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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wein
Tractat mit mehrerem lehret.
(5) Oesterreich, und die gesamten
Lande des österreichischen Kreises,
Kärnthen allein ausgenommen,
hat nicht allein vortreffliche Weine,
sondern diese auch in solcher Menge,
daß man zu sagen pflegt, in Wien,
ingleichen zu Krainburg in Ober-
krain, auch an vielen Orten in Ty-
rol, sey mehr Wein als Wasser.
Jnsonderheit wächst in (a) Nieder-
österreich,
gegen Ungarn zu, vor-
trefflicher Wein, welcher zwar den
ungarischen nicht gänzlich beykömmt,
jedoch von besonderer Güte ist. Auf
dem Gebiete des Klosters Neuburg
wächst dessen eine große Menge,
welcher nebst dem, so bey Brosen-
berg,
unweit Gumpoltskirchen ge-
bauet wird, für die edelsten und
besten in ganz Oesterreich gehalten
werden, wiewol sie doch einige Jah-
re liegen müssen, wenn sie recht gut
werden sollen. Diese Weine sind
von einem sehr lieblichen Geschma-
cke aber nicht gar zu gesund, in-
sonderheit für einen Fremden nicht.
Jn (b) Steyermark wächst sonder-
lich um Leutenberg herum, ein
herrlicher Wein, welcher unter dem
steyermärkischen Weine für den be-
sten gehalten wird. Jn (c) Krain
ist die Gegend um St. Veit am
Flaum,
besonders aber um Wip-
pach,
ein herrliches Weinland; und
zu Berscheph wächst auch ein köst-
licher Wein, welcher der Farbe nach
rothschwarz und ganz dick, jedoch
angenehm zu trinken ist, und denen,
die ihn genießen, zu Stillung des
Hungers dienet. Die (d) Tyroler-
oder Etschweine fallen roth und
weiß; die ersten aber werden für
die besten geachtet. Unter solchen
ist insonderheit der Traminerwein,
von dem Dorfe Tramin also ge-
nannt, ungemein delicat, und wird
sehr weit verführet. Nächst dem-
selben aber werden die Weine zu
Jsera, die Laitache zu Botzen, die
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Wein
Siebenaicher, Terlaner, Schreck-
büchler
und Zschingnerweine, und
die Goccia d' Oro oder Goldtropfen
bey Trident, für außerordentlich
gute Weinsorten gehalten. 8) Der
Schweizerwein, welcher bey
Schafhausen, Baaden, Zürch und
Basel wächst, ist zwar trinkbar,
hält sich aber nicht lange, und wird
bald sauer; daher er auch nicht
weit verführet wird, ausgenommen
der neufchateller Wein, der in
einige entfernte Länder geht, und
der Wein, welchen das veltliner
Thal giebt, und der fast allen ita-
lienischen Weinen vorgezogen wird.
Unter diesen veltliner Weinen sind
sonderlich die sogenannten Stroh-
weine
in nicht geringem Werthe;
sie werden aber also genennet, weil
man die Trauben unter dem Dache
auf Stroh breitet, und, nachdem
sie bis Weihnachten gelegen haben,
erst auspresset. 9) Ungarn ist we-
gen seines edlen Weingewächses,
welches dem spanischen und italieni-
schen gleich am Geschmacke süß und
lieblich, dabey auch sehr geistreich
ist, berühmt; vornehmlich aber der
tockayer in Oberungarn, der öden-
burger
in Niederungarn, und der
rothe, so um Ofen fällt, der
St. Georgenausbruch, und die
Rusterweine. 10) Jn Griechen-
land,
und einigen desselben Jnseln,
fallen gute Weine, darunter son-
derlich der (a) Malvasier von
Candia
berühmt ist. Es giebt da-
von zweyerley Gattungen, von de-
nen die eine aus den besten Musca-
tellertrauben gemacht; die andere
aber aus herben Trauben gepresset
wird. Der, so zu uns gebracht
wird, ist von der ersten Gattung,
goldgelb, süß, und wird auf gewis-
se Weise abgekocht, ehe er kann ver-
führet werden, siehe Malvasier.
Wegen seiner Vortrefflichkeit geht
er den edelsten Weinen gleich, und
verdienet allerdings von den Jtalie-

nern

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Wein
Tractat mit mehrerem lehret.
(5) Oeſterreich, und die geſamten
Lande des oͤſterreichiſchen Kreiſes,
Kaͤrnthen allein ausgenommen,
hat nicht allein vortreffliche Weine,
ſondern dieſe auch in ſolcher Menge,
daß man zu ſagen pflegt, in Wien,
ingleichen zu Krainburg in Ober-
krain, auch an vielen Orten in Ty-
rol, ſey mehr Wein als Waſſer.
Jnſonderheit waͤchſt in (a) Nieder-
oͤſterreich,
gegen Ungarn zu, vor-
trefflicher Wein, welcher zwar den
ungariſchen nicht gaͤnzlich beykoͤmmt,
jedoch von beſonderer Guͤte iſt. Auf
dem Gebiete des Kloſters Neuburg
waͤchſt deſſen eine große Menge,
welcher nebſt dem, ſo bey Broſen-
berg,
unweit Gumpoltskirchen ge-
bauet wird, fuͤr die edelſten und
beſten in ganz Oeſterreich gehalten
werden, wiewol ſie doch einige Jah-
re liegen muͤſſen, wenn ſie recht gut
werden ſollen. Dieſe Weine ſind
von einem ſehr lieblichen Geſchma-
cke aber nicht gar zu geſund, in-
ſonderheit fuͤr einen Fremden nicht.
Jn (b) Steyermark waͤchſt ſonder-
lich um Leutenberg herum, ein
herrlicher Wein, welcher unter dem
ſteyermaͤrkiſchen Weine fuͤr den be-
ſten gehalten wird. Jn (c) Krain
iſt die Gegend um St. Veit am
Flaum,
beſonders aber um Wip-
pach,
ein herrliches Weinland; und
zu Berſcheph waͤchſt auch ein koͤſt-
licher Wein, welcher der Farbe nach
rothſchwarz und ganz dick, jedoch
angenehm zu trinken iſt, und denen,
die ihn genießen, zu Stillung des
Hungers dienet. Die (d) Tyroler-
oder Etſchweine fallen roth und
weiß; die erſten aber werden fuͤr
die beſten geachtet. Unter ſolchen
iſt inſonderheit der Traminerwein,
von dem Dorfe Tramin alſo ge-
nannt, ungemein delicat, und wird
ſehr weit verfuͤhret. Naͤchſt dem-
ſelben aber werden die Weine zu
Jſera, die Laitache zu Botzen, die
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Wein
Siebenaicher, Terlaner, Schreck-
buͤchler
und Zſchingnerweine, und
die Goccia d’ Oro oder Goldtropfen
bey Trident, fuͤr außerordentlich
gute Weinſorten gehalten. 8) Der
Schweizerwein, welcher bey
Schafhauſen, Baaden, Zuͤrch und
Baſel waͤchſt, iſt zwar trinkbar,
haͤlt ſich aber nicht lange, und wird
bald ſauer; daher er auch nicht
weit verfuͤhret wird, ausgenommen
der neufchateller Wein, der in
einige entfernte Laͤnder geht, und
der Wein, welchen das veltliner
Thal giebt, und der faſt allen ita-
lieniſchen Weinen vorgezogen wird.
Unter dieſen veltliner Weinen ſind
ſonderlich die ſogenannten Stroh-
weine
in nicht geringem Werthe;
ſie werden aber alſo genennet, weil
man die Trauben unter dem Dache
auf Stroh breitet, und, nachdem
ſie bis Weihnachten gelegen haben,
erſt auspreſſet. 9) Ungarn iſt we-
gen ſeines edlen Weingewaͤchſes,
welches dem ſpaniſchen und italieni-
ſchen gleich am Geſchmacke ſuͤß und
lieblich, dabey auch ſehr geiſtreich
iſt, beruͤhmt; vornehmlich aber der
tockayer in Oberungarn, der oͤden-
burger
in Niederungarn, und der
rothe, ſo um Ofen faͤllt, der
St. Georgenausbruch, und die
Ruſterweine. 10) Jn Griechen-
land,
und einigen deſſelben Jnſeln,
fallen gute Weine, darunter ſon-
derlich der (a) Malvaſier von
Candia
beruͤhmt iſt. Es giebt da-
von zweyerley Gattungen, von de-
nen die eine aus den beſten Muſca-
tellertrauben gemacht; die andere
aber aus herben Trauben gepreſſet
wird. Der, ſo zu uns gebracht
wird, iſt von der erſten Gattung,
goldgelb, ſuͤß, und wird auf gewiſ-
ſe Weiſe abgekocht, ehe er kann ver-
fuͤhret werden, ſiehe Malvaſier.
Wegen ſeiner Vortrefflichkeit geht
er den edelſten Weinen gleich, und
verdienet allerdings von den Jtalie-

nern
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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [390]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/396>, abgerufen am 09.05.2024.