Gürtlern, und dergleichen gebraucht. Die Zinngießer mischen Zink- und Spießglaskönig unter das Zinn, um solches schöner aussehend, und klingbarer zu machen, indem der Zink das Zinn von seinem Unflathe reiniget und es härter machet: wie- wol sie heutiges Tages dergleichen Arbeit mit Kupfer und Zinn ver- richten. Jn England mischen sie unter 600 Pfunde Zinn ein Pfund Zink. Dem Kupfer giebt der Zink eine Goldfarbe, absonderlich wenn man etwas Curcume dazu thut. Er zwingt auch das Kupfer eben wie der Arsenik, wenn man weißes Ku- pfer machen will. Desgleichen ver- ursachet der Zink in der Vermischung mit dem Kupfer eine mehrere Här- tigkeit und Sprödigkeit, als der Galmey, und ist hierinne ein gros- ser Unterschied zwischen dem Zinke und Galmey, denn der Zink wird mit dem Kupfer schmelzende verei- niget, aber der Galmey wird nur damit cementiret, und mit dem Ue- berflusse des Brennbaren erhalten, so, daß es die Ductilität oder Schmeidigkeit behalten muß. Man machet durch die Vermischung des Zinks mit Kupfer allerhand Arten von Meßing und Prinzmetall, und nachdem solcher zugesetzet wird, nach dem bekömmt es die Farbe und Sprödigkeit: wiewol doch ei- nige schon wieder ein Mittel dafür erfunden haben, um seine Schmei- digkeit ihm wieder beybringen zu können, wenn sie nämlich sublimir- tes Quecksilber darunter mischen. Man mischet ferner Meßing und Zink zusammen, um das Schlag- loth zu verfertigen, oder um damit löthen zu können. Endlich machet und hat man auf den Apotheken aus dem Zinke auch noch die (g) Zinkblumen, lat. Flores Zinci. Denn so bald der Zink im Feuer zu schmelzen anfängt: so fängt er auch an zu brennen, da denn weiße Blu- [Spaltenumbruch]
Zinn
men wie Spinneweben aufsteigen. Diese kann man in einem offenen Tiegel, mit einem eisernen Löffel, behende absammlen, und beständig von dem geschmolzenen Zinke gleich- sam abschäumen.
Zinn, oder Zien, lat. Stannum, Plumbum album, franz. Etaim, oder Etain, engl. und holl. Tin, ein be- kanntes Metall, das sich von an- dern Metallen durch folgende (1) Eigenschaften unterscheidet: a) es besitzt größere Elasticität als das Bley, aber weniger als die andern Metalle; b) ist, nächst dem Bleye, das weichste und biegsamste;c) übertrifft das Bley an Zähigkeit; d) ist an sich selbst nicht sonderlich klingend, machet aber andere Me- talle, wenn es mit ihnen vermischet wird, klingend; wird auch selbst klingend, so bald einiges Metall, oder Halbmetall eingemischet wird: daher diejenigen unrecht urtheilen, welche sagen, daß das Zinn das reinste sey, so am besten klingt, ob sie wol darinn recht ur- theilen, wenn sie sagen, es sey bes- ser, als das verarbeitete Zinn, das weniger klingt; e) läßt sich wohl hämmern und ausdehnen, wie man aus dem Verzinnen und den dünnen Folien sieht; ist aber doch weniger ziehbar, als das Bley; f) ist von weißer Farbe, dem Silber am gleichsten; g) ist unter allen Me- tallen das leichteste, indem es un- gefähr von seiner Schwere im Wasser verliert, und sich zu der Schwere des Goldes, wie 3 gegen 8 verhält; h) im Feuer schmelzet das Zinn bald, und geht nach dem Schmelzen theils in den Rauch, und theils in eine graue Asche, welche nach einem starken Feuer zu einem opalfarbenen Glase wird: vermischt man diese graue Asche mit Bley- glas, oder einem andern Glase: so machet sie dasselbe opaker und milchfarben, eben wie calcinirte
Kno-
[Spaltenumbruch]
Zink
Guͤrtlern, und dergleichen gebraucht. Die Zinngießer miſchen Zink- und Spießglaskoͤnig unter das Zinn, um ſolches ſchoͤner ausſehend, und klingbarer zu machen, indem der Zink das Zinn von ſeinem Unflathe reiniget und es haͤrter machet: wie- wol ſie heutiges Tages dergleichen Arbeit mit Kupfer und Zinn ver- richten. Jn England miſchen ſie unter 600 Pfunde Zinn ein Pfund Zink. Dem Kupfer giebt der Zink eine Goldfarbe, abſonderlich wenn man etwas Curcume dazu thut. Er zwingt auch das Kupfer eben wie der Arſenik, wenn man weißes Ku- pfer machen will. Desgleichen ver- urſachet der Zink in der Vermiſchung mit dem Kupfer eine mehrere Haͤr- tigkeit und Sproͤdigkeit, als der Galmey, und iſt hierinne ein groſ- ſer Unterſchied zwiſchen dem Zinke und Galmey, denn der Zink wird mit dem Kupfer ſchmelzende verei- niget, aber der Galmey wird nur damit cementiret, und mit dem Ue- berfluſſe des Brennbaren erhalten, ſo, daß es die Ductilitaͤt oder Schmeidigkeit behalten muß. Man machet durch die Vermiſchung des Zinks mit Kupfer allerhand Arten von Meßing und Prinzmetall, und nachdem ſolcher zugeſetzet wird, nach dem bekoͤmmt es die Farbe und Sproͤdigkeit: wiewol doch ei- nige ſchon wieder ein Mittel dafuͤr erfunden haben, um ſeine Schmei- digkeit ihm wieder beybringen zu koͤnnen, wenn ſie naͤmlich ſublimir- tes Queckſilber darunter miſchen. Man miſchet ferner Meßing und Zink zuſammen, um das Schlag- loth zu verfertigen, oder um damit loͤthen zu koͤnnen. Endlich machet und hat man auf den Apotheken aus dem Zinke auch noch die (g) Zinkblumen, lat. Flores Zinci. Denn ſo bald der Zink im Feuer zu ſchmelzen anfaͤngt: ſo faͤngt er auch an zu brennen, da denn weiße Blu- [Spaltenumbruch]
Zinn
men wie Spinneweben aufſteigen. Dieſe kann man in einem offenen Tiegel, mit einem eiſernen Loͤffel, behende abſammlen, und beſtaͤndig von dem geſchmolzenen Zinke gleich- ſam abſchaͤumen.
Zinn, oder Zien, lat. Stannum, Plumbum album, franz. Etaim, oder Etain, engl. und holl. Tin, ein be- kanntes Metall, das ſich von an- dern Metallen durch folgende (1) Eigenſchaften unterſcheidet: a) es beſitzt groͤßere Elaſticitaͤt als das Bley, aber weniger als die andern Metalle; b) iſt, naͤchſt dem Bleye, das weichſte und biegſamſte;c) uͤbertrifft das Bley an Zaͤhigkeit; d) iſt an ſich ſelbſt nicht ſonderlich klingend, machet aber andere Me- talle, wenn es mit ihnen vermiſchet wird, klingend; wird auch ſelbſt klingend, ſo bald einiges Metall, oder Halbmetall eingemiſchet wird: daher diejenigen unrecht urtheilen, welche ſagen, daß das Zinn das reinſte ſey, ſo am beſten klingt, ob ſie wol darinn recht ur- theilen, wenn ſie ſagen, es ſey beſ- ſer, als das verarbeitete Zinn, das weniger klingt; e) laͤßt ſich wohl haͤmmern und ausdehnen, wie man aus dem Verzinnen und den duͤnnen Folien ſieht; iſt aber doch weniger ziehbar, als das Bley; f) iſt von weißer Farbe, dem Silber am gleichſten; g) iſt unter allen Me- tallen das leichteſte, indem es un- gefaͤhr von ſeiner Schwere im Waſſer verliert, und ſich zu der Schwere des Goldes, wie 3 gegen 8 verhaͤlt; h) im Feuer ſchmelzet das Zinn bald, und geht nach dem Schmelzen theils in den Rauch, und theils in eine graue Aſche, welche nach einem ſtarken Feuer zu einem opalfarbenen Glaſe wird: vermiſcht man dieſe graue Aſche mit Bley- glas, oder einem andern Glaſe: ſo machet ſie daſſelbe opaker und milchfarben, eben wie calcinirte
Kno-
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[[538]/0544]
Zink
Zinn
Guͤrtlern, und dergleichen gebraucht.
Die Zinngießer miſchen Zink- und
Spießglaskoͤnig unter das Zinn,
um ſolches ſchoͤner ausſehend, und
klingbarer zu machen, indem der
Zink das Zinn von ſeinem Unflathe
reiniget und es haͤrter machet: wie-
wol ſie heutiges Tages dergleichen
Arbeit mit Kupfer und Zinn ver-
richten. Jn England miſchen ſie
unter 600 Pfunde Zinn ein Pfund
Zink. Dem Kupfer giebt der Zink
eine Goldfarbe, abſonderlich wenn
man etwas Curcume dazu thut. Er
zwingt auch das Kupfer eben wie
der Arſenik, wenn man weißes Ku-
pfer machen will. Desgleichen ver-
urſachet der Zink in der Vermiſchung
mit dem Kupfer eine mehrere Haͤr-
tigkeit und Sproͤdigkeit, als der
Galmey, und iſt hierinne ein groſ-
ſer Unterſchied zwiſchen dem Zinke
und Galmey, denn der Zink wird
mit dem Kupfer ſchmelzende verei-
niget, aber der Galmey wird nur
damit cementiret, und mit dem Ue-
berfluſſe des Brennbaren erhalten,
ſo, daß es die Ductilitaͤt oder
Schmeidigkeit behalten muß. Man
machet durch die Vermiſchung des
Zinks mit Kupfer allerhand Arten
von Meßing und Prinzmetall, und
nachdem ſolcher zugeſetzet wird,
nach dem bekoͤmmt es die Farbe
und Sproͤdigkeit: wiewol doch ei-
nige ſchon wieder ein Mittel dafuͤr
erfunden haben, um ſeine Schmei-
digkeit ihm wieder beybringen zu
koͤnnen, wenn ſie naͤmlich ſublimir-
tes Queckſilber darunter miſchen.
Man miſchet ferner Meßing und
Zink zuſammen, um das Schlag-
loth zu verfertigen, oder um damit
loͤthen zu koͤnnen. Endlich machet
und hat man auf den Apotheken
aus dem Zinke auch noch die (g)
Zinkblumen, lat. Flores Zinci.
Denn ſo bald der Zink im Feuer zu
ſchmelzen anfaͤngt: ſo faͤngt er auch
an zu brennen, da denn weiße Blu-
men wie Spinneweben aufſteigen.
Dieſe kann man in einem offenen
Tiegel, mit einem eiſernen Loͤffel,
behende abſammlen, und beſtaͤndig
von dem geſchmolzenen Zinke gleich-
ſam abſchaͤumen.
Zinn, oder Zien, lat. Stannum,
Plumbum album, franz. Etaim, oder
Etain, engl. und holl. Tin, ein be-
kanntes Metall, das ſich von an-
dern Metallen durch folgende (1)
Eigenſchaften unterſcheidet: a) es
beſitzt groͤßere Elaſticitaͤt als das
Bley, aber weniger als die andern
Metalle; b) iſt, naͤchſt dem Bleye,
das weichſte und biegſamſte; c)
uͤbertrifft das Bley an Zaͤhigkeit;
d) iſt an ſich ſelbſt nicht ſonderlich
klingend, machet aber andere Me-
talle, wenn es mit ihnen vermiſchet
wird, klingend; wird auch ſelbſt
klingend, ſo bald einiges Metall,
oder Halbmetall eingemiſchet wird:
daher diejenigen unrecht urtheilen,
welche ſagen, daß das Zinn das
reinſte ſey, ſo am beſten
klingt, ob ſie wol darinn recht ur-
theilen, wenn ſie ſagen, es ſey beſ-
ſer, als das verarbeitete Zinn, das
weniger klingt; e) laͤßt ſich wohl
haͤmmern und ausdehnen, wie
man aus dem Verzinnen und den
duͤnnen Folien ſieht; iſt aber doch
weniger ziehbar, als das Bley; f)
iſt von weißer Farbe, dem Silber
am gleichſten; g) iſt unter allen Me-
tallen das leichteſte, indem es un-
gefaͤhr [FORMEL] von ſeiner Schwere im
Waſſer verliert, und ſich zu der
Schwere des Goldes, wie 3 gegen
8 verhaͤlt; h) im Feuer ſchmelzet
das Zinn bald, und geht nach dem
Schmelzen theils in den Rauch, und
theils in eine graue Aſche, welche
nach einem ſtarken Feuer zu einem
opalfarbenen Glaſe wird: vermiſcht
man dieſe graue Aſche mit Bley-
glas, oder einem andern Glaſe: ſo
machet ſie daſſelbe opaker und
milchfarben, eben wie calcinirte
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [538]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/544>, abgerufen am 26.11.2024.
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