteine habende Kuchen, oder Staͤbe, engl. Stabs, franz. Lingots, oder Briques, ge- ſchmelzet, welche ebenfalls nach dem Unterſchiede der Laͤnder und Orte, woher ſie kommen, 3. 8. 10. bis 35 Pfunde am Gewichte halten; oder (c) in kleine, zwey Fuß lange, 1. Zoll breite, und 6 Linien dicke Streifen, franz. Lames, oder Ver- ges, gegoſſen, ſo insgemein ½ Pfund ſchwer ſind; oder endlich (d) gegat- tert, und in Ballen gebracht. Solches geſchieht, wenn das Zinn auf einem kupfernen Bleche in brei- te zuſammen haͤngende Striemen, die wie ein Zug ausſehen, und wel- che man ein Gatter, franz. Treil- lis, oder Grille, nennet, gegoſſen, und dann verſchiedene ſolche Gatter auf

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [540]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/546>, abgerufen am 26.11.2024.