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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wermeland
Norwegen, gegen Mittag an den
Wenersee, und gegen Morgen an
Nerike gränzet. Das Land ist fast
durchgängig (1) bergigt, jedoch in
Ansehung seiner (2) Fruchtbarkeit
sehr ungleich. Denn der östliche
und südliche Theil ist ebener und
fruchtbarer, als der westliche und
nordliche, welcher an dessen Statt
mehrere Nahrungsmittel an den
Nutzungen der Wälder und Betrei-
bung des Bergbaues an die Hand
giebt. Von (3) Wäldern ist der
Tolfmilawald mit mehreren in Nor-
den gelegnen Wäldern zu merken.
Die übrigen, als Sör-Moon,
Carlskog, Letstigen, Glafwen,
Edskog, sind sehr ausgehauen wor-
den. Hoch hinauf im Lande, gegen
die norwegische Gränze zu, werden
jährlich Sägeböcke und Bauholz
gefället, welche in den Flüssen ab-
geflößet, und hernach bey Carlsstadt,
Säffelbro und Eesbotten aufgefan-
gen und zusammen geflößet werden.
Es hat viel (4) fischreiche Seen und
Ströme, in welchen außer andern
Fischarten auch Forellen, Gründ-
linge, Eperlane, Brassen, Karau-
schen und Weißfische gefangen wer-
den. Auch werden hier einige
(5) Silber- Bley- Kupfer- und schö-
ne Eisengruben, nebst vielen Ei-
senhütten
gefunden. Die Berg-
werke, welche sehr alt sind, haben
bereits 1413 von dem Könige Eri-
chen aus Pommern ihre Privilegien
bekommen. Von (6) Bergarten
findet man an verschiedenen Orten
Stein- oder Erdflachs, einen san-
digt gewürfelten Spat, eine grün-
liche Art von Eisenstein, und einen
weißen und losen Marmor. Auf
dem Grunde einiger Seen findet
man reichen Eisensand, und an gar
vielen Orten Schleifsteinbrüche.
Die Einwohner (7) ernähren sich
insonderheit von Bergwerken, und
den dabey vorfallenden Handthie-
rungen, wie auch von der Fische-
[Spaltenumbruch]
Werst
rey und einigem Ackerbaue. Der
(8) Handel wird mehrentheils mit
Mastbäumen, Balken, Bauholze,
Birkenrinden und Bretern getrie-
ben. Die (9) vornehmste Stadt
darinn ist Carlstadt, von der ein
besonderer Artikel handelt.

Werre, oder Werra, lat. Vierta,
ein schiffbarer Fluß in Thüringen
und Hessen. Jhren Ursprung
nimmt sie eigentlich in Franken, in
dem sachsenhildburghausischen | Am-
te Schalkau, an dem thüringer
Walde, auf einer Wiese; durchströ-
met die fürstlich sachsenhildburghau-
sische, meinungische, eisenachische
und landgräflich hessische und chur-
fürstlich braunschweigische Lande, in
welchen letzten sie sich bey der Stadt
Münden mit der Fulde vereiniget,
nach welcher Vereinigung beyde
Flüsse zusammen die Weser genen-
net werden, siehe Fulda und Weser.
Die vornehmsten Städte, welche
dieser Fluß bewässert, sind Hild-
burghausen, Meinungen, und ob-
gedachtes Münden. Durch den
Einfluß verschiedener Flüsse, als
der Schleuß, Sula, Hasel, Her,
Schmalkalde, Felda oder Vella,
Nessel, Madel, Friede und Wohra,
wird sie so stark, daß von Bremen
herauf bis Myla mit allerhand
Waaren beladene Schiffe gehen
und ihren Handel treiben können.

Werschock, Maaß, siehe Ruß-
land.

Werst, franz. Werste, ist der
Name der rußischen Meile, nach wel-
cher sie die Entfernung der Orte
messen. Sie hält 750 geometrische
Schritte oder 3750 Fuß, und nach
der Angabe des Capitäns Perry in
seiner Relation von Rußland 3504
englische Fuß, welche ohngefähr 2/3
einer englischen Meile ausmachen.
Nach dieser Berechnung hat eine
deutsche Meile bey nahe 6 Werste,
eine französische Meile 4 Werste,

und
C c 5

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Wermeland
Norwegen, gegen Mittag an den
Wenerſee, und gegen Morgen an
Nerike graͤnzet. Das Land iſt faſt
durchgaͤngig (1) bergigt, jedoch in
Anſehung ſeiner (2) Fruchtbarkeit
ſehr ungleich. Denn der oͤſtliche
und ſuͤdliche Theil iſt ebener und
fruchtbarer, als der weſtliche und
nordliche, welcher an deſſen Statt
mehrere Nahrungsmittel an den
Nutzungen der Waͤlder und Betrei-
bung des Bergbaues an die Hand
giebt. Von (3) Waͤldern iſt der
Tolfmilawald mit mehreren in Nor-
den gelegnen Waͤldern zu merken.
Die uͤbrigen, als Soͤr-Moon,
Carlſkog, Letſtigen, Glafwen,
Edſkog, ſind ſehr ausgehauen wor-
den. Hoch hinauf im Lande, gegen
die norwegiſche Graͤnze zu, werden
jaͤhrlich Saͤgeboͤcke und Bauholz
gefaͤllet, welche in den Fluͤſſen ab-
gefloͤßet, und hernach bey Carlsſtadt,
Saͤffelbro und Eesbotten aufgefan-
gen und zuſammen gefloͤßet werden.
Es hat viel (4) fiſchreiche Seen und
Stroͤme, in welchen außer andern
Fiſcharten auch Forellen, Gruͤnd-
linge, Eperlane, Braſſen, Karau-
ſchen und Weißfiſche gefangen wer-
den. Auch werden hier einige
(5) Silber- Bley- Kupfer- und ſchoͤ-
ne Eiſengruben, nebſt vielen Ei-
ſenhuͤtten
gefunden. Die Berg-
werke, welche ſehr alt ſind, haben
bereits 1413 von dem Koͤnige Eri-
chen aus Pommern ihre Privilegien
bekommen. Von (6) Bergarten
findet man an verſchiedenen Orten
Stein- oder Erdflachs, einen ſan-
digt gewuͤrfelten Spat, eine gruͤn-
liche Art von Eiſenſtein, und einen
weißen und loſen Marmor. Auf
dem Grunde einiger Seen findet
man reichen Eiſenſand, und an gar
vielen Orten Schleifſteinbruͤche.
Die Einwohner (7) ernaͤhren ſich
inſonderheit von Bergwerken, und
den dabey vorfallenden Handthie-
rungen, wie auch von der Fiſche-
[Spaltenumbruch]
Werſt
rey und einigem Ackerbaue. Der
(8) Handel wird mehrentheils mit
Maſtbaͤumen, Balken, Bauholze,
Birkenrinden und Bretern getrie-
ben. Die (9) vornehmſte Stadt
darinn iſt Carlſtadt, von der ein
beſonderer Artikel handelt.

Werre, oder Werra, lat. Vierta,
ein ſchiffbarer Fluß in Thuͤringen
und Heſſen. Jhren Urſprung
nimmt ſie eigentlich in Franken, in
dem ſachſenhildburghauſiſchen | Am-
te Schalkau, an dem thuͤringer
Walde, auf einer Wieſe; durchſtroͤ-
met die fuͤrſtlich ſachſenhildburghau-
ſiſche, meinungiſche, eiſenachiſche
und landgraͤflich heſſiſche und chur-
fuͤrſtlich braunſchweigiſche Lande, in
welchen letzten ſie ſich bey der Stadt
Muͤnden mit der Fulde vereiniget,
nach welcher Vereinigung beyde
Fluͤſſe zuſammen die Weſer genen-
net werden, ſiehe Fulda und Weſer.
Die vornehmſten Staͤdte, welche
dieſer Fluß bewaͤſſert, ſind Hild-
burghauſen, Meinungen, und ob-
gedachtes Muͤnden. Durch den
Einfluß verſchiedener Fluͤſſe, als
der Schleuß, Sula, Haſel, Her,
Schmalkalde, Felda oder Vella,
Neſſel, Madel, Friede und Wohra,
wird ſie ſo ſtark, daß von Bremen
herauf bis Myla mit allerhand
Waaren beladene Schiffe gehen
und ihren Handel treiben koͤnnen.

Werſchock, Maaß, ſiehe Ruß-
land.

Werſt, franz. Werſte, iſt der
Name der rußiſchen Meile, nach wel-
cher ſie die Entfernung der Orte
meſſen. Sie haͤlt 750 geometriſche
Schritte oder 3750 Fuß, und nach
der Angabe des Capitaͤns Perry in
ſeiner Relation von Rußland 3504
engliſche Fuß, welche ohngefaͤhr ⅔
einer engliſchen Meile ausmachen.
Nach dieſer Berechnung hat eine
deutſche Meile bey nahe 6 Werſte,
eine franzoͤſiſche Meile 4 Werſte,

und
C c 5
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[[409]/0415] Wermeland Werſt Norwegen, gegen Mittag an den Wenerſee, und gegen Morgen an Nerike graͤnzet. Das Land iſt faſt durchgaͤngig (1) bergigt, jedoch in Anſehung ſeiner (2) Fruchtbarkeit ſehr ungleich. Denn der oͤſtliche und ſuͤdliche Theil iſt ebener und fruchtbarer, als der weſtliche und nordliche, welcher an deſſen Statt mehrere Nahrungsmittel an den Nutzungen der Waͤlder und Betrei- bung des Bergbaues an die Hand giebt. Von (3) Waͤldern iſt der Tolfmilawald mit mehreren in Nor- den gelegnen Waͤldern zu merken. Die uͤbrigen, als Soͤr-Moon, Carlſkog, Letſtigen, Glafwen, Edſkog, ſind ſehr ausgehauen wor- den. Hoch hinauf im Lande, gegen die norwegiſche Graͤnze zu, werden jaͤhrlich Saͤgeboͤcke und Bauholz gefaͤllet, welche in den Fluͤſſen ab- gefloͤßet, und hernach bey Carlsſtadt, Saͤffelbro und Eesbotten aufgefan- gen und zuſammen gefloͤßet werden. Es hat viel (4) fiſchreiche Seen und Stroͤme, in welchen außer andern Fiſcharten auch Forellen, Gruͤnd- linge, Eperlane, Braſſen, Karau- ſchen und Weißfiſche gefangen wer- den. Auch werden hier einige (5) Silber- Bley- Kupfer- und ſchoͤ- ne Eiſengruben, nebſt vielen Ei- ſenhuͤtten gefunden. Die Berg- werke, welche ſehr alt ſind, haben bereits 1413 von dem Koͤnige Eri- chen aus Pommern ihre Privilegien bekommen. Von (6) Bergarten findet man an verſchiedenen Orten Stein- oder Erdflachs, einen ſan- digt gewuͤrfelten Spat, eine gruͤn- liche Art von Eiſenſtein, und einen weißen und loſen Marmor. Auf dem Grunde einiger Seen findet man reichen Eiſenſand, und an gar vielen Orten Schleifſteinbruͤche. Die Einwohner (7) ernaͤhren ſich inſonderheit von Bergwerken, und den dabey vorfallenden Handthie- rungen, wie auch von der Fiſche- rey und einigem Ackerbaue. Der (8) Handel wird mehrentheils mit Maſtbaͤumen, Balken, Bauholze, Birkenrinden und Bretern getrie- ben. Die (9) vornehmſte Stadt darinn iſt Carlſtadt, von der ein beſonderer Artikel handelt. Werre, oder Werra, lat. Vierta, ein ſchiffbarer Fluß in Thuͤringen und Heſſen. Jhren Urſprung nimmt ſie eigentlich in Franken, in dem ſachſenhildburghauſiſchen | Am- te Schalkau, an dem thuͤringer Walde, auf einer Wieſe; durchſtroͤ- met die fuͤrſtlich ſachſenhildburghau- ſiſche, meinungiſche, eiſenachiſche und landgraͤflich heſſiſche und chur- fuͤrſtlich braunſchweigiſche Lande, in welchen letzten ſie ſich bey der Stadt Muͤnden mit der Fulde vereiniget, nach welcher Vereinigung beyde Fluͤſſe zuſammen die Weſer genen- net werden, ſiehe Fulda und Weſer. Die vornehmſten Staͤdte, welche dieſer Fluß bewaͤſſert, ſind Hild- burghauſen, Meinungen, und ob- gedachtes Muͤnden. Durch den Einfluß verſchiedener Fluͤſſe, als der Schleuß, Sula, Haſel, Her, Schmalkalde, Felda oder Vella, Neſſel, Madel, Friede und Wohra, wird ſie ſo ſtark, daß von Bremen herauf bis Myla mit allerhand Waaren beladene Schiffe gehen und ihren Handel treiben koͤnnen. Werſchock, Maaß, ſiehe Ruß- land. Werſt, franz. Werſte, iſt der Name der rußiſchen Meile, nach wel- cher ſie die Entfernung der Orte meſſen. Sie haͤlt 750 geometriſche Schritte oder 3750 Fuß, und nach der Angabe des Capitaͤns Perry in ſeiner Relation von Rußland 3504 engliſche Fuß, welche ohngefaͤhr ⅔ einer engliſchen Meile ausmachen. Nach dieſer Berechnung hat eine deutſche Meile bey nahe 6 Werſte, eine franzoͤſiſche Meile 4 Werſte, und C c 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [409]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/415>, abgerufen am 22.11.2024.