Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wien
leute, so mit geringern und schlech-
tern Waaren handeln, und solche
nach dem Gewichte, Maaße oder
Elle ebenfalls verkaufen. Deren
Anzahl soll sich wohl auf 600 er-
strecken. c) Die Tändler haben
ebenfalls ihre ordentliche und offene
Gewölber in der Stadt; und ist
im Sommer alle Dienstage und
Freytage vor dem kärnther Thore
Tändel- oder Trödelmarkt. Dieser
Markt ist in gutem Rufe, weil man
auf demselben von allen Sachen, so
nur zu erdenken sind, etwas zu ver-
kaufen antrifft, so, daß auch Sa-
chen von der größten Wichtigkeit,
als Jubelen, Uhren, Gold- und Sil-
berarbeit, Spiegel etc. daselbst feil
sind. Jn Ansehung der (15) An-
zahl der angesessenen Kaufleute
überhaupt
bemerken wir, daß die
angesessene Kaufmannschaft zu Wien
sehr stark und zahlreich sey. Man
zählet daselbst a) zehn Jubelirer,
worunter verschiedene von sehr gros-
ser Wichtigkeit, und die kostbarsten
Jubelen von allerhand Art und
Fason haben. Nebst diesen trifft
man allhier b) viele Goldschmieds-
gewölber
an, in welchen die kost-
barste und künstlichste Arbeit zu ha-
ben ist. Es sind auch in der Stadt
c) zwölf wohlbestellte Apotheken,
nebst noch einer, so die Jesuiten in
dasigem Profeßhause haben; und in
den Vorstädten sind deren ebenfalls
drey anzutreffen. Ferner zählet
man in Wien d) an die 12 Materia-
listengewölber,
in welchen nicht
nur alle Materialien, so die Apothe-
ker brauchen, anzutreffen, sondern
auch die besten Specereyen, Olitä-
ten, destillirte Wasser, chymische
Salze und andere dergleichen Sa-
chen zu haben sind. Nicht weniger
giebt es e) unterschiedliche Gewöl-
ber, wo man allerhand Sorten von
Confituren, sowol trockene als feuch-
te, ingleichen allerley mit Zucker
eingemachte Säfte und andere ein-
gemachte Sachen
verkauft. Des-
[Spaltenumbruch]
Wien
gleichen zählet man allda f) an die
60 Gewürzgewölber, welche mit
Gewürze, mit den delicatesten italie-
nischen Weinen, Früchten, Au-
stern, Sardellen, Citronen Pome-
ranzen, etc. handeln. Nächst die-
sen trifft man g) auf die 300 Kram-
laden
an, allwo man Leinwand,
wollene Zeuge, Strümpfe, Hüte,
Knöpfe, Handschuhe, Borten,
verkauft; h) der vielen Galan-
teriehändler,
i) der so genannten
Nürnberger, k) Uhr- und Jnstru-
mentenmacher,
l) Zinn- Wachs-
Kupfer-
und Eisengewölber vor
itzo nicht zu gedenken. Was m)
die Buchläden anlanget, so sind
deren zwar bis 20 zu Wien; aber
es sind unter solchen kaum 7 oder
8, welche etwas bedeuten. Die
vornehmsten (16) Waaren, so (a)
von Wien in andere Länder ver-
führet werden,
sind Quecksilber;
ungarisches Kupfer; ingleichen das
ächte ungarische Sohlleder, so theils
in Wiener, und theils in Presbur-
ger Leder besteht, wovon das Pres-
burger das feinste ist. Solches Le-
der geht von da aus in großer
Menge an unterschiedene Handels-
orte, und kann mit gutem Vortheile
versilbert werden; Safran, unga-
rische und österreichische Weine etc.
Was die (b) eingehenden Waaren
betrifft: so werden vor die dasige
kaiserlich- königliche große Hofhal-
tung, und die Menge ihrer Einwoh-
ner und Fremden, viele Brocate,
Damaste, seidene Stoffe, goldene
und silberne Bänder, Sammet,
Tuche, Sarschen, und andere wol-
lene Stoffe, Specereyen, Farbe-
waaren, Nesseltuche, spanische Röhre,
gedruckte Kattune, Leinewande etc.
nach Wien gebracht. Jnsonderheit
wird aus Oberösterreich und andern
an der Donau gelegenen Reichs-
provinzen
Getreide, Salz, Rhein-
und Moslerwein, Holz, Stroh, und
andere Bedürfnisse herbey geschaffet.

Aus

[Spaltenumbruch]

Wien
leute, ſo mit geringern und ſchlech-
tern Waaren handeln, und ſolche
nach dem Gewichte, Maaße oder
Elle ebenfalls verkaufen. Deren
Anzahl ſoll ſich wohl auf 600 er-
ſtrecken. c) Die Taͤndler haben
ebenfalls ihre ordentliche und offene
Gewoͤlber in der Stadt; und iſt
im Sommer alle Dienſtage und
Freytage vor dem kaͤrnther Thore
Taͤndel- oder Troͤdelmarkt. Dieſer
Markt iſt in gutem Rufe, weil man
auf demſelben von allen Sachen, ſo
nur zu erdenken ſind, etwas zu ver-
kaufen antrifft, ſo, daß auch Sa-
chen von der groͤßten Wichtigkeit,
als Jubelen, Uhren, Gold- und Sil-
berarbeit, Spiegel ꝛc. daſelbſt feil
ſind. Jn Anſehung der (15) An-
zahl der angeſeſſenen Kaufleute
uͤberhaupt
bemerken wir, daß die
angeſeſſene Kaufmannſchaft zu Wien
ſehr ſtark und zahlreich ſey. Man
zaͤhlet daſelbſt a) zehn Jubelirer,
worunter verſchiedene von ſehr groſ-
ſer Wichtigkeit, und die koſtbarſten
Jubelen von allerhand Art und
Faſon haben. Nebſt dieſen trifft
man allhier b) viele Goldſchmieds-
gewoͤlber
an, in welchen die koſt-
barſte und kuͤnſtlichſte Arbeit zu ha-
ben iſt. Es ſind auch in der Stadt
c) zwoͤlf wohlbeſtellte Apotheken,
nebſt noch einer, ſo die Jeſuiten in
daſigem Profeßhauſe haben; und in
den Vorſtaͤdten ſind deren ebenfalls
drey anzutreffen. Ferner zaͤhlet
man in Wien d) an die 12 Materia-
liſtengewoͤlber,
in welchen nicht
nur alle Materialien, ſo die Apothe-
ker brauchen, anzutreffen, ſondern
auch die beſten Specereyen, Olitaͤ-
ten, deſtillirte Waſſer, chymiſche
Salze und andere dergleichen Sa-
chen zu haben ſind. Nicht weniger
giebt es e) unterſchiedliche Gewoͤl-
ber, wo man allerhand Sorten von
Confituren, ſowol trockene als feuch-
te, ingleichen allerley mit Zucker
eingemachte Saͤfte und andere ein-
gemachte Sachen
verkauft. Des-
[Spaltenumbruch]
Wien
gleichen zaͤhlet man allda f) an die
60 Gewuͤrzgewoͤlber, welche mit
Gewuͤrze, mit den delicateſten italie-
niſchen Weinen, Fruͤchten, Au-
ſtern, Sardellen, Citronen Pome-
ranzen, ꝛc. handeln. Naͤchſt die-
ſen trifft man g) auf die 300 Kram-
laden
an, allwo man Leinwand,
wollene Zeuge, Struͤmpfe, Huͤte,
Knoͤpfe, Handſchuhe, Borten,
verkauft; h) der vielen Galan-
teriehaͤndler,
i) der ſo genannten
Nuͤrnberger, k) Uhr- und Jnſtru-
mentenmacher,
l) Zinn- Wachs-
Kupfer-
und Eiſengewoͤlber vor
itzo nicht zu gedenken. Was m)
die Buchlaͤden anlanget, ſo ſind
deren zwar bis 20 zu Wien; aber
es ſind unter ſolchen kaum 7 oder
8, welche etwas bedeuten. Die
vornehmſten (16) Waaren, ſo (a)
von Wien in andere Laͤnder ver-
fuͤhret werden,
ſind Queckſilber;
ungariſches Kupfer; ingleichen das
aͤchte ungariſche Sohlleder, ſo theils
in Wiener, und theils in Presbur-
ger Leder beſteht, wovon das Pres-
burger das feinſte iſt. Solches Le-
der geht von da aus in großer
Menge an unterſchiedene Handels-
orte, und kann mit gutem Vortheile
verſilbert werden; Safran, unga-
riſche und oͤſterreichiſche Weine ꝛc.
Was die (b) eingehenden Waaren
betrifft: ſo werden vor die daſige
kaiſerlich- koͤnigliche große Hofhal-
tung, und die Menge ihrer Einwoh-
ner und Fremden, viele Brocate,
Damaſte, ſeidene Stoffe, goldene
und ſilberne Baͤnder, Sammet,
Tuche, Sarſchen, und andere wol-
lene Stoffe, Specereyen, Farbe-
waaren, Neſſeltuche, ſpaniſche Roͤhre,
gedruckte Kattune, Leinewande ꝛc.
nach Wien gebracht. Jnſonderheit
wird aus Oberoͤſterreich und andern
an der Donau gelegenen Reichs-
provinzen
Getreide, Salz, Rhein-
und Moslerwein, Holz, Stroh, und
andere Beduͤrfniſſe herbey geſchaffet.

Aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0440" n="[434]"/><cb n="867"/><fw place="top" type="header">Wien</fw><lb/>
leute, &#x017F;o mit geringern und &#x017F;chlech-<lb/>
tern Waaren handeln, und &#x017F;olche<lb/>
nach dem Gewichte, Maaße oder<lb/>
Elle ebenfalls verkaufen. Deren<lb/>
Anzahl &#x017F;oll &#x017F;ich wohl auf 600 er-<lb/>
&#x017F;trecken. c) Die <hi rendition="#fr">Ta&#x0364;ndler</hi> haben<lb/>
ebenfalls ihre ordentliche und offene<lb/>
Gewo&#x0364;lber in der Stadt; und i&#x017F;t<lb/>
im Sommer alle Dien&#x017F;tage und<lb/>
Freytage vor dem ka&#x0364;rnther Thore<lb/><hi rendition="#fr">Ta&#x0364;ndel-</hi> oder <hi rendition="#fr">Tro&#x0364;delmarkt.</hi> Die&#x017F;er<lb/>
Markt i&#x017F;t in gutem Rufe, weil man<lb/>
auf dem&#x017F;elben von allen Sachen, &#x017F;o<lb/>
nur zu erdenken &#x017F;ind, etwas zu ver-<lb/>
kaufen antrifft, &#x017F;o, daß auch Sa-<lb/>
chen von der gro&#x0364;ßten Wichtigkeit,<lb/>
als Jubelen, Uhren, Gold- und Sil-<lb/>
berarbeit, Spiegel &#xA75B;c. da&#x017F;elb&#x017F;t feil<lb/>
&#x017F;ind. Jn An&#x017F;ehung der (15) <hi rendition="#fr">An-<lb/>
zahl der ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;enen Kaufleute<lb/>
u&#x0364;berhaupt</hi> bemerken wir, daß die<lb/>
ange&#x017F;e&#x017F;&#x017F;ene Kaufmann&#x017F;chaft zu Wien<lb/>
&#x017F;ehr &#x017F;tark und zahlreich &#x017F;ey. Man<lb/>
za&#x0364;hlet da&#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">a</hi>) zehn <hi rendition="#fr">Jubelirer,</hi><lb/>
worunter ver&#x017F;chiedene von &#x017F;ehr gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Wichtigkeit, und die ko&#x017F;tbar&#x017F;ten<lb/>
Jubelen von allerhand Art und<lb/>
Fa&#x017F;on haben. Neb&#x017F;t die&#x017F;en trifft<lb/>
man allhier <hi rendition="#aq">b</hi>) viele <hi rendition="#fr">Gold&#x017F;chmieds-<lb/>
gewo&#x0364;lber</hi> an, in welchen die ko&#x017F;t-<lb/>
bar&#x017F;te und ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te Arbeit zu ha-<lb/>
ben i&#x017F;t. Es &#x017F;ind auch in der Stadt<lb/><hi rendition="#aq">c</hi>) zwo&#x0364;lf wohlbe&#x017F;tellte <hi rendition="#fr">Apotheken,</hi><lb/>
neb&#x017F;t noch einer, &#x017F;o die Je&#x017F;uiten in<lb/>
da&#x017F;igem Profeßhau&#x017F;e haben; und in<lb/>
den Vor&#x017F;ta&#x0364;dten &#x017F;ind deren ebenfalls<lb/>
drey anzutreffen. Ferner za&#x0364;hlet<lb/>
man in Wien <hi rendition="#aq">d</hi>) an die 12 <hi rendition="#fr">Materia-<lb/>
li&#x017F;tengewo&#x0364;lber,</hi> in welchen nicht<lb/>
nur alle Materialien, &#x017F;o die Apothe-<lb/>
ker brauchen, anzutreffen, &#x017F;ondern<lb/>
auch die be&#x017F;ten Specereyen, Olita&#x0364;-<lb/>
ten, de&#x017F;tillirte Wa&#x017F;&#x017F;er, chymi&#x017F;che<lb/>
Salze und andere dergleichen Sa-<lb/>
chen zu haben &#x017F;ind. Nicht weniger<lb/>
giebt es <hi rendition="#aq">e</hi>) unter&#x017F;chiedliche Gewo&#x0364;l-<lb/>
ber, wo man allerhand Sorten von<lb/><hi rendition="#fr">Confituren,</hi> &#x017F;owol trockene als feuch-<lb/>
te, ingleichen allerley mit Zucker<lb/>
eingemachte <hi rendition="#fr">Sa&#x0364;fte</hi> und andere <hi rendition="#fr">ein-<lb/>
gemachte Sachen</hi> verkauft. Des-<lb/><cb n="868"/>
<fw place="top" type="header">Wien</fw><lb/>
gleichen za&#x0364;hlet man allda <hi rendition="#aq">f</hi>) an die<lb/>
60 <hi rendition="#fr">Gewu&#x0364;rzgewo&#x0364;lber,</hi> welche mit<lb/>
Gewu&#x0364;rze, mit den delicate&#x017F;ten italie-<lb/>
ni&#x017F;chen Weinen, Fru&#x0364;chten, Au-<lb/>
&#x017F;tern, Sardellen, Citronen Pome-<lb/>
ranzen, &#xA75B;c. handeln. Na&#x0364;ch&#x017F;t die-<lb/>
&#x017F;en trifft man <hi rendition="#aq">g</hi>) auf die 300 <hi rendition="#fr">Kram-<lb/>
laden</hi> an, allwo man Leinwand,<lb/>
wollene Zeuge, Stru&#x0364;mpfe, Hu&#x0364;te,<lb/>
Kno&#x0364;pfe, Hand&#x017F;chuhe, Borten,<lb/>
verkauft; <hi rendition="#aq">h</hi>) der vielen <hi rendition="#fr">Galan-<lb/>
terieha&#x0364;ndler,</hi> <hi rendition="#aq">i</hi>) der &#x017F;o genannten<lb/><hi rendition="#fr">Nu&#x0364;rnberger,</hi> <hi rendition="#aq">k</hi>) <hi rendition="#fr">Uhr-</hi> und <hi rendition="#fr">Jn&#x017F;tru-<lb/>
mentenmacher,</hi> <hi rendition="#aq">l</hi>) <hi rendition="#fr">Zinn- Wachs-<lb/>
Kupfer-</hi> und <hi rendition="#fr">Ei&#x017F;engewo&#x0364;lber</hi> vor<lb/>
itzo nicht zu gedenken. Was <hi rendition="#aq">m</hi>)<lb/>
die <hi rendition="#fr">Buchla&#x0364;den</hi> anlanget, &#x017F;o &#x017F;ind<lb/>
deren zwar bis 20 zu Wien; aber<lb/>
es &#x017F;ind unter &#x017F;olchen kaum 7 oder<lb/>
8, welche etwas bedeuten. Die<lb/>
vornehm&#x017F;ten (16) <hi rendition="#fr">Waaren,</hi> &#x017F;o (<hi rendition="#aq">a</hi>)<lb/><hi rendition="#fr">von Wien in andere La&#x0364;nder ver-<lb/>
fu&#x0364;hret werden,</hi> &#x017F;ind Queck&#x017F;ilber;<lb/>
ungari&#x017F;ches Kupfer; ingleichen das<lb/>
a&#x0364;chte ungari&#x017F;che Sohlleder, &#x017F;o theils<lb/>
in Wiener, und theils in Presbur-<lb/>
ger Leder be&#x017F;teht, wovon das Pres-<lb/>
burger das fein&#x017F;te i&#x017F;t. Solches Le-<lb/>
der geht von da aus in großer<lb/>
Menge an unter&#x017F;chiedene Handels-<lb/>
orte, und kann mit gutem Vortheile<lb/>
ver&#x017F;ilbert werden; Safran, unga-<lb/>
ri&#x017F;che und o&#x0364;&#x017F;terreichi&#x017F;che Weine &#xA75B;c.<lb/>
Was die (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">eingehenden Waaren</hi><lb/>
betrifft: &#x017F;o werden vor die da&#x017F;ige<lb/>
kai&#x017F;erlich- ko&#x0364;nigliche große Hofhal-<lb/>
tung, und die Menge ihrer Einwoh-<lb/>
ner und Fremden, viele Brocate,<lb/>
Dama&#x017F;te, &#x017F;eidene Stoffe, goldene<lb/>
und &#x017F;ilberne Ba&#x0364;nder, Sammet,<lb/>
Tuche, Sar&#x017F;chen, und andere wol-<lb/>
lene Stoffe, Specereyen, Farbe-<lb/>
waaren, Ne&#x017F;&#x017F;eltuche, &#x017F;pani&#x017F;che Ro&#x0364;hre,<lb/>
gedruckte Kattune, Leinewande &#xA75B;c.<lb/>
nach Wien gebracht. Jn&#x017F;onderheit<lb/>
wird aus <hi rendition="#fr">Obero&#x0364;&#x017F;terreich</hi> und andern<lb/><hi rendition="#fr">an der Donau gelegenen Reichs-<lb/>
provinzen</hi> Getreide, Salz, Rhein-<lb/>
und Moslerwein, Holz, Stroh, und<lb/>
andere Bedu&#x0364;rfni&#x017F;&#x017F;e herbey ge&#x017F;chaffet.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[434]/0440] Wien Wien leute, ſo mit geringern und ſchlech- tern Waaren handeln, und ſolche nach dem Gewichte, Maaße oder Elle ebenfalls verkaufen. Deren Anzahl ſoll ſich wohl auf 600 er- ſtrecken. c) Die Taͤndler haben ebenfalls ihre ordentliche und offene Gewoͤlber in der Stadt; und iſt im Sommer alle Dienſtage und Freytage vor dem kaͤrnther Thore Taͤndel- oder Troͤdelmarkt. Dieſer Markt iſt in gutem Rufe, weil man auf demſelben von allen Sachen, ſo nur zu erdenken ſind, etwas zu ver- kaufen antrifft, ſo, daß auch Sa- chen von der groͤßten Wichtigkeit, als Jubelen, Uhren, Gold- und Sil- berarbeit, Spiegel ꝛc. daſelbſt feil ſind. Jn Anſehung der (15) An- zahl der angeſeſſenen Kaufleute uͤberhaupt bemerken wir, daß die angeſeſſene Kaufmannſchaft zu Wien ſehr ſtark und zahlreich ſey. Man zaͤhlet daſelbſt a) zehn Jubelirer, worunter verſchiedene von ſehr groſ- ſer Wichtigkeit, und die koſtbarſten Jubelen von allerhand Art und Faſon haben. Nebſt dieſen trifft man allhier b) viele Goldſchmieds- gewoͤlber an, in welchen die koſt- barſte und kuͤnſtlichſte Arbeit zu ha- ben iſt. Es ſind auch in der Stadt c) zwoͤlf wohlbeſtellte Apotheken, nebſt noch einer, ſo die Jeſuiten in daſigem Profeßhauſe haben; und in den Vorſtaͤdten ſind deren ebenfalls drey anzutreffen. Ferner zaͤhlet man in Wien d) an die 12 Materia- liſtengewoͤlber, in welchen nicht nur alle Materialien, ſo die Apothe- ker brauchen, anzutreffen, ſondern auch die beſten Specereyen, Olitaͤ- ten, deſtillirte Waſſer, chymiſche Salze und andere dergleichen Sa- chen zu haben ſind. Nicht weniger giebt es e) unterſchiedliche Gewoͤl- ber, wo man allerhand Sorten von Confituren, ſowol trockene als feuch- te, ingleichen allerley mit Zucker eingemachte Saͤfte und andere ein- gemachte Sachen verkauft. Des- gleichen zaͤhlet man allda f) an die 60 Gewuͤrzgewoͤlber, welche mit Gewuͤrze, mit den delicateſten italie- niſchen Weinen, Fruͤchten, Au- ſtern, Sardellen, Citronen Pome- ranzen, ꝛc. handeln. Naͤchſt die- ſen trifft man g) auf die 300 Kram- laden an, allwo man Leinwand, wollene Zeuge, Struͤmpfe, Huͤte, Knoͤpfe, Handſchuhe, Borten, verkauft; h) der vielen Galan- teriehaͤndler, i) der ſo genannten Nuͤrnberger, k) Uhr- und Jnſtru- mentenmacher, l) Zinn- Wachs- Kupfer- und Eiſengewoͤlber vor itzo nicht zu gedenken. Was m) die Buchlaͤden anlanget, ſo ſind deren zwar bis 20 zu Wien; aber es ſind unter ſolchen kaum 7 oder 8, welche etwas bedeuten. Die vornehmſten (16) Waaren, ſo (a) von Wien in andere Laͤnder ver- fuͤhret werden, ſind Queckſilber; ungariſches Kupfer; ingleichen das aͤchte ungariſche Sohlleder, ſo theils in Wiener, und theils in Presbur- ger Leder beſteht, wovon das Pres- burger das feinſte iſt. Solches Le- der geht von da aus in großer Menge an unterſchiedene Handels- orte, und kann mit gutem Vortheile verſilbert werden; Safran, unga- riſche und oͤſterreichiſche Weine ꝛc. Was die (b) eingehenden Waaren betrifft: ſo werden vor die daſige kaiſerlich- koͤnigliche große Hofhal- tung, und die Menge ihrer Einwoh- ner und Fremden, viele Brocate, Damaſte, ſeidene Stoffe, goldene und ſilberne Baͤnder, Sammet, Tuche, Sarſchen, und andere wol- lene Stoffe, Specereyen, Farbe- waaren, Neſſeltuche, ſpaniſche Roͤhre, gedruckte Kattune, Leinewande ꝛc. nach Wien gebracht. Jnſonderheit wird aus Oberoͤſterreich und andern an der Donau gelegenen Reichs- provinzen Getreide, Salz, Rhein- und Moslerwein, Holz, Stroh, und andere Beduͤrfniſſe herbey geſchaffet. Aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/440
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [434]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/440>, abgerufen am 22.11.2024.