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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Talkbaum
der Größe eines Kirschbaums, und
hat eine glatte Rinde. Seine Blät-
ter haben die Gestalt eines Herzens,
und eine lebhaft rothe Farbe. Die
Frucht wird von einer Hülse, bey
nahe auf eben die Art, wie die Ka-
stanien, beschlossen. Sie besteht
aus drey weißen und runden Ker-
nen von der Größe und Gestalt einer
Haselnuß, von denen jede eine be-
sondere Capsel und inwendig einen
kleinen Kern hat. Das weiße We-
sen, welches diesen Kern umgiebt,
hat alle Eigenschaften des wirkli-
chen Talks, oder Talchs, seine Här-
te, Farbe, und so gar den Geruch.
Die Chineser machen auch wirklich
Lichte daraus, die eben so gut seyn
würden, als die europäischen, wenn
sie dieses gewachsene Jnschlitt eben
so zu reinigen wüßten, wie wir das
Talk von den Thieren ausschmelzen.
Alles, was sie dabey thun, wenn sie
Lichte daraus machen, besteht dar-
inn, daß sie ein wenig Oel darunter
mengen, um dieses Jnschlitt weicher
und geschmeidiger zu machen. Es
ist | zwar an dem, daß die daraus
gemachten Lichte einen dickern Rauch
machen, und nicht so helle brennen,
als die unsrigen; allein dieses rüh-
ret von den Dachten her, die sie da-
zu gebrauchen, welche nicht von
Baumwolle, sondern aus einer klei-
nen Ruthe von trocknem und leich-
tem Holze gemacht sind, welche man
mit dem Marke aus Rohr um-
windet.

Tamaraca, siehe Brasilien.

Tamarinden oder Tamarinten,
lat. Tamarindi, Acacia indica, oder
Siliqua indica, franz. Tamarin,
portug. Tamarindos, eine Gattung
einer zur Arztney dienlichen und
den Leib eröffnenden Frucht, von
einem säuerlichen und ziemlich ange-
nehmen Geschmacke, so aus den Mor-
genländern zu uns gebracht wird.
Den (1) Namen der Tamarinden
hat sie von den Arabern erhalten,
[Spaltenumbruch]

Tamarinden
bey welchen Tamarhendi so viel als
indianische Frucht heißt. Der
(2) Baum, welcher diese Frucht
trägt, wächst überall in Ostindien,
als in Bengala, Cambaya, Gusura-
te, auf der Jnsel Java, Zeilon und
Madagascar; in Africa unter andern
um den Fluß Senegal, in Aethiopien,
in Aegypten; wie auch in Arabien;
und | an einigen Orten in America. Von
den Jndianern wird | er Baram-
pulli,
oder Maderam-pulli, und
von den Aegyptern Terelside genen-
net. Er wächst in gedachten Län-
dern wild; erlangt die Größe eines
Eschen- oder Pflaumenbaumes, oder,
wie andere sagen, eines Nußbaums;
hat viel lange und dünne Zweige,
von einer dunkeln Farbe, die an ih-
rem Ende viel kleine und paarweise
an einem Stiele stehende Blätter,
wie unser Farrenkraut, haben. Die
Blüten, welche dieser Baum her-
vorbringt, sind gelb licht, und nicht,
wie andere sagen, im Anfange röth-
licht, wie die Pfirsichblüten, und
hernach weiß, wie die Pomeranzen-
blüten, und noch vielweniger ro-
senroth. Aus denselben wachsen
dicke Schoten, die im Anfange grün
sind, hernach aber roth, und endlich
wenn sie reifen, braun werden.
Solche Schoten enthalten inwendig
ein schwarzes säuerliches Mark, in
welchem bis 4 platte, braune, und
harte, dem Lupinensaamen ähnliche
Kerne liegen. Diese (3) Früchte
oder Schoten werden theils wenn
sie noch jung und grün sind, theils
aber auch, wenn sie halb reif sind,
und theils wenn sie ganz reif sind,
entweder mit Zucker oder Honig
in Töpfen eingemacht, und also von
den morgenländischen Völkern, wenn
sie über Land reisen, mit sich geführet,
um dadurch den Durst zu löschen;
theils auch eingesalzen, und sowol
von den Jndianern, als den in Ost-
indien wohnhaften Europäern an die
Speisen gebrauchet, um denenselben

einen

[Spaltenumbruch]

Talkbaum
der Groͤße eines Kirſchbaums, und
hat eine glatte Rinde. Seine Blaͤt-
ter haben die Geſtalt eines Herzens,
und eine lebhaft rothe Farbe. Die
Frucht wird von einer Huͤlſe, bey
nahe auf eben die Art, wie die Ka-
ſtanien, beſchloſſen. Sie beſteht
aus drey weißen und runden Ker-
nen von der Groͤße und Geſtalt einer
Haſelnuß, von denen jede eine be-
ſondere Capſel und inwendig einen
kleinen Kern hat. Das weiße We-
ſen, welches dieſen Kern umgiebt,
hat alle Eigenſchaften des wirkli-
chen Talks, oder Talchs, ſeine Haͤr-
te, Farbe, und ſo gar den Geruch.
Die Chineſer machen auch wirklich
Lichte daraus, die eben ſo gut ſeyn
wuͤrden, als die europaͤiſchen, wenn
ſie dieſes gewachſene Jnſchlitt eben
ſo zu reinigen wuͤßten, wie wir das
Talk von den Thieren ausſchmelzen.
Alles, was ſie dabey thun, wenn ſie
Lichte daraus machen, beſteht dar-
inn, daß ſie ein wenig Oel darunter
mengen, um dieſes Jnſchlitt weicher
und geſchmeidiger zu machen. Es
iſt | zwar an dem, daß die daraus
gemachten Lichte einen dickern Rauch
machen, und nicht ſo helle brennen,
als die unſrigen; allein dieſes ruͤh-
ret von den Dachten her, die ſie da-
zu gebrauchen, welche nicht von
Baumwolle, ſondern aus einer klei-
nen Ruthe von trocknem und leich-
tem Holze gemacht ſind, welche man
mit dem Marke aus Rohr um-
windet.

Tamaraca, ſiehe Braſilien.

Tamarinden oder Tamarinten,
lat. Tamarindi, Acacia indica, oder
Siliqua indica, franz. Tamarin,
portug. Tamarindos, eine Gattung
einer zur Arztney dienlichen und
den Leib eroͤffnenden Frucht, von
einem ſaͤuerlichen und ziemlich ange-
nehmen Geſchmacke, ſo aus den Mor-
genlaͤndern zu uns gebracht wird.
Den (1) Namen der Tamarinden
hat ſie von den Arabern erhalten,
[Spaltenumbruch]

Tamarinden
bey welchen Tamarhendi ſo viel als
indianiſche Frucht heißt. Der
(2) Baum, welcher dieſe Frucht
traͤgt, waͤchſt uͤberall in Oſtindien,
als in Bengala, Cambaya, Guſura-
te, auf der Jnſel Java, Zeilon und
Madagaſcar; in Africa unter andern
um den Fluß Senegal, in Aethiopien,
in Aegypten; wie auch in Arabien;
und | an einigen Orten in America. Von
den Jndianern wird | er Baram-
pulli,
oder Maderam-pulli, und
von den Aegyptern Terelſide genen-
net. Er waͤchſt in gedachten Laͤn-
dern wild; erlangt die Groͤße eines
Eſchen- oder Pflaumenbaumes, oder,
wie andere ſagen, eines Nußbaums;
hat viel lange und duͤnne Zweige,
von einer dunkeln Farbe, die an ih-
rem Ende viel kleine und paarweiſe
an einem Stiele ſtehende Blaͤtter,
wie unſer Farrenkraut, haben. Die
Bluͤten, welche dieſer Baum her-
vorbringt, ſind gelb licht, und nicht,
wie andere ſagen, im Anfange roͤth-
licht, wie die Pfirſichbluͤten, und
hernach weiß, wie die Pomeranzen-
bluͤten, und noch vielweniger ro-
ſenroth. Aus denſelben wachſen
dicke Schoten, die im Anfange gruͤn
ſind, hernach aber roth, und endlich
wenn ſie reifen, braun werden.
Solche Schoten enthalten inwendig
ein ſchwarzes ſaͤuerliches Mark, in
welchem bis 4 platte, braune, und
harte, dem Lupinenſaamen aͤhnliche
Kerne liegen. Dieſe (3) Fruͤchte
oder Schoten werden theils wenn
ſie noch jung und gruͤn ſind, theils
aber auch, wenn ſie halb reif ſind,
und theils wenn ſie ganz reif ſind,
entweder mit Zucker oder Honig
in Toͤpfen eingemacht, und alſo von
den morgenlaͤndiſchen Voͤlkern, wenn
ſie uͤber Land reiſen, mit ſich gefuͤhret,
um dadurch den Durſt zu loͤſchen;
theils auch eingeſalzen, und ſowol
von den Jndianern, als den in Oſt-
indien wohnhaften Europaͤern an die
Speiſen gebrauchet, um denenſelben

einen
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[[27]/0033] Talkbaum Tamarinden der Groͤße eines Kirſchbaums, und hat eine glatte Rinde. Seine Blaͤt- ter haben die Geſtalt eines Herzens, und eine lebhaft rothe Farbe. Die Frucht wird von einer Huͤlſe, bey nahe auf eben die Art, wie die Ka- ſtanien, beſchloſſen. Sie beſteht aus drey weißen und runden Ker- nen von der Groͤße und Geſtalt einer Haſelnuß, von denen jede eine be- ſondere Capſel und inwendig einen kleinen Kern hat. Das weiße We- ſen, welches dieſen Kern umgiebt, hat alle Eigenſchaften des wirkli- chen Talks, oder Talchs, ſeine Haͤr- te, Farbe, und ſo gar den Geruch. Die Chineſer machen auch wirklich Lichte daraus, die eben ſo gut ſeyn wuͤrden, als die europaͤiſchen, wenn ſie dieſes gewachſene Jnſchlitt eben ſo zu reinigen wuͤßten, wie wir das Talk von den Thieren ausſchmelzen. Alles, was ſie dabey thun, wenn ſie Lichte daraus machen, beſteht dar- inn, daß ſie ein wenig Oel darunter mengen, um dieſes Jnſchlitt weicher und geſchmeidiger zu machen. Es iſt | zwar an dem, daß die daraus gemachten Lichte einen dickern Rauch machen, und nicht ſo helle brennen, als die unſrigen; allein dieſes ruͤh- ret von den Dachten her, die ſie da- zu gebrauchen, welche nicht von Baumwolle, ſondern aus einer klei- nen Ruthe von trocknem und leich- tem Holze gemacht ſind, welche man mit dem Marke aus Rohr um- windet. Tamaraca, ſiehe Braſilien. Tamarinden oder Tamarinten, lat. Tamarindi, Acacia indica, oder Siliqua indica, franz. Tamarin, portug. Tamarindos, eine Gattung einer zur Arztney dienlichen und den Leib eroͤffnenden Frucht, von einem ſaͤuerlichen und ziemlich ange- nehmen Geſchmacke, ſo aus den Mor- genlaͤndern zu uns gebracht wird. Den (1) Namen der Tamarinden hat ſie von den Arabern erhalten, bey welchen Tamarhendi ſo viel als indianiſche Frucht heißt. Der (2) Baum, welcher dieſe Frucht traͤgt, waͤchſt uͤberall in Oſtindien, als in Bengala, Cambaya, Guſura- te, auf der Jnſel Java, Zeilon und Madagaſcar; in Africa unter andern um den Fluß Senegal, in Aethiopien, in Aegypten; wie auch in Arabien; und | an einigen Orten in America. Von den Jndianern wird | er Baram- pulli, oder Maderam-pulli, und von den Aegyptern Terelſide genen- net. Er waͤchſt in gedachten Laͤn- dern wild; erlangt die Groͤße eines Eſchen- oder Pflaumenbaumes, oder, wie andere ſagen, eines Nußbaums; hat viel lange und duͤnne Zweige, von einer dunkeln Farbe, die an ih- rem Ende viel kleine und paarweiſe an einem Stiele ſtehende Blaͤtter, wie unſer Farrenkraut, haben. Die Bluͤten, welche dieſer Baum her- vorbringt, ſind gelb licht, und nicht, wie andere ſagen, im Anfange roͤth- licht, wie die Pfirſichbluͤten, und hernach weiß, wie die Pomeranzen- bluͤten, und noch vielweniger ro- ſenroth. Aus denſelben wachſen dicke Schoten, die im Anfange gruͤn ſind, hernach aber roth, und endlich wenn ſie reifen, braun werden. Solche Schoten enthalten inwendig ein ſchwarzes ſaͤuerliches Mark, in welchem bis 4 platte, braune, und harte, dem Lupinenſaamen aͤhnliche Kerne liegen. Dieſe (3) Fruͤchte oder Schoten werden theils wenn ſie noch jung und gruͤn ſind, theils aber auch, wenn ſie halb reif ſind, und theils wenn ſie ganz reif ſind, entweder mit Zucker oder Honig in Toͤpfen eingemacht, und alſo von den morgenlaͤndiſchen Voͤlkern, wenn ſie uͤber Land reiſen, mit ſich gefuͤhret, um dadurch den Durſt zu loͤſchen; theils auch eingeſalzen, und ſowol von den Jndianern, als den in Oſt- indien wohnhaften Europaͤern an die Speiſen gebrauchet, um denenſelben einen

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [27]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/33>, abgerufen am 21.11.2024.