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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zeug
dünne, durchsichtig und leicht.
Man nennet aber leichte wollene
Zeuge,
franz. Petites Etoffes de
Laine,
alle schmale und dünne Zeu-
ge von geringem Werthe. Der-
gleichen sind die Cadis aus den Ce-
vennes oder Sevennes, und aus
Gevaudan; die Etamine aus Au-
vergne; die flandrischen Kamlotgen,
die man Polimiten, Piroten, Gueu-
sen, etc. nennet; und andere Zeuge
von dieser Art. Endlich und am
meisten sind die Zeuge nach der
(C) Landesart unterschieden, indem
man nunmehro fast in ganz Europa,
sonderlich in Deutschland, Frank-
reich, England, Holland und Jta-
lien, auch in andern Reichen, Län-
dern und Provinzen allenthalben
Zeugmacher antrifft, nach welchen
alsdenn solche Zeuge deutsche, fran-
zösische, englische, holländische

Zeuge; auch wol nach der Stadt,
in welcher sie fabriciret worden,
Serge de Nisme, Serge de Chalons,
londonsche (Serge de Londres), lei-
densche, brüsseler, hamburger,
bremer, berliner, frankenberger,
kalber, langensalzer, colberger,
danziger, geraer,
und dergleichen
Zeuge genennet werden; und, nach-
dem an einem Orte vielerley Sor-
ten gemachet werden, auch jede
Sorte alsdenn wieder ihre eigene
Benennung empfängt. Ein meh-
rers siehe weiter unten, wo wir
von den Zeugländern reden. Was
die (II) Tractirung der Wolle und
des Gespinnstes zu den wollenen
Zeugen
anbetrifft: so besteht der
Grund der Zeugweberey darinnen,
daß die Wolle vorher wohl sortiret,
gekämmet, gekardätschet, gespon-
nen, gezwirnet, und zuweilen auch
gefärbet werde. Jn (1) Sachsen
gebrauchen die Zeugmacher lauter
einschürige Wolle. Diese lassen sie
kämmen, und was ausgekämmet
wird, davon lassen sie an dem Ro-
cken oder Rädgen die Kette zu ih-
[Spaltenumbruch]
Zeug
ren (a) harten gezwirnten Zeugen
spinnen, welches denn so fein und
klar geschehen kann, daß aus einem
Krampfunde Wolle 4 bis 5 Stück-
gen Garn, jedes von 12 Zählgen,
und in jedem Zählgen 20 Gebinde,
in jedem Gebinde 20 Fäden gespon-
nen werden. Die Weife ist eine
halbe Elle lang; wenn aber das
Zählgen abgezogen ist, so ist sie ei-
ne Elle lang. Was nach dem Käm-
men an kurzem Zeuge übrig bleibt,
das heißt Kämmling, und wird
folgender Gestalt gebraucht: Man
nimmt von der einschürigen Wolle,
die unten an dem Bauche des Scha-
fes kurz ist, und daher zum Kam-
men nicht kann gebraucht werden,
und arbeitet sie unter den Kämm-
ling, macht hernach davon den Ein-
trag zu den Zeugen. Es wird aber
nicht viel gutes daraus: und ist
besser, gute und rechte Wolle zu
nehmen; so wird der Zeug desto
besser. Wenn man von obiger ge-
kämmten Wolle zu Zeugen will spin-
nen lassen: so muß man Ellenweife,
und nicht klärer als 10 bis 12 Zah-
len spinnen lassen, damit es einen
Halt bekomme, weil es nicht, wie
das klare gezwirnet und gedoppelt
wird, daß also ein Zeugmacher im
Sortiren der einschürigen Wolle
das Feinste daraus zu kämmen su-
chen muß, welches sie hernach Rein-
gut
nennen, und solches, wie schon
gemeldet ist, wenn es ganz fein
und klar gesponnen worden, zu ih-
rer Kette gebrauchen. Zum Ein-
trage wird zwar ebenfalls das Rein-
gut genommen; aber aus dem
Pfunde nur 11 bis 12 Zahlen Ellen-
weife gesponnen, und derb geschla-
gen. Vor dem Kämmen muß die
Wolle, ehe sie gesponnen wird, mit
Seife sauber gewaschen werden,
damit sie schön weiß werde, und al-
le Farben annehme. Dieses wird
hernach harte Waare genennet,
weil sie keine Walkmühle bekömmt,

sondern

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Zeug
duͤnne, durchſichtig und leicht.
Man nennet aber leichte wollene
Zeuge,
franz. Petites Etoffes de
Laine,
alle ſchmale und duͤnne Zeu-
ge von geringem Werthe. Der-
gleichen ſind die Cadis aus den Ce-
vennes oder Sevennes, und aus
Gevaudan; die Etamine aus Au-
vergne; die flandriſchen Kamlotgen,
die man Polimiten, Piroten, Gueu-
ſen, ꝛc. nennet; und andere Zeuge
von dieſer Art. Endlich und am
meiſten ſind die Zeuge nach der
(C) Landesart unterſchieden, indem
man nunmehro faſt in ganz Europa,
ſonderlich in Deutſchland, Frank-
reich, England, Holland und Jta-
lien, auch in andern Reichen, Laͤn-
dern und Provinzen allenthalben
Zeugmacher antrifft, nach welchen
alsdenn ſolche Zeuge deutſche, fran-
zoͤſiſche, engliſche, hollaͤndiſche

Zeuge; auch wol nach der Stadt,
in welcher ſie fabriciret worden,
Serge de Niſme, Serge de Chalons,
londonſche (Serge de Londres), lei-
denſche, bruͤſſeler, hamburger,
bremer, berliner, frankenberger,
kalber, langenſalzer, colberger,
danziger, geraer,
und dergleichen
Zeuge genennet werden; und, nach-
dem an einem Orte vielerley Sor-
ten gemachet werden, auch jede
Sorte alsdenn wieder ihre eigene
Benennung empfaͤngt. Ein meh-
rers ſiehe weiter unten, wo wir
von den Zeuglaͤndern reden. Was
die (II) Tractirung der Wolle und
des Geſpinnſtes zu den wollenen
Zeugen
anbetrifft: ſo beſteht der
Grund der Zeugweberey darinnen,
daß die Wolle vorher wohl ſortiret,
gekaͤmmet, gekardaͤtſchet, geſpon-
nen, gezwirnet, und zuweilen auch
gefaͤrbet werde. Jn (1) Sachſen
gebrauchen die Zeugmacher lauter
einſchuͤrige Wolle. Dieſe laſſen ſie
kaͤmmen, und was ausgekaͤmmet
wird, davon laſſen ſie an dem Ro-
cken oder Raͤdgen die Kette zu ih-
[Spaltenumbruch]
Zeug
ren (a) harten gezwirnten Zeugen
ſpinnen, welches denn ſo fein und
klar geſchehen kann, daß aus einem
Krampfunde Wolle 4 bis 5 Stuͤck-
gen Garn, jedes von 12 Zaͤhlgen,
und in jedem Zaͤhlgen 20 Gebinde,
in jedem Gebinde 20 Faͤden geſpon-
nen werden. Die Weife iſt eine
halbe Elle lang; wenn aber das
Zaͤhlgen abgezogen iſt, ſo iſt ſie ei-
ne Elle lang. Was nach dem Kaͤm-
men an kurzem Zeuge uͤbrig bleibt,
das heißt Kaͤmmling, und wird
folgender Geſtalt gebraucht: Man
nimmt von der einſchuͤrigen Wolle,
die unten an dem Bauche des Scha-
fes kurz iſt, und daher zum Kam-
men nicht kann gebraucht werden,
und arbeitet ſie unter den Kaͤmm-
ling, macht hernach davon den Ein-
trag zu den Zeugen. Es wird aber
nicht viel gutes daraus: und iſt
beſſer, gute und rechte Wolle zu
nehmen; ſo wird der Zeug deſto
beſſer. Wenn man von obiger ge-
kaͤmmten Wolle zu Zeugen will ſpin-
nen laſſen: ſo muß man Ellenweife,
und nicht klaͤrer als 10 bis 12 Zah-
len ſpinnen laſſen, damit es einen
Halt bekomme, weil es nicht, wie
das klare gezwirnet und gedoppelt
wird, daß alſo ein Zeugmacher im
Sortiren der einſchuͤrigen Wolle
das Feinſte daraus zu kaͤmmen ſu-
chen muß, welches ſie hernach Rein-
gut
nennen, und ſolches, wie ſchon
gemeldet iſt, wenn es ganz fein
und klar geſponnen worden, zu ih-
rer Kette gebrauchen. Zum Ein-
trage wird zwar ebenfalls das Rein-
gut genommen; aber aus dem
Pfunde nur 11 bis 12 Zahlen Ellen-
weife geſponnen, und derb geſchla-
gen. Vor dem Kaͤmmen muß die
Wolle, ehe ſie geſponnen wird, mit
Seife ſauber gewaſchen werden,
damit ſie ſchoͤn weiß werde, und al-
le Farben annehme. Dieſes wird
hernach harte Waare genennet,
weil ſie keine Walkmuͤhle bekoͤmmt,

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[[511]/0517] Zeug Zeug duͤnne, durchſichtig und leicht. Man nennet aber leichte wollene Zeuge, franz. Petites Etoffes de Laine, alle ſchmale und duͤnne Zeu- ge von geringem Werthe. Der- gleichen ſind die Cadis aus den Ce- vennes oder Sevennes, und aus Gevaudan; die Etamine aus Au- vergne; die flandriſchen Kamlotgen, die man Polimiten, Piroten, Gueu- ſen, ꝛc. nennet; und andere Zeuge von dieſer Art. Endlich und am meiſten ſind die Zeuge nach der (C) Landesart unterſchieden, indem man nunmehro faſt in ganz Europa, ſonderlich in Deutſchland, Frank- reich, England, Holland und Jta- lien, auch in andern Reichen, Laͤn- dern und Provinzen allenthalben Zeugmacher antrifft, nach welchen alsdenn ſolche Zeuge deutſche, fran- zoͤſiſche, engliſche, hollaͤndiſche Zeuge; auch wol nach der Stadt, in welcher ſie fabriciret worden, Serge de Niſme, Serge de Chalons, londonſche (Serge de Londres), lei- denſche, bruͤſſeler, hamburger, bremer, berliner, frankenberger, kalber, langenſalzer, colberger, danziger, geraer, und dergleichen Zeuge genennet werden; und, nach- dem an einem Orte vielerley Sor- ten gemachet werden, auch jede Sorte alsdenn wieder ihre eigene Benennung empfaͤngt. Ein meh- rers ſiehe weiter unten, wo wir von den Zeuglaͤndern reden. Was die (II) Tractirung der Wolle und des Geſpinnſtes zu den wollenen Zeugen anbetrifft: ſo beſteht der Grund der Zeugweberey darinnen, daß die Wolle vorher wohl ſortiret, gekaͤmmet, gekardaͤtſchet, geſpon- nen, gezwirnet, und zuweilen auch gefaͤrbet werde. Jn (1) Sachſen gebrauchen die Zeugmacher lauter einſchuͤrige Wolle. Dieſe laſſen ſie kaͤmmen, und was ausgekaͤmmet wird, davon laſſen ſie an dem Ro- cken oder Raͤdgen die Kette zu ih- ren (a) harten gezwirnten Zeugen ſpinnen, welches denn ſo fein und klar geſchehen kann, daß aus einem Krampfunde Wolle 4 bis 5 Stuͤck- gen Garn, jedes von 12 Zaͤhlgen, und in jedem Zaͤhlgen 20 Gebinde, in jedem Gebinde 20 Faͤden geſpon- nen werden. Die Weife iſt eine halbe Elle lang; wenn aber das Zaͤhlgen abgezogen iſt, ſo iſt ſie ei- ne Elle lang. Was nach dem Kaͤm- men an kurzem Zeuge uͤbrig bleibt, das heißt Kaͤmmling, und wird folgender Geſtalt gebraucht: Man nimmt von der einſchuͤrigen Wolle, die unten an dem Bauche des Scha- fes kurz iſt, und daher zum Kam- men nicht kann gebraucht werden, und arbeitet ſie unter den Kaͤmm- ling, macht hernach davon den Ein- trag zu den Zeugen. Es wird aber nicht viel gutes daraus: und iſt beſſer, gute und rechte Wolle zu nehmen; ſo wird der Zeug deſto beſſer. Wenn man von obiger ge- kaͤmmten Wolle zu Zeugen will ſpin- nen laſſen: ſo muß man Ellenweife, und nicht klaͤrer als 10 bis 12 Zah- len ſpinnen laſſen, damit es einen Halt bekomme, weil es nicht, wie das klare gezwirnet und gedoppelt wird, daß alſo ein Zeugmacher im Sortiren der einſchuͤrigen Wolle das Feinſte daraus zu kaͤmmen ſu- chen muß, welches ſie hernach Rein- gut nennen, und ſolches, wie ſchon gemeldet iſt, wenn es ganz fein und klar geſponnen worden, zu ih- rer Kette gebrauchen. Zum Ein- trage wird zwar ebenfalls das Rein- gut genommen; aber aus dem Pfunde nur 11 bis 12 Zahlen Ellen- weife geſponnen, und derb geſchla- gen. Vor dem Kaͤmmen muß die Wolle, ehe ſie geſponnen wird, mit Seife ſauber gewaſchen werden, damit ſie ſchoͤn weiß werde, und al- le Farben annehme. Dieſes wird hernach harte Waare genennet, weil ſie keine Walkmuͤhle bekoͤmmt, ſondern

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [511]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/517>, abgerufen am 28.11.2024.