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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wechselhandel
bezahlen ist. Denn hierdurch ver-
wirret man die Courantrechnung,
welche deutlich anzeigen soll, wie
man zu jeder Zeit wirklich mit sei-
nem Correspondenten stehe, und ob
man selber oder er Avanzo habe,
oder im Vorschuß sey. Deswegen
ist es nöthig, durch einen Buchhal-
ter die Wechselparteyen auf Zeit vor
eigene Rechnung, erstlich auf eine all-
gemeine, oder auf eine besondere
Wechselrechnung zu bringen, und
am Berfalltage dieses Wechsels sol-
che wieder abzuschreiben. Wenn
aber vor eines andern Rechnung auf
Zeit traßiret, oder remittiret wird:
so darf keine Partey oder Post davon
in dem Journale formiret werden,
bevor man die Tratten wirklich be-
zahlet, oder die Remessen bezahlet
werden, da nämlich alsdann an
des Correspondenten Conto corren-
te nach Erfordern eines jedes in
Debito, oder Credito gebracht wer-
den muß. Es ist auch ein großer
Fehler, daß man in Wechseln auf
die frankfurter und leipziger Mes-
sen alle Parteyen, die man traßirt
und giebt, auf einerley Rechnung
von Oster- oder Herbstmessen in der
ersten Jnstanz gegen einander setzet.
Denn bey solcher einfachen Rech-
nung kann man nicht sehen, wie
das Negotium eingerichtet, und die
respective Parteyen gegen einander
scontrirt, prolongirt, oder aßignirt
seyn. Solches nun erweislich zu
machen, ist nöthig, daß man von
diesem Wechselnegotio zwey Rech-
nungen halte, nämlich eine vor
Debitoren, und eine vor Credito-
ren, solcher Gestalt, daß man in
der ersten Jnstanz, oder Rechnung
vor Debitoren, allen denjenigen de-
bitire, denen man auf die Messe
giebt, oder vor seine Rechnung an-
ders wohin hat lassen disponiren, re-
spective einem jeden vor solche Sum-
me, die er in der Messe bezahlen
soll, oder davon Wechselbriefe, in
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Wechselhandel
selbiger Messe zu bezahlen haltende
fourniren und verschaffen muß. Auf
die Rechnung von Creditoren hin-
gegen hat man einem jeden zu cre-
ditiren, auf den man in der Messe
traßiret hat, oder durch welchen
man anders wohin vor seine Rech-
nung hat traßiren lassen, und an
oder vor welche man in der Messe
bezahlen, oder zu selbiger Messe sie
mit Wechselbriefen versorgen muß.
Hernachmals, wenn bey dem An-
fange der Messe die Parteyen gegen
einander wirklich scontriret, oder
prolongiret, aßigniret, oder mit
Wechselbriefen saldiret werden: als-
dann muß man die Abschreibung
oder Ueberschreibung von einer oder
andern Rechnung nach Erfordern
verrichten. Solcher gestalt kann
allezeit aus dem Haupt- oder Capi-
talbuche erwiesen werden, wie und
auf was Maaße das ganze Nego-
tium in solcher Messe abgelaufen,
saldiret und geschlossen worden.
Was die (14) Eigenschaften der
realen Wechselhandlung betrifft: so
ist selbige in Städten, wo Cambi-
sten, oder Wechsler wohnen, alle-
zeit vor die (a) reicheste, vornehm-
ste, größeste,
und ansehnlichste
Handlung zu betrachten. Sie ist
nächst der Seehandlung auch die
(b) allergefährlichste, indem darin-
nen einen das Glück bald erhebt,
bald auch wieder darnieder wirft.
Ferner ist sie die (c) allerwichtig-
ste
und allerschwerste, immaßen
sie am allermeisten reife Ueberlegung,
kluge Vorsichtigkeit, unermüdete
Aufmerksamkeit, und genugsame
Erfahrung erfordert, siehe Wechs-
ler.
Jndessen bleibt es doch da-
bey, daß diese Art zu wechseln,
und durch Wechselbriefe sein Geld
in fremde Länder zu übermachen,
auch von solchen auf eben die Wei-
se wieder heraus zu ziehen, ein vor-
treffliches und der ganzen Kauf-
mannschaft, ja andern hohen und

nie-
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Wechſelhandel
bezahlen iſt. Denn hierdurch ver-
wirret man die Courantrechnung,
welche deutlich anzeigen ſoll, wie
man zu jeder Zeit wirklich mit ſei-
nem Correſpondenten ſtehe, und ob
man ſelber oder er Avanzo habe,
oder im Vorſchuß ſey. Deswegen
iſt es noͤthig, durch einen Buchhal-
ter die Wechſelparteyen auf Zeit vor
eigene Rechnung, erſtlich auf eine all-
gemeine, oder auf eine beſondere
Wechſelrechnung zu bringen, und
am Berfalltage dieſes Wechſels ſol-
che wieder abzuſchreiben. Wenn
aber vor eines andern Rechnung auf
Zeit traßiret, oder remittiret wird:
ſo darf keine Partey oder Poſt davon
in dem Journale formiret werden,
bevor man die Tratten wirklich be-
zahlet, oder die Remeſſen bezahlet
werden, da naͤmlich alsdann an
des Correſpondenten Conto corren-
te nach Erfordern eines jedes in
Debito, oder Credito gebracht wer-
den muß. Es iſt auch ein großer
Fehler, daß man in Wechſeln auf
die frankfurter und leipziger Meſ-
ſen alle Parteyen, die man traßirt
und giebt, auf einerley Rechnung
von Oſter- oder Herbſtmeſſen in der
erſten Jnſtanz gegen einander ſetzet.
Denn bey ſolcher einfachen Rech-
nung kann man nicht ſehen, wie
das Negotium eingerichtet, und die
reſpective Parteyen gegen einander
ſcontrirt, prolongirt, oder aßignirt
ſeyn. Solches nun erweislich zu
machen, iſt noͤthig, daß man von
dieſem Wechſelnegotio zwey Rech-
nungen halte, naͤmlich eine vor
Debitoren, und eine vor Credito-
ren, ſolcher Geſtalt, daß man in
der erſten Jnſtanz, oder Rechnung
vor Debitoren, allen denjenigen de-
bitire, denen man auf die Meſſe
giebt, oder vor ſeine Rechnung an-
ders wohin hat laſſen diſponiren, re-
ſpective einem jeden vor ſolche Sum-
me, die er in der Meſſe bezahlen
ſoll, oder davon Wechſelbriefe, in
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Wechſelhandel
ſelbiger Meſſe zu bezahlen haltende
fourniren und verſchaffen muß. Auf
die Rechnung von Creditoren hin-
gegen hat man einem jeden zu cre-
ditiren, auf den man in der Meſſe
traßiret hat, oder durch welchen
man anders wohin vor ſeine Rech-
nung hat traßiren laſſen, und an
oder vor welche man in der Meſſe
bezahlen, oder zu ſelbiger Meſſe ſie
mit Wechſelbriefen verſorgen muß.
Hernachmals, wenn bey dem An-
fange der Meſſe die Parteyen gegen
einander wirklich ſcontriret, oder
prolongiret, aßigniret, oder mit
Wechſelbriefen ſaldiret werden: als-
dann muß man die Abſchreibung
oder Ueberſchreibung von einer oder
andern Rechnung nach Erfordern
verrichten. Solcher geſtalt kann
allezeit aus dem Haupt- oder Capi-
talbuche erwieſen werden, wie und
auf was Maaße das ganze Nego-
tium in ſolcher Meſſe abgelaufen,
ſaldiret und geſchloſſen worden.
Was die (14) Eigenſchaften der
realen Wechſelhandlung betrifft: ſo
iſt ſelbige in Staͤdten, wo Cambi-
ſten, oder Wechsler wohnen, alle-
zeit vor die (a) reicheſte, vornehm-
ſte, groͤßeſte,
und anſehnlichſte
Handlung zu betrachten. Sie iſt
naͤchſt der Seehandlung auch die
(b) allergefaͤhrlichſte, indem darin-
nen einen das Gluͤck bald erhebt,
bald auch wieder darnieder wirft.
Ferner iſt ſie die (c) allerwichtig-
ſte
und allerſchwerſte, immaßen
ſie am allermeiſten reife Ueberlegung,
kluge Vorſichtigkeit, unermuͤdete
Aufmerkſamkeit, und genugſame
Erfahrung erfordert, ſiehe Wechs-
ler.
Jndeſſen bleibt es doch da-
bey, daß dieſe Art zu wechſeln,
und durch Wechſelbriefe ſein Geld
in fremde Laͤnder zu uͤbermachen,
auch von ſolchen auf eben die Wei-
ſe wieder heraus zu ziehen, ein vor-
treffliches und der ganzen Kauf-
mannſchaft, ja andern hohen und

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[[361]/0367] Wechſelhandel Wechſelhandel bezahlen iſt. Denn hierdurch ver- wirret man die Courantrechnung, welche deutlich anzeigen ſoll, wie man zu jeder Zeit wirklich mit ſei- nem Correſpondenten ſtehe, und ob man ſelber oder er Avanzo habe, oder im Vorſchuß ſey. Deswegen iſt es noͤthig, durch einen Buchhal- ter die Wechſelparteyen auf Zeit vor eigene Rechnung, erſtlich auf eine all- gemeine, oder auf eine beſondere Wechſelrechnung zu bringen, und am Berfalltage dieſes Wechſels ſol- che wieder abzuſchreiben. Wenn aber vor eines andern Rechnung auf Zeit traßiret, oder remittiret wird: ſo darf keine Partey oder Poſt davon in dem Journale formiret werden, bevor man die Tratten wirklich be- zahlet, oder die Remeſſen bezahlet werden, da naͤmlich alsdann an des Correſpondenten Conto corren- te nach Erfordern eines jedes in Debito, oder Credito gebracht wer- den muß. Es iſt auch ein großer Fehler, daß man in Wechſeln auf die frankfurter und leipziger Meſ- ſen alle Parteyen, die man traßirt und giebt, auf einerley Rechnung von Oſter- oder Herbſtmeſſen in der erſten Jnſtanz gegen einander ſetzet. Denn bey ſolcher einfachen Rech- nung kann man nicht ſehen, wie das Negotium eingerichtet, und die reſpective Parteyen gegen einander ſcontrirt, prolongirt, oder aßignirt ſeyn. Solches nun erweislich zu machen, iſt noͤthig, daß man von dieſem Wechſelnegotio zwey Rech- nungen halte, naͤmlich eine vor Debitoren, und eine vor Credito- ren, ſolcher Geſtalt, daß man in der erſten Jnſtanz, oder Rechnung vor Debitoren, allen denjenigen de- bitire, denen man auf die Meſſe giebt, oder vor ſeine Rechnung an- ders wohin hat laſſen diſponiren, re- ſpective einem jeden vor ſolche Sum- me, die er in der Meſſe bezahlen ſoll, oder davon Wechſelbriefe, in ſelbiger Meſſe zu bezahlen haltende fourniren und verſchaffen muß. Auf die Rechnung von Creditoren hin- gegen hat man einem jeden zu cre- ditiren, auf den man in der Meſſe traßiret hat, oder durch welchen man anders wohin vor ſeine Rech- nung hat traßiren laſſen, und an oder vor welche man in der Meſſe bezahlen, oder zu ſelbiger Meſſe ſie mit Wechſelbriefen verſorgen muß. Hernachmals, wenn bey dem An- fange der Meſſe die Parteyen gegen einander wirklich ſcontriret, oder prolongiret, aßigniret, oder mit Wechſelbriefen ſaldiret werden: als- dann muß man die Abſchreibung oder Ueberſchreibung von einer oder andern Rechnung nach Erfordern verrichten. Solcher geſtalt kann allezeit aus dem Haupt- oder Capi- talbuche erwieſen werden, wie und auf was Maaße das ganze Nego- tium in ſolcher Meſſe abgelaufen, ſaldiret und geſchloſſen worden. Was die (14) Eigenſchaften der realen Wechſelhandlung betrifft: ſo iſt ſelbige in Staͤdten, wo Cambi- ſten, oder Wechsler wohnen, alle- zeit vor die (a) reicheſte, vornehm- ſte, groͤßeſte, und anſehnlichſte Handlung zu betrachten. Sie iſt naͤchſt der Seehandlung auch die (b) allergefaͤhrlichſte, indem darin- nen einen das Gluͤck bald erhebt, bald auch wieder darnieder wirft. Ferner iſt ſie die (c) allerwichtig- ſte und allerſchwerſte, immaßen ſie am allermeiſten reife Ueberlegung, kluge Vorſichtigkeit, unermuͤdete Aufmerkſamkeit, und genugſame Erfahrung erfordert, ſiehe Wechs- ler. Jndeſſen bleibt es doch da- bey, daß dieſe Art zu wechſeln, und durch Wechſelbriefe ſein Geld in fremde Laͤnder zu uͤbermachen, auch von ſolchen auf eben die Wei- ſe wieder heraus zu ziehen, ein vor- treffliches und der ganzen Kauf- mannſchaft, ja andern hohen und nie- Z 5

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [361]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/367>, abgerufen am 22.11.2024.