Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Weinbeerlein
der Wein verschüttet, und dazu ein
jeder jedesmal an Pön 100 Gulden
theinisch, unabläßlich zu bezahlen
schuldig seyn. Angemachte Kräu-
terweine, in so weit sie der Ge-
sundheit nicht schädlich fallen, sind
nach dem c. 6. des angeführten R.
A. zugelassen. Obige Verbote sind
hernach vom Kaiser Carl V in der
Policeyordnung vom Jahre 1548
Tit. von Schiff- und Fuhrleuten
wiederholet, ferner von Rudolphen
II vom Jahre 1577 Tit. 6. bestätiget
und geschärfet worden. Aus dem
Weine wird mancherley (XIII) be-
reitet,
als da ist 1) der Weinsaft,
ein Most, der auf die Hälfte oder
zwey Drittel eingekocht ist; 2) der
Agrest aus unreifen Trauben, siehe
Agrest; vornehmlich aber 3) Es-
sig,
und 4) Branntwein, von
welchen beyden Zubereitungen in
den Artikeln: Eßig und Brannt-
wein,
mit mehrerem gehandelt
ist.

Weinbeerlein, siehe Rosinen.

Weinhandel, ist derjenige Aft
der Waarenhandlung, welcher die
Weine, und auch zum Theil die da-
von herkommenden Zubereitungen,
zu seinem Gegenstande hat, siehe
Wein. Es theilet sich der Wein-
handel in zwey (I) Gattungen,
indem er auf zweyerley Art getrie-
ben wird, nämlich nicht nur im
Ganzen
oder im Großen; sondern
auch im Einzeln oder im Kleinen.
Der (1) Weinhandel im Ganzen
oder im Großen, schlechthin der
Weinhandel genannt, ist derjenige,
da der Wein bey ganzen Stückfäs-
sern, Ahmen und Eimern verkauft
wird. Und dieser Handel (a) theilet
sich wiederum in den inländischen
und ausländischen. Denn es geht
der, Weinhandel im Ganzen oder
im Großen über See und Land,
indem man aus Frankreich und
Spanien ganze Schiffsladungen von
französischen und spanischen Wei-
[Spaltenumbruch]

Weinhandel
nen, Secten, Branntwein und Es-
sig; vom Rheinstrome aber, aus
dem Würtembergischen, aus Fran-
ken, aus Oesterreich und Ungarn,
den Wein Fuderweise verschreibt,
und kommen läßt. Diejenigen, so
den Weinhandel im Ganzen treiben,
werden (b) Weinhändler, franz.
Marchand de Vin, genennet. Der
(2) Weinhandel im Einzeln oder
im Kleinen, so gewöhnlicher der
Weinschank genennet wird, ist
derjenige, da der Wein bey Kannen
und Maaßen ausgezapfet wird.
Diejenigen, welche diesen Handel
oder Schank treiben, werden Wein-
schenken,
lat. Oenopolae, franz. Ca-
baretiers
,
genennet; und sind dem-
nach diese, solche Personen, welche
den entweder aus ihren eigenen
Weinbergen selbst genommenen,
oder bey großen Stücken und Par-
teyen anderwärts gekauften Wein
hernach bey Kannen und Maaßen
wieder auszapfen, und noch dazu
sitzende Trinkgäste halten, denen sie
bey ganzen und halben Maaßen
zapfen, und ihnen dazu bequeme
Stübgen oder Kabinette einräu-
men, wo sie bey einem guten Glase
Wein ein gutes Gespräch mit einan-
der halten können. Zuweilen wer-
den diese Weinschenken, wenn sie
etwann in einem Rathsweinkeller, etc.
zu gebieten haben, auch Kellermei-
ster,
oder Kellerhauptleute genen-
net. Nachdem nun der Schank,
das Capital, die Kundschaft, und
die Aufführung dieser Weinschenken
beschaffen sind, nachdem sind sie
ebenfalls (a) geehrte Leute, die
vielmals neben dem Ausschanke
auch den Weinhandel im Ganzen
haben, und ihre Weine aus der er-
sten Hand über See und Land ver-
schreiben, genugsames Capital zum
rechten Einkaufe haben, und daher
jemanden so viel eher einen reinen
und guten Trunk Weins vorsetzen
können, als ein anderer, der erst

von
B b 5

[Spaltenumbruch]

Weinbeerlein
der Wein verſchuͤttet, und dazu ein
jeder jedesmal an Poͤn 100 Gulden
theiniſch, unablaͤßlich zu bezahlen
ſchuldig ſeyn. Angemachte Kraͤu-
terweine, in ſo weit ſie der Ge-
ſundheit nicht ſchaͤdlich fallen, ſind
nach dem c. 6. des angefuͤhrten R.
A. zugelaſſen. Obige Verbote ſind
hernach vom Kaiſer Carl V in der
Policeyordnung vom Jahre 1548
Tit. von Schiff- und Fuhrleuten
wiederholet, ferner von Rudolphen
II vom Jahre 1577 Tit. 6. beſtaͤtiget
und geſchaͤrfet worden. Aus dem
Weine wird mancherley (XIII) be-
reitet,
als da iſt 1) der Weinſaft,
ein Moſt, der auf die Haͤlfte oder
zwey Drittel eingekocht iſt; 2) der
Agreſt aus unreifen Trauben, ſiehe
Agreſt; vornehmlich aber 3) Eſ-
ſig,
und 4) Branntwein, von
welchen beyden Zubereitungen in
den Artikeln: Eßig und Brannt-
wein,
mit mehrerem gehandelt
iſt.

Weinbeerlein, ſiehe Roſinen.

Weinhandel, iſt derjenige Aft
der Waarenhandlung, welcher die
Weine, und auch zum Theil die da-
von herkommenden Zubereitungen,
zu ſeinem Gegenſtande hat, ſiehe
Wein. Es theilet ſich der Wein-
handel in zwey (I) Gattungen,
indem er auf zweyerley Art getrie-
ben wird, naͤmlich nicht nur im
Ganzen
oder im Großen; ſondern
auch im Einzeln oder im Kleinen.
Der (1) Weinhandel im Ganzen
oder im Großen, ſchlechthin der
Weinhandel genannt, iſt derjenige,
da der Wein bey ganzen Stuͤckfaͤſ-
ſern, Ahmen und Eimern verkauft
wird. Und dieſer Handel (a) theilet
ſich wiederum in den inlaͤndiſchen
und auslaͤndiſchen. Denn es geht
der, Weinhandel im Ganzen oder
im Großen uͤber See und Land,
indem man aus Frankreich und
Spanien ganze Schiffsladungen von
franzoͤſiſchen und ſpaniſchen Wei-
[Spaltenumbruch]

Weinhandel
nen, Secten, Branntwein und Eſ-
ſig; vom Rheinſtrome aber, aus
dem Wuͤrtembergiſchen, aus Fran-
ken, aus Oeſterreich und Ungarn,
den Wein Fuderweiſe verſchreibt,
und kommen laͤßt. Diejenigen, ſo
den Weinhandel im Ganzen treiben,
werden (b) Weinhaͤndler, franz.
Marchand de Vin, genennet. Der
(2) Weinhandel im Einzeln oder
im Kleinen, ſo gewoͤhnlicher der
Weinſchank genennet wird, iſt
derjenige, da der Wein bey Kannen
und Maaßen ausgezapfet wird.
Diejenigen, welche dieſen Handel
oder Schank treiben, werden Wein-
ſchenken,
lat. Oenopolæ, franz. Ca-
baretiers
,
genennet; und ſind dem-
nach dieſe, ſolche Perſonen, welche
den entweder aus ihren eigenen
Weinbergen ſelbſt genommenen,
oder bey großen Stuͤcken und Par-
teyen anderwaͤrts gekauften Wein
hernach bey Kannen und Maaßen
wieder auszapfen, und noch dazu
ſitzende Trinkgaͤſte halten, denen ſie
bey ganzen und halben Maaßen
zapfen, und ihnen dazu bequeme
Stuͤbgen oder Kabinette einraͤu-
men, wo ſie bey einem guten Glaſe
Wein ein gutes Geſpraͤch mit einan-
der halten koͤnnen. Zuweilen wer-
den dieſe Weinſchenken, wenn ſie
etwann in einem Rathsweinkeller, ꝛc.
zu gebieten haben, auch Kellermei-
ſter,
oder Kellerhauptleute genen-
net. Nachdem nun der Schank,
das Capital, die Kundſchaft, und
die Auffuͤhrung dieſer Weinſchenken
beſchaffen ſind, nachdem ſind ſie
ebenfalls (a) geehrte Leute, die
vielmals neben dem Ausſchanke
auch den Weinhandel im Ganzen
haben, und ihre Weine aus der er-
ſten Hand uͤber See und Land ver-
ſchreiben, genugſames Capital zum
rechten Einkaufe haben, und daher
jemanden ſo viel eher einen reinen
und guten Trunk Weins vorſetzen
koͤnnen, als ein anderer, der erſt

von
B b 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0399" n="[393]"/><cb n="785"/><fw place="top" type="header">Weinbeerlein</fw><lb/>
der Wein ver&#x017F;chu&#x0364;ttet, und dazu ein<lb/>
jeder jedesmal an Po&#x0364;n 100 Gulden<lb/>
theini&#x017F;ch, unabla&#x0364;ßlich zu bezahlen<lb/>
&#x017F;chuldig &#x017F;eyn. Angemachte Kra&#x0364;u-<lb/>
terweine, in &#x017F;o weit &#x017F;ie der Ge-<lb/>
&#x017F;undheit nicht &#x017F;cha&#x0364;dlich fallen, &#x017F;ind<lb/>
nach dem c. 6. des angefu&#x0364;hrten R.<lb/>
A. zugela&#x017F;&#x017F;en. Obige Verbote &#x017F;ind<lb/>
hernach vom Kai&#x017F;er Carl <hi rendition="#aq">V</hi> in der<lb/>
Policeyordnung vom Jahre 1548<lb/>
Tit. von Schiff- und Fuhrleuten<lb/>
wiederholet, ferner von Rudolphen<lb/><hi rendition="#aq">II</hi> vom Jahre 1577 Tit. 6. be&#x017F;ta&#x0364;tiget<lb/>
und ge&#x017F;cha&#x0364;rfet worden. Aus dem<lb/>
Weine wird mancherley (<hi rendition="#aq">XIII</hi>) <hi rendition="#fr">be-<lb/>
reitet,</hi> als da i&#x017F;t 1) der <hi rendition="#fr">Wein&#x017F;aft,</hi><lb/>
ein Mo&#x017F;t, der auf die Ha&#x0364;lfte oder<lb/>
zwey Drittel eingekocht i&#x017F;t; 2) der<lb/><hi rendition="#fr">Agre&#x017F;t</hi> aus unreifen Trauben, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Agre&#x017F;t;</hi> vornehmlich aber 3) <hi rendition="#fr">E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig,</hi> und 4) <hi rendition="#fr">Branntwein,</hi> von<lb/>
welchen beyden Zubereitungen in<lb/>
den Artikeln: <hi rendition="#fr">Eßig</hi> und <hi rendition="#fr">Brannt-<lb/>
wein,</hi> mit mehrerem gehandelt<lb/>
i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#fr">Weinbeerlein, &#x017F;iehe Ro&#x017F;inen.</hi> </p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Weinhandel,</hi> i&#x017F;t derjenige Aft<lb/>
der Waarenhandlung, welcher die<lb/>
Weine, und auch zum Theil die da-<lb/>
von herkommenden Zubereitungen,<lb/>
zu &#x017F;einem Gegen&#x017F;tande hat, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Wein.</hi> Es theilet &#x017F;ich der Wein-<lb/>
handel in zwey (<hi rendition="#aq">I</hi>) <hi rendition="#fr">Gattungen,</hi><lb/>
indem er auf zweyerley Art getrie-<lb/>
ben wird, na&#x0364;mlich nicht nur <hi rendition="#fr">im<lb/>
Ganzen</hi> oder <hi rendition="#fr">im Großen;</hi> &#x017F;ondern<lb/>
auch <hi rendition="#fr">im Einzeln</hi> oder <hi rendition="#fr">im Kleinen.</hi><lb/>
Der (1) <hi rendition="#fr">Weinhandel im Ganzen</hi><lb/>
oder im <hi rendition="#fr">Großen,</hi> &#x017F;chlechthin der<lb/><hi rendition="#fr">Weinhandel</hi> genannt, i&#x017F;t derjenige,<lb/>
da der Wein bey ganzen Stu&#x0364;ckfa&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ern, Ahmen und Eimern verkauft<lb/>
wird. Und die&#x017F;er Handel (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">theilet</hi><lb/>
&#x017F;ich wiederum in den <hi rendition="#fr">inla&#x0364;ndi&#x017F;chen</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">ausla&#x0364;ndi&#x017F;chen.</hi> Denn es geht<lb/>
der, Weinhandel im Ganzen oder<lb/>
im Großen u&#x0364;ber See und Land,<lb/>
indem man aus Frankreich und<lb/>
Spanien ganze Schiffsladungen von<lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen und &#x017F;pani&#x017F;chen Wei-<lb/><cb n="786"/>
<fw place="top" type="header">Weinhandel</fw><lb/>
nen, Secten, Branntwein und E&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ig; vom Rhein&#x017F;trome aber, aus<lb/>
dem Wu&#x0364;rtembergi&#x017F;chen, aus Fran-<lb/>
ken, aus Oe&#x017F;terreich und Ungarn,<lb/>
den Wein Fuderwei&#x017F;e ver&#x017F;chreibt,<lb/>
und kommen la&#x0364;ßt. Diejenigen, &#x017F;o<lb/>
den Weinhandel im Ganzen treiben,<lb/>
werden (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">Weinha&#x0364;ndler,</hi> franz.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Marchand de Vin</hi>,</hi> genennet. Der<lb/>
(2) <hi rendition="#fr">Weinhandel im Einzeln</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">im Kleinen,</hi> &#x017F;o gewo&#x0364;hnlicher der<lb/><hi rendition="#fr">Wein&#x017F;chank</hi> genennet wird, i&#x017F;t<lb/>
derjenige, da der Wein bey Kannen<lb/>
und Maaßen ausgezapfet wird.<lb/>
Diejenigen, welche die&#x017F;en Handel<lb/>
oder Schank treiben, werden <hi rendition="#fr">Wein-<lb/>
&#x017F;chenken,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Oenopolæ</hi>,</hi> franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ca-<lb/>
baretiers</hi>,</hi> genennet; und &#x017F;ind dem-<lb/>
nach die&#x017F;e, &#x017F;olche Per&#x017F;onen, welche<lb/>
den entweder aus ihren eigenen<lb/>
Weinbergen &#x017F;elb&#x017F;t genommenen,<lb/>
oder bey großen Stu&#x0364;cken und Par-<lb/>
teyen anderwa&#x0364;rts gekauften Wein<lb/>
hernach bey Kannen und Maaßen<lb/>
wieder auszapfen, und noch dazu<lb/>
&#x017F;itzende Trinkga&#x0364;&#x017F;te halten, denen &#x017F;ie<lb/>
bey ganzen und halben Maaßen<lb/>
zapfen, und ihnen dazu bequeme<lb/>
Stu&#x0364;bgen oder Kabinette einra&#x0364;u-<lb/>
men, wo &#x017F;ie bey einem guten Gla&#x017F;e<lb/>
Wein ein gutes Ge&#x017F;pra&#x0364;ch mit einan-<lb/>
der halten ko&#x0364;nnen. Zuweilen wer-<lb/>
den die&#x017F;e Wein&#x017F;chenken, wenn &#x017F;ie<lb/>
etwann in einem Rathsweinkeller, &#xA75B;c.<lb/>
zu gebieten haben, auch <hi rendition="#fr">Kellermei-<lb/>
&#x017F;ter,</hi> oder <hi rendition="#fr">Kellerhauptleute</hi> genen-<lb/>
net. Nachdem nun der Schank,<lb/>
das Capital, die Kund&#x017F;chaft, und<lb/>
die Auffu&#x0364;hrung die&#x017F;er Wein&#x017F;chenken<lb/>
be&#x017F;chaffen &#x017F;ind, nachdem &#x017F;ind &#x017F;ie<lb/>
ebenfalls (a) <hi rendition="#fr">geehrte Leute,</hi> die<lb/>
vielmals neben dem Aus&#x017F;chanke<lb/>
auch den Weinhandel im Ganzen<lb/>
haben, und ihre Weine aus der er-<lb/>
&#x017F;ten Hand u&#x0364;ber See und Land ver-<lb/>
&#x017F;chreiben, genug&#x017F;ames Capital zum<lb/>
rechten Einkaufe haben, und daher<lb/>
jemanden &#x017F;o viel eher einen reinen<lb/>
und guten Trunk Weins vor&#x017F;etzen<lb/>
ko&#x0364;nnen, als ein anderer, der er&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 5</fw><fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[393]/0399] Weinbeerlein Weinhandel der Wein verſchuͤttet, und dazu ein jeder jedesmal an Poͤn 100 Gulden theiniſch, unablaͤßlich zu bezahlen ſchuldig ſeyn. Angemachte Kraͤu- terweine, in ſo weit ſie der Ge- ſundheit nicht ſchaͤdlich fallen, ſind nach dem c. 6. des angefuͤhrten R. A. zugelaſſen. Obige Verbote ſind hernach vom Kaiſer Carl V in der Policeyordnung vom Jahre 1548 Tit. von Schiff- und Fuhrleuten wiederholet, ferner von Rudolphen II vom Jahre 1577 Tit. 6. beſtaͤtiget und geſchaͤrfet worden. Aus dem Weine wird mancherley (XIII) be- reitet, als da iſt 1) der Weinſaft, ein Moſt, der auf die Haͤlfte oder zwey Drittel eingekocht iſt; 2) der Agreſt aus unreifen Trauben, ſiehe Agreſt; vornehmlich aber 3) Eſ- ſig, und 4) Branntwein, von welchen beyden Zubereitungen in den Artikeln: Eßig und Brannt- wein, mit mehrerem gehandelt iſt. Weinbeerlein, ſiehe Roſinen. Weinhandel, iſt derjenige Aft der Waarenhandlung, welcher die Weine, und auch zum Theil die da- von herkommenden Zubereitungen, zu ſeinem Gegenſtande hat, ſiehe Wein. Es theilet ſich der Wein- handel in zwey (I) Gattungen, indem er auf zweyerley Art getrie- ben wird, naͤmlich nicht nur im Ganzen oder im Großen; ſondern auch im Einzeln oder im Kleinen. Der (1) Weinhandel im Ganzen oder im Großen, ſchlechthin der Weinhandel genannt, iſt derjenige, da der Wein bey ganzen Stuͤckfaͤſ- ſern, Ahmen und Eimern verkauft wird. Und dieſer Handel (a) theilet ſich wiederum in den inlaͤndiſchen und auslaͤndiſchen. Denn es geht der, Weinhandel im Ganzen oder im Großen uͤber See und Land, indem man aus Frankreich und Spanien ganze Schiffsladungen von franzoͤſiſchen und ſpaniſchen Wei- nen, Secten, Branntwein und Eſ- ſig; vom Rheinſtrome aber, aus dem Wuͤrtembergiſchen, aus Fran- ken, aus Oeſterreich und Ungarn, den Wein Fuderweiſe verſchreibt, und kommen laͤßt. Diejenigen, ſo den Weinhandel im Ganzen treiben, werden (b) Weinhaͤndler, franz. Marchand de Vin, genennet. Der (2) Weinhandel im Einzeln oder im Kleinen, ſo gewoͤhnlicher der Weinſchank genennet wird, iſt derjenige, da der Wein bey Kannen und Maaßen ausgezapfet wird. Diejenigen, welche dieſen Handel oder Schank treiben, werden Wein- ſchenken, lat. Oenopolæ, franz. Ca- baretiers, genennet; und ſind dem- nach dieſe, ſolche Perſonen, welche den entweder aus ihren eigenen Weinbergen ſelbſt genommenen, oder bey großen Stuͤcken und Par- teyen anderwaͤrts gekauften Wein hernach bey Kannen und Maaßen wieder auszapfen, und noch dazu ſitzende Trinkgaͤſte halten, denen ſie bey ganzen und halben Maaßen zapfen, und ihnen dazu bequeme Stuͤbgen oder Kabinette einraͤu- men, wo ſie bey einem guten Glaſe Wein ein gutes Geſpraͤch mit einan- der halten koͤnnen. Zuweilen wer- den dieſe Weinſchenken, wenn ſie etwann in einem Rathsweinkeller, ꝛc. zu gebieten haben, auch Kellermei- ſter, oder Kellerhauptleute genen- net. Nachdem nun der Schank, das Capital, die Kundſchaft, und die Auffuͤhrung dieſer Weinſchenken beſchaffen ſind, nachdem ſind ſie ebenfalls (a) geehrte Leute, die vielmals neben dem Ausſchanke auch den Weinhandel im Ganzen haben, und ihre Weine aus der er- ſten Hand uͤber See und Land ver- ſchreiben, genugſames Capital zum rechten Einkaufe haben, und daher jemanden ſo viel eher einen reinen und guten Trunk Weins vorſetzen koͤnnen, als ein anderer, der erſt von B b 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/399
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [393]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/399>, abgerufen am 22.11.2024.