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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Teneriffa
en gehörige Jnsel. Sie ist die (1)
vornehmste und wichtigste unter al-
len
diesen canarischen Jnseln, und
die Residenz des spanischen Gene-
ralgouverneurs aller dieser Jnseln.
Es befinden sich auf derselben zwey
große (2) Städte, Laguna und Ora-
tavia, und eine kleinere, Santa
Cruz, oder St. Christoffel, wie auch
zwey schöne (3) Häfen bey Orata-
via und Santacruz. Hiernächst
hat diese Jnsel den höchsten (4) Berg
in der Welt, Pico de Adam, oder
Teneriffa, und von den Einwohnern
Pico Terreira genannt, welcher
deswegen hier zu merken ist, weil
die Erdbeschreiber insgemein ihren
ersten Meridian durch denselben zie-
hen. Diese Jnsel trägt mehr (5)
Getreide, als irgend eine von den
übrigen canarischen Jnseln, wie man
denn in derselben öfters Kornhalme
von achtzig Aehren findet, so, daß
ein gesäeter Scheffel 130 Scheffel
wieder liefert. Die andern (6)
Früchte, so diese Jnsel trägt, sind
Aepfel, Birnen, Apricosen, Pfir-
schen, Granaten, Citronen, Pom-
meranzen und Zucker. Jnsonderheit
aber ist diese Jnsel mit einem vor-
trefflichen und reichlichen (7) Wein-
wachse
gesegnet. Denn, wenn die
Weinlese in den canarischen Jnseln
gut ist; so liefert die Jnsel Tenerif-
fa, von demselben allein über 30000
Pipen, wovon ungefähr 1/3 Malva-
sier
ist, die übrigen 2/3 aber sogenann-
ter Sect sind. Und eben dieser so
reichliche Weinwachs machet, daß
diese Jnsel von den (8) zur See han-
delnden europäischen Nationen

vor allen andern canarischen Jnseln
am häufigsten besuchet wird. Es
handeln aber unter allen europäi-
schen Nationen die (9) Engländer
am häufigsten dahin. Die (a)
Waaren, welche sie dahin bringen,
sind theils allerley Zeuge und Haus-
geräthe, so größtentheils in ihren
Manufacturen gemacht worden; und
[Spaltenumbruch]
Teneriffa
theils allerley Lebensmittel, die sie
nicht nur aus ihrem eigenen Lande,
sondern auch von ihren Nachbarn
nehmen. Diese Waaren und Le-
bensmittel bestehen in Tuch, ordi-
nären Kamlotten, Bayetten, größ-
tentheils schwarz und smaragdgrün,
Anacosten, weiß und schwarz, Sem-
piternen, fast alle königsblau, Lam-
parillas von allerley Farben, ge-
strickten und gewirkten wollenen
Strümpfen, Hüten, Gorgonellen
und Collets aus Holland und Ham-
burg, weiß garnichter Leinwand aus
Flandern und Brabant, feinem
Flachse, Zwirne von allerley Gat-
tungen, allerley Hausrathe von
Holz etc. Pferdegeschirre, Zinn, ver-
schiedenen Galanterien, Kram-und
kurzen Eisenwaaren, Pipenstäben,
etwas irrländischem Leder, allerley
Gattungen von seidenen Waaren,
englischem und irrländischem Korne,
Gerste und allerley Gattungen von
Hülsenfrüchten, Heringen, Sar-
dellen, Ochsen, Schweinen, But-
ter, Käse, Lichten und Mehl aus
Neuengland. Die vornehmste (b)
Retourwaare der Engländer be-
steht in Wein, von dem sie zu Frie-
denszeiten allein fast mehr, als alle
andere Nationen zusammen nehmen.
Es schränken aber die Engländer
diese ihre Handlung nach der Jnsel
Teneriffa nicht etwann bloß auf die-
se Jnsel, oder die andern canari-
schen Jnseln ein; sondern ihre vor-
nehmste Absicht geht dabey dahin,
sich durch die (c) Handlung nach
dem spanischen America
zu erleich-
tern, welches vermittelst der Regi-
sterschiffe
geschieht, die daselbst
nach den Küsten des spanischen Ame-
rica befrachtet werden. Für dieje-
nigen Waaren, welche man nach
Teneriffa bringt, bezahlet man an
(10) Einfahrtszoll 7 pro Cent; sie
werden aber niemals so hoch geschä-
tzet, als sie verkaufet werden, daß

also

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Teneriffa
en gehoͤrige Jnſel. Sie iſt die (1)
vornehmſte und wichtigſte unter al-
len
dieſen canariſchen Jnſeln, und
die Reſidenz des ſpaniſchen Gene-
ralgouverneurs aller dieſer Jnſeln.
Es befinden ſich auf derſelben zwey
große (2) Staͤdte, Laguna und Ora-
tavia, und eine kleinere, Santa
Cruz, oder St. Chriſtoffel, wie auch
zwey ſchoͤne (3) Haͤfen bey Orata-
via und Santacruz. Hiernaͤchſt
hat dieſe Jnſel den hoͤchſten (4) Berg
in der Welt, Pico de Adam, oder
Teneriffa, und von den Einwohnern
Pico Terreira genannt, welcher
deswegen hier zu merken iſt, weil
die Erdbeſchreiber insgemein ihren
erſten Meridian durch denſelben zie-
hen. Dieſe Jnſel traͤgt mehr (5)
Getreide, als irgend eine von den
uͤbrigen canariſchen Jnſeln, wie man
denn in derſelben oͤfters Kornhalme
von achtzig Aehren findet, ſo, daß
ein geſaͤeter Scheffel 130 Scheffel
wieder liefert. Die andern (6)
Fruͤchte, ſo dieſe Jnſel traͤgt, ſind
Aepfel, Birnen, Apricoſen, Pfir-
ſchen, Granaten, Citronen, Pom-
meranzen und Zucker. Jnſonderheit
aber iſt dieſe Jnſel mit einem vor-
trefflichen und reichlichen (7) Wein-
wachſe
geſegnet. Denn, wenn die
Weinleſe in den canariſchen Jnſeln
gut iſt; ſo liefert die Jnſel Tenerif-
fa, von demſelben allein uͤber 30000
Pipen, wovon ungefaͤhr ⅓ Malva-
ſier
iſt, die uͤbrigen ⅔ aber ſogenann-
ter Sect ſind. Und eben dieſer ſo
reichliche Weinwachs machet, daß
dieſe Jnſel von den (8) zur See han-
delnden europaͤiſchen Nationen

vor allen andern canariſchen Jnſeln
am haͤufigſten beſuchet wird. Es
handeln aber unter allen europaͤi-
ſchen Nationen die (9) Englaͤnder
am haͤufigſten dahin. Die (a)
Waaren, welche ſie dahin bringen,
ſind theils allerley Zeuge und Haus-
geraͤthe, ſo groͤßtentheils in ihren
Manufacturen gemacht worden; und
[Spaltenumbruch]
Teneriffa
theils allerley Lebensmittel, die ſie
nicht nur aus ihrem eigenen Lande,
ſondern auch von ihren Nachbarn
nehmen. Dieſe Waaren und Le-
bensmittel beſtehen in Tuch, ordi-
naͤren Kamlotten, Bayetten, groͤß-
tentheils ſchwarz und ſmaragdgruͤn,
Anacoſten, weiß und ſchwarz, Sem-
piternen, faſt alle koͤnigsblau, Lam-
parillas von allerley Farben, ge-
ſtrickten und gewirkten wollenen
Struͤmpfen, Huͤten, Gorgonellen
und Collets aus Holland und Ham-
burg, weiß garnichter Leinwand aus
Flandern und Brabant, feinem
Flachſe, Zwirne von allerley Gat-
tungen, allerley Hausrathe von
Holz ꝛc. Pferdegeſchirre, Zinn, ver-
ſchiedenen Galanterien, Kram-und
kurzen Eiſenwaaren, Pipenſtaͤben,
etwas irrlaͤndiſchem Leder, allerley
Gattungen von ſeidenen Waaren,
engliſchem und irrlaͤndiſchem Korne,
Gerſte und allerley Gattungen von
Huͤlſenfruͤchten, Heringen, Sar-
dellen, Ochſen, Schweinen, But-
ter, Kaͤſe, Lichten und Mehl aus
Neuengland. Die vornehmſte (b)
Retourwaare der Englaͤnder be-
ſteht in Wein, von dem ſie zu Frie-
denszeiten allein faſt mehr, als alle
andere Nationen zuſammen nehmen.
Es ſchraͤnken aber die Englaͤnder
dieſe ihre Handlung nach der Jnſel
Teneriffa nicht etwann bloß auf die-
ſe Jnſel, oder die andern canari-
ſchen Jnſeln ein; ſondern ihre vor-
nehmſte Abſicht geht dabey dahin,
ſich durch die (c) Handlung nach
dem ſpaniſchen America
zu erleich-
tern, welches vermittelſt der Regi-
ſterſchiffe
geſchieht, die daſelbſt
nach den Kuͤſten des ſpaniſchen Ame-
rica befrachtet werden. Fuͤr dieje-
nigen Waaren, welche man nach
Teneriffa bringt, bezahlet man an
(10) Einfahrtszoll 7 pro Cent; ſie
werden aber niemals ſo hoch geſchaͤ-
tzet, als ſie verkaufet werden, daß

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[[45]/0051] Teneriffa Teneriffa en gehoͤrige Jnſel. Sie iſt die (1) vornehmſte und wichtigſte unter al- len dieſen canariſchen Jnſeln, und die Reſidenz des ſpaniſchen Gene- ralgouverneurs aller dieſer Jnſeln. Es befinden ſich auf derſelben zwey große (2) Staͤdte, Laguna und Ora- tavia, und eine kleinere, Santa Cruz, oder St. Chriſtoffel, wie auch zwey ſchoͤne (3) Haͤfen bey Orata- via und Santacruz. Hiernaͤchſt hat dieſe Jnſel den hoͤchſten (4) Berg in der Welt, Pico de Adam, oder Teneriffa, und von den Einwohnern Pico Terreira genannt, welcher deswegen hier zu merken iſt, weil die Erdbeſchreiber insgemein ihren erſten Meridian durch denſelben zie- hen. Dieſe Jnſel traͤgt mehr (5) Getreide, als irgend eine von den uͤbrigen canariſchen Jnſeln, wie man denn in derſelben oͤfters Kornhalme von achtzig Aehren findet, ſo, daß ein geſaͤeter Scheffel 130 Scheffel wieder liefert. Die andern (6) Fruͤchte, ſo dieſe Jnſel traͤgt, ſind Aepfel, Birnen, Apricoſen, Pfir- ſchen, Granaten, Citronen, Pom- meranzen und Zucker. Jnſonderheit aber iſt dieſe Jnſel mit einem vor- trefflichen und reichlichen (7) Wein- wachſe geſegnet. Denn, wenn die Weinleſe in den canariſchen Jnſeln gut iſt; ſo liefert die Jnſel Tenerif- fa, von demſelben allein uͤber 30000 Pipen, wovon ungefaͤhr ⅓ Malva- ſier iſt, die uͤbrigen ⅔ aber ſogenann- ter Sect ſind. Und eben dieſer ſo reichliche Weinwachs machet, daß dieſe Jnſel von den (8) zur See han- delnden europaͤiſchen Nationen vor allen andern canariſchen Jnſeln am haͤufigſten beſuchet wird. Es handeln aber unter allen europaͤi- ſchen Nationen die (9) Englaͤnder am haͤufigſten dahin. Die (a) Waaren, welche ſie dahin bringen, ſind theils allerley Zeuge und Haus- geraͤthe, ſo groͤßtentheils in ihren Manufacturen gemacht worden; und theils allerley Lebensmittel, die ſie nicht nur aus ihrem eigenen Lande, ſondern auch von ihren Nachbarn nehmen. Dieſe Waaren und Le- bensmittel beſtehen in Tuch, ordi- naͤren Kamlotten, Bayetten, groͤß- tentheils ſchwarz und ſmaragdgruͤn, Anacoſten, weiß und ſchwarz, Sem- piternen, faſt alle koͤnigsblau, Lam- parillas von allerley Farben, ge- ſtrickten und gewirkten wollenen Struͤmpfen, Huͤten, Gorgonellen und Collets aus Holland und Ham- burg, weiß garnichter Leinwand aus Flandern und Brabant, feinem Flachſe, Zwirne von allerley Gat- tungen, allerley Hausrathe von Holz ꝛc. Pferdegeſchirre, Zinn, ver- ſchiedenen Galanterien, Kram-und kurzen Eiſenwaaren, Pipenſtaͤben, etwas irrlaͤndiſchem Leder, allerley Gattungen von ſeidenen Waaren, engliſchem und irrlaͤndiſchem Korne, Gerſte und allerley Gattungen von Huͤlſenfruͤchten, Heringen, Sar- dellen, Ochſen, Schweinen, But- ter, Kaͤſe, Lichten und Mehl aus Neuengland. Die vornehmſte (b) Retourwaare der Englaͤnder be- ſteht in Wein, von dem ſie zu Frie- denszeiten allein faſt mehr, als alle andere Nationen zuſammen nehmen. Es ſchraͤnken aber die Englaͤnder dieſe ihre Handlung nach der Jnſel Teneriffa nicht etwann bloß auf die- ſe Jnſel, oder die andern canari- ſchen Jnſeln ein; ſondern ihre vor- nehmſte Abſicht geht dabey dahin, ſich durch die (c) Handlung nach dem ſpaniſchen America zu erleich- tern, welches vermittelſt der Regi- ſterſchiffe geſchieht, die daſelbſt nach den Kuͤſten des ſpaniſchen Ame- rica befrachtet werden. Fuͤr dieje- nigen Waaren, welche man nach Teneriffa bringt, bezahlet man an (10) Einfahrtszoll 7 pro Cent; ſie werden aber niemals ſo hoch geſchaͤ- tzet, als ſie verkaufet werden, daß alſo

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [45]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/51>, abgerufen am 27.04.2024.