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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wollen-Garn
Garne einschürige Wolle gebrauchen.
Weiter ist das Garn (e) in Anse-
hung der feinern Zurichtung, theils
einfaches, so auch nur schlechthin
gesponnenes oder gedrehetes Garn
genennet wird; theils gedoppeltes,
oder gezwirntes Garn, von wel-
chem die gezwirnten Zeuge kommen.
Endlich hat man auch noch verschie-
dene Gattungen Wollengarns (f)
in Ansehung der Länder, wo sie ge-
sponnen worden. Also hat man
a) florentiner Garn, wovon ein
besonderer Artikel handelt; und
b) englisches Garn. Dieses wird
in London häufig fabriciret, und von
allen Farben nach der Schattirung
gefärbet. Es kömmt in kleinen
Döckgen, wovon ungefähr drey
derselben 1 Loth wiegen; und hat
die besondere Tugend, daß sowol die
hohen, als gemeinen Farben im
Waschen die Farbe halten und nicht
ausgehen. Dieses Garn wird zum
Nähen gebraucht, besonders zu
Frauenzimmerröcken, mehrentheils
im weißen Kannefaß. Es wird
zwar auch dergleichen wollenes
Garn an unterschiedenen Orten in
Deutschland fabriciret und gefärbet,
und ebenfalls in kleine Döckgen ge-
bracht: allein, ohnerachtet an man-
chen Orten die Wolle so fein dazu
genommen wird, daß sie der engli-
schen an Güte gleich zu kommen
scheint; so hält es doch die Far-
be im Waschen nicht, ist auch bey
weitem nicht von der Dauer und
Festigkeit, als das aufrichtige eng-
lische Gut. Die (5) Sortirung
des wollenen Garns geschieht in-
sonderheit von den Tuchmachern.
Denn je besser oder weniger der
Faden gedrehet ist, je besser fasset
das Tuch Gewand. Weil aber das
wenig gedrehete Garn zu der so ge-
nannten Kette oder Werfte nicht
aushält: so muß ein vorsichtiger
Tuchmacher jedesmal dahin sehen,
daß er das etwas mehr gedrehete
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Wollen-Garn
Garn zur Werfte; das lose oder
wenig gedrehete aber zum Webel
oder Eintrag nehme. Thut dieses
der Tuchmacher, so giebt es nicht
nur besser Tuch, sondern die Werf-
te halten auch weit besser, so daß
er halb so geschwind abwirken und
seine Arbeit endigen kann. Die
(6) Wollspinnereyen floriren in-
sonderheit in England und Hol-
land,
wie denn die Eng- und Hol-
länder den Ruhm haben, daß sie
sich vor andern Nationen meister-
lich auf das Garnspinnen verstehen.
Aus den Niederlanden, und zwar
aus Flandern, kömmt insonderheit
das obgedachte Soygarn oder Sa-
yegarn. Jn Sachsen und Schle-
sien
wird hin und wieder sehr feines
wollenes Garn gesponnen, sonder-
lich aber um Leipzig und Erfurt
herum, da man aus einem Pfunde
von 32 Loth Wolle 4 Stücke halb
Ellen Weise gesponnenes Garn
bekommen kann: solches Gespinnst
aber gebrauchen allein die Zeug- und
Strumpfmacher. Auch in Oester-
reich
legt man sich auf das Garn-
spinnen, wie denn in dem Flecken
Ebersdorf, eine Meile von Wien,
neuerlicher Zeiten eine Wollspinne-
rey angeleget worden ist. Der
(7) Wollengarnhandel floriret an
allen denen Orten, wo die Wollen-
manufacturen und Wollspinnereyen
blühen. Wie denn in Schlesien
und Glatz, sonderlich zu Neiße, ein
beträchtlicher Wollengarnhandel ist.
Das obgedachte erfurter feine wol-
lene Garn wird nebst allen Sorten
von Garne, stark auf den leipziger
Messen verhandelt. Und ist der
Einkauf des wollenen Garns, wie
billig, an vielen Orten den Tuch-
machern zuförderst verliehen, und
ihnen die Freyheit gegeben, daß
ihnen des Morgens bis 10 oder 11
Uhr allein erlaubt seyn soll, das zu
Markt gebrachte Garn zu kaufen;
was hierauf übrig bleibt, mögen

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Wollen-Garn
Garne einſchuͤrige Wolle gebrauchen.
Weiter iſt das Garn (e) in Anſe-
hung der feinern Zurichtung, theils
einfaches, ſo auch nur ſchlechthin
geſponnenes oder gedrehetes Garn
genennet wird; theils gedoppeltes,
oder gezwirntes Garn, von wel-
chem die gezwirnten Zeuge kommen.
Endlich hat man auch noch verſchie-
dene Gattungen Wollengarns (f)
in Anſehung der Laͤnder, wo ſie ge-
ſponnen worden. Alſo hat man
a) florentiner Garn, wovon ein
beſonderer Artikel handelt; und
b) engliſches Garn. Dieſes wird
in London haͤufig fabriciret, und von
allen Farben nach der Schattirung
gefaͤrbet. Es koͤmmt in kleinen
Doͤckgen, wovon ungefaͤhr drey
derſelben 1 Loth wiegen; und hat
die beſondere Tugend, daß ſowol die
hohen, als gemeinen Farben im
Waſchen die Farbe halten und nicht
ausgehen. Dieſes Garn wird zum
Naͤhen gebraucht, beſonders zu
Frauenzimmerroͤcken, mehrentheils
im weißen Kannefaß. Es wird
zwar auch dergleichen wollenes
Garn an unterſchiedenen Orten in
Deutſchland fabriciret und gefaͤrbet,
und ebenfalls in kleine Doͤckgen ge-
bracht: allein, ohnerachtet an man-
chen Orten die Wolle ſo fein dazu
genommen wird, daß ſie der engli-
ſchen an Guͤte gleich zu kommen
ſcheint; ſo haͤlt es doch die Far-
be im Waſchen nicht, iſt auch bey
weitem nicht von der Dauer und
Feſtigkeit, als das aufrichtige eng-
liſche Gut. Die (5) Sortirung
des wollenen Garns geſchieht in-
ſonderheit von den Tuchmachern.
Denn je beſſer oder weniger der
Faden gedrehet iſt, je beſſer faſſet
das Tuch Gewand. Weil aber das
wenig gedrehete Garn zu der ſo ge-
nannten Kette oder Werfte nicht
aushaͤlt: ſo muß ein vorſichtiger
Tuchmacher jedesmal dahin ſehen,
daß er das etwas mehr gedrehete
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Wollen-Garn
Garn zur Werfte; das loſe oder
wenig gedrehete aber zum Webel
oder Eintrag nehme. Thut dieſes
der Tuchmacher, ſo giebt es nicht
nur beſſer Tuch, ſondern die Werf-
te halten auch weit beſſer, ſo daß
er halb ſo geſchwind abwirken und
ſeine Arbeit endigen kann. Die
(6) Wollſpinnereyen floriren in-
ſonderheit in England und Hol-
land,
wie denn die Eng- und Hol-
laͤnder den Ruhm haben, daß ſie
ſich vor andern Nationen meiſter-
lich auf das Garnſpinnen verſtehen.
Aus den Niederlanden, und zwar
aus Flandern, koͤmmt inſonderheit
das obgedachte Soygarn oder Sa-
yegarn. Jn Sachſen und Schle-
ſien
wird hin und wieder ſehr feines
wollenes Garn geſponnen, ſonder-
lich aber um Leipzig und Erfurt
herum, da man aus einem Pfunde
von 32 Loth Wolle 4 Stuͤcke halb
Ellen Weiſe geſponnenes Garn
bekommen kann: ſolches Geſpinnſt
aber gebrauchen allein die Zeug- und
Strumpfmacher. Auch in Oeſter-
reich
legt man ſich auf das Garn-
ſpinnen, wie denn in dem Flecken
Ebersdorf, eine Meile von Wien,
neuerlicher Zeiten eine Wollſpinne-
rey angeleget worden iſt. Der
(7) Wollengarnhandel floriret an
allen denen Orten, wo die Wollen-
manufacturen und Wollſpinnereyen
bluͤhen. Wie denn in Schleſien
und Glatz, ſonderlich zu Neiße, ein
betraͤchtlicher Wollengarnhandel iſt.
Das obgedachte erfurter feine wol-
lene Garn wird nebſt allen Sorten
von Garne, ſtark auf den leipziger
Meſſen verhandelt. Und iſt der
Einkauf des wollenen Garns, wie
billig, an vielen Orten den Tuch-
machern zufoͤrderſt verliehen, und
ihnen die Freyheit gegeben, daß
ihnen des Morgens bis 10 oder 11
Uhr allein erlaubt ſeyn ſoll, das zu
Markt gebrachte Garn zu kaufen;
was hierauf uͤbrig bleibt, moͤgen

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[[455]/0461] Wollen-Garn Wollen-Garn Garne einſchuͤrige Wolle gebrauchen. Weiter iſt das Garn (e) in Anſe- hung der feinern Zurichtung, theils einfaches, ſo auch nur ſchlechthin geſponnenes oder gedrehetes Garn genennet wird; theils gedoppeltes, oder gezwirntes Garn, von wel- chem die gezwirnten Zeuge kommen. Endlich hat man auch noch verſchie- dene Gattungen Wollengarns (f) in Anſehung der Laͤnder, wo ſie ge- ſponnen worden. Alſo hat man a) florentiner Garn, wovon ein beſonderer Artikel handelt; und b) engliſches Garn. Dieſes wird in London haͤufig fabriciret, und von allen Farben nach der Schattirung gefaͤrbet. Es koͤmmt in kleinen Doͤckgen, wovon ungefaͤhr drey derſelben 1 Loth wiegen; und hat die beſondere Tugend, daß ſowol die hohen, als gemeinen Farben im Waſchen die Farbe halten und nicht ausgehen. Dieſes Garn wird zum Naͤhen gebraucht, beſonders zu Frauenzimmerroͤcken, mehrentheils im weißen Kannefaß. Es wird zwar auch dergleichen wollenes Garn an unterſchiedenen Orten in Deutſchland fabriciret und gefaͤrbet, und ebenfalls in kleine Doͤckgen ge- bracht: allein, ohnerachtet an man- chen Orten die Wolle ſo fein dazu genommen wird, daß ſie der engli- ſchen an Guͤte gleich zu kommen ſcheint; ſo haͤlt es doch die Far- be im Waſchen nicht, iſt auch bey weitem nicht von der Dauer und Feſtigkeit, als das aufrichtige eng- liſche Gut. Die (5) Sortirung des wollenen Garns geſchieht in- ſonderheit von den Tuchmachern. Denn je beſſer oder weniger der Faden gedrehet iſt, je beſſer faſſet das Tuch Gewand. Weil aber das wenig gedrehete Garn zu der ſo ge- nannten Kette oder Werfte nicht aushaͤlt: ſo muß ein vorſichtiger Tuchmacher jedesmal dahin ſehen, daß er das etwas mehr gedrehete Garn zur Werfte; das loſe oder wenig gedrehete aber zum Webel oder Eintrag nehme. Thut dieſes der Tuchmacher, ſo giebt es nicht nur beſſer Tuch, ſondern die Werf- te halten auch weit beſſer, ſo daß er halb ſo geſchwind abwirken und ſeine Arbeit endigen kann. Die (6) Wollſpinnereyen floriren in- ſonderheit in England und Hol- land, wie denn die Eng- und Hol- laͤnder den Ruhm haben, daß ſie ſich vor andern Nationen meiſter- lich auf das Garnſpinnen verſtehen. Aus den Niederlanden, und zwar aus Flandern, koͤmmt inſonderheit das obgedachte Soygarn oder Sa- yegarn. Jn Sachſen und Schle- ſien wird hin und wieder ſehr feines wollenes Garn geſponnen, ſonder- lich aber um Leipzig und Erfurt herum, da man aus einem Pfunde von 32 Loth Wolle 4 Stuͤcke halb Ellen Weiſe geſponnenes Garn bekommen kann: ſolches Geſpinnſt aber gebrauchen allein die Zeug- und Strumpfmacher. Auch in Oeſter- reich legt man ſich auf das Garn- ſpinnen, wie denn in dem Flecken Ebersdorf, eine Meile von Wien, neuerlicher Zeiten eine Wollſpinne- rey angeleget worden iſt. Der (7) Wollengarnhandel floriret an allen denen Orten, wo die Wollen- manufacturen und Wollſpinnereyen bluͤhen. Wie denn in Schleſien und Glatz, ſonderlich zu Neiße, ein betraͤchtlicher Wollengarnhandel iſt. Das obgedachte erfurter feine wol- lene Garn wird nebſt allen Sorten von Garne, ſtark auf den leipziger Meſſen verhandelt. Und iſt der Einkauf des wollenen Garns, wie billig, an vielen Orten den Tuch- machern zufoͤrderſt verliehen, und ihnen die Freyheit gegeben, daß ihnen des Morgens bis 10 oder 11 Uhr allein erlaubt ſeyn ſoll, das zu Markt gebrachte Garn zu kaufen; was hierauf uͤbrig bleibt, moͤgen als- F f 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [455]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/461>, abgerufen am 20.05.2024.