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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wechselbrief
Nichtmeßwechsel, oder Jrregu-
lierwechsel: 1) Meßwechsel,
oder
Regulierwechsel, lat. Cambium re-
gulare
,
und Cambium Feriarum,
heißt ein Wechsel, der entweder an
Meßorten, oder in Meßzeiten, oder
auch in andern Plätzen außer den
Messen, jedoch in Absicht auf selbi-
ge Messen, geschlossen worden.
Denn man wechselt nicht allein an
auswärtigen Orten auf die Messen;
sondern auch an den Orten, wo die
Messen, oder Märkte gehalten wer-
den, und zwar nicht allein zwischen
den Meßzeiten, auf die nächst kom-
menden Messen, sondern auch in den
Messen selber, auf die nachfolgende
Messe; selten aber in einer zweyten,
oder dritten folgenden Messe zu be-
zahlen, obschon, wenn solcher Ge-
stalt negotiiret, und in den Wech-
selbriefen wohl und deutlich, wenn
die Bezahlung geschehen muß, aus-
gedrücket worden, solches Wechsel-
negotium, ungeachtet einige dieses
widersprechen, fest und steif muß
gehalten werden, und der Traßirer,
was auch immer vor Verhinderun-
gen vorfallen können, seinen Con-
tract zu halten schuldig ist. Wenn
man nur bloß auf eine Messe sotha-
niges Orts tractiret: so versteht
man die erst kommende Messe, und
daß die Bezahlung auf die gewöhn-
liche Bezahlzeit derselben geschehe.
Es ist aber gewöhnlicher, daß, wenn
man Briefe auf eine Messe machet,
die noch nicht angegangen ist, man
bey der Bezahlungszeit setzet: auf
die instehende, zukünftige,
oder
erstkommende Messe bezahle der
Herr
etc. Gleichwie, wenn die
Messe sich bereits angefangen hat,
man in die Briefe zu setzen pflegt:
auf die gegenwärtige z. E. (Oster-)
Messe bezahle der Herr
etc. demje-
nigen, der auf eine Messe remitti-
ret, gebühret, die Wechselbriefe so
zeitig zu fordern, und zu versenden,
daß solche vor Anfang der Messe,
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Wechselbrief
oder längstens innerhalb der gewöhn-
lichen Acceptationszeit, daselbst an
Ort und Stelle seyn können, weil
aus dem Ankommen der Briefe in
der Bezahlzeit Unordnung entsteht.
Die Acceptation der Meßwechsel
soll eigentlich nicht eher, als in den
Messen geschehen, und hat auch der
Bezogene vor Anfang der Messe
nicht nöthig, sich zu erklären, ob er
die Briefe acceptiren werde oder
nicht; jedoch in der Messe muß sol-
ches innerhalb einer präcisen ge-
stellten Zeit geschehen, oder des
Briefes Jnhaber ist befugt, wegen
nicht geschehener Acceptation zu
protestiren. Wenn aber gleichwol
die Acceptation eines Wechselbrie-
fes, der in der Messe zu bezahlen
lautet, vor Anfang der Messe ge-
schehen, ob es schon wider Ordre
und Gewohnheit geschieht: so ver-
bindet solches dennoch die Accepta-
tion, und kann er sich solches nicht
gereuen, oder sich davon befreyen
lassen. Siehe Acceptationszeit. Die
Bezahlung der Meßwechsel geschieht
meistens durch Girirung, oder
mündliche Rescontren, wovon gleich-
wol eine umständliche Notiz bey den-
jenigen, die die Rescontren machen,
gehalten wird: und wird solches in
einigen Messen allein in eine Straz-
za, oder in ein Memorial geschrie-
ben; aber in einigen Messen müssen
die Rescontren wol und deutlich mit
Feder und Dinte durch die Rescon-
trirer in ihren Scontrobüchern an-
gemerket werden, damit hierdurch
bey entstehendem Unfalle allem Be-
truge und Dispüten vorgekommen
werde, s. Wechselzahlung. Denn
wenn diese Rescontren geschehen sind,
wird es von gleicher Kraft gehalten,
als wenn die Gelder baar wären
aufgezahlet worden. Diejenige Be-
zahlung, welche durch Riscontro
nicht mit Saldo, und daß es gleich
aufgeht, geschehen kann, vergütet
man vollends den letzten Tag in der

Zahl-
V. Theil. Y

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Wechſelbrief
Nichtmeßwechſel, oder Jrregu-
lierwechſel: 1) Meßwechſel,
oder
Regulierwechſel, lat. Cambium re-
gulare
,
und Cambium Feriarum,
heißt ein Wechſel, der entweder an
Meßorten, oder in Meßzeiten, oder
auch in andern Plaͤtzen außer den
Meſſen, jedoch in Abſicht auf ſelbi-
ge Meſſen, geſchloſſen worden.
Denn man wechſelt nicht allein an
auswaͤrtigen Orten auf die Meſſen;
ſondern auch an den Orten, wo die
Meſſen, oder Maͤrkte gehalten wer-
den, und zwar nicht allein zwiſchen
den Meßzeiten, auf die naͤchſt kom-
menden Meſſen, ſondern auch in den
Meſſen ſelber, auf die nachfolgende
Meſſe; ſelten aber in einer zweyten,
oder dritten folgenden Meſſe zu be-
zahlen, obſchon, wenn ſolcher Ge-
ſtalt negotiiret, und in den Wech-
ſelbriefen wohl und deutlich, wenn
die Bezahlung geſchehen muß, aus-
gedruͤcket worden, ſolches Wechſel-
negotium, ungeachtet einige dieſes
widerſprechen, feſt und ſteif muß
gehalten werden, und der Traßirer,
was auch immer vor Verhinderun-
gen vorfallen koͤnnen, ſeinen Con-
tract zu halten ſchuldig iſt. Wenn
man nur bloß auf eine Meſſe ſotha-
niges Orts tractiret: ſo verſteht
man die erſt kommende Meſſe, und
daß die Bezahlung auf die gewoͤhn-
liche Bezahlzeit derſelben geſchehe.
Es iſt aber gewoͤhnlicher, daß, wenn
man Briefe auf eine Meſſe machet,
die noch nicht angegangen iſt, man
bey der Bezahlungszeit ſetzet: auf
die inſtehende, zukuͤnftige,
oder
erſtkommende Meſſe bezahle der
Herr
ꝛc. Gleichwie, wenn die
Meſſe ſich bereits angefangen hat,
man in die Briefe zu ſetzen pflegt:
auf die gegenwaͤrtige z. E. (Oſter-)
Meſſe bezahle der Herr
ꝛc. demje-
nigen, der auf eine Meſſe remitti-
ret, gebuͤhret, die Wechſelbriefe ſo
zeitig zu fordern, und zu verſenden,
daß ſolche vor Anfang der Meſſe,
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Wechſelbrief
oder laͤngſtens innerhalb der gewoͤhn-
lichen Acceptationszeit, daſelbſt an
Ort und Stelle ſeyn koͤnnen, weil
aus dem Ankommen der Briefe in
der Bezahlzeit Unordnung entſteht.
Die Acceptation der Meßwechſel
ſoll eigentlich nicht eher, als in den
Meſſen geſchehen, und hat auch der
Bezogene vor Anfang der Meſſe
nicht noͤthig, ſich zu erklaͤren, ob er
die Briefe acceptiren werde oder
nicht; jedoch in der Meſſe muß ſol-
ches innerhalb einer praͤciſen ge-
ſtellten Zeit geſchehen, oder des
Briefes Jnhaber iſt befugt, wegen
nicht geſchehener Acceptation zu
proteſtiren. Wenn aber gleichwol
die Acceptation eines Wechſelbrie-
fes, der in der Meſſe zu bezahlen
lautet, vor Anfang der Meſſe ge-
ſchehen, ob es ſchon wider Ordre
und Gewohnheit geſchieht: ſo ver-
bindet ſolches dennoch die Accepta-
tion, und kann er ſich ſolches nicht
gereuen, oder ſich davon befreyen
laſſen. Siehe Acceptationszeit. Die
Bezahlung der Meßwechſel geſchieht
meiſtens durch Girirung, oder
muͤndliche Reſcontren, wovon gleich-
wol eine umſtaͤndliche Notiz bey den-
jenigen, die die Reſcontren machen,
gehalten wird: und wird ſolches in
einigen Meſſen allein in eine Straz-
za, oder in ein Memorial geſchrie-
ben; aber in einigen Meſſen muͤſſen
die Reſcontren wol und deutlich mit
Feder und Dinte durch die Reſcon-
trirer in ihren Scontrobuͤchern an-
gemerket werden, damit hierdurch
bey entſtehendem Unfalle allem Be-
truge und Diſpuͤten vorgekommen
werde, ſ. Wechſelzahlung. Denn
wenn dieſe Reſcontren geſchehen ſind,
wird es von gleicher Kraft gehalten,
als wenn die Gelder baar waͤren
aufgezahlet worden. Diejenige Be-
zahlung, welche durch Riſcontro
nicht mit Saldo, und daß es gleich
aufgeht, geſchehen kann, verguͤtet
man vollends den letzten Tag in der

Zahl-
V. Theil. Y
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[[337]/0343] Wechſelbrief Wechſelbrief Nichtmeßwechſel, oder Jrregu- lierwechſel: 1) Meßwechſel, oder Regulierwechſel, lat. Cambium re- gulare, und Cambium Feriarum, heißt ein Wechſel, der entweder an Meßorten, oder in Meßzeiten, oder auch in andern Plaͤtzen außer den Meſſen, jedoch in Abſicht auf ſelbi- ge Meſſen, geſchloſſen worden. Denn man wechſelt nicht allein an auswaͤrtigen Orten auf die Meſſen; ſondern auch an den Orten, wo die Meſſen, oder Maͤrkte gehalten wer- den, und zwar nicht allein zwiſchen den Meßzeiten, auf die naͤchſt kom- menden Meſſen, ſondern auch in den Meſſen ſelber, auf die nachfolgende Meſſe; ſelten aber in einer zweyten, oder dritten folgenden Meſſe zu be- zahlen, obſchon, wenn ſolcher Ge- ſtalt negotiiret, und in den Wech- ſelbriefen wohl und deutlich, wenn die Bezahlung geſchehen muß, aus- gedruͤcket worden, ſolches Wechſel- negotium, ungeachtet einige dieſes widerſprechen, feſt und ſteif muß gehalten werden, und der Traßirer, was auch immer vor Verhinderun- gen vorfallen koͤnnen, ſeinen Con- tract zu halten ſchuldig iſt. Wenn man nur bloß auf eine Meſſe ſotha- niges Orts tractiret: ſo verſteht man die erſt kommende Meſſe, und daß die Bezahlung auf die gewoͤhn- liche Bezahlzeit derſelben geſchehe. Es iſt aber gewoͤhnlicher, daß, wenn man Briefe auf eine Meſſe machet, die noch nicht angegangen iſt, man bey der Bezahlungszeit ſetzet: auf die inſtehende, zukuͤnftige, oder erſtkommende Meſſe bezahle der Herr ꝛc. Gleichwie, wenn die Meſſe ſich bereits angefangen hat, man in die Briefe zu ſetzen pflegt: auf die gegenwaͤrtige z. E. (Oſter-) Meſſe bezahle der Herr ꝛc. demje- nigen, der auf eine Meſſe remitti- ret, gebuͤhret, die Wechſelbriefe ſo zeitig zu fordern, und zu verſenden, daß ſolche vor Anfang der Meſſe, oder laͤngſtens innerhalb der gewoͤhn- lichen Acceptationszeit, daſelbſt an Ort und Stelle ſeyn koͤnnen, weil aus dem Ankommen der Briefe in der Bezahlzeit Unordnung entſteht. Die Acceptation der Meßwechſel ſoll eigentlich nicht eher, als in den Meſſen geſchehen, und hat auch der Bezogene vor Anfang der Meſſe nicht noͤthig, ſich zu erklaͤren, ob er die Briefe acceptiren werde oder nicht; jedoch in der Meſſe muß ſol- ches innerhalb einer praͤciſen ge- ſtellten Zeit geſchehen, oder des Briefes Jnhaber iſt befugt, wegen nicht geſchehener Acceptation zu proteſtiren. Wenn aber gleichwol die Acceptation eines Wechſelbrie- fes, der in der Meſſe zu bezahlen lautet, vor Anfang der Meſſe ge- ſchehen, ob es ſchon wider Ordre und Gewohnheit geſchieht: ſo ver- bindet ſolches dennoch die Accepta- tion, und kann er ſich ſolches nicht gereuen, oder ſich davon befreyen laſſen. Siehe Acceptationszeit. Die Bezahlung der Meßwechſel geſchieht meiſtens durch Girirung, oder muͤndliche Reſcontren, wovon gleich- wol eine umſtaͤndliche Notiz bey den- jenigen, die die Reſcontren machen, gehalten wird: und wird ſolches in einigen Meſſen allein in eine Straz- za, oder in ein Memorial geſchrie- ben; aber in einigen Meſſen muͤſſen die Reſcontren wol und deutlich mit Feder und Dinte durch die Reſcon- trirer in ihren Scontrobuͤchern an- gemerket werden, damit hierdurch bey entſtehendem Unfalle allem Be- truge und Diſpuͤten vorgekommen werde, ſ. Wechſelzahlung. Denn wenn dieſe Reſcontren geſchehen ſind, wird es von gleicher Kraft gehalten, als wenn die Gelder baar waͤren aufgezahlet worden. Diejenige Be- zahlung, welche durch Riſcontro nicht mit Saldo, und daß es gleich aufgeht, geſchehen kann, verguͤtet man vollends den letzten Tag in der Zahl- V. Theil. Y

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [337]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/343>, abgerufen am 22.11.2024.