dern auch gute Bequemlichkeit zur Schifffahrt, und zum Kornhandel aus den braunschweigischen Landen auf der Weser nach Bremen giebt.
Zell St. Blasii, ein Flecken an dem Fuße des thüringer Waldes, in einem Thale, eine Stunde von Suhl gelegen, und dem Herzoge von Sachsengotha gehörig. Es wird daselbst viel Gewehr ver- fertiget.
Zellernüsse, siehe Haselstaude.
Zeltlein, siehe Trochisci.
Zensing, Pflanze, siehe Ginseng.
Zer, nennen die Persianer aller- ley Münzsorten, sie mögen von ei- nem Metalle seyn, von welchem sie wollen. Eigentlich bedeutet dieser Name so viel als Gold, wenn man nämlich von dem Metalle redet, das diesen Namen führet; aber, wenn von Münzen die Rede ist, so heißt es so viel als Geld, oder über- haupt alle gangbare Münzen. Die Perser machen es also gewisser maßen eben so, als die Franzosen, die eben- falls alles gemünzte Geld, von wel- chem Metalle es auch ist, Argent nennen. Sonst aber nennet man in Persien diejenigen Münzsorten, die wirklich von Golde sind, Dinar; und die, so von Silber sind, Dir- hem: das Silber hingegen, in so- fern es als ein Metall oder als Sil- ber betrachtet wird, heißt Zim.
Zerbase, das ist Goldgewebe, nennet man in Persien die goldenen Brocate. Es giebt deren daselbst dreyerley Gattungen: 1) der schlech- te Zerbase, der, wie in Europa, von verschiedenen Fasons, Mustern und Gattungen ist; 2) der doppelte, den sie Orraye, das ist Zeug mit zwey Gesichtern, nennen, weil er keine unrechte Seite hat, sondern auf beyden Seiten recht ist, siehe Or- raye; und 3) der Machruely oder goldene Sammet, siehe Machruely.
Zerbi, Jnsel, siehe Gerbes.
[Spaltenumbruch]
Zerte
Zerbst, lat. Servesta, eine große Stadt in dem Fürstenthume Anhalt, und die Haupt- und Residenzstadt des Fürstens von Anhalt-Zerbst, auf einem ebenen, aber etwas san- digten Boden gelegen. | Unter den dasigen öffentlichen Gebäuden be- merken wir das Neue Haus, an dem Markte und der Brüderstraße gelegen. Auf solchem wird die Accise eingenommen; in den Jahrmärk- ten | aber die Verkaufung des Ge- wands und anderer Dinge getrie- ben. Auch ist unter demselben der Rathskeller, und an der Seite in der Brüderstraße die Waagebude. Die meiste Nahrung der Stadt be- steht im Bierbrauen, wie denn das dasige Bier sowol wegen der Rein- lichkeit und Annehmlichkeit des Ge- schmacks, als auch wegen der Schönheit, Farbe und Dauer, nicht allein in ganz Deutschland sehr berühmt ist; sondern auch so gar bis nach Ostindien verführet wird. Die Treibung dieser Nah- rung ruhet von Ostern an den Som- mer über, und wird nicht eher, als um oder gegen Michael, oder auch eher, nach befundenem Vorrathe des noch vorhandenen Biers, wie- der angefangen, und sodann den Winter durch bis auf Ostern fort- gesetzet. Uebrigens befindet | sich da- selbst auch eine Gold- und Silber- fabrik.
Zerte, ein Fisch, so sich in Strö- men und | Seen hält, von mittel- mäßiger Größe, mit kleinen Schup- pen bedeckt, silberfarb auf dem Lei- be, etwas purpurfarbig auf dem Rücken, mit blaulichten Floßfedern, und goldgelben Augen. Die Zerte hat ein zartes fettes wohlschmecken- des Fleisch, dienet vornehmlich zu braten. An der Oder, und wo sie sonst häufig gefangen werden, wer- den sie im Herbste eingebraten, in Fäßlein mit Eßig und etwas Ge- würze geschlagen, und weit verfüh-
ret.
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Zell St. Blaſii
dern auch gute Bequemlichkeit zur Schifffahrt, und zum Kornhandel aus den braunſchweigiſchen Landen auf der Weſer nach Bremen giebt.
Zell St. Blaſii, ein Flecken an dem Fuße des thuͤringer Waldes, in einem Thale, eine Stunde von Suhl gelegen, und dem Herzoge von Sachſengotha gehoͤrig. Es wird daſelbſt viel Gewehr ver- fertiget.
Zellernuͤſſe, ſiehe Haſelſtaude.
Zeltlein, ſiehe Trochiſci.
Zenſing, Pflanze, ſiehe Ginſeng.
Zer, nennen die Perſianer aller- ley Muͤnzſorten, ſie moͤgen von ei- nem Metalle ſeyn, von welchem ſie wollen. Eigentlich bedeutet dieſer Name ſo viel als Gold, wenn man naͤmlich von dem Metalle redet, das dieſen Namen fuͤhret; aber, wenn von Muͤnzen die Rede iſt, ſo heißt es ſo viel als Geld, oder uͤber- haupt alle gangbare Muͤnzen. Die Perſer machen es alſo gewiſſer maßen eben ſo, als die Franzoſen, die eben- falls alles gemuͤnzte Geld, von wel- chem Metalle es auch iſt, Argent nennen. Sonſt aber nennet man in Perſien diejenigen Muͤnzſorten, die wirklich von Golde ſind, Dinar; und die, ſo von Silber ſind, Dir- hem: das Silber hingegen, in ſo- fern es als ein Metall oder als Sil- ber betrachtet wird, heißt Zim.
Zerbaſe, das iſt Goldgewebe, nennet man in Perſien die goldenen Brocate. Es giebt deren daſelbſt dreyerley Gattungen: 1) der ſchlech- te Zerbaſe, der, wie in Europa, von verſchiedenen Faſons, Muſtern und Gattungen iſt; 2) der doppelte, den ſie Orraye, das iſt Zeug mit zwey Geſichtern, nennen, weil er keine unrechte Seite hat, ſondern auf beyden Seiten recht iſt, ſiehe Or- raye; und 3) der Machruely oder goldene Sammet, ſiehe Machruely.
Zerbi, Jnſel, ſiehe Gerbes.
[Spaltenumbruch]
Zerte
Zerbſt, lat. Serveſta, eine große Stadt in dem Fuͤrſtenthume Anhalt, und die Haupt- und Reſidenzſtadt des Fuͤrſtens von Anhalt-Zerbſt, auf einem ebenen, aber etwas ſan- digten Boden gelegen. | Unter den daſigen oͤffentlichen Gebaͤuden be- merken wir das Neue Haus, an dem Markte und der Bruͤderſtraße gelegen. Auf ſolchem wird die Acciſe eingenommen; in den Jahrmaͤrk- ten | aber die Verkaufung des Ge- wands und anderer Dinge getrie- ben. Auch iſt unter demſelben der Rathskeller, und an der Seite in der Bruͤderſtraße die Waagebude. Die meiſte Nahrung der Stadt be- ſteht im Bierbrauen, wie denn das daſige Bier ſowol wegen der Rein- lichkeit und Annehmlichkeit des Ge- ſchmacks, als auch wegen der Schoͤnheit, Farbe und Dauer, nicht allein in ganz Deutſchland ſehr beruͤhmt iſt; ſondern auch ſo gar bis nach Oſtindien verfuͤhret wird. Die Treibung dieſer Nah- rung ruhet von Oſtern an den Som- mer uͤber, und wird nicht eher, als um oder gegen Michael, oder auch eher, nach befundenem Vorrathe des noch vorhandenen Biers, wie- der angefangen, und ſodann den Winter durch bis auf Oſtern fort- geſetzet. Uebrigens befindet | ſich da- ſelbſt auch eine Gold- und Silber- fabrik.
Zerte, ein Fiſch, ſo ſich in Stroͤ- men und | Seen haͤlt, von mittel- maͤßiger Groͤße, mit kleinen Schup- pen bedeckt, ſilberfarb auf dem Lei- be, etwas purpurfarbig auf dem Ruͤcken, mit blaulichten Floßfedern, und goldgelben Augen. Die Zerte hat ein zartes fettes wohlſchmecken- des Fleiſch, dienet vornehmlich zu braten. An der Oder, und wo ſie ſonſt haͤufig gefangen werden, wer- den ſie im Herbſte eingebraten, in Faͤßlein mit Eßig und etwas Ge- wuͤrze geſchlagen, und weit verfuͤh-
ret.
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[[507]/0513]
Zell St. Blaſii
Zerte
dern auch gute Bequemlichkeit zur
Schifffahrt, und zum Kornhandel
aus den braunſchweigiſchen Landen
auf der Weſer nach Bremen giebt.
Zell St. Blaſii, ein Flecken an
dem Fuße des thuͤringer Waldes,
in einem Thale, eine Stunde von
Suhl gelegen, und dem Herzoge
von Sachſengotha gehoͤrig. Es
wird daſelbſt viel Gewehr ver-
fertiget.
Zellernuͤſſe, ſiehe Haſelſtaude.
Zeltlein, ſiehe Trochiſci.
Zenſing, Pflanze, ſiehe Ginſeng.
Zer, nennen die Perſianer aller-
ley Muͤnzſorten, ſie moͤgen von ei-
nem Metalle ſeyn, von welchem ſie
wollen. Eigentlich bedeutet dieſer
Name ſo viel als Gold, wenn man
naͤmlich von dem Metalle redet,
das dieſen Namen fuͤhret; aber,
wenn von Muͤnzen die Rede iſt, ſo
heißt es ſo viel als Geld, oder uͤber-
haupt alle gangbare Muͤnzen. Die
Perſer machen es alſo gewiſſer maßen
eben ſo, als die Franzoſen, die eben-
falls alles gemuͤnzte Geld, von wel-
chem Metalle es auch iſt, Argent
nennen. Sonſt aber nennet man
in Perſien diejenigen Muͤnzſorten,
die wirklich von Golde ſind, Dinar;
und die, ſo von Silber ſind, Dir-
hem: das Silber hingegen, in ſo-
fern es als ein Metall oder als Sil-
ber betrachtet wird, heißt Zim.
Zerbaſe, das iſt Goldgewebe,
nennet man in Perſien die goldenen
Brocate. Es giebt deren daſelbſt
dreyerley Gattungen: 1) der ſchlech-
te Zerbaſe, der, wie in Europa, von
verſchiedenen Faſons, Muſtern und
Gattungen iſt; 2) der doppelte, den
ſie Orraye, das iſt Zeug mit zwey
Geſichtern, nennen, weil er keine
unrechte Seite hat, ſondern auf
beyden Seiten recht iſt, ſiehe Or-
raye; und 3) der Machruely
oder goldene Sammet, ſiehe
Machruely.
Zerbi, Jnſel, ſiehe Gerbes.
Zerbſt, lat. Serveſta, eine große
Stadt in dem Fuͤrſtenthume Anhalt,
und die Haupt- und Reſidenzſtadt
des Fuͤrſtens von Anhalt-Zerbſt,
auf einem ebenen, aber etwas ſan-
digten Boden gelegen. | Unter den
daſigen oͤffentlichen Gebaͤuden be-
merken wir das Neue Haus, an
dem Markte und der Bruͤderſtraße
gelegen. Auf ſolchem wird die Acciſe
eingenommen; in den Jahrmaͤrk-
ten | aber die Verkaufung des Ge-
wands und anderer Dinge getrie-
ben. Auch iſt unter demſelben der
Rathskeller, und an der Seite
in der Bruͤderſtraße die Waagebude.
Die meiſte Nahrung der Stadt be-
ſteht im Bierbrauen, wie denn das
daſige Bier ſowol wegen der Rein-
lichkeit und Annehmlichkeit des Ge-
ſchmacks, als auch wegen der
Schoͤnheit, Farbe und Dauer,
nicht allein in ganz Deutſchland
ſehr beruͤhmt iſt; ſondern auch ſo
gar bis nach Oſtindien verfuͤhret
wird. Die Treibung dieſer Nah-
rung ruhet von Oſtern an den Som-
mer uͤber, und wird nicht eher, als
um oder gegen Michael, oder auch
eher, nach befundenem Vorrathe
des noch vorhandenen Biers, wie-
der angefangen, und ſodann den
Winter durch bis auf Oſtern fort-
geſetzet. Uebrigens befindet | ſich da-
ſelbſt auch eine Gold- und Silber-
fabrik.
Zerte, ein Fiſch, ſo ſich in Stroͤ-
men und | Seen haͤlt, von mittel-
maͤßiger Groͤße, mit kleinen Schup-
pen bedeckt, ſilberfarb auf dem Lei-
be, etwas purpurfarbig auf dem
Ruͤcken, mit blaulichten Floßfedern,
und goldgelben Augen. Die Zerte
hat ein zartes fettes wohlſchmecken-
des Fleiſch, dienet vornehmlich zu
braten. An der Oder, und wo ſie
ſonſt haͤufig gefangen werden, wer-
den ſie im Herbſte eingebraten, in
Faͤßlein mit Eßig und etwas Ge-
wuͤrze geſchlagen, und weit verfuͤh-
ret.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [507]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/513>, abgerufen am 29.11.2024.
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