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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Würtemberg
gen, unweit Ludwigsburg auf dem
dortigen schönen See, sich eine große
Menge wilder Enten, ingleichen
Schwäne, Löffelgänse, etc. befinden.
(i) Fische giebt es in großer Men-
ge, und es sind sowol der Neckar,
als andere große und kleine Flüsse,
an Karpfen, Forellen, Hechten,
Aalen, Gründeln, etc. sehr fisch-
reich. Besonders giebt es in der
Lauter bey Kirchheim, Wendlin-
gen, und der Gegend herum eine
Art Gangfische, welche man Na-
sen
nennet, und die sich im Früh-
jahre zu vielen tausenden einfinden,
welches aber nur 24 Stunden wäh-
ret, da man das ganze Jahr hin-
durch dergleichen fast selten wahr-
nimmt; und der Enzfluß heget viel
Forellen und Gründeln. Was den
Bergbau anbetrifft, so ist das
Städtgen Bulach wegen seines schö-
nen (k) Silber- und Kupferberg-
werks
berühmt, das schon 1329
gebauet worden, und dessen Bau,
nachdem solcher seit dem Bauern-
Kriege an die 200 Jahre ungebau-
et gelegen, 1716 und 1717 eine Ge-
sellschaft wieder zu betreiben ange-
fangen hat; da man denn 1718 ei-
nen mächtigen Ouarzgang ange-
troffen hat, welcher an Silber- und
Kupfererzte reichhaltig ist, so, daß
damals die frischen Anbrüche auf
den Bergcentner 15, 30, bis 54
Pfunde Kupfer, gleichwie an Sil-
ber 6, 15, 20 bis 32 Loth gehalten;
und wird der Bergbau daselbst noch
fortgesetzet. Daß auch das schöne
Bergwerk im Christophsthale bey
Freudenstadt noch itzt schwunghaf-
tig umgehen müsse, sieht man dar-
aus, weil man 1740 von der Aus-
beute Medaillen gepräget hat. Jn
dem Amte Hornberg hat es eben-
falls gute Erztadern, und bricht
sonderlich bey Schiltach auf dem
Hohenberg ein reichhaltig (l) Ei-
senerzt,
wo man auf der Halden ro-
then Quarzspeck oder Blutstein fin-
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Würtemberg
det. Unweit dem Städtgen Neuen-
burg, sonderlich bey Strauben-
hard, Himmelrein, und der Orte
herum, werden auf alten Gruben
und Halden die vortrefflichsten so
genannten Glasköpfe oder Blutstei-
ne, in der größten Menge gefunden.
Nicht weniger findet sich in dem
Amte und der Herrschaft Heiden-
heim, um und an dem Brenzflusse,
in der Gegend Königsbronn und
Mergelstetten, zu Tutlingen, Tola,
Hausen, Oberfrena und Neuhau-
sen auf Ecken, häufiges Eisenerzt,
nicht nur in den kleinen Kugeln,
oder so genanntes Bohnenerzt; son-
dern auch in nicht gar zu harten ro-
then Steinen. (m) Schwefelkiese
trifft man bey Undingen, und auch
bey Thalheim, desgleichen bey
Troßingen in großer Menge an.
Ferner werden bey Undingen (n)
Steinkohlen gegraben. Jm stuttgar-
der Amte, in den so genannten Krieges-
bergen, hatte man 1611 ein ergiebi-
ges Steinkohlenbergwerk entdecket,
das man aber seit 1617 wegen sei-
ner Kostbarkeit nicht recht fortge-
bauet hat. Bey Kuppingen, im Am-
te Herrenberg, finden sich auch
Steinkohlen, so aber flüßigen Un-
rath von sich geben, und nicht son-
derlich geachtet werden. Auf den
Alpen und bey Kirchheim auf dem
Teckelberge, trifft man (o) Gagat,
oder schwarzen Bernstein an, wel-
cher, den angenehmen Geruch aus-
genommen, alle Tugenden des gel-
ben Bernsteins an sich hat. Auch
mit (p) Torf ist dieses Herzogthum
zur Gnüge versehen: man findet
dessen in dem Amte Kirchheim bey
Schopfloch sehr viel, welcher al-
lenthalben auf 5 Schuhe tief geht.
Nicht weniger giebt es schöne (q)
Thongruben; desgleichen wird
in dem offenbacher Thale des porn-
bergischen Amts, recht schöne weiße
(r) porzellanerde gegraben, wel-
che bey der Porzellanfabrik in Calw

ver-
G g 5

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Wuͤrtemberg
gen, unweit Ludwigsburg auf dem
dortigen ſchoͤnen See, ſich eine große
Menge wilder Enten, ingleichen
Schwaͤne, Loͤffelgaͤnſe, ꝛc. befinden.
(i) Fiſche giebt es in großer Men-
ge, und es ſind ſowol der Neckar,
als andere große und kleine Fluͤſſe,
an Karpfen, Forellen, Hechten,
Aalen, Gruͤndeln, ꝛc. ſehr fiſch-
reich. Beſonders giebt es in der
Lauter bey Kirchheim, Wendlin-
gen, und der Gegend herum eine
Art Gangfiſche, welche man Na-
ſen
nennet, und die ſich im Fruͤh-
jahre zu vielen tauſenden einfinden,
welches aber nur 24 Stunden waͤh-
ret, da man das ganze Jahr hin-
durch dergleichen faſt ſelten wahr-
nimmt; und der Enzfluß heget viel
Forellen und Gruͤndeln. Was den
Bergbau anbetrifft, ſo iſt das
Staͤdtgen Bulach wegen ſeines ſchoͤ-
nen (k) Silber- und Kupferberg-
werks
beruͤhmt, das ſchon 1329
gebauet worden, und deſſen Bau,
nachdem ſolcher ſeit dem Bauern-
Kriege an die 200 Jahre ungebau-
et gelegen, 1716 und 1717 eine Ge-
ſellſchaft wieder zu betreiben ange-
fangen hat; da man denn 1718 ei-
nen maͤchtigen Ouarzgang ange-
troffen hat, welcher an Silber- und
Kupfererzte reichhaltig iſt, ſo, daß
damals die friſchen Anbruͤche auf
den Bergcentner 15, 30, bis 54
Pfunde Kupfer, gleichwie an Sil-
ber 6, 15, 20 bis 32 Loth gehalten;
und wird der Bergbau daſelbſt noch
fortgeſetzet. Daß auch das ſchoͤne
Bergwerk im Chriſtophsthale bey
Freudenſtadt noch itzt ſchwunghaf-
tig umgehen muͤſſe, ſieht man dar-
aus, weil man 1740 von der Aus-
beute Medaillen gepraͤget hat. Jn
dem Amte Hornberg hat es eben-
falls gute Erztadern, und bricht
ſonderlich bey Schiltach auf dem
Hohenberg ein reichhaltig (l) Ei-
ſenerzt,
wo man auf der Halden ro-
then Quarzſpeck oder Blutſtein fin-
[Spaltenumbruch]
Wuͤrtemberg
det. Unweit dem Staͤdtgen Neuen-
burg, ſonderlich bey Strauben-
hard, Himmelrein, und der Orte
herum, werden auf alten Gruben
und Halden die vortrefflichſten ſo
genannten Glaskoͤpfe oder Blutſtei-
ne, in der groͤßten Menge gefunden.
Nicht weniger findet ſich in dem
Amte und der Herrſchaft Heiden-
heim, um und an dem Brenzfluſſe,
in der Gegend Koͤnigsbronn und
Mergelſtetten, zu Tutlingen, Tola,
Hauſen, Oberfrena und Neuhau-
ſen auf Ecken, haͤufiges Eiſenerzt,
nicht nur in den kleinen Kugeln,
oder ſo genanntes Bohnenerzt; ſon-
dern auch in nicht gar zu harten ro-
then Steinen. (m) Schwefelkieſe
trifft man bey Undingen, und auch
bey Thalheim, desgleichen bey
Troßingen in großer Menge an.
Ferner werden bey Undingen (n)
Steinkohlen gegraben. Jm ſtuttgar-
der Amte, in den ſo genannten Krieges-
bergen, hatte man 1611 ein ergiebi-
ges Steinkohlenbergwerk entdecket,
das man aber ſeit 1617 wegen ſei-
ner Koſtbarkeit nicht recht fortge-
bauet hat. Bey Kuppingen, im Am-
te Herrenberg, finden ſich auch
Steinkohlen, ſo aber fluͤßigen Un-
rath von ſich geben, und nicht ſon-
derlich geachtet werden. Auf den
Alpen und bey Kirchheim auf dem
Teckelberge, trifft man (o) Gagat,
oder ſchwarzen Bernſtein an, wel-
cher, den angenehmen Geruch aus-
genommen, alle Tugenden des gel-
ben Bernſteins an ſich hat. Auch
mit (p) Torf iſt dieſes Herzogthum
zur Gnuͤge verſehen: man findet
deſſen in dem Amte Kirchheim bey
Schopfloch ſehr viel, welcher al-
lenthalben auf 5 Schuhe tief geht.
Nicht weniger giebt es ſchoͤne (q)
Thongruben; desgleichen wird
in dem offenbacher Thale des porn-
bergiſchen Amts, recht ſchoͤne weiße
(r) porzellanerde gegraben, wel-
che bey der Porzellanfabrik in Calw

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G g 5
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[[473]/0479] Wuͤrtemberg Wuͤrtemberg gen, unweit Ludwigsburg auf dem dortigen ſchoͤnen See, ſich eine große Menge wilder Enten, ingleichen Schwaͤne, Loͤffelgaͤnſe, ꝛc. befinden. (i) Fiſche giebt es in großer Men- ge, und es ſind ſowol der Neckar, als andere große und kleine Fluͤſſe, an Karpfen, Forellen, Hechten, Aalen, Gruͤndeln, ꝛc. ſehr fiſch- reich. Beſonders giebt es in der Lauter bey Kirchheim, Wendlin- gen, und der Gegend herum eine Art Gangfiſche, welche man Na- ſen nennet, und die ſich im Fruͤh- jahre zu vielen tauſenden einfinden, welches aber nur 24 Stunden waͤh- ret, da man das ganze Jahr hin- durch dergleichen faſt ſelten wahr- nimmt; und der Enzfluß heget viel Forellen und Gruͤndeln. Was den Bergbau anbetrifft, ſo iſt das Staͤdtgen Bulach wegen ſeines ſchoͤ- nen (k) Silber- und Kupferberg- werks beruͤhmt, das ſchon 1329 gebauet worden, und deſſen Bau, nachdem ſolcher ſeit dem Bauern- Kriege an die 200 Jahre ungebau- et gelegen, 1716 und 1717 eine Ge- ſellſchaft wieder zu betreiben ange- fangen hat; da man denn 1718 ei- nen maͤchtigen Ouarzgang ange- troffen hat, welcher an Silber- und Kupfererzte reichhaltig iſt, ſo, daß damals die friſchen Anbruͤche auf den Bergcentner 15, 30, bis 54 Pfunde Kupfer, gleichwie an Sil- ber 6, 15, 20 bis 32 Loth gehalten; und wird der Bergbau daſelbſt noch fortgeſetzet. Daß auch das ſchoͤne Bergwerk im Chriſtophsthale bey Freudenſtadt noch itzt ſchwunghaf- tig umgehen muͤſſe, ſieht man dar- aus, weil man 1740 von der Aus- beute Medaillen gepraͤget hat. Jn dem Amte Hornberg hat es eben- falls gute Erztadern, und bricht ſonderlich bey Schiltach auf dem Hohenberg ein reichhaltig (l) Ei- ſenerzt, wo man auf der Halden ro- then Quarzſpeck oder Blutſtein fin- det. Unweit dem Staͤdtgen Neuen- burg, ſonderlich bey Strauben- hard, Himmelrein, und der Orte herum, werden auf alten Gruben und Halden die vortrefflichſten ſo genannten Glaskoͤpfe oder Blutſtei- ne, in der groͤßten Menge gefunden. Nicht weniger findet ſich in dem Amte und der Herrſchaft Heiden- heim, um und an dem Brenzfluſſe, in der Gegend Koͤnigsbronn und Mergelſtetten, zu Tutlingen, Tola, Hauſen, Oberfrena und Neuhau- ſen auf Ecken, haͤufiges Eiſenerzt, nicht nur in den kleinen Kugeln, oder ſo genanntes Bohnenerzt; ſon- dern auch in nicht gar zu harten ro- then Steinen. (m) Schwefelkieſe trifft man bey Undingen, und auch bey Thalheim, desgleichen bey Troßingen in großer Menge an. Ferner werden bey Undingen (n) Steinkohlen gegraben. Jm ſtuttgar- der Amte, in den ſo genannten Krieges- bergen, hatte man 1611 ein ergiebi- ges Steinkohlenbergwerk entdecket, das man aber ſeit 1617 wegen ſei- ner Koſtbarkeit nicht recht fortge- bauet hat. Bey Kuppingen, im Am- te Herrenberg, finden ſich auch Steinkohlen, ſo aber fluͤßigen Un- rath von ſich geben, und nicht ſon- derlich geachtet werden. Auf den Alpen und bey Kirchheim auf dem Teckelberge, trifft man (o) Gagat, oder ſchwarzen Bernſtein an, wel- cher, den angenehmen Geruch aus- genommen, alle Tugenden des gel- ben Bernſteins an ſich hat. Auch mit (p) Torf iſt dieſes Herzogthum zur Gnuͤge verſehen: man findet deſſen in dem Amte Kirchheim bey Schopfloch ſehr viel, welcher al- lenthalben auf 5 Schuhe tief geht. Nicht weniger giebt es ſchoͤne (q) Thongruben; desgleichen wird in dem offenbacher Thale des porn- bergiſchen Amts, recht ſchoͤne weiße (r) porzellanerde gegraben, wel- che bey der Porzellanfabrik in Calw ver- G g 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [473]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/479>, abgerufen am 22.11.2024.