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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wolle
oder Streichen der Wolle geschieht
vermittelst der Kardätschen, so noch
klärer, als die Krämpelkämme. Und
zwar wird die lange Wolle gekämmt.
Die diese Arbeit verrichten, heißen
Wollkämmer. Das (6) Knie-
streichen
geschieht vermittelst der
Kniestreicher, einer ganz subtilen
Art von Kardätschen, wodurch die
kläreste Wolle zu den Zeugen ver-
fertiget wird. Endlich ist noch das
(7) Färben der Wolle übrig, im-
maßen das Garn zu gefärbten Tü-
chern aus gefärbter Wolle ge-
sponnen wird. Die Farben-
wolle,
oder die gefärbte Wolle, von
verschiedenen Farben muß, ehe sie
gesponnen wird, wohl durch einan-
der und also gehörig gemengt wer-
den. Das (VI) Spinnen der
Wolle,
welches allemal vor dem
Weben und Stricken vorher gehen
muß, geschieht durch gewisse Woll-
spinnerinnen,
die, nachdem sie die
gekrämpelte oder gekämmte Wolle
erhalten, und solche aufgerollt ha-
ben, selbige entweder am Rade, oder
an der Spindel, zu Garne spinnen,
welches sodann Wollengarn, oder
gesponnene Wolle genennet wird,
wovon der Artikel: Wollen Garn,
nachzulesen. Die (VII) Verarbei-
tung der Wolle
selbsten, als auch
und vorzüglich des aus Wolle ge-
sponnenen Garns, geschieht durch
die Tuchmacher, Zeugweber, Tape-
ten- Teppich- und Deckenweber,
Hutmacher, Strumpfwirker und
Strumpfstricker, siehe Wollenma-
nufacturen.
Hieraus erhellet der
(VIII) Nutzen der Wolle, und wie
dieselbe eine zu der Menschen ihrer
Bekleidung höchstnothwendige Waa-
re sey, ja daß dieselbe der Grund
der so austräglichen Wollenmanu-
facturen sey; welche sich nach der
Güte der dazu gebrauchten Wolle
richten, und um so viel edler aus-
fallen, als besser die Wolle gewesen
ist. Es läßt sich daher auch leicht
abnehmen, wie daß der (IX) Han-
[Spaltenumbruch]
Wollenausgeber
del mit | der Wolle sehr beträchtlich
seyn müsse, wovon der Artikel:
Wolenhandel, mehrere Nachricht
ertheilet. Zum Beschlusse gedenken
wir noch der (X) Abgänge von der
Wolle,
die theils bey der Zurich-
tung, theils bey der Verarbeitung
der Wolle von derselben abgehen.
Selbige sind: 1) Die Schnipper-
linge,
das ist, die Klunkern, oder
groben und starken Spitzen und Zo-
ten, von der rohen Wolle, so bey
der Zurichtung derselben zum Spin-
nen abgeschnitten werden; 2) die
Kämmlinge, franz. Pignons oder
Peignons, worunter diejenige Wolle
verstanden wird, welche von der
feinen Wolle abfällt, wenn man
solche krämpelt oder kämmet; und
nur zu Futtertuchen gut ist, siehe
den Artikel: Flocken, oder ausge-
kämmte Wolle;
3) die Flocken,
franz. Bourres de Laine, das ist,
diejenige Wolle, die unter die Hurde
fällt, wenn man die Wolle schlägt:
allein sie sind von einer so schlech-
ten Beschaffenheit, daß sie zu nichts
weiter, als zu den gröbsten Zeugen
zu gebrauchen sind; 4) die grobe
Wolle, so in der Walkmühle von
den Tüchern abgeht,
franz. Lave-
ton
,
siehe dieses Wort; 5) die Flo-
cken,
bey den Tuch- und Zeugma-
chern, franz. Bourre-Lanisse, das
ist, diejenigen wollenen Haare, wel-
che, wenn die Tücher, Ratine, und
andere wollene Zeuge, zum Scheeren
zugerichtet, und mit Karten gerau-
chet werden, in denselben behängen
und zurücke bleiben; und 6) die
Scheerwolle, franz. Bourre- Tontisse,
das ist, diejenigen wollenen Haare,
welche durch die Tuchscheerer von
den Tüchern oder wollenen Zeu-
gen abgeschoren werden: dieser
beyden letzten Sorten von Abgän-
gen ihren Gebrauch zeiget der Artikel:
Flocken.

Wollenausgeber, werden, wo
das Tuchmacherhandwerk stark ge-

trieben;
F f 3

[Spaltenumbruch]

Wolle
oder Streichen der Wolle geſchieht
vermittelſt der Kardaͤtſchen, ſo noch
klaͤrer, als die Kraͤmpelkaͤmme. Und
zwar wird die lange Wolle gekaͤmmt.
Die dieſe Arbeit verrichten, heißen
Wollkaͤmmer. Das (6) Knie-
ſtreichen
geſchieht vermittelſt der
Knieſtreicher, einer ganz ſubtilen
Art von Kardaͤtſchen, wodurch die
klaͤreſte Wolle zu den Zeugen ver-
fertiget wird. Endlich iſt noch das
(7) Faͤrben der Wolle uͤbrig, im-
maßen das Garn zu gefaͤrbten Tuͤ-
chern aus gefaͤrbter Wolle ge-
ſponnen wird. Die Farben-
wolle,
oder die gefaͤrbte Wolle, von
verſchiedenen Farben muß, ehe ſie
geſponnen wird, wohl durch einan-
der und alſo gehoͤrig gemengt wer-
den. Das (VI) Spinnen der
Wolle,
welches allemal vor dem
Weben und Stricken vorher gehen
muß, geſchieht durch gewiſſe Woll-
ſpinnerinnen,
die, nachdem ſie die
gekraͤmpelte oder gekaͤmmte Wolle
erhalten, und ſolche aufgerollt ha-
ben, ſelbige entweder am Rade, oder
an der Spindel, zu Garne ſpinnen,
welches ſodann Wollengarn, oder
geſponnene Wolle genennet wird,
wovon der Artikel: Wollen Garn,
nachzuleſen. Die (VII) Verarbei-
tung der Wolle
ſelbſten, als auch
und vorzuͤglich des aus Wolle ge-
ſponnenen Garns, geſchieht durch
die Tuchmacher, Zeugweber, Tape-
ten- Teppich- und Deckenweber,
Hutmacher, Strumpfwirker und
Strumpfſtricker, ſiehe Wollenma-
nufacturen.
Hieraus erhellet der
(VIII) Nutzen der Wolle, und wie
dieſelbe eine zu der Menſchen ihrer
Bekleidung hoͤchſtnothwendige Waa-
re ſey, ja daß dieſelbe der Grund
der ſo austraͤglichen Wollenmanu-
facturen ſey; welche ſich nach der
Guͤte der dazu gebrauchten Wolle
richten, und um ſo viel edler aus-
fallen, als beſſer die Wolle geweſen
iſt. Es laͤßt ſich daher auch leicht
abnehmen, wie daß der (IX) Han-
[Spaltenumbruch]
Wollenausgeber
del mit | der Wolle ſehr betraͤchtlich
ſeyn muͤſſe, wovon der Artikel:
Wolenhandel, mehrere Nachricht
ertheilet. Zum Beſchluſſe gedenken
wir noch der (X) Abgaͤnge von der
Wolle,
die theils bey der Zurich-
tung, theils bey der Verarbeitung
der Wolle von derſelben abgehen.
Selbige ſind: 1) Die Schnipper-
linge,
das iſt, die Klunkern, oder
groben und ſtarken Spitzen und Zo-
ten, von der rohen Wolle, ſo bey
der Zurichtung derſelben zum Spin-
nen abgeſchnitten werden; 2) die
Kaͤmmlinge, franz. Pignons oder
Peignons, worunter diejenige Wolle
verſtanden wird, welche von der
feinen Wolle abfaͤllt, wenn man
ſolche kraͤmpelt oder kaͤmmet; und
nur zu Futtertuchen gut iſt, ſiehe
den Artikel: Flocken, oder ausge-
kaͤmmte Wolle;
3) die Flocken,
franz. Bourres de Laine, das iſt,
diejenige Wolle, die unter die Hurde
faͤllt, wenn man die Wolle ſchlaͤgt:
allein ſie ſind von einer ſo ſchlech-
ten Beſchaffenheit, daß ſie zu nichts
weiter, als zu den groͤbſten Zeugen
zu gebrauchen ſind; 4) die grobe
Wolle, ſo in der Walkmuͤhle von
den Tuͤchern abgeht,
franz. Lave-
ton
,
ſiehe dieſes Wort; 5) die Flo-
cken,
bey den Tuch- und Zeugma-
chern, franz. Bourre-Laniſſe, das
iſt, diejenigen wollenen Haare, wel-
che, wenn die Tuͤcher, Ratine, und
andere wollene Zeuge, zum Scheeren
zugerichtet, und mit Karten gerau-
chet werden, in denſelben behaͤngen
und zuruͤcke bleiben; und 6) die
Scheerwolle, franz. Bourre- Tontiſſe,
das iſt, diejenigen wollenen Haare,
welche durch die Tuchſcheerer von
den Tuͤchern oder wollenen Zeu-
gen abgeſchoren werden: dieſer
beyden letzten Sorten von Abgaͤn-
gen ihren Gebrauch zeiget der Artikel:
Flocken.

Wollenausgeber, werden, wo
das Tuchmacherhandwerk ſtark ge-

trieben;
F f 3
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[[453]/0459] Wolle Wollenausgeber oder Streichen der Wolle geſchieht vermittelſt der Kardaͤtſchen, ſo noch klaͤrer, als die Kraͤmpelkaͤmme. Und zwar wird die lange Wolle gekaͤmmt. Die dieſe Arbeit verrichten, heißen Wollkaͤmmer. Das (6) Knie- ſtreichen geſchieht vermittelſt der Knieſtreicher, einer ganz ſubtilen Art von Kardaͤtſchen, wodurch die klaͤreſte Wolle zu den Zeugen ver- fertiget wird. Endlich iſt noch das (7) Faͤrben der Wolle uͤbrig, im- maßen das Garn zu gefaͤrbten Tuͤ- chern aus gefaͤrbter Wolle ge- ſponnen wird. Die Farben- wolle, oder die gefaͤrbte Wolle, von verſchiedenen Farben muß, ehe ſie geſponnen wird, wohl durch einan- der und alſo gehoͤrig gemengt wer- den. Das (VI) Spinnen der Wolle, welches allemal vor dem Weben und Stricken vorher gehen muß, geſchieht durch gewiſſe Woll- ſpinnerinnen, die, nachdem ſie die gekraͤmpelte oder gekaͤmmte Wolle erhalten, und ſolche aufgerollt ha- ben, ſelbige entweder am Rade, oder an der Spindel, zu Garne ſpinnen, welches ſodann Wollengarn, oder geſponnene Wolle genennet wird, wovon der Artikel: Wollen Garn, nachzuleſen. Die (VII) Verarbei- tung der Wolle ſelbſten, als auch und vorzuͤglich des aus Wolle ge- ſponnenen Garns, geſchieht durch die Tuchmacher, Zeugweber, Tape- ten- Teppich- und Deckenweber, Hutmacher, Strumpfwirker und Strumpfſtricker, ſiehe Wollenma- nufacturen. Hieraus erhellet der (VIII) Nutzen der Wolle, und wie dieſelbe eine zu der Menſchen ihrer Bekleidung hoͤchſtnothwendige Waa- re ſey, ja daß dieſelbe der Grund der ſo austraͤglichen Wollenmanu- facturen ſey; welche ſich nach der Guͤte der dazu gebrauchten Wolle richten, und um ſo viel edler aus- fallen, als beſſer die Wolle geweſen iſt. Es laͤßt ſich daher auch leicht abnehmen, wie daß der (IX) Han- del mit | der Wolle ſehr betraͤchtlich ſeyn muͤſſe, wovon der Artikel: Wolenhandel, mehrere Nachricht ertheilet. Zum Beſchluſſe gedenken wir noch der (X) Abgaͤnge von der Wolle, die theils bey der Zurich- tung, theils bey der Verarbeitung der Wolle von derſelben abgehen. Selbige ſind: 1) Die Schnipper- linge, das iſt, die Klunkern, oder groben und ſtarken Spitzen und Zo- ten, von der rohen Wolle, ſo bey der Zurichtung derſelben zum Spin- nen abgeſchnitten werden; 2) die Kaͤmmlinge, franz. Pignons oder Peignons, worunter diejenige Wolle verſtanden wird, welche von der feinen Wolle abfaͤllt, wenn man ſolche kraͤmpelt oder kaͤmmet; und nur zu Futtertuchen gut iſt, ſiehe den Artikel: Flocken, oder ausge- kaͤmmte Wolle; 3) die Flocken, franz. Bourres de Laine, das iſt, diejenige Wolle, die unter die Hurde faͤllt, wenn man die Wolle ſchlaͤgt: allein ſie ſind von einer ſo ſchlech- ten Beſchaffenheit, daß ſie zu nichts weiter, als zu den groͤbſten Zeugen zu gebrauchen ſind; 4) die grobe Wolle, ſo in der Walkmuͤhle von den Tuͤchern abgeht, franz. Lave- ton, ſiehe dieſes Wort; 5) die Flo- cken, bey den Tuch- und Zeugma- chern, franz. Bourre-Laniſſe, das iſt, diejenigen wollenen Haare, wel- che, wenn die Tuͤcher, Ratine, und andere wollene Zeuge, zum Scheeren zugerichtet, und mit Karten gerau- chet werden, in denſelben behaͤngen und zuruͤcke bleiben; und 6) die Scheerwolle, franz. Bourre- Tontiſſe, das iſt, diejenigen wollenen Haare, welche durch die Tuchſcheerer von den Tuͤchern oder wollenen Zeu- gen abgeſchoren werden: dieſer beyden letzten Sorten von Abgaͤn- gen ihren Gebrauch zeiget der Artikel: Flocken. Wollenausgeber, werden, wo das Tuchmacherhandwerk ſtark ge- trieben; F f 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [453]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/459>, abgerufen am 22.11.2024.